Der Senat und die Koalitionsfraktionen werden in dieser Legislatur im Fach Informatik aber zudem auch noch die Unterrichtsversorgung verbessern, denn in dem Bereich Lehrereinstellungen, die ausdrücklich vom Einstellungsstopp ausgenommen sind, werden wir entsprechend von Ihnen verursachte Fehlentwicklungen korrigieren müssen. Trotzdem bleibt zu betonen, dass Ihr Antrag zur heutigen Debatte in die richtige Richtung zielt. Wir werden keine Opposition zu in der Sache richtigen Inhalten aufbauen, nur weil sie aus dem Lager der Opposition kommen.
Ich habe an dieser Stelle bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass ich für eine erfolgreiche Schulpolitik eine möglichst breite Einigkeit herstellen möchte. Heute ergibt sich die Möglichkeit für uns alle, dies zu tun. Wir möchten Ihren Antrag in der Ausschussberatung um drei Punkte ergänzen und erweitern.
Erstens soll der Informatikunterricht an Schulen nicht nur für die jeweils aktuelle Software für den Privatbereich ausgestattet sein – das hatten Sie eben auch erwähnt –, sondern neben Hardwarewissen und Programmierungsgrundlagen sollte der Anwendung betrieblicher Software eine starke Rolle bei der Lehrplangestaltung zukommen. Hier sollte auch eine Verbindung zu einem Fach Wirtschaftslehre geschaffen werden. In diesem Zusammenhang bietet sich eine Lernortkooperation mit einzelnen Unternehmen an.
Das gibt es bereits in einigen Schulen, wie zum Beispiel in der H10. Das sollte aber weiter ausgebaut werden, denn es ist sehr sinnvoll und die Handelskammer wird uns sicherlich auch zustimmen, dass wir das weiter ausbauen.
Der Bezug zur Wirtschaft macht nicht nur das Fach interessanter, sondern verhindert auch die Bildung toten Wissens. In der Praxis einer Ausbildung oder eines Praktikums neben dem Studium nützen die Kenntnisse aus der Schulzeit nur, wenn sie gerade im Feld Informatik aktuelle Softwarekenntnisse beinhalten.
Zweitens: Die aktuellen Kenntnisse müssen ebenfalls auch die Informatiklehrer mitbringen. Niemand kann es sich heute leisten, sein Wissen im Bereich Informatik nicht kontinuierlich zu verbessern; Lehrer erst recht nicht. Deshalb muss jeder Lehrer, der sich in diesem Bereich fortbildet, einen Belohnungsanreiz haben. Wir werden im Ausschuss eine Anreizkomponente in einer Fortbildungsverpflichtung einfordern.
Drittens: Neben dem Fortbildungskonzept ist uns eine spezifische Bedarfsschätzung über das Niveau der Fortschreibung des Stellenplans hinaus wichtig. Diese Schätzung sollte jährlich fortgeschrieben werden und Aufschluss über die Zahl der benötigten Lehrer bei bestimmten Kursgrößen und ähnlichen Kennzahlen bieten.
Wir müssen diese Zahlen herausfinden. Das ist Voraussetzung, um eine gute Planung und Ausbildung zu erlangen. Insofern sehe ich sie als Voraussetzung an.
Vielleicht gelingt es uns im Ausschuss, Ihren Antrag zu korrigieren und um die Ergänzungen zu erweitern und sogar einen interfraktionellen Antrag zustande zu bringen. Ich freue mich auf die Gespräche im Ausschuss und hoffe auf ein gutes Ergebnis.
Herr Präsident, meine Damen, meine Herren! Herr Engels, ich teile Ihre Auffassung, dass es beim Informatikunterricht im eigentlichen Sinne darum
geht, eine Spezialkenntnis für Spezialisten zu vermitteln. Es kann nicht darum gehen, eine allgemeine Programmierfähigkeit für alle Schülerinnen und Schüler herzustellen. Das ist Unsinn. Wir schaffen auch keine allgemeine Maschinenbaufähigkeit oder keine allgemeine Fähigkeit, Automobile zu konstruieren.
