was irgendwo stattfindet. Ich hatte gehofft, so hatten wir bei den Haushaltsberatungen, als Sie die Idee zum ersten Mal formulierten, dass wir uns vollschulische Ausbildungsgänge anschauen, dass wir dem nachgehen würden, weil ich die Fragen – ich sage gleich mehr dazu – aus bestimmten Gründen hochspannend finde.
Mir ist aber nicht klar, bzw. es wurde mir jetzt im Zuge der Ausführungen klarer, dass immer Ausbildung und Bildungsgänge durcheinandergeworfen werden und Sie doch über Bildungsgänge sprechen und nicht über Ausbildung. Der Unterschied wäre, dass man sich überhaupt mal anguckt: Wo haben wir Ausbildungsgeschichten, die nicht dual sind? – Ich weiß nicht, ob Sie jetzt die Erzieher- und Erzieherinnenausbildung oder die Pflegeausbildung rückbauen wollen – die sind schulisch –, welche Sie mit vollschulisch überhaupt meinen. Worauf dann immer abgehoben wird, ist ein ganz anderer Bereich. Das ist der Übergangsbereich der Bildungsgänge der Jugendlichen, die wir noch nicht in Ausbildung bekommen haben, weder vollschulisch noch dual.
Es wäre absolut hilfreich, und ich finde den Hinweis, dass man mal mit den Schülerinnen und Schülern redet, oder dass man sich wenigstens die Lage der Schülerinnen und Schüler anschaut und die auch mal zählt, hilfreich, wie die Kollegien Brychcy angedeutet hat. Wir haben in den Berliner Schulen Jahr für Jahr mehr, im letzten Jahr 23 000 Schulabgängerinnen und -abgänger, und wir haben relativ stabile Zahlen über die Jahre, wie viele Ausbildungsplätze wir in Berlin haben. Das sind immer 15 000 bis 16 000. Das heißt, wir haben ein strukturelles Problem, dass zwischen 5 000 und 10 000 Jugendliche mehr von den Schulen abgehen, als der Markt aufnehmen kann.
immer an dem Punkt stecken, wenn diese Bildungsgänge angeschaut werden sollen, dass implizit dort steht: Dann schauen wir, wo wir Doppelstrukturen abbauen, da schauen wir, wo wir reduzieren können, damit die Jugendlichen in Ausbildung gehen.
Dann sagt der Herr Stettner: nur in marktrelevante Ausbildungen. – Das ist Bestenauslese nach dem Motto: Vielleicht kommen ein paar mehr in der Ausbildung an, wenn wir dafür Tausende von Jugendlichen auf der Straße lassen.
Stimmen Sie mir zu, dass wir beide, auch Sie, mit dem Senat, der das im Koalitionsvertrag so stehen hat, die Anschlussfähigkeit der Ausbildung in den Fokus nehmen, und das impliziert natürlich eine Anschlussfähigkeit an den Arbeitsmarkt, oder haben wir da einen Dissens?
Vielen Dank! Wenn Sie sagen, dass es bei den Bildungsgängen nicht um Marktrelevanz geht, was ist denn Ihr Konzept, wenn wir nicht marktrelevante Bildungsgänge durchführen, sprich, unsere Jugendlichen ausbilden und wir vorher schon wissen, dass die nicht im Markt landen werden? Ist Ihr Gedanke eine achtzigjährige Dauerbeschäftigung in Vollzeit, oder was ist Ihre Lösung dafür?
Frau Jasper-Winter! Sie haben absolut recht. Ich habe es höchstpersönlich in den Koalitionsvertrag hineinformuliert, dass es um Anschlussfähigkeit geht, insbesondere übrigens bei den allgemeinbildenden Schulen. Ich werbe dafür, dass wir diese Zahlen und Qualifikationsstände angucken, die aus den allgemeinbildenden Schulen kommen.
Niemand wehrt sich dagegen, und es wurde erwähnt, dass es schon gemacht wurde, dass man die Bildungsgänge im Einzelnen evaluiert. Ich sage nur, dass ab einem bestimmten Punkt die Gespräche immer steckengeblieben sind, und da mache ich gleich weiter: warum sie steckengeblieben sind und was ich glaube, wie wir weiterkommen können?
