Protokoll der Sitzung vom 11.10.2000

Hier wurden alle Alternativen diskutiert und abgewogen. Herr Hackbusch, Sie und Ihre Gruppe müssen sich auch der Frage stellen: Wie verhalte ich mich in Konfliktsituationen, wenn ich weiß, daß ich für die Menschen in dieser Stadt auch in Zukunft Arbeitsplätze bereitstellen will?

(Beifall bei der SPD, vereinzelt bei der CDU und der GAL)

Das Wort erhält Herr Dr. Martin Schmidt.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich werde dort weitermachen, wo mein Vorredner aufgehört hat.

Als im Herbst 1997 die GAL mit der SPD in Koalitionsverhandlungen stand, war die Frage der Bewerbung Hamburgs für den A3XX eines unserer Hauptthemen.Wir haben darüber lange geredet und uns den Konflikt zwischen Ökologie und Ökonomie an dieser Stelle sehr deutlich zu Herzen geführt.

Wir haben uns damals in voller Kenntnis der Tatsache, daß das Mühlenberger Loch zu großen Teilen – bis zu 20 Prozent und mehr – zugeschüttet wird, dafür entschieden, mit der SPD gemeinsam für die Bewerbung einzutreten.

(Karl-Heinz Ehlers CDU: Unterschrift Hackbusch!)

Unter den Mitgliedern des Koalitionsausschusses der GAL befand sich auch der Abgeordnete Hackbusch, der damals keinerlei Einwände gegen diese Entscheidung der GAL vorgebracht hat, im Gegenteil. Er hat deutlich vor mir dafür votiert, an dieser Stelle ökonomische und Arbeitsplatzargumente wichtiger zu nehmen als ökologische.Wir wußten damals auch, daß Hamburg dafür viel Geld ausgeben muß.Dafür haben wir uns in Abwägung zwischen zwei Vorteilen oder – das kann jeder für sich entscheiden – zwei Übeln entschieden.

Es kann ja sein, daß der Abgeordnete Hackbusch seit dieser Entscheidung ein schlechtes Gewissen hat und glücklich war, mit der Entscheidung zum Kosovokrieg einen Abgang aus der GAL und damit von dieser Position zu finden. Aber es kann der Wahrheit nur dienen, wenn man sich daran erinnert, was man 1997 gemacht hat.

(Beifall bei der GAL, der SPD und vereinzelt bei der CDU)

Das Wort erhält Herr Hackbusch.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Es ist ja Klasse, daß man meint, dadurch weiterzukommen, indem man versucht, einzelne Menschen zu denunzieren.

(Oh-Rufe im ganzen Hause – Beifall bei REGEN- BOGEN – für eine neue Linke)

Ich sage das sehr bewußt.

Erstens: Herr Hochschulprofessor Hajen, daß gerade Sie eine solche Nummer abziehen, aber genau wissen, daß ich im Gegensatz zu vielen von Ihnen einige Familienmitglieder habe, die bei der DASA arbeiten – das habe ich Ihnen persönlich auf einer gemeinsamen Veranstaltung mitgeteilt –, finde ich besonders unverschämt.

(Beifall bei REGENBOGEN – für eine neue Linke)

Sie selbst befinden sich vielleicht als verbeamteter Professor in einer Situation, in der Sie reden können, was Sie wollen. Sie können aber keine Menschen denunzieren, die im Moment einen Arbeitsplatz haben, der nicht gefährdet ist. Das ist keine saubere Diskussion.

(Heike Sudmann REGENBOGEN – für eine neue Linke: Und dazu kommt das Ruhegehalt des Se- nats! – Gegenruf von Werner Dobritz SPD: Wer un- recht hat, schreit immer!)

Herr Dobritz, wollen wir doch mal sehen, wie Sie zu Ihrem Job gekommen sind.

(Beifall bei REGENBOGEN – für eine neue Linke)

Ich habe den PUA „Filz“ noch in Erinnerung.Mich würde interessieren, wie bestimmte Geschäftsführerpositionen in dieser Stadt verteilt worden sind. Hier riskieren Sie die dicke Lippe.

(Beifall bei REGENBOGEN – für eine neue Linke – Werner Dobritz SPD: Tarzan, das können wir!)

Zweitens zur Diskussion über den Koalitionsvertrag: Wir haben mehrfach darüber diskutiert, denn die Bewerbung Hamburgs war einer der wichtigsten Punkte. Die Endmontage des A3XX war eine der Grundvoraussetzungen. Das habe ich Ihnen am Anfang meiner Darstellungen auch deutlich gesagt.

