Nachfrage nach Tickets ist groß. Sie übersteigt bei Weitem die Kapazitäten des Saals, so weit, dass die "Bild"-Zeitung uns per Fotomontage schon vorgeschlagen hat, noch eine zweite Elbphilharmonie auf den Strandkai zu bauen. So weit wollen wir nicht gehen.
Aber natürlich ist die Aufgabe, die momentan weit im Vordergrund steht: Wie organisieren wir Zugänglichkeit zu den Angeboten in der Elbphilharmonie für all diejenigen, die nicht hineinkommen? Und da stelle ich fest, dass wir bereits seit Eröffnung der Elbphilharmonie einen Kanal eingerichtet haben, auf dem digital Konzerte verfügbar und sehbar sind – momentan übrigens immer noch acht Konzerte, beginnend beim Eröffnungskonzert –, die Sie jetzt sofort, wenn Sie wollen, über das WLAN im YouTube-Kanal der Elbphilharmonie streamen können. Insofern haben wir schon eine Möglichkeit geschaffen. Dieses Angebot soll weitergehen und es soll weiter ausgebaut werden, weil wir darin einen wesentlichen Aspekt sehen, der notwendig ist.
Im Zuge der Überlegungen, wie man daraus noch mehr machen und unter Umständen auch Events kreieren kann, ist die Elbphilharmonie über die HamburgMusik an Sponsoren herangetreten und hat einen Sponsor gefunden, der beginnend ab der nächsten Spielzeit – und auch nicht nur zweimal in der Saison, sondern deutlich häufiger als zweimal – Open-Air-Konzertstreamings ermöglichen wird. Das findet statt. Es beginnt auf dem Platz der Deutschen Einheit vor der Elbphilharmonie, weil man ausprobieren möchte, wie sehr es in Anspruch genommen wird, klassische Konzerte öffentlich zu übertragen. Das werden wir uns anschauen. Wenn das funktioniert, ist selbstverständlich denkbar, das auch an anderen Orten in der Stadt zu machen. Mein Petitum wäre nur, es dann in den verantwortlichen Händen der Intendanz der Elbphilharmonie und der HamburgMusik zu belassen, ihr Angebot bestmöglich an den Stellen, an denen sie es auch künstlerisch und konzeptionell für richtig halten, in der Stadt zum Angebot zu machen, und es nicht politisch vorfestzulegen, wo es stattzufinden hat.
Entscheidend dabei ist auch – darauf hat Isabella Vértes-Schütter hingewiesen –, dass wir gar nicht von vornherein festlegen können, dieses Konzert soll es sein, weil Rechte von Künstlerinnen und Künstlern, Aufführungsrechte, Urheberrechte betroffen sind und wir natürlich umgekehrt nicht wollen, dass die Programmierung der Elbphilharmonie, die künstlerisch im Saal stattfindet, abhängig davon sein wird, ob ein Streaming möglich ist. Das
darf nicht sein. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wir müssen eine möglichst freie, unabhängige Programmierung des künstlerischen Programms in der Elbphilharmonie haben und uns dann Gedanken machen, was davon wir vernünftig nach draußen übertragen können, damit möglichst viele an den Angeboten dieses Hauses teilhaben können.
Bis hierhin sehe ich überhaupt gar keinen Dissens in dem, was im Saal vorgetragen wurde. Der Dissens besteht in der Frage, ob wir die Mittel der Kultur- und Tourismustaxe dafür verwenden und es auf zweimal limitieren, oder ob wir sagen, wir machen es mit einem Sponsor häufiger. Ich wäre sehr eindeutig dafür, es mit einem Sponsor häufiger zu machen, weil ich Ihnen versichern kann, dass wir die Mittel der Kultur- und Tourismustaxe an sehr vielen Stellen in der Stadt sehr dringend brauchen,
um überall dort die Kultur stattfinden zu lassen, die es nicht so leicht hat momentan, Aufmerksamkeit und Finanziers zu bekommen, wie es bei der Elbphilharmonie der Fall ist. Insofern: Lassen Sie uns die Mittel dort einsetzen, wo wir sie noch brauchen.
