Protokoll der Sitzung vom 12.04.2017

(Dennis Thering CDU: Warum nicht? Aber Ihrer!)

Auch der Hinweis in dem Antrag, Neufahrzeuge seien in der Regel bereits mit diesem System ausgestattet, ist nicht zielführend,

(Dennis Thering CDU: Aber richtig!)

denn in der Regel heißt, dass nicht alle ausgestattet sind. Und das Prinzip Hoffnung und die Forderung, Hamburg möge zwischen 250 und 750 Millionen Euro als Nachrüstprämie zur Verfügung stellen, verfehlen das Ziel.

(Dennis Thering CDU: Sie haben unseren Antrag nicht richtig gelesen!)

Hören Sie mir zu, Herr Thering.

Denn es gibt bereits auf Bundesebene das Förderungsprogramm De-minimis, mit dem auch Abbiegeassistenten gefördert werden können.

Zudem zitieren Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren von der CDU, in Ihrem Antrag die angegebene Quelle nicht korrekt. Die dort genannten Kosten von 5 000 bis 15 000 Euro beziehen sich auf die Sonderausstattung von Neufahrzeugen und nicht auf die Kosten für die Nachrüstung. Daher werden wir Ihren Antrag ablehnen.

Zunächst einmal müssen wir im ersten Schritt erreichen, dass auf Bundesebene für neu zugelassene Lkw der Abbiegeassistent verpflichtend ist. Wenn dann die Technik der Nachrüstung so weit fortgeschritten ist, kann man in einem zweiten Schritt einmal über die Nachrüstung nachdenken. Anlieferfahrten durch Lkw im Stadtverkehr sind für die Versorgung notwendig. Daher ist es umso wichtiger, das Risiko bei Abbiegemanövern zu mi

nimieren und Vorsorge zu schaffen. Mit dem verpflichtenden Abbiegeassistenten für neu zugelassene Lkw gehen wir den ersten Schritt, um das Ziel zu erreichen. – Danke schön.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Herr Thering von der CDU-Fraktion bekommt nun das Wort.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich beginne meinen Beitrag mit einem Zitat:

"Wie viele müssen noch überrollt werden, bis Kameras und Sensoren verpflichtend werden?"

Dieses Zitat stammt nicht von irgendjemandem, sondern von einem leidlich Bekannten aus diesem Haus, nämlich von Skandalsenator Till Steffen. Er ist der Urheber dieser polemischen Äußerung. Offensichtlich wollte er wieder einmal von seinem Totalversagen in der Justizpolitik ablenken.

(Beifall bei der CDU und bei Dirk Nocke- mann AfD – Glocke)

(unterbrechend) : Herr Thering, darf ich Sie auf den parlamentarischen Sprachgebrauch hinweisen?

Gerade Herr Steffen, Frau Fegebank und Herr Tjarks schwingen in der politischen Auseinandersetzung gern einmal die Moralkeule und werfen den anderen Parteien und Fraktionen bösen Populismus vor. Der Tweet des Skandalsenators aus dem letzten Sommer offenbart aber …

(Glocke)

(unterbrechend) : Herr Thering, ich weise Sie erneut auf den parlamentarischen Sprachgebrauch hin.

(André Trepoll CDU: Was ist daran nicht parlamentarisch? Skandal wird man ja wohl sagen dürfen!)

Das ist wirklich lächerlich. Unglaublich. Er bleibt ein Skandalsenator, weil er hier eine Sau nach der anderen durchs Dorf treibt.

(Vereinzelter Beifall bei der CDU – Glocke)

(unterbrechend) : Herr Thering, Sie haben den Kommentar des Präsidiums nicht zu kommentieren. Fahren Sie bitte fort.

(Martina Koeppen)

Der Tweet des Senators Steffen zeigt einmal mehr, dass die GRÜNEN hier wieder einer extrem schlimmen Doppelmoral aufgesessen sind. Ihnen ist nämlich kein Anlass zu schade – und mag er auch noch so tragisch sein –, um ihn nicht wieder für ihre eindimensionale Verkehrsideologie umzudeuten.

(Beifall bei der CDU)

Sind es bei der AfD stets die Flüchtlinge, so sind es bei den GRÜNEN die Pkw- und Lkw-Fahrer, an denen sie ihren Frust abreagieren. Dies, liebe GRÜNEN, ist kein guter Stil. Damit wir uns klar verstehen: Solche Unfälle sind der blanke Horror.

(Dr. Monika Schaal SPD: Was reden Sie denn da für einen Mist?)

Da müssen wir uns nichts vormachen. Dass die Zahl der Lkw-Unfälle in Hamburg im vergangenen Jahr um 6,4 Prozent auf 8 703 gestiegen ist und dabei 410 Menschen schwer verletzt und 11 Menschen ums Leben gekommen sind, macht betroffen. Diese Zahlen sind schlimm. Diese Zahlen zwingen zum Handeln.

(Beifall bei der CDU)

Die entscheidende Frage lautet daher, wie wir den toten Winkel lebendig machen können. So wünschenswert die Ausstattung von Lkw mit Abbiegeund Notbremsassistenten auch ist: In Hamburg sind 50 000 Lkw gemeldet. Frau Koeppen hat gesagt, das alles sei nicht so wild, man fange erst einmal bei den neu zugelassenen Lkw an. Aber die 50 000 zugelassenen Lkw sind das Problem. Sie müssen wir dringend und vor allem schnell umrüsten.