Lieber Herr Stettner! Ich wollte zu Ihrer Frage noch später kommen. Ja, ich glaube, dass wir im Moment eine demografische Situation haben, wo zu viele verschiedene Bereiche um zu wenige Nachwuchskräfte streiten. Wenn Sie „Marktrelevanz“ sagen, meinen Sie de facto die Wirtschaft, und ich sage: Wir brauchen die ganze Breite für die gesamte Gesellschaft, weil in allen Bereichen, nicht nur, weil es so etwas wie eine Berufswahlfreiheit für die Jugendlichen gibt, sondern auch, weil Ihre Marktrelevanzbegriffe dann in der Vergangenheit immer dazu geführt haben, dass man Bereiche, die man braucht, übersehen hat und dass wir deshalb Erzieher-und Erzieherinnenmangel, Pflegekräftemangel u. Ä. haben.
Zurück zu Frau Jasper-Winter: Wo bleiben wir stecken? – Wir bleiben immer dann stecken, wenn die Untersuchung der Bildungsgänge mit der immanenten Drohung, dass wir eigentlich gucken, wo wir reduzieren können, in der Grundhaltung der Opposition verbal unterlegt wird. Deshalb hebe ich auf dieses strukturelle Problem ab. Es ist die falsche Frage, wo wir reduzieren müssen. Wir haben auch im berufsbildenden Bereich noch nicht zur Kenntnis genommen, wie die Schüler und Schülerinnenzahlen steigen. Wir arbeiten uns seit Jahren daran ab: Die eine Seite sagt, die Betriebe müssen mehr ausbilden, und die andere sagt, wir müssen die Bildungsgänge reduzieren.
Alle stellen immer die falschen Fragen, statt zu sagen: Was ist die Wirtschaftsstruktur des Arbeitsmarkts in Berlin? Wohin entwickelt sich die Zukunft der Arbeit? Ist es vielleicht dauerhaft, dass die Unternehmen in ihrer flexiblen Spezialisierung überhaupt nicht mehr dem Bild der dualen Ausbildung gerecht werden, weil das Beruflichkeitsbild nicht heißt: Ich bilde für einen Betrieb aus. – Das ist nicht das Bild der Beruflichkeit, sondern dass ich in allen Betrieben eines Berufsbereiches, eines Handwerks, einer Branche operieren kann. Deshalb brauchen wir überbetriebliche Ausbildungsstätten auch im Handwerk, weil gar nicht mehr alle Betriebe alle Maschinen haben und alle Abläufe haben, die man braucht, um vernünftig ausbilden zu können. Wenn man diese Fragen mal ernst nehmen würde, statt nur: Die eine Seite wirft der anderen Seite etwas vor, und der eine möchte den anderen kleiner oder größer machen, oder die Jugendlichen sind die falschen, dann wären wir am Beginn eines ernsthaften Gesprächs. In der Tat ist für mich der Ausgangspunkt: Wir geben keinen einzigen Jugendlichen, keine einzige Jugendliche verloren. Ich baue nicht irgendetwas ab, nur damit die Chance hypothetisch steigt, in Ausbildungsbetriebe zu kommen, die es nicht gibt. – Vielen Dank!
Vielen Dank! – Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Es wird die Überweisung des Antrags federführend an den Ausschuss für Bildung, Jugend und Familie und mitberatend an den Ausschuss für Integration, Arbeit und Soziales sowie an den Hauptausschuss empfohlen. – Widerspruch hierzu höre ich nicht, dann verfahren wir so.
Antrag der Fraktion der SPD, der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Drucksache 18/2326
Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Stettner ist auch im Haus. Jetzt kommt mal ein Antrag, wo wir uns am Ende wahrscheinlich alle einig sind und wo ich eher das Vergnügen habe, nichts ablehnen zu müssen, sondern ganz intensiv für etwas werbe.
Mit dem Programm „Berlin hat Talent“ organisiert Berlin in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund und der Bildungsverwaltung seit einigen Jahren erfolgreich, dass Kinder einen Weg in den Sport gewiesen bekommen. Grundlage dafür ist der Deutsche Motorik-Test, der mit den Kindern der 3. Klasse bundesweit durchgeführt wird und in dem in einem standardisierten Verfahren die motorischen Fähigkeiten der Kinder bewertet werden.
