Verehrte Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Stimmung in der Stadt ist gekippt, und zwar ins Positive. Wer Hamburgs neues Konzerthaus betritt, wird gar nicht vermeiden können festzustellen, dass alle, die es besuchen, plötzlich ein beseeltes Lächeln aufsetzen. Die "Süddeutsche Zeitung" beschreibt die Elbphilharmonie so: "Vom Problemkind zum Architektenwunder". Und die "New York Times" freute sich über: "A New Musical Landmark for a City with Plans". Der von Alexander Gérard und Jana Marko konzipierte kulturelle Leuchtturm für alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt ist nun also aufgesperrt, wie Generalintendant Lieben-Seutter als Wiener es sagen würde. Der Bau dieses Konzerthauses hat die Hamburgerinnen und Hamburger wahrlich viel Geduld gekostet, keine Frage. Aber es ist offenkundig, dass sich das Warten sehr gelohnt hat.
Wie sehr hätte ich mir und wahrscheinlich auch viele von Ihnen sich gewünscht, dass Barbara Kisseler hätte dabei sein und die Eröffnungsfeier mit feiner Ironie würzen können. Sie fehlt.
Mir persönlich war niemals bange, dass dieses Konzerthaus ein Misserfolg werden könnte. Allerdings gebe ich auch offen zu, dass für mich diese große Euphorie überwältigend ist. Dieses Haus ist ein Signal in die Stadt hinein, aber es ist auch ein Signal dieser Stadt in die Welt. Ist es nicht fantastisch, dass es für die Realisierung eines solchen Traums keines Kaisers, keines Despoten, keines Autokraten bedarf, sondern dass die Demokratie in der Lage ist, solch ein Jahrhundertbauwerk zu ermöglichen? Ich finde, auch das ist ein Signal.
Hunderttausende Karten sind bereits verkauft und Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, werden wahrscheinlich des Öfteren gefragt, ob Sie nicht noch das eine oder andere Ticket ermöglichen könnten. Das ist ein Hinweis darauf, dass nicht nur die außergewöhnliche Architektur die Menschen anlockt, sondern auch das musikalische Programm mit seiner Vielfalt in den beiden Sälen. Das Versprechen, dass unsere Elphi ein Haus für alle ist, wird eindeutig eingelöst; das Programm ist Ausdruck dessen.
Es ist so breit gefächert, dass es auch Menschen neugierig macht, die bislang Konzerthäuser nur von außen kannten, und so soll es auch sein. Es ist und bleibt die Aufgabe der Elbphilharmonie, sich aktiv mit der Stadt zu vernetzen und immer wieder zu verdeutlichen: das ist euer Haus. Das Team der HamburgMusik unter der Leitung von Herrn Lieben-Seutter leistet dabei großartige Arbeit. Es beackert nämlich nicht nur die Spitze, sondern auch die Breite. So werden zum Beispiel die Elphi-Babykonzerte in vielen Stadtteilen weiterhin fortgesetzt, der musikpädagogische Bereich und das Klingende Museum im Haus selbst sind eine Einladung an die jungen Hamburgerinnen und Hamburger.
Das Preisniveau der Konzertkarten – da muss man ja immer wieder den Gerüchten entgegenwirken – liegt zu einem Großteil unter dem für einen Kinobesuch. Außerdem können viele Konzerte, wie es heute selbstverständlich sein sollte, auch im Livestream verfolgt werden. Das Ziel, dass jedes Schulkind in Hamburg mindestens einmal die Elbphilharmonie besucht haben soll, ist allseits bekannt und gern zitiert. Und apropos Besuch: Der kostenfreie Besuch der Plaza leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Akzeptanz des Hauses in
der Stadt. Es freut mich, dass die Besucherzahlen schon jetzt in die Hunderttausende gehen; das macht klar, wie wertvoll dieses Angebot ist. Wer erst einmal neugierig das Haus erkundet hat und merkt, wie einladend es ist, möchte auch zu einem Konzertbesuch wiederkommen.
