Protokoll der Sitzung vom 02.07.2008

(Abg. R ö w e k a m p [CDU]: De snackt nu över dat liberale Manifest!)

Leve Präsidentin, leve Damen un Herren! Wiel wi to Huus Hooch un nich Platt snackt hebbt, much ik glieks in’n Vorut bitten, mi dat nich för öbel to nehmen, wenn mi bi düsse Diskussion maal de Tung so’n beten verglippen deit!

Vör hunnert Johren hett en groten Deel vun de Minschen noch Platt verstahn. Vundaag köönt en poor Platt verstahn, aber bloß wenige köönt noch Platt snacken. Georg Droste hett faststellt: Dat Hochdüütsche hett wunnen, un dat is bit vundaag so. Vundaag weet wi, wat en groten Vordeel dat Bruken vun en twete Spraak is. In Ottjen Alldag

siene Tiet worr dat modern, hooch- statt plattdüütsch to snacken. Ik wünsch mi un us, dat dat modern warrt, platt- un hoochdüütsch to snacken.

(Klatschen bi de FDP, bi de SPD, bi de CDU un bi’m Bündnis 90/De Grönen)

Us vun de Fraktschoon vun de FDP liggt dat Plattdüütsche an’n Harten. Fröher hett Harald Neujahr hier in’t Huus sik dorför stark maakt, Plattdüütsch to bewohren, as de Frage stellt worrt, ob Platt in de Charta for bedrohte Spraken kümmt. Vundaag deit dat de Fraktschoon vun de CDU, un wi sünd vun Harten dorbi.

(Klatschen bi de FDP)

Ik glööv, dat een weten mütt, wo he herkümmt, anners kann he nich verstahn, wo een steiht un wat passeert. Dorför mööt wi Plattdüütsch stark maken, stark maken as Spraak. Dorför is dat nötig, dat wi Platt snackt, ok hier in de Börgerschupp, avers dat mööt wi nich besluten, dat mööt wi eenfach doon.

(Klatschen bi de FDP un bi de SPD)

Wi vun de Fraktschoon vun de FDP sünd för de Punkte een un twee vun den Andraag. Punkt dree mütt keeneen faststreven – dat ööt wi maken, dat mööt wi doon! Anners warrt dat en Ritual. Aber Plattdüütsch mutt leevt warrn, dat droff keen Ritual warrn. Un wer dat vundaag noch nich kann, de mutt dat eben lehren, so as ik dat do. Platt is en Deel vun use Region un Kultur. De Senat un de Scholen mööt mehr maken, um de Spraak vun düsse Region to bewohren. Männich een Grundschool deit dat al, aber wenn de Kinner denn in dat föfte Schooljohr kaamt, warrt keen Plattdüütsch mehr lehrt un se vergeet de plattdüütsch Spraak wedder, un dat is doch schaad.

Leve Damen un Herren, wenn Plattdüütsch leevt warrt, weet de Minschen, wo se herkaamt un köönt verstahn, wie de Minschen hier leevt, sünd un denkt. Wi wünscht de Deputation for de Kultur veel Erfolg bi ehr Diskussionen. – Ik dank vun’n Harten för’t Tohören!

(Klatschen bi de FDP, bi de SPD, bi de CDU, bi’m Bündnis 90/De Grönen un bi de LINKEN)

Das Wort hat der Abgeordnete Willmann.

Fru Präsidentsche, leve Mannslüüd, leve Fruenslüüd! ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

Över Plattdüütsch to snacken schall egentlich över Plattdüütsch lopen, dach ik mi to Huus. Un wenn’t nich anners is, un ik sett dat hier bannig in’n Sand, dach ik an mien Großvadder, de jümmer seggt hett: Bang bün ik nich, ober lopen kann ik fix.

(Klatschen un Högen bi’m Bündnis 90/De Grönen, bi de SPD, bi de CDU un bi de FDP)

Mi geiht dat as vele hier in’t Land: Plattdüütsch warrt snackt in de Familie, un wer dat bi’t Huus nich lehrt hett, de warrt dat Geföhl för dat Plattdüütsche wiss un wohrhaftig nienich hebben. For mien Grootvadder weer Hoochdüütsch jümmer Frömdsprook. He snack Platt mit Pütt un Pann. Hoochdüütsch bloß, wenn he bi’n Behörd weer, un wenn he wull. För mi heet dat, dat vele Wöör fehlt för düsse Debatt hier in den Landdag. Wiss un wohrhaftig weer dat en gräsig groot Himphamp, wenn wi mol de Swattbroot-Themen as Bildung, Verwaltungsstrukturreform un de Huushalt op Plattdüütsch besnacken dään. Nur, wüllt wi de Lüüd hier dumm un dösig snacken?