Denn, lieber Herr Wersich, Sie haben vollkommen recht – und ich stimme Ihrem Appell deutlich zu –: Vergessen wir die anderen Kultureinrichtungen nicht. Wir haben mit der Elbphilharmonie einen Leuchtturm. Wir haben diesen Leuchtturm aber gebaut, damit er Aufmerksamkeit für die Kulturstadt Hamburg und nicht nur für sich selbst organisiert. Das müssen wir gemeinsam miteinander hinbekommen. Deswegen hatten wir das Festival "Theater der Welt", das am Wochenende zu Ende gegangen ist, mit dem wir einen starken Akzent in einem anderen kulturellen Bereich gesetzt haben, und deswegen werden wir uns immer um die kulturelle Landschaft in ihrer Breite kümmern und darum, dass der Zugang zu Kulturangeboten weiterhin offen und möglich bleiben wird – bei der Elbphilharmonie in diesem Fall erfreulicherweise finanziert durch einen Sponsor. Wie Sie alle wissen, wird es bei den Hamburg Cruise Days in September losgehen. Von da ab wird es viele weitere Gelegenheiten geben, auch Open Air – bei schönem Wetter hoffentlich – Konzerte der Elbphilharmonie zu genießen.
Ich freue mich, dass man dem heute einmal zuhören konnte und festgestellt hat, dass es offenbar ein kleines Abstimmungsproblem zwischen den Koalitionären gab. Man war sich wohl einig, man will den Antrag ablehnen, nur leider hatte man vorher die Gründe nicht besprochen. Deswegen hat Herr Müller gesagt, der Antrag sei nicht nötig, weil man das längst mache, während Frau VértesSchütter gesagt hat, man wolle den Antrag nicht annehmen, weil er kontraproduktiv sei und die Sache erschwere. Ein bisschen mehr hätten Sie sich vielleicht abstimmen können bei der Suche nach den Gründen.
Frau Vértes-Schütter, ich weiß nicht, ob Sie die Idee nicht verstanden haben oder ob Sie nicht erkannt haben, welches Potenzial für Hamburg dort ist.
Ich habe heute gelernt, dass sich Künstler offenbar Gedanken darüber machen – und dagegen sind –, noch mehr Publikum zu bekommen. Ich habe gelernt, man könne die Künstler nicht mehr fragen, ob man das Eröffnungsprogramm übertragen kann. Und ich habe gehört, dass man dem Intendanten keine Steine in den Weg legen wolle. Wir wollen genau das Gegenteil: Steine wegräumen, indem die Bürgerschaft sagt, wir wollen das in Hamburg, und dass die Behörden mithelfen und die Elbphilharmonie das eben nicht allein machen muss.
(Beifall bei der CDU und bei Dr. Jörn Kruse AfD – Dirk Kienscherf SPD: Bei der Planung oder beim Bau hätten Sie sich so einbringen sollen!)
Es bewahrheitet sich wieder der politische Spruch: Wer etwas will, findet Wege, wer etwas nicht will, findet Gründe. Die SPD präsentiert sich hier wirklich als Spaßbremse und im Klein-klein. Das finde ich schade. Es hätte nichts geschadet, diesen Antrag zu überweisen, wenn Sie nicht sofort zustimmen können.
Aber wenn das, was Herr Brosda sagt, stimmt, wird er ja unseren Antrag trotzdem erfüllen, und dann sind wir auch zufrieden.
Wer also möchte nun zunächst die Drucksache 21/9294 an den Kulturausschuss überweisen? – Die Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist die Überweisung abgelehnt.
Wer möchte dem Antrag der CDU-Fraktion aus Drucksache 21/9294 seine Zustimmung geben? – Die Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist der Antrag abgelehnt.
Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 17, Drucksache 21/9190, Bericht des Haushaltsausschusses: Haushaltsplan 2017/2018, Nachbewilligung nach Paragraf 35 LHO: Neubau der Opernwerkstätten und -fundi im Entwicklungsgebiet Billebogen mit Einführung eines Mieter-Vermieter-Modells.
[Bericht des Haushaltsausschusses über die Drucksache 21/8394: Haushaltsplan 2017/2018, Nachbewilligung nach § 35 LHO: Neubau der Opernwerkstätten und -fundi (OWF) im Entwicklungsgebiet Billebogen mit Einführung eines Mieter-VermieterModells, Einzelpläne 3.3 und 9.2 (Senatsantrag) – Drs 21/9190 –]
Dieser Tagesordnungspunkt ist von der GRÜNEN Fraktion als Kurzdebatte angemeldet worden, sodass jeder Rednerin und jedem Redner pro Debattenbeitrag jeweils zwei Minuten Redezeit zur Verfügung stehen.
