Protokoll der Sitzung vom 17.06.2010

Im dritten Fortschrittsbericht zur Umsetzung von Gender-Mainstreaming in der bremischen Verwaltung vom Februar dieses Jahres wurde darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass sich Schulen und Kindertagesstätten auch mit der Weiterentwicklung von differenzierten Konzepten für Mädchen und Jungen beschäftigen. Hierfür wurde bereits im Bildungsressort eigens eine Steuergruppe „Gendergerechte Schule“ eingerichtet. Das begrüßen wir sehr.

Ziel ist es unter anderem, Qualitätsstandards und Indikatoren für eine gendergerechte Pädagogik zu entwickeln. Die Erweiterung und stärkere Berücksichtigung von vielfältigen Unterrichts- und Handlungsmöglichkeiten an Schulen vor dem Hintergrund eben geschlechtsspezifischer Unterschiede sind sowohl für den schulischen Erfolg der Mädchen und Jungen im Laufe ihrer Schulzeit als auch im Übergang von der Schule zu Ausbildung und Beruf bedeutsam. Außerdem sollte hiermit das Ziel verbunden sein, die Schulmeider- und Schulabbrecherquote in Bremen und Bremerhaven zu reduzieren.

Genau vor diesem Hintergrund möchten wir hier heute in der Bürgerschaft auch bitten, mit unserem Antrag Folgendes zu beschließen: Wir bitten den Senat, ein Konzept, ein Handlungskonzept vorzulegen, das die Schulen und auch die Kitas dabei unterstützt, konzeptionell und im konkreten Unterricht differenzierter auf geschlechtsspezifische Unterschiede von Jungen und Mädchen eingehen zu können. Ein Schwerpunkt des Konzepts sollen Qualitätsstandards und Indikatoren für eine gendergerechte Schule sowie eine altersspezifische Ausdifferenzierung sein.

Wir freuen uns darauf, wenn der Senat dieses Konzept mit Leben füllt und Anfang 2011 vorlegt. Dann haben wir auch eine Grundlage auf Basis des Konzeptes, wo wir viel mehr in die Tiefe gehen und durchaus auch sehr umstrittene Positionen hier im Haus diskutieren, damit wir dort eben dieses Konzept nicht nur dann auf den Tisch haben, sondern die geschlechtsspezifische Pädagogik für Jungen und Mädchen weiterentwickeln. – Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Das Wort hat die Abgeordnete Frau Böschen.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Sehr viele Jugendliche haben heute immer noch Vorstellungen von einer Lebens- und Berufsperspektive, die ausgesprochen geschlechtsstereotyp sind. Es gibt seit vielen Jahren Konzepte für Mädchen, um genau da anzusetzen und das aufzubrechen, allerdings gibt es aus unserer Sicht diesbezüglich einen großen Nachholbedarf für Jungen.

Der Großteil der Jungen richtet sich auch heute noch mit seiner eigenen Zukunftsplanung eingleisig auf Erwerbsarbeit aus und die damit verbundene Rolle des Haupt- und Alleinernährers. Partnerschaftliche Teilung von Aufgaben der Familien- und Hausarbeit findet dagegen kaum Berücksichtung, und wenn, dann wird es im Wesentlichen als Zugeständnis an die Partnerin betrachtet, und das, obwohl dieses klassische Rollenverständnis immer weniger mit veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen korrespondiert. Wir alle wissen ja, dass eine brüchige Erwerbsbiografie eigentlich eingeplant werden muss und dass die weibliche Erwerbsquote kontinuierlich steigt.

Junge Frauen reagieren auch bei ungünstigen Zukunftsaussichten angesichts der Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt unabhängig vom Schulabschluss sehr berufs- und karriereorientiert und sind eher hoch motiviert und leistungsbereit. Sie streben moderne Partnerschafts- und Familienmodelle an und sind optimistisch, Lösungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu finden. Dies, meine Damen und Herren, erfordert allerdings zunehmend auch von jungen Männern die Auseinandersetzung mit Fragen der Vereinbarkeit nach Beruf und Familie. Viele Jungen fühlen sich dadurch überfordert und verunsichert, genauso wie von den Anforderrungen unserer flexibilisierten Arbeitswelt und den vielfältigen Lebensmodellen, mit denen wir es heute zu tun haben. Die Jungen sollen gleichzeitig heute echte Kerle, aber auch neue Männer sein. Ein eindeutiges, modernes Männerbild ist für sie oft nicht erkennbar, und viele Jungen haben gerade in ihrer Kindheit wenig direkten Kontakt zu Männern, die ihnen als Vorbild dienen könnten, oder Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit realen Männern.