Verkehrssicherheit ist nun einmal ein sogenanntes öffentliches Gut. Es profitieren alle, doch der Einzelne hat wenig Anreiz, etwas dafür zu tun. Diese Motivationslücke kann nur der Staat sinnvoll füllen. Wäre der Verkehrsbehörde, der Innenbehörde oder dem Ersten Bürgermeister die Verkehrssicherheit wirklich so wichtig, dann frage ich mich, warum die SPD-geführten Senate seit 2011 in dieser Frage überhaupt nichts gemacht haben. Warum hat Senator Steffen im Senat nicht unmittelbar dafür geworben, Maßnahmen zur Nachrüstung von Lkw mit diesen Systemen zu ergreifen? Es ist viel einfacher, 140 Zeichen bei Twitter einzutippen, als dieses Problem ernsthaft lösen zu wollen. Das ist purer Populismus.

(Beifall bei der CDU)

Hier schließt sich der Kreis mit dem vorliegenden Antrag von SPD und GRÜNEN – ich zitiere –

"[…] sich auf Bundesebene für eine verpflichtende Einführung von Abbiegeassistenzsystemen für alle neu zugelassenen Lastkraftwagen einzusetzen."

Dieses Thema solle mit Nachdruck bei der diesjährigen Verkehrsministerkonferenz behandelt werden. Sie schreiben hier: mit Nachdruck. Das ist wirklich lächerlich, da Senator Horch und Staatsrat Rieckhof seit 2011 Dauergast bei der Verkehrsministerkonferenz sind. Offensichtlich haben sie das Thema bisher nicht auf der Pfanne gehabt oder wieder einmal so schlecht verhandelt, dass überhaupt nichts dabei herumgekommen ist. Durch Nichtstun wird der tote Winkel eben nicht lebendig. Da müssen Sie endlich einmal anfangen. Herr Horch, ich bitte Sie, künftig bei der Verkehrsministerkonferenz Ihr Gewicht deutlich stärker einzubringen.

Dann ist da halt wieder die Verpflichtung. Eigenverantwortung und eigene Maßnahmen des Senats: Fehlanzeige. Sie wollen die gigantischen Kosten lieber einseitig auf die Fuhrunternehmen und die Fahrer abladen. Das ist feige und vor allem verantwortungslos.

Um den toten Winkel zeitnah lebendig zu machen, wollen wir mit unserem Antrag die Bestands-Lkw mit entsprechenden Assistenzsystemen nachrüsten. Auch das kostet Geld, gar keine Frage. Aber weil wir uns der staatlichen Verantwortung für die Verkehrssicherheit bewusst sind, wollen wir dazu eine Nachrüstprämie ausloben, die lange nicht so hoch ist, wie Frau Koeppen das wieder einmal fälschlicherweise behauptet hat. Anreiz statt Zwang, deutlicher können Ihre und unsere Philosophien bei der Verkehrspolitik nicht zutage treten.

Wir sind uns allerdings sicher, dass wir nur mit und nicht gegen die Fuhrunternehmen und die Lastkraftwagenfahrer dafür sorgen können, dass Auffahr- und Abbiegeunfälle von Lkw irgendwann der Vergangenheit angehören. Lieber Herr Horch, setzen Sie Ihre Möglichkeiten ein und bringen Sie das Thema auf die Straße, wenn die Verkehrsminister in zwei Wochen bei uns sind. Dann sehen wir einmal, wie erfolgreich das Ganze sein wird. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU)

Frau Sudmann von der Fraktion DIE LINKE das Wort.

Wir reden heute über diesen Rechtsabbiegeassistenten, weil wir in Hamburg und in Deutschland immer wieder schreckliche Unfälle mit Schwerverletzten und Toten haben. Herr Thering, ich hätte mich gefreut, wenn Sie sachlicher gewesen wären und bei diesem Thema den Wahlkampfmodus heruntergeschaltet hätten,

(Dennis Thering CDU: Lesen Sie unseren Antrag!)

anstelle mit solchen Floskeln und großartigen Angriffen herummachen.

(Beifall bei der LINKEN – Dennis Thering CDU: Im Gegensatz zu Ihnen haben wir einen Antrag gestellt!)

Herr Thering, ich freue mich darüber, dass Sie sich gerade so aufregen.

Ich zitiere die Antwort des Senats auf meine aktuelle Schriftliche Kleine Anfrage. Ich habe den Senat unter anderem nach dem aktuellen Stand zur verpflichtenden Einführung eines Abbiegeassistenten auf Europaebene gefragt, weil nämlich auf Europaebene etwas passieren muss. Ein Teil der Antwort lautet, es – Zitat –

"[…] wurde durch die Bundesregierung ein Vorschlag für eine neue UN-Regelung für die UN-Wirtschaftskommission für Europa […] erarbeitet. Dieser Vorschlag soll […] nach Aussagen der Bundesregierung […]"

an der meiner Kenntnis nach die CDU doch schon etwas länger beteiligt ist –

(André Trepoll CDU: Gott sei Dank!)