Ik warr nu glieks wiedermoken op Hoochdüütsch. Ik harr nich de Tiet dorto, dat allens in Plattdüütsch to doon, un wi hebbt jo ok bannig veel anners to doon, dormit se buten un binnen verstaht, wat wi hier överhaupt willt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Schulen als Anwalt des Plattdeutschen ist eine große Formel, haben wir doch heute schon das Problem, dass viele Kinder mit Migrationshintergrund nur eingeschränkt Deutsch sprechen und wir viel anstellen, es ihnen beizubringen. Da sind wirklich gute Konzepte gefragt, das weiß jeder, der sich einmal mit Bildung auseinandergesetzt hat. Dennoch bleibt festzustellen: Wer Platt lehren will, muss auch Platt kennen, und auf der Suche nach – entschuldigen Sie, Herr Ella! – „native Speakers“ wird das Problem klar, das wir damit haben. Außerdem, muss man sagen, wollen wir auch kein Nordfriesen-Platt oder gar Westfalen-Platt.

Nun aber ein wenig ins Detail des Antrags, der für mich viel Show ist und wenig Inhalt in das Hohe Haus bringt, aber es durchaus erfreut! Beliebt an Bremens Schulen ist der Vorlesewettbewerb „Schülerinnen und Schüler lesen Platt“. Die Senatorin für Bildung, das Institut für niederdeutsche Sprache, das Landesinstitut für Schule und die Sparkasse Bremen und Bremerhaven führen diesen Wettbewerb seit den Siebzigerjahren von der dritten bis zur dreizehnten Klasse mit viel, viel Erfolg durch. Ich selbst habe auch daran teilgenommen, meine Kinder auch. Schülerinnen und Schüler können dort im Einzelnen oder kleinen Gruppen im dialogischen Lesen plattdeutsche Texte zum Besten geben.

Im Kultur- und Informationsprogramm Nordwestradio wird alle zwei Wochen das niederdeutsche

Hörspiel am Sonnabend von 19 bis 20 Uhr ausgestrahlt. Alle, die Lust auf plattdeutsche Krimis haben, sollten da wirklich einmal hineinhören. Weiterhin werden in dem Programm plattdeutsche Bücher, Hörbücher und CDs vorgestellt. In der Sendereihe „Gesprächszeit“ werden niederdeutsch sprechende Gäste eingeladen, die sich mit dem Plattdeutschen befassen. Bei der Live-Sendung „Nordwestradio unterwegs“ berichtet das Nordwestradio hin und wieder vor Ort über niederdeutsche Themen, wenn ein konkreter Anlass besteht, so zum Beispiel auch zu dem Thema „Plattdeutsch-Unterricht in den Schulen“. Bei Bremen eins gibt es wochentags täglich die plattdeutschen Nachrichten um 10.30 Uhr. Daneben werden bei den populären Programmen von Bremen eins und Bremen vier tagesaktuell in Moderationen oder Beiträgen niederdeutsche Themen behandelt. Im Weser-TV läuft seit nunmehr 9 Jahren einmal im Monat die einstündige Radiosendung „De Plattsnuten“, die in regelmäßigen Abständen von 4 bis 6 Personen umfassend Themen behandelt.

In das Bremische Landesmediengesetz wurde unter Paragraf 13, also unter Vielfalt, der Satz eingefügt: „Sendungen in niederdeutscher Sprache sollen in angemessenem Umfang im Programm vertreten sein.“ Auch im Bereich Kultur und Soziales findet sich ein vielfältiges Angebot in den Stadtteilen. In Altentreffs, wenn dort Menschen Platt reden wollen, wird Plattdüütsch gesprochen. Dies muss man nicht verordnen. In Bremerhaven gehören die Vorstellungen der niederdeutschen Bühne „Waterkant“ zu den beliebtesten. Karten sind nur schwer auf Umwegen und mit sehr guten plattdeutschen Beziehungen zu bekommen.

Zum Schluss aber ruhig noch einmal zum Anfang! Ich halte es schlichtweg für eine mediale Hascherei, einmal im Jahr auf Platt zu debattieren, wenn ich doch weiß, dass mich das Hohe Haus nicht einmal zur Hälfte verstehen wird. Und die Kolleginnen und Kollegen – entschuldigen Sie diesen Seitenhieb! – der Stadtverordnetenversammlung der sogenannten freiesten Kommune der Welt dazu aufzufordern, mal up Platt to snacken, erinnert mich an das kleine gallische Dorf im Herzen des bremischen, nein, des römischen Imperiums. Dennoch werden wir Ihren Antrag überweisen und dort weiter behandeln. Legg di wedder hin, hoolt jo fuchtig! – Tschüßing!

