Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 67, Bericht des Sportausschusses: Studie zur Analyse der ökonomischen Wirkung des Sports auf Hamburg.
[Bericht des Sportausschusses zum Thema: "Studie zur Analyse der ökonomischen Wirkung des Sports auf Hamburg" (Selbstbefas- sungsangelegenheit) – Drs 21/19887 –]
Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Sport ist in Hamburg gut aufgestellt, ich würde sogar sagen, so gut aufgestellt wie noch nie. Er hat an gesellschaftlicher Bedeutung gewonnen
und ist ein wichtiger Akteur in den Quartieren. Nicht nur sozialpolitisch und sportlich lassen sich Erfolge aufzeigen, auch ökonomisch gibt es Effekte.
Welche Wertschöpfung der Wirtschaftsfaktor Sport in Hamburg pro Jahr erbringt, wurde in der uns vorliegenden Studie "Die ökonomischen Effekte einer vitalen Sportstadt" vom HWWI und Professor Vöpel untersucht. Keine Sorge, ich werde Ihnen jetzt nicht 90 Seiten der Studie wiedergeben und daraus die politischen Handlungsempfehlungen aufzeigen, aber die zentralen Erkenntnisse möchte ich kurz aufzeigen, es sind folgende. Erstens: Der Wirtschaftsfaktor Sport erzeugt rund 1,1 Milliarden Euro pro Jahr an Wertschöpfung.
Und drittens: Die fiskalischen Effekte – und das wird Herrn Quast freuen und Herrn Dressel – im Bereich Steuereinnahmen liegen bei rund 100 Millionen Euro pro Jahr. Mit anderen Worten, mit einem im Sport direkt eingesetzten Euro entstehen über Multiplikatoreneffekte so rund 2 Euro an Wertschöpfung. Und wenn man dann noch, ich nenne sie einmal die weichen, nicht so einfach messbaren Effekte im Bereich Gesundheit oder Wohlfahrt einbezieht, erhöht sich der Gesamteffekt langfristig auf 4 Euro.
Man kann also zusammenfassend sagen, jeder Euro in den Sport lohnt sich, und zwar im doppelten Sinne. Lohnenswert im Interesse der Menschen und der Stadt und zum anderen auch renta
bel. Des Weiteren wurde der Effekt von großen Sportveranstaltungen untersucht. Die Veranstaltungen, die Top-Ten-Formate haben positive Effekte für die Stadtmarke, den Tourismus und den Einzelhandel. Die Hamburger Sportevents verzeichnen einen jährlichen Nettoeinkommenseffekt von rund 400 Millionen Euro. Dazu kommen entsprechende Medienberichterstattungen, die zu nationaler und internationaler Wahrnehmung führen.
Dies als kurze Zusammenfassung der Erkenntnisse der Studie vorweggeschickt, zeigt auf, das, was wir als rot-grüner Senat und Fraktionen auf den Weg gebracht haben, ist richtig. Wir fördern Breiten- und Leistungssport, wir investieren in die Sportinfrastruktur, wir richten mit den Top-Ten-Formaten und Sportgroßveranstaltungen attraktive Sportevents aus. Es ist richtig, in Sportevents wie die Beachvolleyball-WM zu investieren. Es ist richtig, Sportgroßveranstaltungen wie Marathon, Triathlon oder auch Helga Cup auszurichten, und es bleibt und ist genauso richtig, in die Sportinfrastruktur zu investieren, um gute Orte der Begegnung zu schaffen. Rot-Grün macht es hier genau richtig.
Die Studie belegt also erstmals das Gefühl, das viele von uns haben, dass es richtig ist, Investitionen in den Sport zu machen, dass es sich lohnt und dass es richtig ist.
Die Studie gibt aber darüber hinaus noch eine weitere Handlungsempfehlung, und jetzt würde ich darum bitten, dass vor allem diejenigen gut zuhören, denen es sonst immer schwerfällt, Investitionen im Sport eine hohe Priorität einzuräumen. Denn die Handlungsempfehlung ist, neben der Kultur und der Wissenschaft gerade den Sport als dritte Säule zur Attraktivitätssteigerung der Stadt zu nutzen, um zum einen die Mobilität von jungen Talenten und Fachkräften zu nutzen, Hamburg als einen Standort in der Welt zu etablieren und zu sagen, da ist es, wo ich leben möchte. Und der Sport mit all seinen Facetten, seiner Wirkung auf die Stadtgesellschaft in den Quartieren hat es also nicht nur verdient, sondern das, was wir jetzt wissen, hat auch eine enorme ökonomische Kraft, die wir weiter fördern sollen und wollen.
