Protokoll der Sitzung vom 21.02.2002

Gestatten Sie mir zum Schluss noch ein paar Worte, die mir in den Sinn kamen, als ich mir überlegte, was ich hier zum Stichwort Informatik sagen will. Den Zustand, den wir vor nicht allzu langer Zeit hatten, dass Kapazitäten ungenutzt herumstanden, als Computer für unsere Schulen bereitstanden und die Telekom die Anschlusskosten bezahlen wollte, die Schulen aber von der Behörde nicht ans Netz gelassen wurden, darf es auch vor dem Hintergrund dieses Antrags mit dem neuen Schulsenator nicht mehr geben.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Der Abgeordnete Beuß hat das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Maier, was Sie eben angedeutet haben, kann ich so nicht im Raum stehen lassen. Ich gebe Ihnen in einer Sache Recht: Was Sie zu den Textbausteinen und den Korrekturprogrammen zitiert haben, ist der größte Quatsch, den ich mir vorstellen kann, und den halte ich angesichts des vernünftigen Erlernens der deutschen

Sprache für außerordentlich wichtig. Natürlich darf das nicht nur über dieses Medium erfolgen. Das kann bei Kindern, die schulfrustiert sind, eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Dingen sein. Aber insgesamt nimmt dieser Antrag etwas auf, was der alte Senat in der Vergangenheit versäumt hat. Wir haben zwar in den Schulen die Computer stehen gehabt, Frau Freund, aber gefehlt hat uns letztlich das personelle Know-how. Das ist auch nicht mit einem Kurzführerschein gemacht, wie Sie das eben gesagt haben, Herr Maier. Ich unterziehe mich im Moment auch der Strapaze einer Fortbildung in diesem Bereich.

(Krista Sager GAL: Jetzt erst? Das haben die meis- ten Kollegen längst hinter sich!)

Frau Sager, Sie sind so klug.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)

Ihr oberlehrerhaftes Geschwätz ist mir schon auf den Geist gegangen, als Sie Senatorin waren, aber dass Sie hier jetzt auch noch zusenfen müssen, geht mir langsam ganz gefährlich daneben.

(Anhaltender Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)

Sie haben diesem Senat als Zweite Bürgermeisterin vorgestanden, Frau Sager, und haben es nicht geschafft, Leuten wie mir zum Beispiel die Chance zu geben...

(Krista Sager GAL: Sie sind einer der letzten Kolle- gen!)

Nein, ich bin nicht der letzte, ich bin einer der ersten Kollegen.

Das ist absolut nicht richtig, was Sie hier sagen, das ärgert mich,

(Krista Sager GAL: Das merke ich!)

weil es genau in die Richtung geht, die Frau Brüning meint. Wir müssen hier kompetent nachschulen beziehungsweise mit neuen Kollegen das Fach Informatik in der Lehrerausbildung vernünftig etablieren, und zwar nicht nur allein im Grundschulbereich, sondern insbesondere in den Oberstufen. Das ist sehr wichtig. Da genügt kein Kurzführerschein – den kann jeder machen –, sondern dazu gehört ein vernünftiges, solides Grundwissen. Deswegen, Herr Maier, hat es mich gereizt, noch einmal dazu Stellung zu beziehen,

(Anja Hajduk GAL: Sind Sie jetzt wieder beruhigt? Kommen Sie mal wieder herunter!)

weil ich die Informatikausbildung als Signal für sehr wichtig halte. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)

Der Abgeordnete Brandes hat das Wort.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Auf die Hamburger Universität kommen tief greifende Wandlungen zu.

(Zurufe von der SPD: Aha!)

Die Vorstellungen, die Senator Dräger in seiner Grundsatzrede dargestellt hat, finden hierbei die volle Unterstüt

(Martin Woestmeyer FDP)

A C

B D

zung unserer Fraktion. Aber ohne den anstehenden Beratungen mit den Universitäten und Dekanen vorgreifen zu wollen, zielt Ihr Antrag generell in die richtige Richtung. Zwar gibt es im Ausschuss noch einige Punkte zu Ihrem Antrag zu ergänzen, aber grundsätzlich ist es richtig und auch wichtig, die universitäre Ausbildung von Informatiklehrern zu verbessern.

In der Wissensgesellschaft der Zukunft darf es nicht zu einer Spaltung der Bevölkerung in Computernutzer mit Wissen und solche mit mangelhafter Computerkenntnis kommen. Dies zu verhindern, wird auch Aufgabe der auszubildenden Lehrer sein, die hierfür an der Universität gut vorbereitet werden müssen.

Informatikfachwissen gehört nicht nur in Unternehmungsberatungen, sondern auch in Schulen. Deshalb ist die Forderung nach einer engen Koordination zwischen dem Informatik- und Pädagogikbereich berechtigt.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Die Ausbildung der Lehrer muss neben der pädagogischen Komponente somit auch in technischer Hinsicht verbessert werden, denn in höheren Klassen darf es nicht dazu kommen, dass sich begabte Schüler langweilen, weil sie ihrer Lehrkraft fachlich überlegen sind. Wir werden deshalb im Ausschuss ein Fortbildungskonzept in Zusammenarbeit mit der Universität für die Lehrer einbringen.