Wenn es aber um den Punkt des Medienumgangs geht, glaube ich wiederum, dass durch ein Informatikstudium nicht so schrecklich viel für den Medienumgang gelernt wird. Da kommt es im Wesentlichen darauf an, dass Lehrerinnen und Lehrer, die in anderen Fächern unterrichten, sozusagen auch den Führerschein für die aktuellen Geräte und die aktuelle Software haben, mit der man Lernen vereinfachen oder schneller oder intensiver et cetera machen kann. Wesentlich ist aber, dass der Senat dafür sorgen muss, dass die Geräte vorhanden sind. Dafür ist im Wesentlichen gesorgt, darauf hat Frau Freund auch hingewiesen. Es muss die Internetverbindung vorhanden sein, es muss Fortbildung für diejenigen Lehrerinnen und Lehrer betrieben werden, die in anderen Fächern unterrichten und jetzt diese neuen Instrumente haben müssen.
Für Administration ist auch gesorgt worden. Auch dafür ist der Ansatz von 1,5 auf 2,5 Millionen Euro im laufenden Haushaltsjahr erhöht worden, damit die Administration der Geräte sichergestellt ist.
Wovon ich aber gar nicht so schrecklich viel halte: Es gibt unter Pädagogen eine ausgesprochene Methodenneigung. Man redet unter Lehrern ganz gern darüber, wie unterrichtet wird. Man vergisst ganz gerne darüber zu reden, was und aus welchen Gründen eigentlich unterrichtet werden soll. Ich denke, dass das Fach Informatik oder alles, was mit der informationstechnischen Revolution zusammenhängt, ganz besonders dazu verführt.
Ich greife jetzt auf eine Drucksache des alten Senats zurück. Darin findet sich ein Beispiel, an dem meiner Ansicht nach der Fehler deutlich wird. Dort heißt es in einem Beispiel aus der Grundschule:
„Die Arbeitsergebnisse motivieren die Schülerinnen und Schüler zu verstärkten Anstrengungen auf dem weiteren Weg zum Erlernen der Schriftsprache. Der Computer dient dabei als Schreib- beziehungsweise Veröffentlichungswerkzeug, wobei auch vielfältige Techniken in der Verwendung von Textprogrammen gelernt werden, zum Beispiel die Rechtschreibprüfung anwenden, Texte überarbeiten, das Formatieren und Layouten von Texten und das Einbinden von Grafiken.“
Sonst können sie nämlich tatsächlich mit diesen Geräten nachher überhaupt nicht plausibel umgehen und merken noch nicht einmal, wenn ihnen das Rechtschreibprogramm die falsche Korrektur anbietet, weil sie überhaupt keine selbstständige Umgangsmöglichkeit damit haben.
Deshalb stehe ich der momentan in Pädagogenkreisen herrschenden übertriebenen Begeisterung für die Informationstechnologie sehr zurückhaltend gegenüber.
Ich bin sehr dafür, diese Geräte zu verwenden, sehr dafür, dass der handwerkliche Umgang damit erlernt wird, aber es ist im Grunde eine Art erweiterter Führerschein für eine neue Technik und das soll man nicht so hoch mythologisieren.
Das lernt man. Die meisten von uns haben es im Umgang gelernt, haben dafür nicht studieren müssen und können es aber auf der Ebene des Umgangs ganz passabel. Wir brauchen alle unsere Spezialisten, wenn wir irgendein Problem haben, das wir konkret lösen müssen. Wir werden auch nie so weit sein, dass wir in Sachen Computer allgemein selbst autoreparaturfähig werden. Das ist auch nicht sinnvoll anzustreben, aber das spricht nicht, Frau Brüning, dagegen, dass man auch in den Schulen das strenge Fach Programmieren anbieten sollte für naturgemäß eine begrenzte Zahl von Schülerinnen und Schülern, wobei ich allerdings auch der Meinung bin, dass Mathematik elementarer und noch wichtiger ist.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Bei diesem Antrag handelt es sich um einen sehr wichtigen Beitrag der SPD-Fraktion. Ich denke, dass er zeigt, dass Regierung und Opposition es möglicherweise bildungspolitisch hinbekommen – Frau Freund hat auch darauf hingewiesen –, gemeinsam mit etwas weniger Verbissenheit als bei anderen Themen etwas für die Stadt zu erreichen.