Ich bin, wie die meisten von Ihnen, kein ausgemachter Musikexperte, aber auch mir ist klar, dass nicht immer jedem alles gefallen kann, was im Programm angeboten wird. Das sollte nicht unser Anspruch an ein Konzerthaus sein. Die Elbphilharmonie braucht ein spannendes Musikangebot, über das diskutiert werden kann und an dem man sich reiben kann, und das wird angeboten.
Die Hamburgerinnen und Hamburger haben dieses wunderbare Haus möglich gemacht. Es gehört ihnen und es wird unserer Stadt viel zurückgeben. Wie soll man da besser enden als der Bürgermeister in seinem Schlusswort bei der Eröffnungsrede: Freude.
Vielen Dank, Frau Präsidentin! Ich kann Sie beruhigen: Die Verletzung ist nicht auf den Besuch der Elbphilharmonie zurückzuführen. Ich halte den Saal für sehr gelungen. Die euphorischen Äußerungen über diesen Saal sind durchaus richtig und, obwohl ich kein Spezialist bin, finde auch ich, dass die Akustik recht gut ist. Ich verfolge mit Interesse, welch skurrile Diskussionen es darüber in einigen Feuilletons gibt. Das kann ich gar nicht richtig nachvollziehen, aber ich finde es erstaunlich und muss sagen, dass es insgesamt ein gelungenes Konzerthaus ist. Ich sage natürlich auch, dass es bei dem unheimlich vielen Geld, das dafür ausgegeben worden ist, ja auch noch schöner wäre, wenn es diesbezüglich nicht gelungen wäre.
Ich will aber auch sagen, dass mich die Debatte, die gegenwärtig in der Öffentlichkeit oder auch hier, im Parlament, dazu stattfindet, ein bisschen an den HSV erinnert: Kaum kommt man aus den Abstiegsplätzen heraus, redet man schon von Champions League oder internationaler Superklasse, die man erreicht hat. Das war beim HSV nicht so und wir werden erst einmal sehen und ruhig überlegen, ob das im Zusammenhang mit diesem Konzerthaus die richtige Kategorie ist. Ich selbst
und unsere Fraktion werden weiterhin auf der Kritik bestehen, die wir dazu geäußert haben, und ich halte das Hinwegreden, was alles schiefgelaufen ist, für einen großen Fehler. Alle in dieser Stadt werden sich daran erinnern, wie teuer die Elbphilharmonie war und wie sehr sie sich von denjenigen, die sie geplant haben, veräppelt gefühlt haben. Dieser Punkt wird weiterhin nicht getilgt sein, auch wenn die Elbphilharmonie noch so sehr strahlt. Wir werden weiterhin darauf bestehen, dass diese Fehler nicht wieder gemacht werden und dass die Art und Weise, wie das geschehen ist, sich nicht wiederholt.
Aber wir als LINKE sind auch pragmatisch. Wir kommen nicht auf die Idee zu sagen, die Elbphilharmonie solle abgerissen werden oder Ähnliches, sondern wir werden darauf achten, dass dieses Haus wirklich ein Haus für alle werden soll, was es bisher nicht ist. Ich möchte kurz sagen, warum es das nicht ist. Wir werden weiterhin dafür kämpfen, dass die Plaza umsonst ist.
Wir wissen, dass es in der Drucksache der Bürgerschaft geplant ist, dass es in zwei Jahren nicht mehr so ist. Lesen Sie noch einmal nach. Das wird ein Streitpunkt sein. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass die Eintrittspreise so günstig bleiben, wie sie gegenwärtig sind. Das will ich durchaus sagen, weil ich den ökonomischen Druck sehe, den wir dort haben werden. Das ist der Streit. Und wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen – das ist wichtig –, dass es ein Haus für alle wird, denn, das muss man deutlich sagen, das ist es gegenwärtig nicht. In einer Diskussion mit meinem Vater, Werftarbeiter aus Neuenfelde, und mit den Leuten in der Siedlung, in der ich aufgewachsen bin, wurde deutlich, dass keiner von ihnen auf die Idee kommt zu sagen, das sei ihr Konzertsaal, sondern sie nutzten eher die Plaza.
(André Trepoll CDU: Da hätten Sie mal auf dem Marktplatz dabei sein sollen, als die Tickets verkauft wurden! In der Schlange musste man stundenlang anstehen!)
