Protokoll der Sitzung vom 08.12.2004

und dass wir uns dann hier besonnen an die Arbeit machen und etwas tun, wenn etwas zu tun ist, und etwas lassen, wenn nichts zu tun ist.

(Abg. Fleischer CDU: So ist es!)

Das möchte ich in der ersten Runde gesagt haben.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Kretschmann.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir diskutieren jetzt über die Situation, dass die Gefahr besteht, dass sich die EdF eine Mehrheitsbeteiligung an der EnBW verschafft.

(Abg. Drexler SPD: Klar!)

Genau das ist die Argumentation gewesen, mit der wir damals Herrn Ministerpräsident Teufel gewarnt haben. Wir haben ihn davor gewarnt, die Anteile des Landes an die EdF zu verkaufen. Das, was jetzt droht, war abzusehen.

(Abg. Zeller SPD: Genau!)

Ich halte es schon für eine sehr bemerkenswerte Situation, dass derjenige, der uns das eingebrockt hat, jetzt vor der Debatte verschwindet

(Abg. Gall SPD: Der weiß, warum!)

und derjenige, der das damals letztlich mitgetragen hat, obwohl er eigentlich dagegen war – nämlich Sie, Herr Kollege Oettinger als Fraktionsvorsitzender –, jetzt über Rettungsaktionen nachdenkt, sich aber der Debatte hier jetzt nicht stellt, sondern seinen „Beißer“ Hauk vorschickt.

(Heiterkeit – Zuruf des Abg. Hauk CDU – Abg. Drexler SPD: „Säger“ wäre besser!)

Hauk macht ja in solchen Sachen bekanntlich Klamauk. Das reimt sich sogar. Ich finde, dass das nicht geht.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Flei- scher CDU: Wer hat denn die Husky-Augen?)

Das geht vor allem nicht in einer Situation, wie wir sie gerade vom Finanzminister gehört haben, in der wir mit dem Haushalt am Abgrund stehen. Hier geht es um viel Geld. In einer solchen Situation muss man doch erwarten können,

dass diejenigen, die im Land Verantwortung tragen, einmal die Karten auf den Tisch legen und sagen, was sie eigentlich wollen und was Sinn macht, und uns nicht, Herr Kollege Hauk, hier Vorlesungen halten über die möglichen Erträge von Aktien von Unternehmen, die gerade saniert werden.

(Abg. Fleischer CDU: Er hat nur gesagt, wo das wirkliche Chaos ist!)

Tatsache ist doch Folgendes: Selbst wenn die OEW auf Augenhöhe mit der EdF gleichziehen, was die Beteiligung betrifft – jetzt mit den 4,5 % von der EnBW und später mit dem Anteil, der jetzt bei den Banken liegt –, haben die OEW ja keine Mehrheit. Im Konsortialvertrag ist geregelt, dass sie auch bis zum Aktienanteil von bis zu 17 % dieselben Rechte haben wie mit irgendeinem anderen Aktienanteil unterhalb von 50 %.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Also! – Gegenruf des Abg. Drexler SPD)

Das ist erst einmal eine Tatsache. Also muss doch jeder darlegen, was ein weiteres Engagement in diesem Unternehmen soll und was uns das nach Gesichtspunkten, die für das Land von Interesse sein könnten, bringen soll. Das betrifft den Energiestandort und seine Sicherung, die Sicherung von Arbeitsplätzen, die Entwicklung der Strompreise und eine vernünftige Energiepolitik der Zukunft. Genau das waren die vier Punkte, die Herr Ministerpräsident Teufel damals in der Regierungserklärung genannt hat, als er die Anteile an die EdF verkauft hat. Ich frage Sie jetzt einmal: Was ist denn eigentlich mit diesen Voraussagen und Versprechungen geschehen? Sie alle sind nicht erfüllt worden.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Der Energiestandort ist nicht gesichert.

(Abg. Oettinger CDU: Doch! Siehe Obrigheim!)

Wir wissen nicht, was die EnBW mit den Kraftwerksneubauten vorhat. Sie hat sich bisher nicht positiv dazu geäußert.

Die Strompreise sind höher als bei jedem anderen Unternehmen.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Aber nicht wegen der EdF!)

Die angekündigten niedrigen Strompreise sind nicht eingetreten.

Und in der Energiepolitik droht genau das, was wir befürchtet haben, dass nämlich die EdF über kurz oder lang den völligen Einfluss auf die Energiepolitik in Baden-Württemberg bekommt.

