Da haben wir dann auch die Gemeinsamkeiten, Herr Senator, mit denen wir dieses Problem angehen wollen, mit der Selbständigkeit der Hauptschule, mit einem selbständigen Profil einer Realschule und einem selbständigen Profil der Schüler, die ihr Abitur machen wollen. Es muss den jeweiligen Möglichkeiten angepasst sein, und es muss den Leuten auch Chancen geben – selbstverständlich, wie Sie es erlebt haben –, Durchgängigkeit muss hergestellt werden, das ist doch vollkommen unumstritten. Das wollen wir natürlich auch herstellen, aber das geht auch in eigenständigeren Konstruktionen als denen, die wir bisher gewählt haben. Deshalb lassen Sie uns diese Siebziger-Jahre-Barrieren endlich einreißen, lassen Sie uns gemeinsam zielorientiert arbeiten, und dann werden wir die Gemeinsamkeiten auch herstellen!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Nur ganz kurz eine Erwiderung auf Herrn Eckhoff! Ein Ergebnis sozialdemokratischer Bildungspolitik ist, dass wir, und ich zitiere da das Institut der deutschen Wirtschaft, was das Abitur angeht, etwa bei 30 Prozent liegen und damit an der Spitze im Bundesgebiet. Das ist genau entsprechend meiner Forderung, die Kinder unserer Stadt nach Möglichkeit mit einem hohen Abschluss in einen Arbeitsbereich oder an die Universität zu entlassen. Darauf können wir stolz sein und brauchen uns nicht hinter Bayern zu verstecken, die das etwa mit 25 Prozent geschafft haben.
Das Zweite ist, ich denke, auch das ist ein wichtiges Argument, dass heute, und das wissen Sie auch, Herr Eckhoff, gerade von den großen Betrieben sehr viel Wert auf Kommunikation, auf Kooperation, auf Teamfähigkeit gelegt wird. Bei den ganz großen Betrieben in Bremen erfährt man dieses letztendliche Auswahlkriterium immer wieder, und da bin ich der festen Überzeugung, dass es gut ist, wenn man die Jugendlichen so lange wie möglich in einer kooperierenden Form beschult. Das führt dazu, dass wir sie teamfähig erziehen, dass wir sie auch konfliktfähig erziehen und nicht auseinander sortieren und voneinander trennen. Ich denke, dieses Ziel der Kooperationsfähigkeit, der Kommunikationsfähigkeit,
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Eckhoff, ich nehme das, was Sie gesagt haben, ernst, und ich nehme ernst, dass Sie gesagt haben, wenn dann für die Jugendlichen die Bildungschancen, die sie erreichen können, entsprechend unserer Verfassung im Endeffekt herauskommen, dann ist es Ihnen egal, in welcher Schulform das passiert, Hauptsache – wie haben Sie sich ausgedrückt –,
Ich nehme Sie hier ernst, und ich bitte Sie, dass wir diese Diskussion in der Form auch weiter führen, denn das Ganze ist keine Debatte, die sich mit Strukturen beschäftigt. Das, was Herr Rohmeyer versucht hat zu sagen, wir machen hier ein paar mehr größere isolierte Hauptschulstandorte, ist genau nicht das, was wir, wenn ich bei dem anknüpfe, was Herr Perschau heute Morgen noch dargelegt hat, für den Standort Bremen tun müssen.
Wie können Sie sich hinstellen und sagen, da sind Leute, die sind eben praktisch begabt, dann lasst uns doch von Anfang an diese praktische Begabung schulen, damit sie in ihrem Berufsleben auch bestehen, wenn Sie genau wie jeder andere hier im Haus wissen, dass Qualifikation, lebenslanges Lernen, Weiterbildung, Verdoppelung des Wissens der Welt innerhalb von vier Jahren im Moment die Themen sind, mit denen wir die Frage der Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland und auch des Standorts Bremen gewinnen können?
Dazu gehört auf alle Fälle und vordringlich auch das Thema Durchlässigkeit und nicht das Einteilen in Töpfe vom Anfang bis zum Ende.
Tun Sie mir den Gefallen, Herr Eckhoff, gehen Sie mit mir zusammen in eine Schule, und schauen Sie sich an, wie dort die Realität ist, schauen Sie sich das nächstes Mal oder morgen an! Vielleicht kann der Staatsrat einfach einmal einen Lehrplan mitbringen, in dem Sie sehen können, wie differenziert Hauptschule, Realschule und Gymnasium von der Inhaltlichkeit gleiche Fächer angeben, und tun Sie mir den Gefallen, obwohl ich weiß, der Blick von Christdemokraten aus Bremen richtet sich gern gen Süden, gen Bayern, vergleichen Sie nicht das Bundesland Bremen mit dem Flächenstaat Bayern! Das ist nicht solide, Stadtstaaten haben andere Bedingungen, und das ist auch nicht seriös.