Die Schule stellt für Jungen noch mehr als für Mädchen einen sozialen Raum dar, in dem es für sie wichtig ist, sich geschlechtlich zu positionieren. Viele Jungen stehen im schulischen Alltag unter einem großen Coolness- und Männlichkeitsdruck. Um besonders beliebt zu sein, braucht es bestimmte Eigenschaften, nämlich Heterosexualität, Härte, Macht, Autorität, Sportlichkeit, psychische und körperliche Stärke. Im Unterricht sind ihre Beiträge eher darauf ausgerichtet, wie sie bei ihren Mitschülern, vor allem – ich sage da ganz bewusst Mitschülern – bei den ande

ren Jungen ankommen, während Mädchen eher eine stärkere Fachorientierung zeigen.

Untersuchungen belegen, dass Jungen durchschnittlich weniger zufrieden mit der Schule sind und weniger Schullust haben. Es gibt Hinweise, dass Jungen aufgrund von Männlichkeitsnormen dazu tendieren, schulischen Erfolg und schulische Leistungen eher negativ zu werten und dementsprechend als unmännlich oder weiblich zu sehen. Das ist doch ganz klar kontraproduktiv zu einer erfolgreichen Mitarbeit in der Schule. Deshalb, meine Damen und Herren, halten wir es für absolut notwendig, diese geschlechtsspezifischen Unterschiede zu thematisieren, um sie dann in Maßnahmen münden zu lassen, die Jungen Halt und Orientierung in einer Welt finden lassen, in der es eben keine eindeutigen Männlichkeitsbilder mehr gibt. Da braucht es ein Konzept sowohl für die Kindertageseinrichtungen als auch für die Schulen, die hier einen geschlechtergerechten Umgang mit Jugendlichen zukünftig gewährleisten. – Danke!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Das Wort hat der Abgeordnete Tittmann.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Endlich haben sogar die Damen und Herren von der SPD und den Grünen bemerkt, dass Jungen und Mädchen unterschiedlich sind. Das wurde ja auch einmal langsam Zeit. Selbstverständlich – und das betone ich hier ausdrücklich – bin ich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau, aber Tatsache ist doch, dass das zum Teil völlig übertriebene und unsinnige sogenannte Gender-Mainstreaming-System mit dazu geführt hat, dass traditionelle Werte wie zum Beispiel Ehe und Familie mutwillig zerstört worden sind. Dementsprechende Gegnerinnen wurden in einer Art Hexenjagd von sogenannten Gutmenschen-Feministinnen öffentlich gebrandmarkt und gnadenlos hingerichtet. Ich erinnere hier noch einmal an die bekannte Fernsehjournalistin Eva Hermann.

Meine Damen und Herren, das sogenannte Gender-System, und das haben Sie leider erst viel zu spät bemerkt, hat offensichtlich dazu geführt, dass mittlerweile Jungen in der Schule und bei der Bildung massiv benachteiligt werden. In diesem Zusammenhang möchte die bekannte Soziologin, Buchautorin und Sachverständige Frau Gabriele Kuby zitieren dürfen, die folgerichtig festgestellt hat, Frau Präsidentin, ich darf zitieren: „Gender-Mainstreaming hat einen schleichenden Umsturz der Wertehierarchie herbeigeführt und betrieben.“ Frau Kuby hat sich damit unmissverständlich als fachkundige Soziologin und als gleichberechtigte Frau eindeutig gegen das übertriebene, und das betone ich extra, übertriebene, zum Teil aufgezwungene Gender-Mainstrea

ming-System ausgesprochen und quasi als rigoros gescheitert angesehen. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Abschließend möchte ich den übertriebenen Gender-Mainstreaming-Fanatikern einmal das Buch von einer gleichberechtigten Journalistin empfehlen, und zwar das Buch „Menschinnen: Gender-Mainstreaming auf dem Weg zum geschlechtslosen Menschen“ von Frau Babara Rosenkranz. Danach dürften sehr viele Feministinnen vom übertriebenen GenderMainstreaming geheilt sein.