(Abg. Zeller SPD: Genau so ist es!)

Sie, Herr Kollege Oettinger, waren es doch, der diese Bedenken hatte. Sie haben sie auch öffentlich formuliert, haben aber letztlich dem Ministerpräsidenten in dieser Frage die Mehrheit verschafft, obwohl Sie ähnliche Bedenken hatten wie wir. Wir alle zusammen haben dies doch wohl nicht vergessen.

Sie müssen jetzt einmal ausweisen, was Sie tun wollen: Welchen Sinn hat das? Woher soll das Geld kommen? Wir wissen, dass jedenfalls die Kreise dieses Geld nicht aufbringen können. Bei deren finanzieller Situation ist dies mittelfristig völlig ausgeschlossen.

Wenn Sie das jetzt aus dem Aktienpaket der Landesstiftung herausnehmen, hat die jedenfalls die Erträge nicht. Was mit den Erträgen ist, die ein Aktienpaket bei der EnBW bringt, wissen wir auch nicht. Die Frage, ob das irgendeinen Sinn macht, ob die LBBW überhaupt dieses Geschäft machen soll, hätten wir gerne schon beantwortet bekommen. Wir können jedenfalls keinen wirtschaftlichen Nutzen für die Unternehmen erkennen. Sie müssen hier doch einmal darlegen, welchen standortpolitischen Nutzen dies haben soll, wenn wir wissen, dass bis zum Jahr 2011 ohnehin freier Wettbewerb herrscht, es sei denn, es käme zu einer Verlängerung der Konsortialverträge. Ich möchte einmal wissen, welches Interesse die EdF daran überhaupt haben soll.

(Abg. Drexler SPD: Soll!)

In einer solchen Situation, Herr Kollege Oettinger, ist es schon einmal erforderlich, hier zu sagen, was Sie wollen; denn hier geht es um viel Geld.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Die Frage, ob wir nicht eine Möglichkeit finden, dieses Paket letztlich dafür einzusetzen, um einmal von den Schulden herunterzukommen, ist für mich absolut dringlicher als das, was jetzt hier diskutiert wird. Jedenfalls scheint hier ein erheblicher Widerspruch zwischen Ihnen und dem noch amtierenden Ministerpräsidenten zu bestehen.

(Abg. Hauk CDU: Jetzt! Ja was wollen Sie jetzt? Was wollen Sie jetzt? Beides? Schulden herunter, oder Mehrheitsbeteiligung auflösen?)

Er will ja „Erwin 4“ auflegen, Sie wollen eher, dass sich das Land wieder bei der EnBW engagiert.

(Abg. Drexler SPD: Wir wollen erst einmal wissen, was los ist!)

Eigentlich ist das ja eine Groteske – hauptsächlich für Sie! Sie haben das damals ermöglicht.

(Abg. Drexler SPD: Beschlossen!)

Jetzt merken Sie, dass das eintritt, was wir gesagt haben, und jetzt wollen Sie wieder zurückrudern. Es kann jedenfalls nicht sein, dass die Beteiligung jetzt erfolgt, nur damit Herr Oettinger in dieser Frage politisch seine Haut retten kann. Das ist nicht das Interesse des Landes Baden-Württemberg!

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Lachen des Abg. Fleischer CDU)

Das Wort erteile ich dem Herrn Minister für Umwelt und Verkehr, Stefan Mappus.

(Abg. Schmiedel SPD: Halt, halt! – Abg. Drexler SPD: Zur Geschäftsordnung!)

Bitte.

Herr Präsident, ich beantrage namens der SPD-Fraktion, den Herrn Ministerpräsidenten herbeizuzitieren. Unser Fraktionsvorsitzender Drexler hat ja ausgeführt, dass auch der Ministerpräsident sehr stark in die Verhandlungen involviert war. Deshalb bitten wir darum, dass er jetzt hier anwesend ist.

(Abg. Zeller SPD: Wer ist für den Antrag?)

Wird dazu das Wort gewünscht? –

(Abg. Hauk CDU: Wir beantragen, hierüber na- mentlich abzustimmen! – Lebhafte Unruhe bei der SPD – Abg. Drexler SPD: Das geht nach der Ge- schäftsordnung nicht! Abstimmen! Jetzt hier keine Verzögerungen! – Abg. Birzele SPD: Keine Verzö- gerungen! – Abg. Drexler SPD: Wer ist dafür? – Abg. Ursula Haußmann SPD: Oder warten Sie, bis noch welche reinkommen? Oder was ist los? Ab- stimmen!)