Protokoll der Sitzung vom 08.05.2003

(Volker Hoff (CDU):Was habe ich denn mit Cicero zu tun? – Zuruf des Abg. Clemens Reif (CDU))

Landesvorstandsmitglied Härtel und der Betroffene in der Landesregierung haben kein Interesse daran, dass an diesem Punkt alte Fragen wieder hochkommen. Hier besteht eine seltsame Verflechtung zwischen Frau Härtel und Ihren Kenntnissen als Mitglied des CDU-Landesvorstandes.Deswegen reagieren Sie ja so.In der Tat ist es eine Schande für Hessen, was sich hier abspielt.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat der Abg.Al-Wazir für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Zur Causa Härtel ist in der Sache – –

(Volker Hoff (CDU): Sagen Sie einmal etwas zur Causa von Plottnitz, das wäre viel spannender! – Zuruf von der CDU: Die Causa Fischer ist interessanter! – Volker Hoff (CDU): Sagen Sie doch etwas zur Causa Plottnitz! – Weitere Zurufe von der CDU)

Er hat gerade angefangen. Lassen Sie ihn doch reden, dann kriegen wir vielleicht raus, ob er das sagt. Okay? – Bitte sehr, Herr Al-Wazir.

Herr Präsident, ich gehe davon aus, dass das Gegröle der Mehrheitsfraktion nicht von meiner Redezeit abgezogen wird.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Abgeordneter, das war noch nie in diesem Hause so, seit 1946, und das bleibt auch so.

Meine Damen und Herren, zur Causa Härtel ist in der Sache alles gesagt.

(Clemens Reif (CDU): Dann können Sie sich doch auch setzen!)

Ich habe mich noch einmal gemeldet, weil die arrogante Art und Weise, in der der Justizminister hier geredet hat, nicht unwidersprochen bleiben kann.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Zuruf von der CDU: Unverschämt- heit!)

Herr Justizminister, Mehrheit ist nicht Wahrheit. Mehrheit ist an dieser Stelle auch eine Verpflichtung.Wenn Sie uns vorwerfen, wir würden die Staatsanwälte beleidigen, dann kann ich Ihnen sagen: Uns geht es darum, die Staatsanwälte zu schützen – auch dann, wenn sie gegen CDUPolitiker ermitteln.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Clemens Reif (CDU): Ach du liebe Zeit! – Weitere Zurufe von der CDU)

Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass – wenn eine Staatsanwaltschaft in einem Ermittlungsverfahren gegen ein Mitglied Ihres Landesvorstandes, nämlich Frau Härtel, insgesamt 14-mal einbestellt wird und berichten muss – das ohne Auswirkungen auf diese Staatsanwaltschaft bleibt. Herr Justizminister, genau deswegen machen Sie das doch.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Schon die letzte Legislaturperiode hat so begonnen. Ihr Staatssekretär hat zu Beginn seiner Amtszeit sogar Bewerber für Referendarposten in der Justiz persönlich einbestellt und nach Partei- und Religionszugehörigkeit befragt.

(Zuruf von der SPD: So ist es!)

Sie betrachten die Justiz als Ihre Beute. Das ist das Problem, mit dem wir es hier zu tun haben.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Volker Hoff (CDU): Sagen Sie einmal etwas zu Herrn von Plottnitz!)

Herr Justizminister, zur Frage von Plottnitz: Ja, da gab es eine falsche Entscheidung – Greth hieß der Staatsanwalt. Diese falsche Entscheidung hat Rupert von Plottnitz am selben Tag zurückgenommen.

(Lachen des Abg. Jörg-Uwe Hahn (FDP) – Zurufe der Abg. Clemens Reif, Michael Boddenberg und weiterer Abgeordneter der CDU)

Herr Justizminister, der Unterschied ist: Diese falsche Entscheidung hat Herr von Plottnitz in diesem Saal, hier an diesem Pult bedauert und sich dafür ausdrücklich entschuldigt. Er hat gesagt, dass Sie sich über diesen Fall gar nicht so sehr freuen können, wie er sich darüber ärgert.

(Zuruf des Abg. Clemens Reif (CDU))

Das ist der Unterschied zwischen Klasse und Arroganz.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Zuruf des Abg.Volker Hoff (CDU))

Herr Bouffier, wenn Sie sich in dieser Sache so äußern, wie Sie das getan haben, und Herr Wagner, wenn Sie sich in diesem Zusammenhang so äußern, dann kann ich es Ihnen nicht ersparen, daran zu erinnern, welche Einflussnahmen dieser Art wir in der vergangenen Wahlperiode bereits hatten.

Kollege Schmitt hat die LOStA-Tagung erwähnt, auf der vom Staatssekretär versucht worden ist, den Staatsanwälten zu sagen: Das ist der Weg, auf dem ihr den Bouffier freischaufelt.

(Nicola Beer (FDP): Was diskutieren wir hier eigentlich? – Zuruf des Abg.Volker Hoff (CDU))

Bouffier selbst hat in seiner eigenen Sache der Staatsanwältin, von der er erfahren hat, dass gegen ihn ein Ermittlungsverfahren läuft, den Posten einer Polizeipräsidentin anbieten lassen. Meine Damen und Herren, wenn das keine versuchte Einflussnahme ist, was denn dann?

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Zurufe der Abg. Michael Bodden- berg und Clemens Reif (CDU))

Mein letzter Punkt. Herr Wagner, wenn ausgerechnet Sie sagen, man solle hier in justizpolitischen Fragen seriös argumentieren – ausgerechnet Christean Wagner, der schon dann den Rücktritt von Rupert von Plottnitz gefordert hat, wenn im Knast nur eine Tür gequietscht hat –,

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

dann sage ich Ihnen: Das ist dermaßen lächerlich, was Sie hier versucht haben.Wir werden weiterhin darauf achten, dass die Justiz in ihrer Unabhängigkeit gestärkt wird

(Zuruf des Abg. Clemens Reif (CDU))

und dass weisungsabhängige Staatsanwältinnen und Staatsanwälte auch dann, wenn sie gegen CDU-Mitglieder ermitteln,geschützt und nicht kujoniert werden.– Vielen herzlichen Dank.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Das Wort hat Herr Kollege Hahn für die FDP-Fraktion.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Die Fraktion der Sozialdemokraten, also eine Oppositionsfraktion wie eigentlich auch wir Liberale,

(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU)

haben einen Antrag vorgelegt,aus dem ich einmal zitieren will

(Lachen und Zurufe von der SPD und dem BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN)

ja, ich will Ihnen noch den Spaß lassen, bevor es ernst wird –:

Der Hessische Landtag missbilligt den erneuten Versuch des Justizministers,

jetzt kommt das Entscheidende –

durch eine ausgedehnte Berichtspflicht... Einfluss auf das Ergebnis von Ermittlungsverfahren zu gewinnen.

Herr Kollege Rudolph oder Frau Kollegin Hofmann,können Sie denn eigentlich einmal sagen, wann, wo, wie eine ausgedehnte Berichtspflicht vorhanden gewesen ist

(Norbert Schmitt (SPD): 14-mal!)

und wie er Einfluss auf irgendwelche Entscheidungen genommen hat? Bringen Sie doch einmal Butter bei die Fische, und erzählen Sie nicht Unsinn an diesem Pult.