(Abg. D r. G ü l d n e r [Bündnis 90/ Die Grünen]: Sie lesen Bücher?)

Hören Sie doch zu! Sie sollten sich wirklich einmal um die wirklichen Sorgen und die Gleichberechtigung der Frauen kümmern, zum Beispiel Zwangsehen, Zwangsprostitution und Beschneidung, gleichen Lohn für Frauen bei gleicher Arbeit, Männern angeglichen, das wäre endlich einmal etwas Effektives, was erforderlich ist! Vor allen Dingen sollten Sie den unzähligen männlichen, arabischstämmigen Jugendlichen das Gender-Mainstreaming erklären! Sie müssen aber dabei sehr aufpassen, dass Sie dabei nicht ausgelacht werden.

Meine Damen und Herren, in Bezug auf den Bildungsbereich und das Bildungsniveau und Migrantinnen und Migranten möchte ich auf die diesbezügliche Aussage von Herrn Sarrazin nicht näher eingehen, aber es kommt noch. Nur so viel: Von mir als angeblichem Rechtspopulisten haben Sie solche Aussagen noch nie gehört. Nun frage ich Sie: Wer ist denn nun ein Rechtspopulist, er oder ich?

(Abg. D r. G ü l d n e r [Bündnis 90/ Die Grünen]: Sie natürlich!)

Ich kann Ihnen ein paar Zitate von Ihren Parteigenossen erklären, aber da brauche ich noch eine längere Redezeit, ich habe nur fünf Minuten. Seien Sie froh, dass ich nur fünf Minuten habe! Ich kann Ihnen von Ihrem Genossen erzählen, was er für Sprüche loslässt. – Danke!

(Abg. T s c h ö p e [SPD]: Wollen Sie mir drohen?)

Das Wort hat der Abgeordnete Beilken.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrten Damen und Herren! Die Fragestellung, die diesem Antrag zugrunde liegt, haben wir hier schon gelegentlich erörtert, zuletzt, als es um den Girls’ Day ging. Ich erinnere mich, dass ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

die besondere Förderung von Mädchen eigentlich von allen im Haus unumstritten gewesen ist. Dass dies grundsätzlich auch für die besondere geschlechtsspezifische Förderung von Jungen gelten würde, war meines Erachtens auch unumstritten. Plausibel ist deswegen, dass etwas in der Richtung unternommen wird. Insofern begrüßen wir diesen Antrag.

Hier wurde eine Querschnittsaufgabe benannt, und der Antrag fordert nun ein Handlungskonzept dazu. Schulen und Kitas sollen unterstützt werden, diese Aufgabe wahrzunehmen. Dagegen ist nichts zu sagen. Gefordert werden Qualitätsstandards, also mehr oder weniger genaue Vorgaben, was zu tun sei, und Indikatoren, also Erkennungsmerkmale, woran man erkennt, ob diese Standards erfüllt sind. Beides ist sehr plausibel und durchaus eine schwere Aufgabe, finde ich. Wir werden dann einiges zu leisten haben, wenn wir uns, nachdem dieses Konzept Anfang 2011 vorgelegt wird, mit dem Thema hier auch noch einmal befassen. Insofern begrüßen wir den Antrag als einen guten Weg. – Vielen Dank!

(Beifall bei der LINKEN)

Das Wort hat die Abgeordnete Frau Ahrens.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Grünen fordern gemeinsam mit den Sozialdemokraten ein Handlungskonzept, um differenzierter auf geschlechterspezifische Unterschiede von Jungen und Mädchen eingehen zu können; ein Ansinnen, dem sich die CDUFraktion nicht grundsätzlich verschließt.

