Protokoll der Sitzung vom 02.02.2000

Ein ähnliches Bild liefert im übrigen auch die TIMMS-IIIStudie.

(Andreas Bluhm, PDS: Ja.)

In der Mittelstufe der Gymnasien erzielen rund 20 Prozent der Schüler schlechte Leistungen,

(Andreas Bluhm, PDS: Richtig.)

so dass der Verdacht aufkommt, jeder Fünfte sei dort fehl am Platze. In der Oberstufe erreichen vier Fünftel – in Mathematik zumindest – nur das Niveau der Anwendung elementarer Grundkenntnisse, was man anders ausgedrückt auch so formulieren könnte: Sie verfehlen das Lernziel des Gymnasiums.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Ja. – Andreas Bluhm, PDS: Ja, wer ist denn dafür verantwortlich, Herr König?)

Bei den Leistungen in Physik und Chemie sieht es nicht viel besser aus.

(Zurufe von Dr. Ulrich Born, CDU, Harry Glawe, CDU, und Andreas Bluhm, PDS – Glocke der Vizepräsidentin)

Es ist viel gerätselt worden, woran das nun wohl liegen könnte. Neben vielen Ursachen vergisst man oft die eine und simpelste, nämlich die, dass Abitur und Hochschulreife etwas mit Leistung und mit Leistungsbereitschaft zu tun haben.

Meine Damen und Herren! Ein anderer Aspekt ist die Dauer des Schulbesuchs. Ein qualitativ hochwertiges Abitur ist auch mit zwölf Schuljahren möglich.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Dann besonders, aber nicht nur dann, muss die Orientierungsstufe an das Gymnasium.

(Angelika Gramkow, PDS: Das ist eine Fehleinschätzung.)

Ich komme zum Schluss, ein letzter Satz.

Darum, Herr Minister, setzen Sie sich durch, lassen Sie das Gymnasium

(Reinhard Dankert, SPD: Wir sind auch in zwölf Jahren fertig geworden, und zwar gut fertig geworden.)

nicht zu einer Mogelpackung werden, wo zwar auf der Verpackung noch Gymnasium draufsteht,

(Beifall Renate Holznagel, CDU)

aber der Inhalt keine Studier- und Hochschulreife mehr hervorbringt,

(Dr. Ulrich Born, CDU: Sehr gut.)

denn das hätten Abiturienten und Abiturientinnen in unserem Bundesland nicht verdient. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU, und Harry Glawe, CDU: Sehr gut.)

Letzte Rednerin in der Aktuellen Stunde ist die Kollegin Frau Bretschneider von der SPD-Fraktion. Bitte sehr, Frau Bretschneider.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Als ich erfahren habe, welches Thema die Opposition uns für diese heutige Aktuelle Stunde ausgesucht hat,

(Dr. Ulrich Born, CDU: Haben Sie sich gefreut.)

habe ich mich zunächst einmal gefreut,

(Harry Glawe, CDU: Haben wir gut gemacht, ne?!)

genauso wie der Bildungsminister, weil Bildung immer ein Thema ist, das alle bewegt und das alle befördern wollen.

(Reinhard Dankert, SPD: Das Thema war auch leicht zu erraten.)

Natürlich habe ich mir auch die Frage gestellt, meine Damen und Herren von der CDU: Mit welcher Zielrichtung tun Sie das?

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das sieht man Ihrer Konzeption an. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Und wenn da steht „Aktuelle Situation der Bildungslandschaft in Mecklenburg-Vorpommern“, dann könnte man zunächst zu der Schlussfolgerung kommen, hier soll aufgelistet werden, wo wir stehen und wohin wir wollen.

(Dr. Ulrich Born, CDU, und Harry Glawe, CDU: Richtig. – Reinhard Dankert, SPD: Die CDU hat ihr Bildungssystem nur kritisiert.)

An der Stelle, meine Damen und Herren von der CDU, haben Sie wieder einmal nicht so richtig begriffen, was Sie eigentlich in diesem Land als Opposition zu leisten haben.

(Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

Sie haben nämlich nur eines getan: Sie haben versucht, uns ein Stöckchen hinzuhalten,

(Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU)

über das wir springen sollten, aber über das Sie jetzt selbst gestolpert sind,

(Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU)

denn es ist in der Debatte wieder einmal sehr deutlich geworden, dass sehr vieles,

(Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

was in diesem Land in der Bildung noch im Argen liegt, auf Ihre Kosten geht,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

was Sie zu verantworten haben.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Seit vier Jahren sind Sie für die Bildungspolitik verantwortlich.)

Und an der Stelle, meine Damen und Herren von der CDU, kann ich Ihnen den Vorwurf nicht ersparen zu sagen, dass Sie

(Harry Glawe, CDU: Sie hatten vier Jahre lang eine Ministerin.)

engstirnig, kleinkariert und wenig zukunftsweisend hier diskutiert haben, weil Sie nämlich

(Dr. Ulrich Born, CDU: Seit sechs Jahren haben Sie die Verantwortung.)

nicht begriffen haben, dass die Bildungssituation in diesem Land eingebettet werden muss in das, was von meinen Kollegen, von Herrn Bluhm und von anderen, hier im Vorfeld schon gesagt wurde, nämlich dass wir eine gesamtdeutsche Bildungsreform brauchen.