Mit der Einführung des Informatikunterrichtes wurde seitens der Schulbehörde, sozusagen vorvergangener Schulbehörden, schon früh der richtige Weg eingeschlagen, den wir aber auch dementsprechend konsequent weiterverfolgen werden. Als dieser Weg unter dem SPD-Senat eingeschlagen wurde, wussten die meisten Lehrer zwar noch weniger Bescheid als ihre Schüler,
aber das ist gerade der Zustand, der sich nun durch entsprechende Qualifikation im Lehramtsstudiengang Informatik ändern soll.
Sowohl bei dem Schulfach als auch bei dem Studienfach Informatik und natürlich auch bei dem Studienfach Lehramtsinformatik handelt es sich um eine Disziplin, in der die Modellbildung vermittelt wird. Es wird – Herr Engels hat das auch gut deutlich gemacht – Wissen und Können vermittelt, mit dem man vom Gegebenen auf ein dahinter stehendes Modell schließen kann. Gerade hier haben nach der viel zitierten PISA-Studie unsere Schüler die größten Defizite. Deshalb will unser Bildungssenator die Hauptfächer und die Naturwissenschaften stärken,
Ein solides Wissen um Mathematik und Physik ist, denke ich, die beste Vorbereitung auf ein Informatikstudium oder
auf ein Studium, Informatik entsprechend zu vermitteln. Gleichwohl soll natürlich bei der Fächerwahl den Schülern die größtmögliche eigene Schwerpunktsetzung möglich sein. Derzeit haben wir fast 2800 Hamburger Schüler, die das Fach Informatik in 141 Grundkursen und 33 Leistungskursen belegen. Wenn man sich diese Zahlen, die ich mir zur Vorbereitung herausgesucht habe, anguckt, dann finde ich es absolut Klasse, dass gerade dabei der Anteil der Schülerinnen steigt. Da sehen wir ein bisschen die Verknüpfung zur Aktuellen Stunde von gestern, die auch noch einmal klar macht, dass Gleichstellungspolitik Querschnittsaufgabe ist. Dies wird auch von Senator Lange in der Bildungspolitik unterstützt, denn vermehrt konnten für den Informatikunterricht auch Studienreferendarinnen gewonnen werden. Der Trend, dass sich mehr Schülerinnen bewerben, wird sich hoffentlich auch verstärken.
Darüber hinaus ist Informatik ein beliebtes Fach, das auch gerade von begabteren Schülern gerne gewählt wird. Eine Förderung der Disziplin sollte aber auch aus Arbeitsmarktgesichtspunkten erfolgen. Auch daraufhin müssen wir die Lehrpläne und Lehrinhalte überprüfen. Ich habe das in der Diskussion um die IT-Spezialisten, die wir aus Indien importieren mussten, immer für absurd gehalten, während wir hier zu Lande im Studienfach Informatik – das hat also nichts mit Lehramt zu tun – noch einen Numerus clausus haben. Das heißt, wir haben hier im Land mehr Leute, die Informatik studieren wollen, die also in die IT-Berufe wollen und sich entsprechend darauf vorbereiten wollen, aber durch die Studienbedingungen daran gehindert werden und durch einen NC-beschränkten Studienplatzzugang ihre Probleme haben.
Es besteht aber auch Bedarf – und da geht der Antrag nicht weit genug und bedarf der Verbesserung in einer gemeinsamen Beratung in den Ausschüssen –, die Schwerpunkte klar den entsprechenden Behörden zuzuweisen, also der Bildungsbehörde und der Wissenschaftsbehörde. Deshalb möchte ich mich dafür aussprechen, dem Antrag der CDUFraktion zu folgen, diesen Antrag sowohl federführend im Schulausschuss als auch im Wissenschaftsausschuss zu beraten.
Gestatten Sie mir zum Schluss noch ein paar Worte, die mir in den Sinn kamen, als ich mir überlegte, was ich hier zum Stichwort Informatik sagen will. Den Zustand, den wir vor nicht allzu langer Zeit hatten, dass Kapazitäten ungenutzt herumstanden, als Computer für unsere Schulen bereitstanden und die Telekom die Anschlusskosten bezahlen wollte, die Schulen aber von der Behörde nicht ans Netz gelassen wurden, darf es auch vor dem Hintergrund dieses Antrags mit dem neuen Schulsenator nicht mehr geben.