Vor dem Hintergrund, dass derzeit die Erzieherinnenausbildung überarbeitet wird, sieht die CDU durchaus Möglichkeiten, diese geschlechtsspezifische Sichtweise besser in der Ausbildung zu implementieren. Das muss dann bei der Verabschiedung der entsprechenden Dinge dort gemacht werden. Der Schwerpunkt dieses Konzepts liegt jedoch in einem Handlungskonzept, das die gendergerechte Schule in altersspezifischer Ausdifferenzierung vorantreiben soll.

Dieser Antrag möchte also der schon eingerichteten Steuergruppe „Gendergerechte Schule“ im Bildungsressort einen Auftrag erteilen, den sie sowieso schon hat. Um es daher vorwegzunehmen: Wir als CDUBürgerschaftsfraktion haben uns die Entscheidung auch an diesem Punkt nicht leicht gemacht. Wir werden diesem Antrag aber nicht zustimmen, weil er schlecht gemacht ist, die Steuergruppe schon besteht und der Antrag in seiner Pauschalität dem Thema auch nicht gerecht wird. Ich fand an dieser Stelle die Debattenbeiträge von Herrn Öztürk und von der Kollegin der Sozialdemokraten wesentlich besser als den Antrag. ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.

Wenn die Fraktionen das Thema aufgreifen, dann finde ich es wichtig, dies profund und sachgerecht zu tun. Daher möchte die CDU-Fraktion Herrn Staatsrat Othmer und der Steuergruppe „Gendergerechte Schule“ einige Anregungen mit auf den Weg geben, die aus Sicht der CDU-Fraktion für diesen Bereich wichtig sind. Aus wissenschaftlicher Sicht geht es bei der genderbewussten Pädagogik nicht um die Gleichbehandlung aller Schülerinnen und Schüler oder um die Pointierung von Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Es geht auch nicht um ein staatlich finanziertes Umerziehungsprogramm von Jungen und Mädchen, auch wenn einige das am liebsten möchten. Gender-Mainstreaming in der Schule heißt, Jungen und Mädchen jeweils gleiche Chancen zu eröffnen, ihre speziellen Stärken und Schwächen gezielt zu erkennen und sie in diesen Bereichen zu unterstützen und in den schwachen Fächern zu fördern.

Nicht nur, dass Mädchen und Jungen sich an dieser Stelle unterschiedlich darstellen, es ist aus Sicht der CDU-Fraktion auch ganz wichtig, insgesamt nach der Analyse der Ergebnisse Konsequenzen aus ihnen zu ziehen. Was heißt das für die universitären Ausbildungsgänge, aber auch für die primärpädagogischen? Wie wird Geschlechtergerechtigkeit in Methodik und Didaktik impliziert, und, daraus folgend, was bedeutet dies für eine dezentrale Struktur wie die Schulen und Kindergärten? Wie entwickelt man daraus eine konkrete Handlung für die jeweilige Schule? Dem Ziel einiger, Mädchen und Jungen wieder dauerhaft getrennt zu unterrichten – eine Strömung, die es auch in Bremen gibt –, wie zum Beispiel den dauerhaft getrennten Sportunterricht ab der sechsten Klasse, erteilt die CDU-Fraktion übrigens eine ganz klare Absage.

Es geht nicht nur darum, dass die Jungen und Mädchen sich selbst eher gegen diesen geschlechtergetrennten Unterricht aussprechen, sondern auch die Forschungsergebnisse sprechen dagegen. Der aktuelle Forschungsstand geht von der reflexiven Koedukation aus. Hier geht es nicht um die Trennung, sondern darum, die jeweiligen Besonderheiten und Lernerfordernisse bewusst zu machen und den Unterricht entsprechend durchzuführen. Es geht um Lernformen und Inhalte, die beiden Geschlechtern gerecht werden, was auch natürlich einer teilweisen Trennung oder einem teilweise getrennten Unterricht in einzelnen Fächern nicht grundsätzlich entgegensteht. So wurde in Studien festgestellt, dass Frontalunterricht Mädchen eher hemmt, da sie sich in uneindeutigen Situationen zurückhaltender als Jungen verhalten – das ist zum Beispiel für den Mathematikunterricht nachgewiesen worden –, während Projektarbeit als eine Unterrichtsform gilt, die tendenziell beiden Geschlechtern am besten gerecht wird. Zuletzt stellt sich natürlich auch die Frage nach dem Lehrerinnen- und Lehrerverhalten und der Reflexion der eigenen Geschlechterrolle. Auch das ist ein Punkt, der indirekt auf die Qualität von Unterricht ausstrahlt.

