Protokoll der Sitzung vom 20.03.2013

Wir erwarten von Ihnen zusätzliches Geld. Wenn Sie dieses vom Bund erwarten, dann müssen Sie auch bereit sein, sei tens des Landes zusätzliches Geld hineinzugeben, um in den nächsten Jahren Planungssicherheit bei der Schaffung von Masterstudienplätzen herzustellen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Im Übrigen: Sie haben nicht einmal die Gelegenheit genutzt, die Empfehlungen der Expertenkommission im Wissen schaftsausschuss oder in diesem Hohen Haus zu behandeln. Wir haben dazu seitens der CDU-Fraktion einen Antrag ein gebracht. Dazu wurde mittlerweile Stellung genommen. Sie hätten Ihr Konzept schon längst einmal vorstellen können. Bislang liegt es aber definitiv nicht vor.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Deshalb kann ich an dieser Stelle nur sagen: Machen Sie zu nächst einmal hier in Baden-Württemberg Ihre eigenen Haus aufgaben,

(Abg. Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr GRÜNE: Machen wir! – Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Oberlehrer!)

und stehen Sie dann hin und fordern vom Bund das, was der Bund komplementär finanzieren muss.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Zweiter Punkt: Dass der Bund bereit ist, in dieser Gemein schaftsaufgabe mitzumachen, hat er gezeigt. Im Zeitraum von 2007 bis 2014 sind es immerhin 691 Millionen €, die der Bund dem Land Baden-Württemberg für den Ausbau der Bachelor studienplätze zur Verfügung stellt. Das sind immerhin 40 % der Gesamtmittel, die dafür eingesetzt werden. Dies kann man an dieser Stelle auch einmal ausdrücklich loben.

Wir sprechen immer davon, dass die Länder eine originäre Kompetenz in der Hochschulpolitik haben wollen. Ich verste he diese Wehleidigkeit der Bundesländer nicht, wenn es um

eine eigene Kompetenz geht, dass man immer gleich nach dem Bund ruft und sagt: Der Bund soll dieses mitfinanzieren.

(Abg. Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr GRÜNE: Sagen Sie das an den Hochschulen auch?)

Nein, es ist unsere vordringlichste Zukunftsaufgabe, die wir annehmen müssen.

(Beifall bei der CDU)

Deshalb kann ich diese Nervosität bei Grün-Rot gar nicht ver stehen.

(Abg. Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr GRÜNE: Eine Kampfansage an unsere Hochschulen! – Zuruf des Abg. Jörg Fritz GRÜNE)

Es gibt eine Arbeitsgruppe der Gemeinsamen Wissenschafts konferenz von Bund und Ländern, die sich aktuell mit diesen Fragen beschäftigt. Aber, Frau Ministerin, Sie sind seitens des Landes Baden-Württemberg bislang unzureichend vorberei tet, um beim Bund zu fordern, dass er weiterhin entsprechend mitfinanziert.

(Abg. Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr GRÜNE: So ein Quatsch!)

Hier müssen Sie nachlegen. Hier haben Sie aus meiner Sicht Versäumnisse in den letzten Wochen und Monaten vorzuwei sen, die dringend behoben werden müssen.

Ich kann Sie nur dazu aufrufen: Geben Sie den Hochschulen diese Planungssicherheit, und gehen Sie mit einem klaren Konzept hinein; äußern Sie Ihre Erwartungen, aber auf der Grundlage eines klaren Konzepts. Dann werden Sie in dieser Frage glaubwürdig. Glaubwürdigkeit erlangt man nicht, in dem man hier zuvor bestimmte Debatten vom Zaun bricht, die in der Sache überhaupt nicht weiterführen.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP)

Im Übrigen: Es ist schon frech, zunächst in Baden-Württem berg die Studiengebühren abzuschaffen

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Genau!)

und jetzt als Erstes nach dem Bund zu rufen.

(Zuruf des Abg. Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr GRÜNE)

Auch dies ist vom Stil her falsch. Ich kann nur sagen – Qua litätssicherungsmittel, die zusätzlich den Haushalt belasten, die anstehende neue Verhandlung des Solidarpakts, zusätzli che Mittel, die wir für den „Hochschulpakt 2020“ beim Aus bau der Masterstudienplätze benötigen –: Sie werden sehr rasch von Ihrer verfehlten Haushaltspolitik eingeholt, viel ra scher, als es Ihnen überhaupt lieb ist,

(Abg. Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr GRÜNE: Ah, jetzt! Wer hat denn diese riesige Lücke hinterlassen?)

nur mit dem großen Nachteil, dass Sie eine Politik auf dem Rücken der jungen Generation

(Zurufe von den Grünen und der SPD)

und dabei insbesondere derjenigen ausüben, die in BadenWürttemberg ein Studium aufnehmen wollen.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr GRÜNE: Das ist ja voll daneben!)

Deshalb: Die Bundesbildungsministerin hat verlauten lassen –

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Welche?)

da können wir sie nur unterstützen –:

An der Stelle werde ich mit den Ländern sehr konsequent verhandeln.

Recht hat sie. Sie drängt nämlich darauf, dass der Bund da von absieht, zunehmend in eine Ersatzfinanzierung für klam me Länder zu gehen, die sich aus dieser Aufgabe zurückzie hen. Das kann nicht unser Ziel sein; das entspricht nicht dem Föderalismus. Da muss ich auch sagen: Da geht es auch um das Selbstverständnis des Föderalismus und der Länderparla mente. Wir benötigen klare Konzepte, wir müssen mit der Fi nanzierung auch in die Vorleistung gehen.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Und eine andere Steu eraufteilung brauchen wir auch!)

Dann kann der Bund ergänzend in der Finanzierung hinzu kommen. Diesbezüglich sind Sie bislang – –

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Eine andere Steuer aufteilung brauchen wir auch!)

Herr Drexler, das mag sein,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das mag nicht sein, das ist Voraussetzung!)

aber das steht auf einem völlig anderen Blatt.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Nein, eben nicht!)

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das ist identisch mit dem Thema!)

Sie kennen sich in diesem Bereich nicht aus – in anderen Be reichen vielleicht schon, aber in den aktuellen Verhandlungen kennen Sie sich schlichtweg nicht aus. Deswegen wäre ich an Ihrer Stelle doch einmal still.

(Beifall bei der CDU – Unruhe – Glocke des Präsi denten)

Herr Kollege Dr. Birk, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Drexler?

Herr Kollege Dr. Birk, stim men Sie mir zu, dass die letzte Reform der Finanzaufteilung zwischen Ländern und Bund Mitte der Neunzigerjahre statt fand und dass es seither keine Neuaufteilung der Mehrwert steuer gibt, und dass alle Bundesländer, auch im Zuge der Fö deralismusreform – da war u. a. auch Ministerpräsident Oet

tinger dabei –, gefordert haben, dass die Länder mindestens einen Umsatzsteuerpunkt mehr erhalten, damit sie die Aufga ben im Hochschulbereich und in der Schule mit mehr Ganz tagsschulen überhaupt leisten können? Ist Ihnen das bekannt? Deswegen hat das sehr wohl etwas miteinander zu tun.