Dann sehen Sie sich einmal die Situation in Neuenfelde an und diskutieren mit den Leuten darüber. Vielleicht sollten Sie einmal Ihren Horizont, der so klein ist, erweitern, um festzustellen, ob es dort ein Haus für alle ist.
Auch für meine Nachbarn ist es bisher nicht ein Haus für alle. Diesen Streit müssen wir hier führen. Bisher ist es ein Haus, das 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung nutzen wollen, und es wird ständige Aufgabe sein, es für alle zu öffnen. Dafür stehen wir als DIE LINKE, dafür haben wir das kritisiert,
Verehrte Präsidentin, meine Damen und Herren! Lieber Herr Kienscherf, die Elbphilharmonie ist nicht nur fertig, sondern sie ist genau seit einer Woche eingeweiht und feierlich eröffnet. Viele von Ihnen, auch Sie, Herr Kienscherf, waren dabei, als Bundespräsident Gauck und Bürgermeister Scholz die Eröffnungsreden gehalten haben. Sie konnten sich alle ein Bild davon machen, welch exzellente Klangbedingungen dieser fantastische Konzertsaal beim Eröffnungskonzert erfüllt hat, und haben die atemberaubende Atmosphäre, die herausragende Architektur von Herzog & de Meuron hoch über dem historischen Kaispeicher erlebt. Hamburg hat mit der Elphi ein neues Wahrzeichen, das den Michel nicht ersetzt, sondern auf wunderbare Art und Weise ergänzt.
Aber, auch das muss man anlässlich der von der SPD-Fraktion angemeldeten Feierstunde einmal sagen, wahrlich nicht alles ist glatt gelaufen. Die Kostenentwicklung, die Terminplanung, das Vertragsmanagement, letztlich das gesamte Projektmanagement haben bei diesem Bauprojekt kläglich versagt. Dass es ein Haus für alle ist, erwähnt die SPD, so oft es geht; das haben wir eben wieder vielfach gehört. Ich weise deshalb gern darauf hin, dass es vor allem ein Haus von allen ist.
789 Millionen Euro sind wahrlich kein Pappenstiel, und auch die Bauzeitverlängerung von sieben Jahren ist ein Skandal, den sich wohl kaum ein privater Bauherr leisten würde oder könnte. Aber da Steuermittel schier unerschöpflich sind, hat es Bürgermeister Scholz geschafft, das Haus, das Hamburg schon fast in Verruf gebracht hätte, endlich fertigzustellen.
Eine Erwähnung seines Amtsvorgängers – Herr Wersich hat eben darauf hingewiesen –, auf dessen Konto in dieser Sache zwar sicher nicht weniger Versäumnisse gehen, der aber den Mut hatte, das Projekt zu beginnen, wäre aus meiner Sicht anlässlich der Eröffnungsrede allerdings angemessen und angebracht gewesen.
Stattdessen schrieben die Zeitungen: Olaf Stolz. Es gehört eben zur Größe und Ehrlichkeit dazu, auch Leistungen anderer zu würdigen.
Senatorin Kisseler hätte das sicher getan und sie war die Einzige, die anlässlich der Eröffnungsfeier wirklich fehlte. Sie zu ersetzen wird nicht möglich sein, aber eine Nachfolge mögen Sie, Bürgermeister Scholz, doch bitte nun endlich auf den Weg bringen.
Als Mitglied im Kulturausschuss möchte ich aber noch drei weitere Punkte ansprechen. Wenn auch die Erstellungskosten unserer Elphi irgendwann vergessen sein werden, so wird der regelmäßige Betrieb ebenfalls beträchtliche Zuschüsse benötigen. Gemäß der Senatsplanung sind das rund 10 Millionen Euro per anno. Der Senat rechnet zu Beginn mit knapp 3 Millionen Euro, später mit 4 Millionen Euro Sponsoring und Spendenerlösen, die den Zuschuss aus Steuermitteln jährlich auf rund 6 Millionen Euro reduzieren sollen. Ob diese gewagten Prognosen jemals zutreffen, wird sich erst in der Zukunft zeigen. Wir werden darauf genau achten.