Protokoll der Sitzung vom 12.12.2012

Jetzt läuft es nicht so, wie Sie es wollen. Jetzt kommt die Ant wort: „Der Landtag entscheidet darüber. Was die Region sagt, ist uns am Ende egal.“ Überall dort, wo es nicht läuft, kom men Sie mit Ihrem Spruch: „Gehört werden heißt nicht erhört werden.“

(Zuruf der Abg. Muhterem Aras GRÜNE)

Meine Damen und Herren, das ist keine Motivation für die Menschen im Land. Das ist keine Motivation für eine enga gierte Bürgerbeteiligung.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: „Bas ta“!)

Zum Abschluss noch ein paar Zahlen zum Haushalt, um das ganze Drama vielleicht noch einmal plastisch vorzuführen. Ich wiederhole mich dabei, aber die Wiederholung ist notwen dig, damit die Zahlen einmal in Ihre Köpfe eingehen.

Bayern tilgt Schulden, Sachsen tilgt Schulden, Sachsen-An halt tilgt Schulden, Thüringen tilgt Schulden. MecklenburgVorpommern schreibt eine schwarze Null.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Baden- Württemberg macht Schulden! – Gegenruf des Abg. Jörg Fritz GRÜNE: Baden-Württemberg hat Schul den!)

Brandenburg will spätestens 2014 einen ausgeglichenen Haus halt ohne Aufnahme neuer Schulden vorlegen. Berlin hat dies für das Jahr 2015 vor, Hamburg für 2019, Baden-Württem berg ebenso wie Bremen vielleicht für 2020 – weit abgeschla gen, auf den letzten Drücker.

Interessant ist die Neuverschuldung im Pro-Kopf-Vergleich. Baden-Württemberg liegt dabei nur noch auf einem Platz in der unteren Hälfte der Tabelle, nämlich auf Rang 9 in Deutsch land. 165 € Neuverschuldung pro Kopf planen Sie für das Jahr 2013. Sogar das arme Berlin, das auf unsere Finanzzuweisun gen im Länderfinanzausgleich angewiesen ist,

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Aber sexy!)

hat nur eine Pro-Kopf-Neuverschuldung von 161 €. In Bran denburg beträgt sie 144 € und in Niedersachsen 122 €. In Sachsen-Anhalt liegt sie – ich habe es erwähnt – bei null. Sachsen tilgt 18 € Schulden pro Kopf, Thüringen 29 € und Bayern gar 40 €.

Herr Ministerpräsident, Sie führen uns von der Champions League in die Kreisliga hinunter. Das ist Baden-Württemberg nicht angemessen.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Oh-Rufe von den Grünen und der SPD)

Der Wert unseres Lebens und unseres Zusammenlebens be misst sich wahrlich nicht nur am Geld, das wir zur Verfügung haben. Dennoch haben die finanziellen Spielräume erhebli chen Einfluss auf die Zukunftschancen einer Generation.

Wenn wir heute Geld ausgeben, aber die Bezahlung der Rech nung anderen überlassen, ist das schlichtweg unredlich, nicht gerecht und auch nicht nachhaltig.

(Zuruf der Abg. Muhterem Aras GRÜNE)

Problematisch wird es, wenn sich die Weitergabe auf einen wachsenden Schuldenberg für die nächste Generation konzen triert.

(Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Wer hat den Schul denberg hinterlassen?)

Auch wenn Sparen auf den ersten Blick wehtut – unsere Kin der müssen uns diesen Schmerz wert sein.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Großartig!)

Ärzte auf dem Land, Krankenhäuser in der Stadt,

(Zuruf des Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE)

Schulen auf den Dörfern, Universitäten in den Städten, Pfle ge für Bedürftige, Kinderbetreuung für alle, Straßen, Schie nen und Brücken, sichere Nahrungsmittel, bezahlbare Ener gie: Das und viel mehr muss im Sinne des Gemeinwohls auch in vielen Jahren – nicht nur in den Jahren 2013 und 2014 – möglich sein,

(Zuruf der Abg. Muhterem Aras GRÜNE)

und zwar nicht nur für einige wenige, sondern für alle Men schen in Baden-Württemberg. Deshalb: Wir müssen uns ein schränken, damit auch künftige Generationen eine Zukunft haben.

(Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Wo sind Ihre Vor schläge?)

Baden-Württemberg muss dabei vorangehen. Wir müssen ge meinsam mit Bayern Vorbild sein.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Warum mit Bayern?)

Deshalb fordern wir Sie noch einmal auf: Stoppen Sie die neu en Schulden, regieren Sie nicht zum Schaden dieses Landes,

(Zuruf der Abg. Muhterem Aras GRÜNE)

machen Sie endlich Ernst damit: keine neuen Schulden für Baden-Württemberg.

(Anhaltender Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Für die Fraktion GRÜNE spricht die Kollegin Sitzmann.

(Abg. Volker Schebesta CDU: Wann ist denn mit dem Finanzminister zu rechnen? – Gegenruf des Abg. Karl Zimmermann CDU: Der hat mit dem Staatshaushalt nichts zu tun! – Gegenruf des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das ist besser!)

Herr Präsident, liebe Kolle ginnen und Kollegen! Lassen Sie mich erst einmal, bevor ich in die inhaltliche Debatte einsteige, dem Finanzausschuss, an erster Stelle dem Vorsitzenden und den Mitgliedern des Fi nanzausschusses, herzlich danken für die intensiven Beratun gen in den vergangenen zwei Wochen, die es uns heute mög lich machen, in zweiter Lesung über den Haushalt zu beraten. Wir sind froh, dass in konstruktiver Diskussion eine gute Grundlage für diese Beratungen gelegt worden ist. Deshalb herzlichen Dank an dieser Stelle.

(Beifall bei den Grünen und der SPD sowie Abgeord neten der CDU und der FDP/DVP)

Jetzt haben wir vom Kollegen Hauk spannende Ausführun gen gehört.

(Abg. Peter Hauk CDU: Jetzt kommt wieder die üb liche Bewertung! Das ist die normale Abfolge!)

Sie haben vieles wiederholt, was Sie in der ersten Lesung

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Keine Polemik! Kon krete Zahlen!)

im Parlament schon gesagt haben. Sie haben wieder die An forderung gestellt, dass dieser Haushalt ohne neue Schulden hätte eingebracht werden sollen. Sie haben aber auch gesagt, wo überall man mehr Geld ausgeben muss.

(Abg. Peter Hauk CDU: Das stimmt doch gar nicht!)

Sie haben in den vergangenen Wochen nur Ansprüche, For derungen und Erwartungen formuliert. Sie selbst haben kei nen einzigen konstruktiven Vorschlag gemacht. Das ist scha de.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: In welchem Land waren Sie in den letzten Wochen?)

Wir vermissen nach wie vor belastbare und fundierte Einspar vorschläge.

(Abg. Peter Hauk CDU: Wo waren Sie eigentlich?)

Solange Sie diese nicht bringen, werte Kolleginnen und Kol legen, kann man nur sagen: Als Tiger gestartet, als Bettvorle ger gelandet.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Das kann man von diesem Haus halt durchaus sagen! – Abg. Peter Hauk CDU: Das trifft wohl für die Regierung zu!)

Sie agieren mit Fantasiezahlen. Ihre Rede macht deutlich: Sie, die CDU, haben nicht nur ein Problem in den Großstädten und

mit den Menschen, die dort leben, Sie haben auch ein Prob lem mit den Grundrechenarten.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)