Wie Sie sehen, stehen wir den Grundsätzen Ihres Antrags durchaus positiv gegenüber und würden den Bildungsbereich gern auf einem breiten Konsens aufbauen. Die Wichtigkeit dessen hat bereits Frau Freund zu Recht betont.

Ich kann daher die Aufforderung zur gemeinsamen Zusammenarbeit nur wiederholen und freue mich auf eine konstruktive Sacharbeit in dem Ausschuss.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Das Wort hat der Abgeordnete Herr Buss.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist erfreulich, dass wir bei diesem Zukunftsthema so viel Gemeinsamkeit bekommen. Trotzdem sind einige Punkte klarzustellen. Es ist in der Tat so, dass wir für dieses Fach anders ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer brauchen, als wir sie zurzeit haben. Zu denen gehöre auch ich sowie manch andere, die das heute ebenfalls unterrichten. Zu meiner Zeit gab es nur diese Zusatzqualifikation über das Institut für Lehrerfortbildung, sonst überhaupt nichts.

(Karen Koop CDU: Sehen Sie, das ist der ent- scheidende Punkt!)

Ich hätte mir gewünscht, wenn man damals so etwas hätte machen können. Deswegen gebe ich Ihnen in dieser Frage nicht Recht und habe deswegen eine Zwischenfrage gestellt. Ich bleibe bei der These wie meine Fraktion auch. Deswegen haben wir den Antrag in erster Linie auf diese Ebene gebracht, indem wir sagen, für das Lehramt an der Universität entsprechend ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer schaffen generell eine bessere Qualität von Unterricht. Sie wollen doch jetzt nicht sagen, Herr Engels, dass sich die Qualität des Deutschunterrichts verschlechtert hätte, weil aus Sicht Ihrer Fraktion zu Recht Unterricht für bestimmte andere Dinge ausfällt, die genauso wichtig sind – beispielsweise die Verleihung des Bertini-Preises,

(Wolf-Dieter Scheurell SPD: Dritte Sportstunde!)

zu der dann die Schülerinnen und Schüler hin müssen –, und die Deutschlehrer deshalb nicht zum Einsatz kommen. Um dieses Thema kann es doch nicht gehen.

Der andere Punkt aber, der von der Schill-Fraktion hier angesprochen worden ist, kann es nicht sein. Deswegen haben wir es auch anders benannt. Es kann nicht darum gehen, sich um die Fortbildung zu kümmern, denn die findet über Jahre in hervorragender Weise im Institut für Lehrerfortbildung statt. Fortbildung ist nicht das Entscheidende. Da gebe ich meinen beiden Vorrednern Recht. Wir brauchen für die Oberstufe entsprechend qualifizierte Leute. Die brauchen vor allen Dingen das, worauf es in dieser Drucksache ankommt, eine dort entsprechend ausgebildete Lehrerschaft.

Es geht natürlich nicht – da muss ich Ihnen widersprechen, Herr Maier – um den Führerschein, dass ich zum Beispiel weiß, wie ich den Multimedia-PC in der Klassenraumecke bediene, sondern es geht um eine höhere Qualifikation. Das möchte ich berücksichtigt haben, wenn wir dieses Thema in den Ausschüssen beraten. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Wird weiter das Wort gewünscht? – Das ist nicht der Fall. Wir kommen zur Abstimmung.

Wer stimmt einer Überweisung der Drucksache 17/318 zur federführenden Beratung an den Schulausschuss und zur Mitberatung an den Wissenschaftsausschuss zu? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Die Überweisung ist somit einstimmig angenommen.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 21, Antrag der SPD-Fraktion zur Zukunft der Entwicklungspolitik Hamburgs.

[Antrag der Fraktion der SPD: Zur Zukunft der Entwicklungspolitik Hamburgs – Drucksache 17/315 –]

Die CDU-Fraktion beantragt eine Überweisung dieser Drucksache an den Europaausschuss. Wer möchte das Wort? – Herr Frank, Sie haben es.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Der vorherige Senat hat 1999 einen Entwicklungspolitischen Beirat einberufen, bundesweit wohl einmalig, einzigartig. Dieser hat im letzten Jahr seinen zweiten Bericht vorgelegt mit dem Titel „Zur Zukunft der Entwicklungspolitik in Hamburg“. Dieser Bericht legt Empfehlungen zu entwicklungspolitischen Leitlinien vor. Wir möchten mit unserem Antrag zunächst einmal, dass dieser Bericht allen Abgeordneten zugeht. Insbesondere aber möchten wir, dass der neue Senat der Bürgerschaft eine Stellungnahme zuleitet, damit die Bürgerschaft an der Entwicklung dieser Leitlinien mitwirken und damit auch für mehr Verständnis im Dialog mit den Menschen – ähnlich wie bei der Entwicklung der Leitlinien zur Ostseepolitik – werben kann.

Spontan wird sich vielleicht so mancher fragen, welche Rolle Hamburg überhaupt im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit spielen kann. Die Beantwortung dieser Frage ist die eigentliche Leistung dieses Berichts, denn Fragen des Klimas, der negativen Umweltprozesse, Fragen des Ressourcenschutzes, der sozialen Spannungen

(Christian Brandes Partei Rechtsstaatlicher Offensive)