Die Empfehlung der Experten über die Förderung des Bremer Antrags als bundesweit erstes Modell eines qualitätsgesicherten Mammographie-Screenings in der gesetzlichen Krankenversicherung, ich möchte das noch einmal sagen, erfüllt uns Sozialdemokraten mit großer Freude und macht uns stolz, und wir beglückwünschen diejenigen, die diesen Erfolg herbeigeführt haben.
Lassen Sie mich aber noch kurz für die Nichtmediziner das geplante Programm stichwortartig erläutern! Das Screening-Programm basiert auf selbständigen und eben nicht an Einrichtungen des Gesundheitswesens angebundenen Screening-Einheiten, eine in Bremen-Nord und eine in Bremen-Stadt, die von einer Betreibergesellschaft niedergelassener Ra
diologen geführt werden. Die Aufnahmen erfolgen nach Einladung durch speziell geschulte und konstant überwachte medizinisch-technisch-radiologische Assistentinnen und Assistenten.
Meine Damen und Herren, ich glaube, hier gibt es bei einigen Ärzten diese Irritationen, denen sich Frau Dreyer auch etwas angeschlossen hat. Ich habe ein wenig Sorge, Frau Dreyer, dass Sie sich in Ihren Forderungen die Feder von jemandem in dieser Stadt haben führen lassen, der diese Fragen nicht ganz uneigennützig stellen ließ. Wenn Sie heute sagen, dass Sie den Modellversuch Mamma-Screening wollen, wenn Sie sagen, ja, Sie sind dafür, dann müssen Sie aber auch wissen, dass die Forderungen, die Sie und Ihre Fraktion hier aufstellen, den Erfolg, diesen bundesweiten Modellversuch nach Bremen zu holen, gefährden oder sogar zunichte machen.
Ich rate Ihnen einfach einmal, die am Projekt Beteiligten zu fragen! Warum war wohl die Kassenärztliche Vereinigung in Ihrer Veranstaltung nicht dabei? Dazu sage ich vielleicht nachher auch noch etwas.
Es hat Ausschreibungsmodalitäten gegeben, die den Rahmen umrissen haben, wie dieser Modellversuch auszusehen hat. Darin sind gerade die Forderungen, die Sie aufstellen, eben nicht enthalten. Schon in Ihrer Kleinen Anfrage haben Sie die Zielrichtung deutlich gemacht, dass Sie eine Kombination aller Instrumente bei Brustkrebs befürworten. Das, meine Damen und Herren, war aber nicht Inhalt der Ausschreibung und folglich auch nicht der des Modellversuchs. Dieser Modellversuch, das erwähne ich hier noch einmal, ist mit den Unterschriften der Vertretung aller Ärzte im Lande Bremen gestellt worden. Daher erstaunt es mich schon ein wenig, dass die Kritiker dieses Modellversuchs, die selbst diesen Antrag mit unterschrieben haben, nun so massiv auftreten und die Kritik hier in den Vordergrund stellen.
Es ist doch ganz bewusst auf die verschiedenen weiteren Untersuchungen verzichtet worden, es geht hier einzig und allein um das MammographieScreening. Wenn Sie die Antwort des Senats nachlesen, werden Sie davon auch noch mehr lesen können. Ich finde diese Antwort sehr ausreichend, und ich glaube, sie wird uns auch noch in ihren Inhalten ein ganzes Stück weiter begleiten.
Jeder der am Modellprojekt als Befunder teilnehmenden Ärzte muss 5000 Aufnahmen pro Jahr befunden, sich intensiv fort- und weiterbilden, ebenso die Röntgenassistentinnen. Auch wird ein höchster Gerätestandard im BBSP gesichert. Seien Sie ehrlich, meine Damen und Herren, dies sicherzustellen ist doch Bestandteil dieses Programms und nicht in
Ich möchte aber noch auf einen Punkt zu Beginn meiner Rede zurückkommen, nämlich den Artikel im „Lancet“. Hier wird erwähnt, dass die Untersuchungen der schwedischen Wissenschaftler beim Screening-Programm eben nicht den Erfolg hatten, wie immer dargestellt wurde.
Frau Senatorin, dies ist natürlich ein schwerwiegender Tatbestand, und er würde nicht nur die bisherigen wissenschaftlichen Kenntnisstände auf den Kopf stellen, sondern auch unser gesamtes Programm in Frage stellen. Ziel des Programms ist es, in der Bundesrepublik die Mortalitätsrate um 30 Prozent zu senken. Die Sozialdemokraten erwarten von Ihnen, dass vor Beginn des Modellversuchs geklärt wird, inwieweit diese neuesten Aussagen aus Schweden, die doch konträr zu allem bisher Gesagten stehen, von der Planungsstelle bewertet werden. Wir benötigen fundierte, eindeutige Aussagen, dass das von uns allen angestrebte Ziel auch wissenschaftlich fundiert durch das BBSP umgesetzt werden kann.