Und auch ich möchte am Ende der Legislaturperiode mit einem Wunsch schließen. Der Sport ist nicht nur eine Herzensangelegenheit für alle Ehrenamtlichen. Er ist nicht nur gut für das Zusammenleben in unseren Quartieren, er ist nicht nur gut für unsere Gesundheit und Lebensqualität, er ist nicht nur ein Ort der Begegnung, der Integration und der Inklusion, sondern auch gut für die ökonomischen Effekte wie Stadtmarketing als Arbeitgeber und die Attraktivität der Stadt. Er ist also ein wichtiges Politikfeld. Das gilt es, und das ist mein
Wunsch, im Blick zu behalten, und wir haben die ganze Stadt im Blick und damit auch den Sport. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Nun haben wir ihn doch vorliegen, den Sportwirtschaftsbericht, oder zumindest so etwas Ähnliches. 2014, 2016 haben meine Fraktion und ich diesen Bericht schon gefordert, der Antrag wurde aber jeweils von den Regierungspartnern mehrheitlich abgelehnt. Jetzt hat ihn die Behörde für Inneres und Sport beauftragt, und die Häufigkeiten, mit der die Begriffe Active City in dem Bericht erwähnt werden, lässt natürlich eindeutige Rückschlüsse auf den Auftraggeber zu.
Wir hatten in unseren Anträgen jedenfalls gefordert, dass bei der Erstellung der Studie auch die Akteure des Sports, zum Beispiel der HSB oder Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein, einzubeziehen sind, das ist aber leider nicht passiert. Trotzdem sind wir sehr dankbar für die Zahlen, sie sind Fakten, wie wir sie auch erwarten konnten und auch selbst erwartet hatten.
Ich persönlich kritisiere seit geraumer Zeit, dass der Sport in der Stadt fast immer als Bittsteller behandelt wird, wenn er versucht, seine Bedarfe geltend zu machen.
Die SPD, und Frau Timmermann hat das eben in Teilen angedeutet und auch getan, lässt sich hier regelmäßig feiern, wie viele Sporthallen um- oder neugebaut werden, allerdings baut Schulbau Hamburg hier immer nach dem Bestellerprinzip vorrangig Schulräume.
(Juliane Timmermann SPD: Mensch, Herr Kreuzmann, da haben Sie die Entwicklung aber nicht mitbekommen!)
Bedarfe für den Vereins- und Wettkampfsport müssen mühsam eingeworben werden, die Querschnittsaufgabe Sport, wie sie in der Dekadenstrategie beschrieben ist, funktioniert hier immer noch nicht oder funktioniert immer noch selten. Vielleicht hilft diese Studie unserer langjährigen Forderung auf die Beine, eine feste Summe für die Bedarfe des Vereinssports und des Wettkampfsports in den Haushalt einzustellen, und zwar für den künftigen Haushalt, den wir in Nähe und zumindest in der nächsten Legislaturperiode beschließen werden. Die zusätzlichen Kosten sind in der Regel keine Almosen für den Sport, sondern Investitionen.
Die Studie belegt, und Frau Timmermann hat das ohnehin schon gesagt, aus der Investition von 1 Euro werden 2 Euro Wertschöpfung. Wenn man
Ich hoffe, dass diese Studie zumindest keine Eintagsfliege ist, sondern zu einem regelmäßigen Monitoring des Sports und des Sportwirtschaftsfaktors in der Stadt führen wird. Die Zahlen belegen, wir müssen auch in Zukunft weiterhin hier ein Auge darauf haben. Sport ist die dritte Säule – Sie erwähnten das, Frau Timmermann – dieser Studie zufolge, neben Wirtschaft und Kultur, die dazu beiträgt, die Stadt attraktiver zu machen und für ihre Bewohner lebenswerter.
