Natürlich ist Fußball eine Projektionsfläche für die Gesellschaft, und hier bilden sich Probleme ab. Im Fußball sind junge Männer überproportional stark vertreten, wie bei Gewaltdelikten. Deswegen passiert im Frauenfußball statistisch weniger. Da wird auch pubertäres Machotum ausgelebt – da sage ich Ihnen nichts Neues, da kennen Sie sich alle aus, denn das haben Sie alle nicht abgelegt.
Natürlich ist jeder Gewaltvorfall einer zu viel. – Sie haben das Thema Statistik, Herr Scheermesser, gerade so schön angesprochen, aber nicht genannt, dass in jedem Jahr Zehntausende Wettspiele im Fußball in Berlin stattfinden, und wenn es da ein paar Hundert Vorfälle von Gewalt gibt, ist natürlich jeder einer zu viel. Sie vernachlässigen nur, dass ein übergroßer Teil aller Fußballspiele ohne solche Vorfälle stattfindet.
Schließlich und endlich will ich deutlich sagen: Ihre rassistische Antragsbegründung zeigt auch, dass es gerade auch das Erstarken einer rechtsextremen Partei ist, das die Gesellschaft gewalttätiger macht. Die rechtsterroristischen Attentate von Halle und Hanau, Anschläge auf Politikerinnen und Politiker zeigen: Die Saat des Hasses, die Sie säen, geht auf! Herzlichen Glückwunsch sozusagen an Sie hierfür!
[Frank-Christian Hansel (AfD): Das war ein Verrückter! – Thorsten Weiß (AfD): Eine Unverschämtheit!]
Im Übrigen würde man sich an der einen oder anderen Stelle auch mal wünschen, wenn so etwas kritisiert wird, dass sich auch bei den anderen demokratischen Parteien mal eine Hand regen würde.
Der Antrag der CDU ist vom Text her eine ganze Ecke besser. Immer noch kein perfekter Antrag, aber Ihnen nehme ich zumindest ab, dass Sie es mit dem Anliegen ernst meinen. Klar ist natürlich, dass Straftaten, die auf dem Fußballplatz oder abseits des Fußballplatzes passieren, nach Spielen konsequent verfolgt und geahndet werden müssen. Das ist die Aufgabe der Strafgerichtsbarkeit.
Was aber auch nicht sein kann, ist, dass Schiedsrichter Angst vor Gewalt haben müssen. Sie müssen sich im Übrigen auch keine Beleidigung gefallen lassen. Das muss der Fußball ganz alleine lösen; da geht eine ganze Menge über die Sportgerichtsbarkeit, und dafür braucht es Unterstützung. Weil Sie, lieber Herr Scheermesser, auf den Namen Gerd Liesegang Bezug genommen haben, einen hochverdienten Berliner Vizepräsidenten des Fußballverbandes, der vor Kurzem – aus persönlichen Gründen, wohl bemerkt – seinen Rückzug bekannt gegeben hat,
will ich gerade ihn hier besonders erwähnen, weil er im Fußball nun wirklich eine Vielzahl von guten Projekten mit Kindern und Jugendlichen, aber auch von Initiativen, die sich auch an Erwachsene und Eltern richten, auf den Weg gebracht hat.
Das will ich ganz ausdrücklich würdigen. Wir im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses werden auch in Zukunft dafür sorgen, dass solche Projekte im Berliner Fußballverband gestärkt werden.
Schließlich noch eine Bemerkung: Was ich mir wünschen würde, das ist, dass auch der Profifußball einen noch stärkeren Beitrag dazu leistet, was in den unteren Ligen passiert. Das hat einerseits Vorbildwirkung, weil es Spitzenfußballer machen, sowohl was den Umgang mit Schiedsrichtern als auch den Umgang miteinander auf dem Platz angeht. Das ist aber natürlich auch eine Frage, was finanziell möglich ist. Wenn wir im Fußballbereich horrende Gehälter und horrende Abfindungen zu zahlen bereit sind, dann würde ich mir wünschen, dass aus dem Profifußball, aus dem DFB und der DFL heraus noch mehr Projekte angestoßen werden, die präventiv wirken und dafür sorgen, dass Fußball wieder die schönste Nebensache der Welt wird und dass Schlagzeilen über Gewaltvorfälle, über Rassismusvorwürfe und Homophobie und was es auf Fußballplätzen so alles gibt, künftig der Vergangenheit angehören. – Vielen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die AfD-Fraktion hat eine Zwischenintervention angemeldet. Ich verweise darauf, dass jetzt die Zeiten angerechnet werden und Ihnen nur noch eine Redezeit von insgesamt 3:41 Minuten zusteht – auch für die letzte Rederunde, dass Sie das wissen. – Herr Woldeit, Sie haben das Wort!
Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Herr Buchner! Man muss überlegen, ob man Ihnen bei dem, was Sie gesagt haben, noch einmal eine Bühne gibt, denn das, was Sie gesagt haben, ist es nicht wert, dass man Ihnen eine Bühne gibt, und ich sage Ihnen auch ganz genau, warum, Herr Kollege.
Herr Buchner! Wir haben einen Antrag gestellt, in dem es um Vorfälle im Amateurfußball geht. Es geht um massive Gewalt, um Übergriffe gegen Schiedsrichter, die ehrenamtlich tätig sind. Das sind schlimme Dinge, die die Stadt bewegt haben. Und was machen Sie in dieser Rederunde? – Sie vollziehen eine geistige Transferleistung, die für einen gesunden Geist nicht nachvollziehbar ist, das sage ich ganz deutlich.
Sie bringen in einer unterirdischer Art und Weise, wie ich sie nicht ausdrücken kann, den Sport in Berlin mit einem Anschlag mit über zehn Toten in Verbindung und instrumentalisieren auf eine unerträglichen Art und Weise ein ganz schlimmes Tatgeschehen. Das ist unerhört, unfass
bar, das gehört sich nicht. Dafür sollten Sie sich schämen, Herr Kollege! Das sage ich ganz deutlich.
[Beifall bei der AfD – Beifall von Andreas Wild (fraktionslos) – Zuruf von Joschka Langenbrinck (SPD)]
Das waren nur hohle Phrasen. Sie haben sich darauf beschränkt, beleidigende Attitüden von sich zu geben. Sie sprachen über uns, wir hätten Allmachtsfantasien, Sie sprachen von pubertierendem Gehabe, von Machogehabe, das wir nicht ablegen können. – Herr Buchner! Sachlichkeit kennen Sie nicht.
Wenn Sie dann alles – weil Sie keine sachliche Definition finden – in einem Atemzug mit Rassismus, Unterstellungen und Ähnlichem vorbringen, dann tun Sie mir wirklich leid. Ich bedauere, dass Sie jetzt noch einmal eine Redezeit erhalten, das musste aber noch gesagt werden. – Herzlichen Dank!
Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Herr Kollege! Ich habe von einer rechtsextremistischen Partei gesprochen, ohne die AfD überhaupt zu nennen. Es ist aber fantastisch, dass Sie das direkt auf sich beziehen
[Beifall und Heiterkeit bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Beifall von Stefan Förster (FDP) – Zurufe von der LINKEN]
Jetzt kommen wir mal zum Thema Machotum. – Herr Kerker! Sie sind einer der Hauptzwischenrufer, insbesondere dann, wenn Frauen hier vorne stehen.
Ich habe häufiger das Vergnügen, vom Präsidium aus zu erleben, wie Sie Ihr Machogehabe ausleben, wenn kommentiert wird, wie Frauen gekleidet sind oder wenn der Geisteszustand von Kolleginnen und Kollegen bewertet wird. Eben haben Sie ja auch meinen bewertet.
[Christian Buchholz (AfD): Natürlich! Sie machen nichts anderes! – Zuruf von Franz Kerker (AfD) – Weitere Zurufe von der AfD]
Was ich gesagt habe, und wovon ich keinen Deut zurückzunehmen habe, ist, dass wir eine Entwicklung in diesem Land haben, wo das, was vor einigen Jahren mit Worten und Kritik angefangen hat, sich in Taten eingeschlichen hat – in Taten, die mit Farbbeutelwürfen, Steinwürfen
auf die Büros von Abgeordneten und damit fortgesetzt haben, dass Politikerinnen und Politiker in diesem Land ermordet worden sind. Ermordet übrigens von einem mutmaßlichen Täter, der in Verbindung mit Ihrer Partei steht,
[Frank-Christian Hansel (AfD): Quatsch! – Georg Pazderski (AfD): Was ist denn das für ein Quatschkopf! So ein Quatschkopf!]
der auf Demonstrationen mit Ihren Leuten unterwegs war. – Der Quatschkopf ist auch ein schönes Beispiel, Herr Oberst, das ist unterirdisch. –
Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Christian Buchholz? – Das Wort Quatschkopf weise ich zurück!