Wird dazu das Wort gewünscht? – Herr Gögge von der GRÜNEN Fraktion, Sie bekommen es für zwei Minuten.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Endlich muss sich die Hamburgische Staatsoper nicht mehr mit der dissonanten Inszenierung "Kostümverschickung und Kulissenschieben von A und B nach C" befassen. Mit dem Neubau der Opernwerkstätten und -fundi ergeben sich sehr klar mehrere positive Entwicklungen. Zum einen: Die große Kunst wird ein Stück weit entlastet vom Klein-klein logistischer Planungen. Die Zusammenführung von Kostüm- und Kulissenfundus an einem Ort ist ökologisch und auch ökonomisch absolut sinnvoll. Nun können die bei Opern üblichen hochkomplexen Prozesse in einem Haus abgewickelt werden, viele Wege werden verkürzt, einige entfallen völlig. Auch die Überführung in ein Mieter-Vermieter-Modell ist ein richtiger Schritt und im Übrigen durchaus ein wünschenswertes Modell auch für andere Kultureinrichtungen. So wird das bei staatlichen Neubauten nicht unbe
kannte Problem vermieden, keine Rückstellungen für die Instandhaltung bereitzuhalten. Gleichzeitig wird die Verwaltung durch ein Unternehmen mit Expertise eben genau auf diesem Gebiet durchgeführt.
Der neue Opernfundus wirkt nüchtern wie ein Container, Symbol für den traditionellen Wirtschaftsmotor Hafen, und das ist eine architektonisch kluge Anspielung. Im Inneren dreht sich nämlich alles um die Hochkultur. Das Äußere verweist gleichzeitig auf eine weitere positive Entwicklung: Vorhang auf für Rothenburgsort. Hier ist der Startpunkt für die Entwicklung eines neuen und verbesserten Quartiers. Dort wird in Zukunft immer mehr gearbeitet werden. Es geht stromaufwärts mit der Stadtentwicklung an Elbe und Bille.
Nicht zuletzt muss auch erwähnt werden, dass im lebenswerten und höchst beliebten Stadtteil Barmbek-Nord weitere Menschen ein Zuhause finden können.
Das Konzept des Senats ist eine rundum schlüssige Lösung: kürzere Wege für Material, mehr Wohnraum für Menschen und ein Leuchtturm für Rothenburgsort. Das kann Hamburg gebrauchen und das wird Rot-Grün liefern. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Neubau der Opernwerkstätten und -fundi ist ein bedeutsamer Schritt für die Hamburgische Staatsoper, und das zugrunde liegende Mieter-Vermieter-Modell ist auch für weitere Vorhaben im Bereich der Kultur wegweisend. Der Kollege Gögge hat eine Reihe von Vorzügen des Vorhabens – Entwicklung am Billebogen, Wohnungsbau in Barmbek und die funktionalen Fortschritte – aufgezeigt. Das in der Drucksache aufgezeigte Mieter-Vermieter-Modell kommt vor allem auch den Mietern und hier also den Akteuren und Einrichtungen der Kultur zugute. Indem wir uns an der OPTIMA-Drucksache orientieren, schaffen wir einen Rahmen, der unsere Kultureinrichtungen entlastet und den Verantwortlichen ermöglicht, sich ganz auf ihre eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren. Das kann nur funktionieren, wenn – wie hier geschehen – die Mieten im Haushalt und in den Zuwendungen voll berücksichtigt sind. Tatsächliche Mehrkosten entstehen indes langfristig nicht. Stattdessen werden endlich auch die Kosten für regelmäßige Sanierungsmaßnahmen und Werterhalt real eingepreist, und, noch wichtiger, die Sanierungen werden auch tatsächlich laufend getä
tigt. Mit dem neuen Modell gelangen wir also zu einem planvollen Umgang mit öffentlichem Vermögen und schaffen zugleich verlässliche Grundlagen für die Arbeit unserer Kultureinrichtungen. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.