In Berlin funktioniert das dann aber weitergehend. Nach dem Motoriktest erhalten die Kinder die Möglichkeit, drei Monate lang kostenfrei in einem Sportverein mitzumachen. Dabei geht es darum, dass Kinder, die einen motorischen Förderbedarf haben, also aus den nicht so bewegungsfreudigen und sportaffinen Familien kommen, in Bewegungsfördergruppen die Möglichkeit bekommen, spielerisch mit dem Sport in Berührung zu kommen. Das Ziel ist eben auch, und das ist auf ein ganzes Jahr angelegt, dass die danach im Sportverein bleiben, eine Sportart für sich entdecken und im besten Fall lebenslang Sport weiterbetreiben.
Dann gibt es – und das kommt im Namen auch vor, „Berlin hat Talent“ – sportlich besonders talentierte Kinder, und diese bekommen die Einladung im Rahmen von Talenttagen, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und auch einen Weg in den Sportverein, aber dann eher in
Die finanziellen Mittel hatten es bisher ermöglicht, das Programm in sechs Bezirken durchzuführen. Wir sind mit Beginn des Schuljahres 2019/2020 jetzt in acht Bezirken mit „Berlin hat Talent“ vertreten, und die Koalition wird sich mit dem neuen Doppelhaushalt klar zu dem Programm bekennen, und zwar sowohl mit Mitteln, die über den Einzelplan 05 für Sport als auch über den Einzelplan 10 für Bildung zur Verfügung stehen. Die Mittel, die zur Verfügung stehen, werden wir in etwa verdoppeln. Wir tun das in der Erwartung, dass künftig Kinder aus allen Berliner Bezirken von der Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen profitieren können.
Was wir uns auch wünschen ist, dass „Berlin hat Talent“ eine Komponente erhält, mit der auch Kinder mit Behinderung leichter den Weg in den Freizeitsport, aber eben auch in den Leistungssport finden.
Die Einbindung des Landessportbunds, von Partnervereinen und übrigens auch jungen Übungsleiterinnen und Übungsleitern aus den Eliteschulen des Sports garantieren ein fachlich hochwertiges Sportangebot. Mit dieser Kombination aus Talent- und Bewegungsförderung hat Berlin ein großartiges Angebot geschaffen, das nun weiter ausgebaut werden kann. Wir stellen also mehr Geld zur Verfügung, damit das Programm weitergehen und ausgebaut werden kann. Damit kann „Berlin hat Talent“ einen Platz im System der Sportförderung in Berlin haben. Die besteht darin, dass schon in den Kitas Bewegung gefördert wird, dass Kitas die Berliner Schwimmhallen gebührenfrei nutzen können. Wir haben sportbetonte Grundschulen in der Stadt. Wir haben einen Schwimmunterricht für die Kinder in allen 3. Klassen, und wir haben die Möglichkeit, an weiteren sportbetonten Schulen und an Eliteschulen des Sports für eine sportliche Ausbildung in der Stadt sorgen zu können. Wir haben die Möglichkeit, ein Angebot für alle haben zu können, die leistungssportlich orientiert sind, aber auch für die, die Sport aus Spaß an der Freude treiben, aus gesundheitlichen Gründen und um sich zu bewegen.
Zum Schluss möchte ich noch einen Dank vor allem an die aussprechen, die in der Senatsverwaltung für Bildung federführend mit dem Projekt beschäftigt waren, Ideengeber waren. Zunächst nenne ich Herrn Dr. Poller und Herrn Wormuth. Ich nenne aber auch die Beteiligten beim Landessportbund Berlin, aber vor allen die beteiligten Übungsleiterinnen und Übungsleiter in den Partnervereinen und die Lehrerinnen und Lehrer, die das an den Schulen machen und damit ebenfalls zum Gelingen dieses guten Programms beitragen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Buchner hat es eben schon auf den Punkt gebracht. Natürlich gibt es daran nichts zu kritisieren. Das Programm „Berlin hat Talent“ ist eine großartige Sache. Motorische Fähigkeiten sind erwiesenermaßen entscheidend für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung von Kindern.
Die Ermittlung der sportlichen Leistungsfähigkeit in den 3. Schulklassen dient zunächst der Bestandsaufnahme. Daraus ergeben sich dann die individuellen Handlungsempfehlungen für die Kinder. Kinder mit motorischen Defiziten können gezielt gefördert werden, und besonders talentierte Kinder dürfen an den Talentwettbewerben, Talentiaden teilnehmen. Wir freuen uns deshalb wirklich, dass sich das Programm so gut entwickelt hat, und auch die Sportvereine profitieren davon. So konnten unzählige Kinder in den vergangenen Jahren für eine Mitgliedschaft in den unterschiedlichsten Sportarten in den Vereinen gewonnen werden.