Protokoll der Sitzung vom 01.04.2004

Meine Damen und Herren, es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Damit ist die Große Anfrage durch die Aussprache erledigt.

Punkt 3 der Tagesordnung ist damit abgeschlossen.

Ich rufe Punkt 5 der Tagesordnung auf:

Erste Beratung des Gesetzentwurfs der Fraktion der SPD – Gesetz zur Änderung der Gemeindeordnung – Drucksache 13/2964

Das Präsidium hat folgende Redezeiten festgelegt: für die Begründung des Gesetzentwurfs fünf Minuten und für die Aussprache fünf Minuten je Fraktion.

Wem darf ich das Wort erteilen? – Herr Abg. Junginger, bitte schön.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen! Unser Gesetzentwurf, der mit Ausnahme einer Modifizierung des Quorums von 20 auf 25 % genau einem Gesetzentwurf entspricht, den wir im Januar 2003 hier eingebracht und gemeinsam erörtert haben, gibt der FDP/DVP Gelegenheit,

(Heiterkeit des Abg. Pfister FDP/DVP)

die bereits seit geraumer Zeit gegebene Mehrheit jenseits der CDU nunmehr auch im Gesetzgebungsverfahren umzusetzen,

(Beifall des Abg. Birzele SPD)

und zwar im Interesse von mehr Bürgerbeteiligung und im Interesse der Kommunen.

Jetzt möchten wir gern einmal hören, woran es denn liegt, dass das vermeintliche Bohren dicker Bretter auch über ein weiteres Jahr hinweg keinerlei Fortschritte gebracht hat. Wer ist es denn, der überhaupt nicht bereit ist, mit Ihnen Absprachen über das Quorum zu treffen? Wir kommen Ihnen – entgegen unserer Überzeugung – mit der Erhöhung auf 25 % sogar entgegen, um Ihnen Gelegenheit zu geben, das, was Sie in die Öffentlichkeit hinein als Antreiber dieser Koalition, als Gestaltungspartner ständig von sich geben, an einem Punkt einmal zu exekutieren.

(Beifall bei der SPD – Abg. Pfister FDP/DVP: Das war nicht gut! Das war mit Sicherheit nicht gut!)

Denn der eine Teil unseres Gesetzentwurfs nimmt ja nur das auf, was Sie sich sogar in der Koalitionsvereinbarung aus dem Jahr 2001 ausbedungen haben.

(Abg. Pfister FDP/DVP: Das ist richtig!)

Jetzt fragen wir: Wie lange sollen wir wegen der objektiven Strukturschwäche im Sinne von konservativem Beharren die Bürger an der Beteiligung hindern? Wie lange sollen wir es eigentlich mitmachen,

(Heiterkeit des Abg. Pfister FDP/DVP – Abg. Pfis- ter FDP/DVP: Ein halbes Jahr noch! – Gegenruf der Abg. Carla Bregenzer SPD: Herr Pfister, das glauben Sie selber nicht!)

dass Sie ständig sich zunehmend unglaubwürdig machen? Heute müssen Sie sagen, was passiert, wenn Sie es bis zum Jahresende nicht schaffen, Ihren Koalitionspartner dazu zu bringen, auf das einzugehen, was Rot, Grün und FDP/DVP seit zwei, drei Jahren als einen gemeinsamen wichtigen Beitrag für die Bürgerinnen und Bürger im Land ansehen. In Baden-Württemberg ist diese Form der Bürgerbeteiligung vor vielen Jahrzehnten erstmals in Deutschland eingeführt worden,

(Abg. Pfister FDP/DVP: Zu Recht!)

und jetzt lesen wir hier, dass Ihr Pressesprecher sagt: Natürlich werden wir nicht mitstimmen, natürlich werden wir unserem Koalitionspartner wider unsere Überzeugung die Treue halten.