(Klatschen bi´m Bündnis 90/De Grönen un bi de SPD)

Das Wort hat Herr Bürgermeister Böhrnsen.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Der Kultursenator hat

mit Begeisterung und Freude zugehört, mit dem Herzen dabei, aber nicht als Plattsnacker, weil ich hier gar nicht behaupte und fälschlicherweise behaupten will, dass ich ein fließender Plattsnacker wäre. Ich spreche viel mehr eine ganz andere Sprache noch zum Deutschen nämlich das Missingsch, das kennen Sie vielleicht auch. Das ist das, was man als Mischform und was man vor allen Dingen auf den Werften und im Hafen als Mischform von Plattdüütsch und Hochdeutsch gesprochen hat. Damit will ich Sie aber nicht quälen, aber ich empfehle sehr zur Lektüre „Kuddl Schnööfs achtersinnige Gedankens un Meinungens vun di sozeale Revolutschoon un annere wichtige Sachens“ von Jochen Steffen, das sind wunderbare Geschichten dazu.

Ich wollte gern noch einen ernsthaften Punkt anfügen, den Rest wollen wir in der Kulturdeputation besprechen. Die Fachleute des Kulturressorts haben mir aufgeschrieben, dass eine Expertengruppe derzeit für den Europarat einen Monitoringbericht zum dritten Staatenbericht zur Umsetzung der Minderheitencharta erstellt. In diesem Monitoring wird festgestellt, wie die Experten die Erfüllung der Sprachencharta in den einzelnen Ländern sehen. Die deutsche Übersetzung soll im September 2008 vorliegen, und dann sind wir in der Lage zu sehen, was man aus europäischer Sicht über uns und die Erfüllung dieser Verpflichtung sagt. Wir können es in das einbeziehen, was wir hier an Schlussfolgerungen auch mit der Bildungssenatorin zusammen ziehen, deswegen freue ich mich – wenn es dazu kommt – auf die weitere Beratung in der Kulturdeputation. Herr Imhoff, vielleicht kommen Sie einfach einmal als Gast hinzu! Verstehen kann ich Sie gut, ich würde mich über Ihre Beiträge freuen und die der anderen auch. – Danke!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Das Wort hat der Abgeordnete Imhoff.

Fro Präsidentin, leve Landslüe! Ek wull nur noch mal eben kort vertellen, dat wi dat oberwiest, dat is jo al mol en Anfang, ober dor mutt noch en beten wat wieter komen, un wi dröfft dat ok nich doot moken. Wenn ik dat hier höör vun de Grönen, dat höört sik al bannig dorno an, dat se dat en beten doot moken willt in de Deputation. Ek kann dat nämlich nich verstohn, dat wi dat nich tostimmt, weil in Hannover, dor mookt se sowat, in Kiel, dor mookt se sowat ok, un in Hamborg mookt se dat ok, nur wi stimmt dat nich to. Ober ek heff jo noch Hoffnung, dat wi dat in de Deputation nu wieterföhren köönt un dat wi dor richtig bannig wat rutkriegen köönt, dat wi dat Plattsnacken en beten mehr fördert. Ik denk ok, wi mööt ok all mit goden Bispeel vorangohn, denn köönt

wi ok buten mehr trüggels kriegen vun de plattdüütschen Snackers. – Velen Dank!

(Klatschen bi de CDU)

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Hier ist Überweisung zur Beratung und Berichterstattung an die staatliche Deputation für Kultur vorgesehen.

Wer der Überweisung des Antrags der Fraktion der CDU mit der Drucksachen-Nummer 17/394 zur Beratung und Berichterstattung an die staatliche Deputation für Kultur seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) überweist den Antrag entsprechend.

(Einstimmig)

Meine Damen und Herren, ich unterbreche die Sitzung der Bürgerschaft (Landtag) bis 14.30 Uhr.

(Unterbrechung der Sitzung 12.58 Uhr)

Vizepräsident Ravens eröffnet die Sitzung wieder um 14.32 Uhr.

Meine Damen und Herren, die Sitzung der Bürgerschaft (Landtag) ist wieder eröffnet. Auf der Besuchertribüne sind die Gäste noch nicht eingetroffen, sodass ich die Begrüßung später nachholen werde.

Ich möchte Ihnen noch mitteilen, dass nachträglich interfraktionell vereinbart wurde, den Tagesordnungspunkt 18, Wahl eines Mitglieds der staatlichen Deputation für Umwelt und Energie, für diese Sitzung auszusetzen.

EU-Strategie der Freien Hansestadt Bremen

Mitteilung des Senats vom 22. April 2008 (Drucksache 17/362)

Wir verbinden hiermit: