a) Trifft es zu, dass in der Fahrplankonferenz am 19. Februar 2002 bei der Industrie- und Handelskammer in Freiburg entgegen der Darstellung von Herrn Staatssekretär Mappus vom 20. Juni 2002 auf meine Mündliche Anfrage nicht über die Einstellung des Interregiobetriebes 2216/2217 durch die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg informiert wurde, sondern dass Gegenstand der Information durch die NVBW der Wegfall der Interregiostrecke OffenburgKonstanz sowie Fahrplanangelegenheiten der DB Reise und Touristik waren?
b) Wie zuverlässig sind gegebenenfalls grundsätzlich Antworten des Landesverkehrsministeriums auf eine konkrete Fragestellung wie hier zum Thema Interregio 2216/2217?
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Namens der Landesregierung beantworte ich die Mündliche Anfrage des Herrn Abg. Haas wie folgt:
Zu a: Der genaue Ablauf der Fahrplankonferenz vom 19. Februar dieses Jahres bei der IHK Südlicher Oberrhein in Freiburg ist der Landesregierung nicht bekannt, da kein Vertreter der Landesregierung bei dieser Veranstaltung anwesend war und über derartige Veranstaltungen üblicherweise auch kein Wortprotokoll geführt wird. Üblicherweise stellen bei den regionalen Fahrplankonferenzen die NVBW den Nahverkehrsfahrplan und der Vertreter der DB Reise und Touristik AG den Fernverkehrsfahrplan vor. Nach übereinstimmender Aussage mehrerer bei dieser Fahrplankonferenz anwesenden Personen hat der Vertreter der DB Reise und Touristik AG deutlich dargelegt, dass die Interregiolinie 23 künftig nicht mehr bis Karlsruhe verkehrt und dass damit zwangsläufig auch der Interregio Höllental entfallen wird.
Zu b: Antworten des Ministeriums für Umwelt und Verkehr auf konkrete Fragen von Abgeordneten sind grundsätzlich zuverlässig und im vorliegenden Fall offensichtlich wesentlich zuverlässiger als die Informanten des bei der Fahrplankonferenz am 19. Februar 2002 nicht anwesenden Abgeordneten Haas.
Herr Staatssekretär, können Sie sich vorstellen, dass man mir mitteilt, dass in der Tat nur über die Interregiolinie OffenburgKonstanz und nicht über den Interregio Höllental 2216/2217 diskutiert worden ist, obwohl Sie mir in der letzten Sitzung vom 20. Juni 2002 dargestellt haben, dass die Linie 2216/2217 im Grunde genommen Gegenstand der Diskussion bei der Fahrplankonferenz gewesen sei?
Aber nach übereinstimmenden Informationen vieler dort Anwesenden wurde sowohl von der Nahverkehrsgesellschaft als auch von der DB Reise und Touristik AG über sämtliche Veränderungen auch im Bereich des Interregios berichtet.
Herr Staatssekretär, nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Information, die ich hier habe, schriftlich erfolgt ist und dass ich diese für mich als die einzig richtige Aussage werte?
Ich nehme dies zur Kenntnis. Ich wiederhole nochmals: Mehrere dort Anwesende haben berichtet, dass dies absolut unzutreffend ist.
Antrag der Fraktion der SPD und Stellungnahme des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Erschließung der Begabungspotenziale von Frauen für naturwissenschaftlich-technische und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge Drucksache 13/182
Ich rufe zusätzlich den Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP/DVP, Drucksache 13/1185, zu diesem Antrag auf.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir alle wissen: Die so genannten MINT-Berufe Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker üben in einer Dienstleistungsund Wissensgesellschaft eine Schlüsselfunktion aus. An diesen hoch qualifizierten Spezialisten herrscht aber auf dem Arbeitsmarkt ein gravierender Mangel, insbesondere bei den Ingenieuren. Dieser Mangel wird in absehbarer Zeit nicht behebbar sein, weil die Hochschulen in diesen Fächern viel zu wenige Studierende haben.
Das kommt natürlich nicht von ungefähr, denn zwischen dem gewählten Studienfach und dem vormals in der Schule gewählten Leistungsfach besteht ein erheblicher Zusammenhang. Aber mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer sind bei deutschen Schülerinnen und Schülern nicht eben beliebt, und nicht erst seit PISA wissen wir, dass deutsche Schülerinnen und Schüler in den mathematischnaturwissenschaftlichen Fächern im internationalen Vergleich einen Platz im unteren Mittelfeld einnehmen. Das gilt auch für Baden-Württemberg.
Wenn wir also gegen den Fach- und Führungskräftemangel in den Zukunftsbranchen unseres Landes etwas tun wollen, dann müssen wir in den Schulen beginnen. Hierzu gibt es
eine ganze Reihe von Vorschlägen, angefangen bei der Industrie bis hin zu den Kultusministerien. Doch diese Vorschläge haben häufig gemeinsam, dass sie vergessen, dass sich Jungen und Mädchen in ihrer Schulfach- und Studienfachwahl sehr unterschiedlich verhalten. Vereinfacht lässt sich sagen: Mädchen bevorzugen philologisch-kulturwissenschaftliche Fächer, Jungen eher naturwissenschaftlichtechnische Fächer. Doch wenn es vor allem Frauen sind, die jene Studien- und Berufswege meiden, die in der Informationsgesellschaft gefragt sind, dann schließen sie sich von wesentlichen Entwicklungen aus. Länder wie Griechenland, Spanien und Italien haben heute bereits einen Anteil von bis zu 50 % Frauen in diesen Fächern. Wir hier in Baden-Württemberg dagegen sind alles andere als Spitze. Nach wie vor sind Frauen in den MINT-Fächern ganz besonders unterrepräsentiert.