(Zuruf des Abg. Drautz FDP/DVP)

Dies finden wir nicht gut. Ich fordere Sie wirklich auf, hier konkret darzulegen, was passiert, wenn Sie es entgegen allen Ankündigungen auch im Jahr 2004 nicht schaffen, das, was Sie gemeinsam mit uns für richtig halten, zu vermitteln. Von wem wollen Sie dann noch ernst genommen werden? Ich sehe dann niemanden mehr.

(Beifall bei der SPD)

In der zweiten Runde, wenn ich gehört habe, ob da wirklich endlich etwas geschieht und nicht nur draußen die Backen aufgeblasen werden, werde ich würdigen, wie das in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

(Abg. Pfister FDP/DVP: Das wird Ihnen der Herr Staatssekretär jetzt gleich sagen!)

Wir sind der Meinung, für unseren Gesetzentwurf gibt es in diesem Hause eine eindeutige Mehrheit. Für Bürgerbeteiligung und Demokratie wäre es ein Fortschritt, wenn sich für diesen Gesetzentwurf eine Mehrheit fände. Das brächte uns in der Frage demokratischer Beteiligung als Grundlage der Mitwirkung an der Politik weiter.

(Abg. Pfister FDP/DVP: Sehr gut!)

Diesmal setze ich ausnahmsweise auf die FDP/DVP. Wenn es dann heißt: „Wir können leider nicht, wir wollten aber“, ist das eine absolut schwache Entschuldigung.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Scheuermann.

(Abg. Pfister FDP/DVP: Jetzt bin ich aber ge- spannt!)

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Junginger, jetzt sind Sie in Koalitionen. Sie waren auch schon mit uns in einer Koalition im Land. Die FDP/DVP ist jetzt mit uns in einer Koalition.

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Wohl wahr!)

Es hat doch überhaupt noch nie geklappt, wenn eine Oppositionspartei meinte, mit pfiffigen Gesetzentwürfen und Anträgen einen Keil in eine Koalition treiben zu können.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP – Abg. Junginger SPD: Wann wird das so sein? – Abg. Carla Bregenzer SPD: Dann bewegen Sie sich doch!)

Mit sturer Regelmäßigkeit

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Wer ist denn stur in diesem Fall? – Zurufe der Abg. Birzele und Sti- ckelberger SPD)

erwecken Sie jedes Jahr wieder nach draußen den Eindruck, dass es unseren Gemeinden sehr gut ginge und der Bürgerentscheid der einzige Punkt sei, bei dem die Gemeinden noch Not leidend seien.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von der CDU: So ist es!)

Dieser Punkt, Herr Junginger, interessiert im Moment draußen überhaupt niemanden.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Jungin- ger SPD: Sagen Sie das der FDP/DVP! Sagen Sie das Ihrem Koalitionspartner, nicht uns!)

Draußen interessiert, auf welche Stufe Sie die Finanzen unserer Gemeinden abgewirtschaftet haben.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Jungin- ger SPD: Die Mehrheit dieses Hauses! – Zuruf des Abg. Stickelberger SPD)

Das ist das Einzige, was interessiert.

(Beifall bei der CDU – Zuruf von der CDU: Sehr gut!)

Jetzt komme ich zu Ihrem Gesetzentwurf zurück.

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Haben Sie schon ein- mal etwas von der Bürgerinitiative „Mehr Bürger- nähe“ gehört?)

Ich erkläre hier ausdrücklich, dass weder jemand in der FDP/DVP noch jemand in der CDU sich um das, was in der Koalitionsvereinbarung steht, herummogeln möchte. Jedoch bestimmen immer noch wir und nicht Sie das Tempo, wann wir sie umsetzen.

(Abg. Junginger SPD: Wann denn? Herr Pfister sagt: „dieses Jahr noch“!)

Herr Junginger, wir haben im Umwelt- und Verkehrsausschuss öfter den Beweis erbracht, dass wir zu gemeinsamen Aktionen fähig sind, aber nicht, wenn jemand in der Öffentlichkeit einen Popanz aufbaut und sagt: „Jetzt könnt ihr mitmachen oder nicht“, sondern wenn es Ihnen um die Sache ging.