An dieser Stelle fällt mir allerdings noch eine Begegnung ein, die ich Ihnen als Innensenator noch einmal kurz mit auf den Gehweg geben würde. In der Vergangenheit taucht bei mir, was gerade die Sporthallen angeht, eine verstärkte Schließung der Sanitärbereiche auf durch Schimmelbefall, mehrere Monate können Sportler dort nicht duschen. Jüngstes Beispiel, was mir Anfang der Woche begegnet ist, ist der Turnierstieg 24, eine kleinere Halle, Schulbau Hamburg ist dafür zuständig, aber seit August können die Sportler dort nicht duschen, und ebenso betrifft es die Sanitärbereiche in der Ellernreihe 88 beim Bramfelder SV. Dafür ist der Bezirk auch zuständig, aber die Mittel werden nicht freigegeben.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Als Sportpolitikerin bin ich von dem Wert des Sports ohnehin überzeugt. Aber die Studie unterstreicht diesen Wert nunmehr auch mit einem Geldbetrag und macht den Wert vor allen Dingen auch für diejenigen erlebbar, die mehr auf Fakten und Zahlen schauen als auf Bewegung und Wettkämpfe, das sind die Wirtschaftspolitiker und -politikerinnen hier. Die ökonomischen Effekte sind beträchtlich. Pro Jahr bringt der Sport für Hamburg durch die direkten, indirekten und induzierten Effekte rund 1,1 Milliarden Euro an Wertschöpfung. Neben den konkreten ökonomischen Effekten des Sports bringen auch die nicht greifbaren Wohlfahrtseffekte, wie man sie nennt, beispielsweise die Gesundheitseffekte, eine volkswirtschaftliche Bedeutung. Mit rund 1,3 Milliarden Euro sind diese für Hamburg ebenfalls enorm hoch. Das übersteigt bei Weitem alle Investitionen in den
Sport und rechnet sich. Mit der Studie sollte auch der letzte Zweifel ausgeräumt sein, dass es sich für Hamburg durchaus lohnt, in den Sport zu investieren.
Und genau das haben wir in den letzten Jahren sehr konsequent getan. Sport braucht eine gute Infrastruktur, und deswegen haben wir 2018 schon 60 Millionen Euro investiert. Die Zukunft gehört den multifunktionalen Sportzentren. Mit dem Sportzentrum in Eidelstedt, dem ETV oder auch dem HT16 haben wir hier drei Vorzeigeprojekte auf den Weg gebracht. Aber auch kleinere Sportvereine haben bei der Sanierung und Erneuerung profitiert. Insgesamt 4,5 Millionen Euro sind in diverse Einzelmaßnahmen verschiedener Vereine über den Sanierungsfonds in den Sport geflossen.
Es sind Integrationsprojekte im Sport und Stützpunktvereine gefördert worden. Schulsporthallen wurden und werden in einem großen Umfang erneuert oder saniert. Als Beitrag zur Inklusion haben wir den barrierefreien Ausbau etlicher Sporthallen vorangebracht. Große Topsportereignisse, die die Linksfraktion nicht so gern hört – Herr Yildiz, ich komme dazu gleich noch –, haben in Hamburg stattgefunden und zahlreiche Menschen begeistert. Ich möchte da insbesondere auch die Rollstuhlbasketball-WM hervorheben, weil eben Inklusion im Sport eine große Rolle spielt.
Für uns GRÜNE besonders wichtig waren aber auch die Investitionen in den ParkSport. Die Angebote, Sport unter freiem Himmel zu treiben, sind enorm gewachsen, und das ist gut so, denn je mehr Menschen wir in Bewegung bringen, egal ob Verein oder unter freiem Himmel, desto besser. Und weil Hamburg wirklich vorbildhaft hier im Sport dasteht, hat Hamburg den Titel Global Active City zu Recht erhalten.
Die Aufzählung ist sicherlich bei Weitem noch nicht vollständig, aber wir sind heute in der Reihe der Verabschiedungen, und auch ich möchte diese Rede schon einmal nutzen, um mich als Sportpolitikerin von Ihnen zu verabschieden. Es wird nicht meine letzte Rede sein, ich rede nachher noch einmal, aber der Sport liegt mir sehr am Herzen. 16 Jahre gehörte ich diesem Parlament an, davon habe ich 9 Jahre lang als Sprecherin der GRÜNEN den Sport vertreten. Sport verbindet, das haben wir auch als Fraktionen im Ausschuss oft feststellen können, bis auf manches Mal die Fraktion DIE LINKE, wo wir immer bei dem Thema der Topsportereignisse aneinandergeraten sind, aber sei's drum, das wird Herr Yildiz heute sicherlich auch wieder sagen.
Im Großen und Ganzen haben wir konstruktiv die Themen des Sports vorangebracht. Wir sind dort etwas weniger streitbar gewesen, würde ich sagen,
als bei anderen politischen Themen, auch wenn Herr Kreuzmann eben noch einmal ein bisschen eine andere Richtung vorgegeben hat.
Mein Dank geht an meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Sportausschuss, mein Dank gilt auch Senator Grote, dem Staatsrat, der jetzt gerade nicht da ist, und allen, mit denen ich im Sport verbunden war. Für mich war es schön und ist es schön, mit so einer positiven Bilanz im Sport aufzuhören, an der ich mitgewirkt habe. Und das, denke ich, ist erst einmal für den Sport so weit genug. Wie gesagt, ich werde mich später noch einmal verabschieden. Aber machen Sie es erst einmal im Sport gut, und ich wünsche allen, die den Sport weiter fortsetzen, ein gutes Gelingen. – Vielen Dank.