Die sozialen Kompetenzen, darauf ist Senator Lemke eingegangen, und ich bitte doch herzlich darum – wir haben jetzt mehr als fünf Jahre im Rahmen der großen Koalition Bildungspolitik ordentlich gestaltet –, wenn Sie meinen, Herr Rohmeyer, dass Sie sich mit dem Thema „Wir brauchen wieder eigenständige Hauptschulen, eigenständige Realschulen und eigenständige Gymnasien im Bundesland Bremen“ profilieren können, dann, muss ich Ihnen sagen, finden Sie hierbei zur Veränderung der notwendigen Gesetze keine Partner in den Sozialdemokraten, dann können Sie ja einmal annoncieren, wer Ihnen auf diesem Weg zurück folgen will.
Da schauen wir einmal! Der Wähler ist nämlich klüger, als Sie manchmal denken, Herr Eckhoff! – Ich danke Ihnen!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich kann der Aufregung nur insoweit folgen, als es völlig ungewöhnlich ist, dass ich mich seit 1983 erstmalig in eine Bildungsdebatte ein––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
Liebe Kollegin Hövelmann, vieles von dem, was Sie gesagt haben, kann man unterstreichen, das Thema ist aber, der Hauptschule eine neue Perspektive zu geben, und das, was Sie beschrieben haben, hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, was für Hauptschulen getan werden muss,
und da schlage ich den Bogen zu unserem Herrn Senator. Teamfähigkeit, soziales Verhalten, Kooperationsbereitschaft sind neue Anforderungen, weil sich die Arbeits- und Berufswelt gegenüber der Zeit, als reine Wissensdarstellung ausreichte, um irgendwo eine Perspektive zu finden, verändert hat. Das ist völlig richtig. Das ersetzt aber das, was von der Wirtschaft gefordert wird, natürlich nicht.
Das, was wir eigentlich als Selbstverständlichkeit wollen, setzt die Wirtschaft als Selbstverständlichkeit voraus, und wenn der Eindruck entsteht – und der wird bei Schülern teilweise hervorgerufen –, dass man Rechenkünste, Rechtschreibkünste, Kenntnisse in Naturwissenschaften ersetzen kann durch Teamfähigkeit, soziales Verhalten und Kooperationsbereitschaft,
Da sage ich Ihnen, die Schwerpunkte für die Hauptschule und die daraus resultierenden Perspektiven für den einzelnen betroffenen Hauptschüler müssen sich zu 70, zu 80, zu 90 Prozent eher danach ausrichten, dass er die Grundrechenarten beherrscht, der deutschen Sprache mächtig ist, der Rechtschreibung mächtig ist, als dass ihm bescheinigt wird, dass er sehr kooperationsbereit, diskutierfreudig und diskutierfähig ist und anschließend noch ein angemessenes Sozialverhalten hat.
Gehen Sie einmal in die Handwerksbetriebe, und fragen Sie die, warum sie bestimmte Leute nicht einstellen! Ich bin im Verwaltungsrat einer großen städ
tischen Sparkasse, die jedes Jahr Dutzende von Auszubildenden einstellt. Fragen Sie einmal, warum wir fast nur noch Abiturienten einstellen und bei einem Drittel von denen noch die Augen zudrücken müssen! Nicht, weil wir denen bescheinigen, dass sie sozial nicht ausreichend kooperativ sind, nicht genug diskutieren können, das können die meisten im Übermaß, sondern es mangelt an den Dingen,
Wenn wir uns nicht darauf einigen, dass da die Schwerpunkte in den Inhalten verändert werden müssen, dass wir den Kindern Schlimmes antun, wenn wir ihnen nicht das Rüstzeug mit auf den Weg geben, was – und da mögen Sie sagen, das ist die alte Welt – vor zehn, vor 20, vor 30 Jahren eine Selbstverständlichkeit gewesen ist, dann versündigen Sie sich an ihnen, weil sie anschließend auf der Straße stehen und diskutieren und soziale Komponenten haben können, nur keinen Beruf und keine Berufsausbildung. – Vielen Dank!
Die Bürgerschaft (Landtag) nimmt von der Antwort des Senats, Drucksache 15/592, auf die Große Anfrage der Fraktionen der CDU und der SPD Kenntnis.