Meine Damen und Herren, nicht nur wegen des Gebots der Chancengleichheit werden wir uns dies künftig nicht mehr leisten können. Wenn Baden-Württemberg seinen Führungsanspruch auch künftig realisieren will, dann müssen wir mit einer breit angelegten Kampagne das Begabungspotenzial von Frauen für naturwissenschaftlich-technische Berufe gewinnen.
Dazu brauchen wir dringend ein Gesamtkonzept, das ich bei der Landesregierung bisher noch nirgends entdecken kann.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD Abg. Regina Schmidt-Kühner SPD: Das ist wahr! Abg. Schmiedel SPD: Sehr richtig!)
Ich möchte noch einmal betonen, dass Frauen dabei keineswegs nur eine Reserve für den Mangel an männlichen Ingenieuren sind. Ganz im Gegenteil: Kompetent ausgebildete Frauen können den naturwissenschaftlichen Bereich durch ihr kreatives Potenzial und ihren Blick auf die menschlichen Aspekte der Technik nur bereichern.
Meine Damen und Herren, wir müssen uns fragen, warum sich diese Trennung in so genannte Frauenberufe und Männerberufe bei uns so hartnäckig hält. Nur die geschlechtsspezifische Erziehung im Elternhaus dafür verantwortlich zu machen, wäre sicherlich zu einfach. Ich vermute, dass eine solche in Ländern wie Griechenland, Spanien oder Italien genauso stattfindet. Doch leider hier zitiere ich aus der Stellungnahme der Landesregierung zu dem Antrag liegen dem Wissenschaftsministerium keine Erkenntnisse darüber vor, warum das so ist.
Eine solche Antwort ist wenig befriedigend. Aber noch viel unbefriedigender ist, dass vom Ministerium noch nicht einmal eine Antwort darauf zu bekommen ist, wie sich gewählte Leistungsfächer auf beide Geschlechter verteilen und ob es einen Unterschied zu den Absolventinnen der Mädchengymnasien gibt.
Dass Schulstatistiken noch immer nicht geschlechterdifferenziert geführt werden, zeigt, dass der Gedanke des Gender Mainstreaming offenbar noch nicht im Kultusministerium angekommen ist. Frau Lichy ist jetzt leider nicht da. Aber sie hat da noch einiges zu tun. Frau Schavan braucht hier wohl dringend Nachhilfeunterricht.
Aber zumindest im Sozialministerium scheint sich etwas mehr zu tun. Um das Berufswahlverhalten zu beeinflussen, sind dort einige gute und auch sinnvolle Projekte in Gang gesetzt worden. Doch solche punktuell eingesetzten Projekte, die im Einzelfall sehr hilfreich sein können, können nicht ausgleichen, was zuvor in der Schule versäumt worden ist. In der Schule, meine Damen und Herren, ist eine ganze Menge versäumt worden. Das fängt bei der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung an, bei der das Kultusministerium keine Möglichkeit sieht ich zitiere jetzt noch einmal , in der Phase der universitären Ausbildung das Thema geschlechterspezifischen Zugangs zu den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern verbindlich vorzuschreiben.
Auch an den Pädagogischen Hochschulen stünde eine verpflichtende Veranstaltung zur Vermittlung der spezifischen Zugehensweisen von Mädchen und Jungen in naturwissenschaftlichen Fächern im Widerspruch zu den Intentionen des Landes, die Anzahl der Scheine zu reduzieren.
Was bleibt also? Wieder einmal nur Absichtserklärungen? Davon haben wir schon gestern jede Menge gehört.
Doch weiter zu den Schulen: Noch immer haben wir in den Realschulen eine Aufteilung im Wahlpflichtbereich: entweder Fremdsprache oder Mensch und Umwelt oder Natur und Technik. Genau das trägt dazu bei, dass die herkömmliche Fächerwahl beibehalten wird. Künftig ist geplant, diese Wahlmöglichkeit zeitlich ans Ende der Klasse 7 zu verlagern. Nicht geplant ist das würde aber Sinn machen , das Fach Natur und Technik mit dem Fach Mensch und Umwelt zusammenzulegen.
Ein solcher Schritt würde nicht nur den naturwissenschaftlich-technischen Bereich insgesamt stärken, sondern auch dazu beitragen, dass sich später mehr Realschülerinnen für ein Technisches Gymnasium entscheiden.
Schon heute studieren Mädchen aus beruflichen Gymnasien häufiger naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Fächer als Mädchen aus den anderen Schulen. Das ist eine durchaus erfreuliche Entwicklung, die wir
noch verstärken können, indem wir den Ausbau der beruflichen Gymnasien wesentlich schneller vorantreiben.
Ausnahmsweise spreche ich auch einmal ein Lob aus: Die derzeit stattfindenden Profilbildungen in den beruflichen Gymnasien gehen in die richtige Richtung. Da lässt sich für andere Schularten durchaus etwas abschauen.