In den Haushaltsberatungen im Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten dieses Hauses wurde die Landesvertretung einschließlich ihrer finanziellen Möglichkeiten mit dem Begriff „gerade noch arbeitsfähig“ skizziert. Insofern schließt sich die Frage an: Kann man wirklich davon ausgehen, dass die vorhandenen Ressourcen ausreichen, um alle auf Bremen zukommenden Aufgaben auch wirklich vernünftig zu bewältigen?
Ich habe darauf hingewiesen, dass wir es mit den derzeit vorhandenen Kapazitäten machen können, aber wenn zum Beispiel jemand krank wird, haben wir keine Reserven mehr.
Das ist wahrscheinlich bei allen Ressorts so. Ich kann auch nicht sagen, ob eine Schwangerschaftsvertretung eingestellt werden muss. Personell ist es dort also sehr knapp ausgestattet. Finanziell habe ich darauf hingewiesen, dass es, wie bei solchen Großveranstaltungen üblich, immer zentral veranschlagt wird und im Übrigen die beteiligten Ressorts, die in Berlin etwas veranstalten, dann mit herangezogen werden.
Zu Ihrer Information: Die Verwaltung hat mir gerade mitgeteilt, dass am gestrigen späten Abend, um 21.43 Uhr, eine E-Mail von dem Abgeordneten Timke eingegangen ist, dass er erkrankt sei und seine beiden Anfragen in der Fragestunde zurückziehe, er sie aber in der nächsten Landtagssitzung wieder einbringen wird.
Gemäß Paragraf 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort, Drucksache 17/840, auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen.
Auf die Antwort des Senats auf Große Anfragen folgt eine Aussprache, wenn dies Mitglieder der Bürgerschaft in Fraktionsstärke verlangen.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir wissen alle, Sport gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung, die Zahl der Sport treibenden Frauen ist insbesondere in den Bereichen Gesundheitssport und Freizeitsport sehr stark gestiegen. Dies bedeutet, dass vor allen Dingen an Sportstätten, vor Jahren fast ausschließlich als Wettkampfstätten geplant, neue Anforderungen gestellt werden müssen.
Dies betrifft alle Sportanlagen unabhängig von den Eigentumsverhältnissen, wobei sich, das wissen wir ja auch für Bremen, die meisten Sportanlagen in öffentlichem Eigentum befinden. Dies ist auch der Grund, warum wir das Thema hier ins Parlament gebracht haben und nicht warten können, bis sich bei den Bremer Sportverbänden ein Sinneswandel ergibt. Frauenvertreterinnen des Landessportbundes unterstützen unsere Initiative ausdrücklich. Dass besonders Frauen und Mädchen andere Vorstellungen von und Anforderungen an Sportstätten formulieren als das, was bisher gebaut wurde, zeigt der ernorme Zuspruch bei den kommerziellen Sportstudios. Fast 60 Prozent der Nutzer sind Frauen.
Was bedeutet dies aber für unsere heutige Diskussion? Erstens: Die geschlechtsspezifischen Vorstellungen von Frauen und Mädchen spiegeln sich auch in der individuellen Nutzung von Sportstätten wider. Zweitens: Diese speziellen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen werden in Bremen bisher nicht beim Bau von Sportstätten berücksichtigt. Nordrhein-Westfalen hat dieses Thema schon sehr früh aufgegriffen und einen umfangreichen Leitfaden erstellt, der auch in Bremen künftig als Hilfestellung bei Planungen herangezogen werden kann.
Um für uns alle noch einmal deutlich zu machen, was Schwerpunkte gendergerechter Sportstättenplanung sind, greife ich auf die in dem Leitfaden erwähnten fünf Leitlinien zurück. Das sind erstens die Sicherheit und die Lage der Sportstätte. Meist sind sie hinter großen Hecken verborgen irgendwo am Rande einer Siedlung. Es gibt keine beleuchteten Wege, keine vernünftigen Abstellplätze und Notruftelefone schon gar nicht.
Dann gehen wir in die Sportstätte hinein, Gestaltung und Ausstattung: Kleinere Sporträume fehlen oft ganz, Kommunikations- oder kleine Treffpunkte sind kaum zu finden. Die Geräte sind meistens nur mit großem Kraftaufwand aus den dafür vorgesehenen Räumen herauszubekommen.
Ein dritter Punkt ist das ästhetische Wohlbefinden. Hier sind es vor allen Dingen hygienische Fragen, an denen Anstoß genommen wird. ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
Vierter Punkt: Persönlichkeitsschutz, das heißt, Wahrung der Intimsphäre durch abschließbare Umkleideräume oder Duschen und, was bei uns kaum zu finden ist, weibliches Aufsichtspersonal.
