Protokoll der Sitzung vom 26.10.2011

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Claus Schmiedel SPD zu CDU und FDP/DVP: Wo ist euer Troubadour? – Gegenruf des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Troubadix heißt der! – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Herr Minister, die Sau muss erst erlegt werden!)

Mir liegen keine weiteren Wortmel dungen vor. Damit ist die Aktuelle Debatte – –

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Halt, halt, halt!)

Entschuldigung, Herr Schmiedel. Ich habe mich Hilfe su chend umgeschaut. Bitte, Herr Kollege Schmiedel.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Es gibt doch nichts Neues!)

Herr Präsident, vielen Dank. Das ging jetzt ein bisschen schnell.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Zu schnell für Sie!)

Aber ich muss meiner Irritation Ausdruck verleihen. Bei Ih nen von Schwarz und Gelb geht es drunter und drüber. In der „Bild“-Zeitung steht groß: „CDU-Landesvorsitzender Strobl: Ich mache diesen Unsinn nicht mit“. Jetzt höre ich ein leiden schaftliches Plädoyer für diesen Unsinn: „Rülke unterstützt Seehofer im Steuerstreit“. Unterzeile: „Stuttgarter FDP-Frak tionsvorsitzender hält Haushaltskonsolidierung für dringen der als Entlastungen“.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Hört, hört!)

Was war denn das für eine Rede?

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Grimms Märchen! – Zuruf des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP meldet sich. – Glo cke des Präsidenten)

Herr Abg. Schmiedel, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Dr. Rülke?

(Zuruf: Er fordert es heraus! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Er will ja gefragt werden! – Zuruf des Abg. Reinhold Pix GRÜNE)

Herr Kollege Schmie del, sind Sie bereit, den Zeitungsartikel, den ich Ihnen vorhin zu Ihrer Aufklärung überreicht habe, vollständig zu zitieren? Wenn Sie dies tun würden, würden Sie auch zitieren, dass ich mir Steuersenkungen durchaus vorstellen kann, aber gegen diesen Weg bin, weil ich im Bundesrat keine Realisierungs chancen sehe, und den Vorschlag gemacht habe, stattdessen den Solidaritätszuschlag zu senken.

Wenn Sie, Herr Kollege Schmiedel, dann bereit sind, einen Brief aller Fraktionsvorsitzenden an die Bundeskanzlerin zu formulieren mit dem Ziel, statt einer Verminderung der kal ten Progression den Solidaritätszuschlag abzusenken, sind wir uns einig und unterschreibe ich gern.

(Beifall bei der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Schauen wir einmal nach, was darin steht:

Rülke sagte, für ihn stehe die Haushaltskonsolidierung im Vordergrund.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Sehr gut! – Abg. An dreas Stoch SPD: Jetzt nehmen wir Sie einmal ernst!)

Und jetzt wörtlich:

„Wenn man das Thema Steuersenkung überhaupt ange hen will, dann nur über den Soli.“

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Da werden alle entlas tet!)

Jetzt habe ich gedacht, es gehe um die kalte Progression; da bei geht es um den Soli.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Es geht um die Klei nen!)

Es besteht also ein Durcheinander, wohin man schaut.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen)

Deshalb, Herr Kößler: Man kann mit uns über die Beseitigung der kalten Progression reden.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Jetzt doch? So ein Durcheinander! – Gegenruf des Abg. Andre as Stoch SPD: Zuhören! – Zuruf des Abg. Dr. Fried rich Bullinger FDP/DVP)

Dann muss man aber das Gesamtsteuersystem in den Blick nehmen. Im internationalen Vergleich sind die Arbeitseinkom men in der Bundesrepublik stärker mit Steuern und Abgaben belastet als in den meisten anderen Ländern.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

Im internationalen Vergleich sind aber die Vermögen fast nicht belastet. Da eine Verschiebung zu machen ist okay.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Wenn wir jetzt sagen würden, wir verzichten jedes Jahr auf 500 Millionen €, dann hieße das: In zehn Jahren, wenn die Schuldenbremse greifen soll, hätten wir 5 Milliarden € zusätz liche Schulden aufgetürmt. Aber nicht mit der SPD, auch nicht mit den Grünen!

(Zuruf des Abg. Winfried Mack CDU)

Diese Koalition steht für solide Finanzen. Sie bekommen jetzt die letzte Chance, zu unterschreiben. Haushaltskonsolidierung steht im Vordergrund.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Wenn Sie den Soli hi neinschreiben, unterschreibe ich! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Wir können ja den Zeitungsartikel dran heften! – Gegenruf des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das ist bei denen schon angekommen!)

Das Wort hat Frau Abg. Aras.

Liebe Kolleginnen und Kol legen von der CDU und der FDP/DVP, ich bin schon sehr ver wundert. Auf einmal haben Sie das große Thema Steuerge rechtigkeit entdeckt. Wo waren Sie denn bisher?

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Immer da, wenn Sie jetzt z. B. mit der Grunderwerbsteuer kom men!)

Genau das ist Ihre unsolide Finanz- und Haushaltspolitik: im mer auf Pump.

(Abg. Winfried Mack CDU: Steuererhöhungen, Steu ererhöhungen, Steuererhöhungen!)

Sie wollen keine Einnahmeverbesserung, Sie wollen keine Aufgabenkritik, Sie wollen die Pensionslasten nicht angehen

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Sie wollen Abzocke ohne Ende!)

und auch die Vorsorge nicht. Sie leben nur auf Pump, und das geht nicht mit uns. Das ist weder gerecht noch sonst etwas. Pump ist ungerecht gegenüber den nachkommenden Genera tionen.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Jetzt führen Sie auf einmal die kalte Progression an. Wenn Sie wirklich Steuergerechtigkeit wollen, dann durchforsten Sie doch einmal die Steuergesetze. Gehen Sie an die Subventio nen der Hoteliers, die wir dank der FDP/DVP im Wahljahr wieder bekommen haben. Gehen Sie daran, alle Einkünfte gleichmäßig zu besteuern und nicht je nachdem, woher sie kommen.

„Steuergerechtigkeit“ klingt gut, und es ist fast schon rührend, wenn die CDU die IG Metall zitieren muss. Es fangen wirk lich neue Zeiten an. Ich finde, da hat die CDU sehr großen Nachholbedarf – nicht nur beim Thema Steuergerechtigkeit, sondern auch beim Umgang mit Institutionen, mit Gewerk

schaften und Sonstigen. Aber wir helfen gern, liebe Kollegin nen und Kollegen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das ist aber lieb von Ihnen!)