Insgesamt gehen wir davon aus, dass sich die Steuergruppe „Gendergerechte Schule“ auch ohne den Antrag mit all diesen Themen auseinandersetzt, denn andernfalls wäre sie gar nicht eingesetzt worden. Wir halten den Antrag an dieser Stelle für überflüssig, weil er keinerlei Punkte setzt, sondern einfach nur ein Konzept fordert, das sowieso schon auf dem Weg ist. Deswegen stimmen wir an dieser Stelle weder einer Überweisung zu, wie sie von der FDP in der interfraktionellen Besprechung angekündigt worden ist, noch dem Antrag selbst, da wir der Auffassung sind, dass das Thema schon bearbeitet wird. – Danke schön!

(Beifall bei der CDU)

Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Buhlert.

(Abg. R ö w e k a m p [CDU]: Gut, dass der noch da ist!)

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Während Sie sich über unsere Anwesenheit amüsieren, stelle ich mir die ganze Zeit die Frage zur Anwesenheit des Senats. Wir reden hier über ein Konzept, das von der Koalition gefordert wird, und zwar ein Konzept vom Bildungs- und Jugendressort. Da wundert es mich schon, dass nicht wenigstens einer der beiden Staatsräte aus letzterem Ressort hiergeblieben ist, wo es doch darum geht, dass dieses Konzept dort erarbeitet werden soll. Insofern muss ich mich einfach wundern.

(Unruhe bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Ja, aber der von Jugend nicht! Das war das, was ich meinte, falls Sie das nicht verstehen! Ich wollte damit nur darauf hinweisen, dass Sie, wenn Sie damit anfangen, mit Steinen zu werfen, überlegen sollten, ob Sie nicht gerade im Glashaus sitzen oder zumindest Ihre Koalition!

(Beifall bei der FDP)

Noch einmal zurück zum Thema!

(Abg. D r. G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Was heißt „zurück“? Sie waren doch noch gar nicht dabei!)

Es geht um die Frage, wie wir Kindern individuell bestmöglich gerecht werden und sie bestmöglich unterstützen können,

(Beifall bei der FDP)

damit jedes Kind individuell zu seinem Recht kommt. Dabei geht es darum zu schauen, wie es gelingt, dabei auch den Unterschieden gerecht zu werden. Ein Unterschied, der lange Zeit übersehen worden und nicht genau genug angeschaut worden ist, ist der geschlechtsspezifische Unterschied, auf den in der Pädagogik wenig eingegangen wurde. Das mag vielleicht historisch erklärbar sein. Es war ein großer Gewinn, dass Mädchenbildung Anfang des 19. Jahrhunderts eine Rolle spielte, dass dies Berücksichtigung fand, dass Mädchenschulen aufgebaut wurden, dass aus der Mädchenbildung dann die Koedukation wurde. Dann ist aber vielleicht das Pendel auch an der einen oder anderen Stelle umgeschlagen. Wir sehen heute andere Probleme in der Schule, als sie vorhergehende Generationen hatten. Das muss man auch sagen.

Wenn es um Gleichberechtigung geht, sind das vielfach auch Situationen, die Frauengenerationen unterschiedlich erleben. Die heutige Generation der Rentnerinnen hat früher andere Probleme gehabt als die heutigen 50- bis 60-Jährigen, als die 30- bis 40Jährigen oder die heutigen Schulkinder. Wir wissen, dass momentan mehr Mädchen Abitur machen, mehr Mädchen bessere Schulabschlüsse erreichen als Jungen. Insofern muss doch die Frage erlaubt sein: Wie kann es gelingen, dass man hier den Jungen gerecht wird, ohne dass man den Mädchen nicht mehr gerecht wird? Das ist die Frage und die Kunst, um die es geht! Es soll nicht darum gehen, dass Mädchen gleich schlecht behandelt werden, sondern dass jedes Kind bestmöglich und individuell gefördert wird.

(Beifall bei der FDP)