Schließlich ein fünfter Punkt, das ist die Vereinbarkeit von Familie und Sport. Das heißt, wir müssen uns einmal die Öffnungszeiten ansehen, und es gibt kaum Plätze für Mütter, die ihre Kinder von den Sportstätten abholen.
Dies alles – das kann ich auch an Ihren Reaktionen hier sehen – mag kompliziert klingen, ist es aber nicht. Viele Länder und Kommunen machen uns vor, es ist selbstverständlich, dass gendergerechte Sportstättenplanung erfolgreich ist. Wichtig für uns ist aber, dass entsprechende Vorgaben auch vom Sportamt umgesetzt werden. Da, liebe Kolleginnen und Kollegen, habe ich doch so meine Zweifel, und ich glaube, mit diesen Zweifeln stehe ich nicht allein da.
Die Diskussionen im Gleichstellungsausschuss haben gezeigt, dass im Sportamt nicht sehr viel Interesse an gendergerechten Fragestellungen besteht.
Die Antwort des Senats zeigt auch, dass die Leidenschaft des Sportamts, sich mit diesem Thema Gender auseinanderzusetzen, na ja, sagen wir es einmal so, noch ausbaufähig ist.
Wir alle sollten wissen, gendergerechte Sportstätten, egal ob als Freifläche oder als Immobilie, sind aktive Stadtplanung und schaffen attraktive Orte in unseren Stadtteilen.
Ein Punkt ist mir in diesem Zusammenhang noch sehr wichtig: Es muss selbstverständlich gelten, dass auch private Sportstätten, in die öffentliche Mittel fließen, diesen Ansprüchen genügen. Das Ressort hat angekündigt, eine Genderbilanz vorzulegen, und ich bin gespannt, was sich, wenn diese Vorlage uns erreicht, in der Zwischenzeit alles getan hat. – Herzlichen Dank!
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wissen Sie eigentlich noch, dass die deutsche Mannschaft die Fußballeuropameisterschaft ge
(Beifall bei der LINKEN, bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. G ü n t h n e r [SPD]: Aber zum sechsten Mal!)
Wunderbar! Wie kommt es, dass das kaum jemand mitbekommen hat, Sie alle ausgenommen? Es kann doch nicht sein, dass die Frauen die Fußballeuropameisterschaft gewinnen und in den Medien als Dank nur auf die nächste Herreneuropameisterschaft gewartet wird. In der Europaelf der Frauen ist keine Bremerin vertreten und das bei einer solch fußballbegeisterten Stadt wie Bremen. Werden geschlechteruntypische Sportarten in Bremen einfach nicht genug gefördert? Die Antwort des Senats auf die Große Anfrage zur gendergerechten Investition in Sportstätten lässt diesen Schluss zu. Das werde ich versuchen an drei Punkten zu begründen:
Erstens: Es liegen keine Zahlen über den Anteil von Frauen und Männern in den Planungsteams vor. Das bedeutet, dass eine Grundlage des Problems, das hier am Schopf gepackt werden soll, noch gar nicht geschaffen wurde. Frau Kollegin Arnold-Cramer hat einige Punkte benannt, die sehr wichtig und zentral gerade in solchen Teams auch ausgearbeitet werden müssen.
Zweitens: Die Fragestellung, ob die Geschlechtszugehörigkeit zwangsläufig die gewählte sportliche Betätigung bestimmen sollte, wird nicht einmal gestellt. Die geschlechtsunabhängige individuelle oder kollektive Entscheidung sollte doch die Grundlage sein.
Drittens: Bisher wurde beim Bau von Sportstätten zu wenig Rücksicht auf die Chancengleichheit genommen, und das betrifft sowohl die männlichen als auch die weiblichen Sportlerinnen und Sportler. Werden Boxerinnen beispielsweise als unweiblich abqualifiziert, so werden Balletttänzer schnell in die Kategorie unmännlich einsortiert. Gendergerechte Politik bedeutet auch, die Voraussetzungen für das Durchbrechen traditioneller Rollenbilder zu schaffen.
Unsere Fußballnationalmannschaft der Frauen ist der lebendige Beweis dafür, dass Frauen in männertypischen Sportarten sogar noch erfolgreicher sein können, wenn man sie nur lässt. Ebenso haben Männer bewiesen, dass sie zur Spitzenklasse in weiblich dominierten künstlerischen Sportarten gehören wie der Balletttänzer Rudolf Nurejew, wenn man sie nur lässt. Vielleicht kennen Sie den Film „Billy Elliot – I Will Dance“, ein Lehrstück, es lohnt sich, ihn anzusehen.
und das auch im sportlichen Bereich. Die LINKE fordert daher Fördermaßnahmen, die zur Schaffung von Möglichkeiten führen, Geschlechtsuntypisches zu entdecken. Das könnten regelmäßige Mädchen- und Frauentage oder Boysdays sein, an denen die sogenannten weiblichen Sportarten angeboten werden.