Frau Dreyer, ich habe an Ihrer Veranstaltung am letzten Mittwoch teilgenommen. Diese Veranstaltung hätte meines Erachtens einen Sinn gemacht, wenn nicht der dritte Schritt vor dem ersten getan worden wäre, denn ich glaube, vor allem die Zuhörerinnen sind verunsicherter als vorher aus dieser Veranstaltung gegangen.
Ich darf noch einmal daran erinnern, dass es bis zum heutigen Zeitpunkt überhaupt noch keine vertragliche Regelung über die Durchführung und Finanzierung dieses Projekts gibt. Es gibt noch gar keine vertragliche Absicherung. Dies haben aber leider alle Diskutanten bis auf Herrn Professor Peitgen nicht erkennen lassen. Viele komplexe rechtliche und vertragliche Fragen zwischen der zentralen Planungsstelle beim Bundesausschuss für Ärzte und Krankenkassen, der lokalen KV und den lokalen Krankenkassen mussten geklärt werden. Die Einwerbung eines renommierten ärztlichen Leiters ist überhaupt noch nicht endgültig entschieden. Eine Mitförderung durch die Deutsche Krebshilfe ebenfalls nicht.
Wenn diese rechtlichen und vertraglichen Grundlagen geklärt sind, und vor allem die Finanzierung sichergestellt ist — —. Sie haben eben gesagt, die Krankenkassen benutzen die Mammographie-Untersuchung für die Frauen ab 50 Jahren sozusagen als Spardose, die Krankenkassen sind doch diejenigen, die diesen Modellversuch überhaupt finanzieren, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Krankenkassen dies machen, um das als Spardose zu benut
Gut! Ich kann mich ja noch einmal melden, weil ich dann ganz gern auf die Forderung von Frau Dreyer noch einmal eingehen wollte. — Schönen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Nicht nur als frauen- und gesundheitspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen liegt mir das Thema Brustkrebs und seine Früherkennung besonders am Herzen. Weil gerade eine so hohe Anzahl von Frauen in Deutschland betroffen ist und weil ich in meiner beruflichen Praxis viele Patientinnen begleitet habe, sowohl medizinisch als auch sozial, steckt für mich natürlich eine starke Betroffenheit in diesem Themenbereich.
Meine Damen und Herren, damit meine folgenden und an einigen Stellen kritischen Ausführungen nicht falsch gedeutet werden, stelle ich gleich am Anfang meiner Rede fest, dass die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen das Modellprojekt als eine Ergänzungsmethode in der Diagnostik ansieht.
Trotzdem, denke ich, haben wir ein Recht, auf die Inhalte des Konzepts inhaltlich Stellung zu nehmen und dass diese auch in ein Konzept eingearbeitet werden. So sehe ich den Weg, dass wir das vorher diskutieren und nicht Konzepte vorgelegt bekommen und sie dann zerreißen, als sinnvoll an. Dafür, denke ich auch, ist diese Stunde nützlich,
Leider gilt die Bundesrepublik Deutschland in der Früherkennung von Brustkrebs immer noch als Entwicklungsland. Die Brustkrebsforschung muss dringend intensiviert werden, und die Verlässlichkeit der Krebsregister muss optimiert werden. Die Forschungsgelder im Themenbereich Brustkrebs machen derzeit kaum ein Prozent der insgesamt für die
Eine Grundlagenforschung, die den Einfluss von Lebensführung, Umweltfaktoren mit beinhaltet, gehört zu einer wirksamen Prävention genauso dazu wie ein Screening, meine Damen und Herren!
Wie auch schon von meinen Vorrednerinnen angesprochen wurde, wird die Mammographie derzeit als Screening-Methode offiziell von den Krankenkassen nicht bezahlt. Gleichwohl werden in Deutschland schätzungsweise jährlich drei bis vier Millionen Mammographien bei gesunden Frauen ohne ausreichende Indikation durchgeführt in der Hoffnung auf eine Verbesserung der Früherkennung. Diese Art des verdeckten Screenings ist abzulehnen, weil sie nicht den EU-Richtlinien für Mammographien entspricht.
Diese Richtlinien beinhalten Grundbedingungen für einen Qualitätsanspruch, und hierbei sind wesentliche Voraussetzungen, wie auch schon von Frau Hammerström erwähnt, die ausreichende Erfahrung der Ärztin oder des Arztes durch mindestens 5000 Mammographie-Beurteilungen pro Jahr, dann die Aus- und Weiterbildung des technischen Personals, die tägliche Überprüfung der technischen Ausstattung und eine unabhängige ärztliche Zweitbeurteilung. Die Qualitätssicherung muss auch von den betroffenen Frauen gespürt werden, meine Damen und Herren! Hier gilt als Schlüsselsatz: besser kein Screening als ein schlechtes Screening!
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal deutlich machen, dass es sich bei diesem Projekt nicht primär um die Abklärung eines auffälligen klinischen Befundes handelt, sondern dass zu diesen Untersuchungen gesunde Bremerinnen im Alter von 50 bis zu 70 Jahren aufgefordert werden. Die erreichte Quote der Frauen dieser Altersgruppe muss dann mindestens 70 Prozent betragen, um zu einer wissenschaftlichen Aussagekraft zu kommen. Das heißt natürlich auch, dass hier eine Akzeptanz der niedergelassenen Gynäkologen eine Voraussetzung ist.
Mit der Aufforderung zur Teilnahme an dem Modellprojekt werden sehr viele Frauen mit dem Thema Brustkrebs ohne eigenes Zutun und mit geringerer innerer Bereitschaft konfrontiert. Fragen und Ängste werden entstehen, zum Beispiel auch die Unsicherheit, auch die Angst vor einer bisher noch nicht entdeckten Erkrankung. Hier ist für mich unbedingt eine psychosoziale Begleitung und eine mindestens ausreichende und auch von den Frauen ver
standene Information zu gewährleisten, eine Informationsstrategie, die wissenschaftlich abgesichert ist und die auch die Ergebnisrelevanz einbezieht, die Möglichkeiten nämlich der falsch-positiven und der falsch-negativen Ergebnisse. Es muss den Frauen ausreichend Zeit für Überlegungen zur Verfügung gestellt werden, sich für oder gegen die Teilnahme an diesem Programm zu entscheiden. Eine möglichst objektive Einschätzung des persönlichen Nutzens und des Verhältnisses zum Aufwand und zu den Nebenwirkungen muss jeder Frau ermöglicht werden.
Das, meine Damen und Herren, kann nicht von den teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten geleistet werden, da sie als Untersuchende für die Frauen nicht als unabhängig erscheinen. Ein frauenspezifischer Informations- und Beratungsdienst, wie das Modellprojekt im außerklinischen Bereich angesiedelt, müsste den Frauen zur Verfügung gestellt werden und ist für dieses Projekt für uns Grüne unverzichtbar.
Damit sind wir ohne Wenn und Aber bei den Frauengesundheitszentren und bei den Selbsthilfegruppen. Hier in Bremen haben wir gute und qualifizierte Frauengesundheitszentren, die schon jahrelang im Bereich Gesundheitsberatung, Prävention und Selbsthilfe ein breites Angebot abdecken. Diesen Zentren darf nicht die finanzielle Schlinge um den Hals gelegt werden, diese Zentren gilt es zu stärken, meine Damen und Herren!
Wie wichtig eine psychosoziale Betreuung ist, belegen unter anderem Studien aus den USA, die eindeutig beweisen, dass Frauen mit gesicherter Diagnose eine höhere Lebenserwartung haben, wenn sie eine psychosoziale Betreuung in Anspruch nehmen können.
Mit der Diagnose Brustkrebs wird oft aus einer sich gesund fühlenden Frau eine kranke Frau, und das von heute auf morgen. Um diese Lebenserschütterung zu bearbeiten, muss das Angebot der psychosozialen Betreuung ein Regelangebot sein. In diesem Zusammenhang gilt es, die Selbsthilfegruppen mehr als bisher einzubinden und zu unterstützen und die Ressourcen dieser Gruppen zu nutzen und auszubauen. Betroffene müssen in die Entscheidungen einbezogen werden. Weitergehende Fragen von der Früherkennung über die Diagnostik bis zur Therapie gehören in diese für die Frauen als neutral angesehenen Orte und Institutionen.
Das Modellprojekt ist nur für Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren angelegt, für jüngere Frauen nicht, weil die Brust dann nicht so strahlenempfindlich ist und es keine Aussagekraft besitzt. Wenn junge Frauen an Brustkrebs erkranken, führt dieser oft sehr
schnell zum Tod. Hier gilt es auch, weiter zu forschen und auch in dieser Richtung Gelder bereitzustellen.
Lassen Sie mich zum Abschluss noch auf einige wissenschaftliche Daten und Fakten eingehen, die bei oberflächlicher Betrachtung zu problematischen Interpretationen führen können! Die Darstellung der Risikoreduktion in Relativprozent, also die Vermeidung des Risikos im prozentualen Verhältnis zur Gesamtgruppe, wird am häufigsten benutzt. Man findet sie in der Laienpresse wie auch in medizinischwissenschaftlichen Journalen. Die zusätzliche Darstellung in absoluten Zahlen wird allerdings nicht nur von den Patienten zunehmend gefordert, sie würde den Nutzen im Vergleich zum Nichtnutzen verdeutlichen.
Nehmen wir als Beispiel eine MammographieFrüherkennungsuntersuchung über einen Zeitraum von zehn Jahren aus Schweden! Hier wurde die Sterblichkeit an Brustkrebs durch Früherkennung um 25 Prozent vermindert. Nimmt man die absoluten Zahlen hinzu, wird deutlich, dass es sich bei den 25 Prozent um eine Frau bei 1000 untersuchten Frauen handelt. Bei 1000 Frauen ohne MammographieFrüherkennungsuntersuchung starben in zehn Jahren vier Frauen an Brustkrebs. Bei 10.000 Frauen mit Mammographie starben in zehn Jahren drei Frauen an Brustkrebs. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig die unparteiliche und gründliche Analyse unter Hinzunahme aller zur Verfügung stehenden Fakten ist.