Protokoll der Sitzung vom 16.07.2003

(Abg. Kretschmann GRÜNE: Elektriker ist halt ge- fährlich und Frisör nicht! Was ist jetzt daran schwierig?)

Das ist der entscheidende Punkt, der nicht überzeugt. Deswegen wollen wir das insgesamt für alle Handwerksbereiche klar geregelt haben.

(Zuruf des Abg. Boris Palmer GRÜNE)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Capezzuto.

(Abg. Fleischer CDU: Hat der noch Redezeit?)

Herr Minister, jetzt muss ich doch noch einmal kurz auf Ihre Ausführungen eingehen. Wenn es so war, wie Sie sagten, dann habe ich wenigstens meine Gruppe begeistert. Sie haben uns mit Ihrer Rede überhaupt nicht begeistern können.

(Heiterkeit bei der SPD und den Grünen – Beifall des Abg. Drexler SPD)

Ich habe zu Frau Fauser hinübergeschaut. Frau Fauser hat in der Zwischenzeit genau viermal gähnen müssen.

(Heiterkeit bei der SPD und den Grünen – Zuruf der Abg. Beate Fauser FDP/DVP)

Mit der Berliner Gesetzesnovelle, Herr Minister, eröffnen wir Existenzgründungen neue Perspektiven – das haben wir vorhin gesagt – und geben dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt neue Impulse.

(Zuruf der Abg. Beate Fauser FDP/DVP)

(Heiterkeit bei der SPD und den Grünen)

Dabei wollen wir erstens – –

(Zuruf der Abg. Beate Fauser FDP/DVP)

Hören Sie jetzt einmal genau zu! Dann lernen Sie etwas bei diesem Thema.

Die Inländerdiskriminierung wird dadurch abgebaut. Vorhin wurde es schon gesagt: Wir haben derzeit 60 000 bis 62 000 Unternehmensübergaben.

(Zuruf der Abg. Beate Fauser FDP/DVP)

Seien Sie doch jetzt einmal ruhig!

(Abg. Dr. Birk CDU: Das ist nicht einmal gemein- deratsreif!)

Die Unternehmensübergaben werden erleichtert. – Ach, mein Gott, sind Sie primitiv, Herr Birk. Herr Dr. Birk, Entschuldigung.

(Heiterkeit bei der SPD und den Grünen)

Langjährige Gesellen, Ingenieure und Techniker finden eine erleichterte Eintragung in die Handwerksrolle. Das haben Sie zum Beispiel noch gar nicht bedacht, Herr Dr. Birk.

(Abg. Dr. Birk CDU: Aber Herr Fleischer hat das alles bedacht!)

Zweitens, Herr Dr. Birk, ist vorhin die Rede davon gewesen, Herr Minister,

(Abg. Dr. Birk CDU: Ganz ruhig bleiben!)

dass es eine Liste mit den gefahrengeneigten Tätigkeiten gibt. Herr Kretschmann hat ja richtigerweise immer wieder dazwischen gesprochen und hat Sie gefragt. Sie haben aber noch keine Antwort darauf gegeben.

(Abg. Dr. Birk CDU: Das ist das, was Sie auch be- herrscht haben, ohne Inhalt!)

Zum Beispiel können wir doch im Nahrungsmittelhandwerk oder bei der Gesundheits- und Körperpflege fragen: Braucht eine Kosmetikerin das? Wen gefährdet sie denn, um Gottes willen?

(Heiterkeit bei der SPD und den Grünen – Abg. Dr. Birk CDU: Leute wie den Capezzuto! – Gegenruf des Abg. Drexler SPD: Aus anderen Gründen! – Lebhafte Unruhe)

Herr Dr. Birk, ich darf für mich in Anspruch nehmen, dass mich das nicht gefährden kann, weil ich keine Kosmetikerin nötig habe.

(Heiterkeit bei den Grünen – Abg. Pfister FDP/ DVP: Ein Niveau ist das wieder, Herr Capezzuto! – Zurufe von der CDU – Anhaltende Unruhe – Glo- cke der Präsidentin)

Das Wort hat Herr Abg. Capezzuto.

Herr Minister, ich nenne zum Beispiel auch das Reinigungshandwerk. Die haben wir alle aus der Anlage A herausgeholt. Das ist doch in Ordnung. Warum verlangen Sie da zum Beispiel trotzdem, dass die anderen Gewerke wie zum Beispiel Maler oder das Reinigungshandwerk oder der Bereich der Gesundheits- und Körperpflege wieder hineinkommen? Das ist doch absoluter Unsinn.

(Zurufe von der CDU: Also abschaffen!)

In diesen Bereichen wollen wir den Meisterbrief abschaffen.

(Zuruf des Abg. Kurz CDU – Heiterkeit bei der CDU – Zurufe von der CDU)

Abschaffen, natürlich.

Als Nächstes: Herr Minister, bundesweit ist 2001 die Zahl der jährlich erworbenen Meisterbriefe auf 30 000 zurückgegangen. Der jährliche Bedarf beträgt bei 26 000 bis 27 000 Neugründungen und 6 000 bis 7 000 Übergaben im Jahr 33 000. Sie sehen also, wir sind auf dem Rückmarsch. Und dann sträuben Sie sich noch dagegen.

Ich will Ihnen abschließend noch, weil Sie vorhin die Handwerkspräsidenten genannt haben, zitieren, dass der Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstags mit seinen jüngsten Hinweisen ein Entgegenkommen signalisiert hat. Er sagte, bei der Betriebsgründung und bei den Anforderungen an die Ausbilder müsse nicht notwendigerweise der Meisterbrief vorliegen; die Gesellenprüfung könne durchaus genügen. Das sind die Worte des Herrn Hackert.

Ein letztes Zitat stammt aus dem Bundeswirtschaftsministerium von der Person seines Staatssekretärs Rezzo Schlauch,

(Abg. Boris Palmer GRÜNE: Sehr gut!)

der bereits verlauten ließ, dass man im Ausbildungsbereich durchaus mit sich reden lassen würde und hier zu einem Konsens kommen könnte – so, wie Sie das dargestellt haben.

(Zuruf des Abg. Dr. Witzel GRÜNE)

Abschließend: Herr Minister, tragen Sie mit den beiden Fraktionen von CDU und FDP/DVP hier im Landtag und im Bundesrat in diesem Sinne mit dazu bei, dass wir bei diesen notwendigen Reformen vor allem im Dienstleistungsbereich in Deutschland möglichst rasch zu einem Abschluss kommen, damit qualifizierte Dienstleister gefördert werden, damit vor allem die Schwarzarbeit bekämpft wird und damit die Mittelstandsfinanzierung in Zukunft verbessert wird.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Fauser.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Mir ist wirklich nicht erklärlich, warum ich mit viel Zeitaufwand einen Meisterbrief erwerben soll, wenn ich einen viel preiswerteren Gesellenbrief erhalte und mich nach einer gewissen Wartezeit genauso selbstständig machen kann.

(Abg. Capezzuto SPD: Fünf bis zehn Jahre! Sagen Sie doch: fünf bis zehn Jahre!)