Wir stellen fest, daß die Endmontage nicht in Hamburg, sondern in Toulouse stattfindet.

(Heike Sudmann REGENBOGEN – für eine neue Linke: Hat Senator Mirow selbst gerade gesagt!)

Das ist doch völlig klar. Deswegen ist übrigens das Planfeststellungsverfahren in der Art und Weise, wie es zumindest offiziell diskutiert wurde, auch nichtig.

Drittens: In den damaligen Koalitionsgesprächen wurden 4000 Arbeitsplätze zugesichert.

(Antje Möller GAL: Wo ist der Zusammenhang?)

Nunmehr liegen wir nur bei 2000, die noch nicht einmal fest zugesagt wurden. Das heißt, die Geschäftsgrundlage ist nicht mehr vorhanden.

(Beifall bei REGENBOGEN – für eine neue Linke)

Zusätzlich geht es darum, Herr Schmidt, daß Sie hier bitte meine Argumente widerlegen und nicht Geschichten aus früheren Zeiten vortragen sollten, mit denen man meint, Positionen unmöglich machen zu können.

(Barbara Duden SPD: Was ist das für eine Halb- wertszeit?)

In dieser Art und Weise werden keine normalen politischen Auseinandersetzungen geführt. – Danke.

(Beifall bei REGENBOGEN – für eine neue Linke – Dr. Roland Salchow CDU: Verzweifelter Beifall!)

Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Dann kommen wir zur Abstimmung.

Ich beginne mit Ziffer 2 des Petitums aus der Drucksache 16/4734. Wer stimmt den darin enthaltenen Anträgen zum Haushaltsplan 2000 zu? – Gegenprobe.– Enthaltungen? – Diesen wurde mit großer Mehrheit zugestimmt.

Es bedarf einer zweiten Lesung.Stimmt der Senat einer sofortigen zweiten Lesung zu? –

(Dr. Leonhard Hajen SPD)

A C

B D

(Der Senat gibt seine Zustimmung zu erkennen.)

Das ist der Fall. Ergibt sich dazu ein Widerspruch im Hause? – Das ist nicht der Fall. Wer will den soeben in erster Lesung gefaßten Beschluß in zweiter Lesung fassen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Auch diesem wurde ebenfalls mit großer Mehrheit zugestimmt. Damit ist auch das in zweiter Lesung und somit endgültig beschlossen worden.

Zu Ziffer 3 wird die Beschlußfassung bis zur Abstimmung über den Haushalt 2001 ausgesetzt.

Wer möchte der Ziffer 4 zustimmen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Auch diese Zustimmung erfolgte mit großer Mehrheit.

Im übrigen hat die Bürgerschaft Kenntnis genommen.

Ehe wir zum Tagesordnungspunkt 15 kommen, möchte ich das Wahlergebnis zur Wahl eines Deputierten der Stadtentwicklungsbehörde bekanntgeben. Es wurden 94 Stimmen abgegeben; alle waren gültig. Es gab 69 Ja-Stimmen, 16 Nein-Stimmen und 9 Enthaltungen. Damit ist Herr Deiters gewählt.

Ich komme zum Tagesordnungspunkt 15: Große Anfrage der CDU zu Maßnahmen der Privatisierung im Strafvollzug.

[Große Anfrage der Fraktion der CDU: Maßnahmen der Privatisierung im Strafvollzug – Drucksache 16/4573 –]

Wer wünscht hierzu das Wort? – Das erhält Professor Dr. Karpen.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich möchte zu einem etwas kleinformatigeren Thema sprechen, aber es geht auch hier um Geld. Es fing beim Geld für den A3XX an und hört auf beim Geld für die Privatisierung im Strafvollzug.

Es ist hierzulande vielleicht eine etwas gewöhnungsbedürftige Angelegenheit, daß Gefängnisse privat gebaut und auch betrieben werden. In anderen Ländern ist dies aber keinesfalls so. In den Vereinigten Staaten werden weit über 100 Anstalten voll- oder teilprivatisiert betrieben, in Frankreich sind es 21. Durch diese Maßnahme konnten die Baukosten um 25 Prozent gesenkt werden.Dort bleiben die hoheitlichen Aufgaben wie bei uns auch außerhalb der privaten Regie.