Protokoll der Sitzung vom 18.10.2000

Ja, ich habe ja auch nur gesagt, Sie sollen nicht immer so tun, als wenn wir keine Vorschläge haben. Wenn wir Vorschläge haben, dann fangen Sie nämlich an zu arbeiten. Und das ist ja auch schon mal gut so, dass wir Sie zur Arbeit tragen müssen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

So ist es, meine Damen und Herren, ja. Aber das gefällt Ihnen ja immer nicht.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Doch, na selbstverständlich. – Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)

Dann sagen Sie immer – einen Tagesordnungspunkt vorher erzählen Sie das –, wir sind auf Ihre Vorschläge gespannt. Nun machen wir einen Vorschlag und den lehnen Sie wieder ab,

(Barbara Borchardt, PDS: Das war drei Tage vorher.)

obwohl Sie ihn gar nicht gelesen haben.

(Annegrit Koburger, PDS: Nicht jeder Vorschlag ist geeignet für die Annahme.)

Das ist das Problem Ihrerseits!

(Angelika Gramkow, PDS: Also, Herr Glawe, ich lese immer, worüber ich rede.)

Ja, gut. Also ich will jetzt nicht weiter abschweifen.

Meine Damen und Herren, ich hoffe eigentlich, dass Sie der Überweisung dieses Gesetzes in die Ausschüsse zustimmen. Das wäre ein, denke ich, wichtiger Beitrag. Wenn Sie ihn ablehnen sollten, dann haben Sie wieder ein Beispiel dafür geliefert, dass Sie mit der Opposition nicht zusammenarbeiten wollen. – Danke schön.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Wolfgang Riemann, CDU: Richtig.)

Das Wort hat die Abgeordnete Frau Polzin von der SPD-Fraktion.

(Die Abgeordnete Heike Polzin verzichtet.)

Sie möchte nicht reden. Dann hat das Wort …

(Reinhard Dankert, SPD: Herr Rißmann.)

Wie bitte?

(Reinhard Dankert, SPD: Herr Rißmann!)

Herr Rißmann, aha. Bitte sehr, Herr Abgeordneter Rißmann von der SPD-Fraktion. Bitte sehr.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich kann es an dieser Stelle ganz kurz machen. Wichtig war die Grundsatzentscheidung, den Maßregelvollzug dem Justizministerium zuzuordnen, was deutlich macht, dass die Sicherheitsbedürfnisse bei dem richtigen Umgang mit schuldunfähigen Patienten nicht vernachlässigt werden.

(Wolfgang Riemann, CDU: Das werden wir erst noch sehen.)

Wichtig war für mich der Konsens zur Änderung des PsychKG, der gemeinsam mit der Opposition gefunden worden ist. Unsere Position zu diesem Gesetzentwurf zum Maßregelvollzug ist, dass Änderungen im PsychKG das gleiche Erfordernis erfüllen und berücksichtigen. Eine Notwendigkeit für ein eigenes Maßregelvollzugsgesetz sieht meine Fraktion nicht.

(Wolfgang Riemann, CDU: Die Bundes- länder haben es aber, auch SPD-geführt.)

Ich darf bei dieser Gelegenheit daran erinnern, dass es einige Unwägbarkeiten und Unsicherheiten auch seitens der CDU-Gesetzgebungsaktivitäten seinerzeit gegeben hat, als die Idee, man könne doch einfach eine solche Einrichtung einem Kreis, einer Kommune, die bereit wäre, dort eine Einrichtung zu errichten, übertragen und somit eine solche Einrichtung schaffen.

Es ist auch immer eine Sache des qualifizierten Pflegepersonals. Und ich habe sehr wohl wahrgenommen und halte es für richtig, auch mit dem Hinweis seitens der Opposition so umzugehen, dass man das bei der neueinzurichtenden Einrichtung in Rostock von Anfang an berücksichtigt.

Ich bin mir da sicher, alle Beteiligten haben aus den Ereignissen die richtigen Schlussfolgerungen gezogen. Aus diesem Grunde werden wir, denke ich, gemeinsam in den Ausschüssen die Regelungen für die Änderungen im PsychKG, die sich aus veränderten Verantwortlichkeiten ergeben, diskutieren können, denn einen neuen Maßregelvollzugsgesetzentwurf benötigen wir nicht. Wir lehnen Ihr Gesetz ab. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS)

Das Wort hat die Abgeordnete Frau Koburger von der PDS-Fraktion. Bitte sehr, Frau Koburger.

Meine Damen und Herren! Herr Präsident! Zwei Anmerkungen zu Herrn Thomas und Herrn Glawe.

(Harry Glawe, CDU: Ja.)

Augenscheinlich können Sie wirklich nicht richtig zuhören oder Sie hören immer nur das, was Sie glauben gehört zu haben.

(Beifall Angelika Gramkow, PDS – Harry Glawe, CDU: Nee, gelesen.)

Das kann ja durchaus auch sein.

Bei den Debatten mit den Expertinnen und Experten zu unabhängigen Gutachtern wurde eindeutig gesagt, diese Patienten sind auf Basis von gutachterlichen Entscheidungen in den Maßregelvollzug reingekommen. Das als Erstes.

Sachgerechte Therapie – wer definiert das? Ich denke, das können nur die entsprechend ausgebildeten Fachexpertinnen und -experten sein. Das kann nicht, ich sage jetzt mal, ein Vollzugsbeamter im ursprünglichen …

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Herr Thomas.)

Ach so, Herr Thomas könnte es sein, okay, gut.

Und, Herr Glawe, ein bisschen hat mich das hier auch verwundert.

(Harry Glawe, CDU: Das glaub’ ich, das glaub’ ich.)

Im Sozialausschuss, in allen Ausschüssen, ob in den Sonderausschüssen oder sonst wo haben Sie Frau Ministerin hoch gelobt ob ihrer Aktivitäten,

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Heike Lorenz, PDS: Ja, wir auch.)

ob dieser Umsetzung, 10-Punkte-Plan oder Sonstiges. Also die Argumentation, die Sie hier aufgeführt haben im Moment, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

(Harry Glawe, CDU: Die hat Ihnen weh getan, ja.)

Und zu den gesetzlichen Vertretern wurde Ihnen von Herrn Hübener, Jurist aus dem Sozialministerium, eindeutig klargemacht, dass die dort Untergebrachten keine gesetzlichen Vertreter mehr haben, weil deren Verfahren abgeschlossen sind,

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

es sei denn, da kommt ein neues Verfahren hinzu.

Doch zum Gesetzentwurf selber. Ausgehend von der Problemdarstellung und den dargelegten Lösungen im CDU-Entwurf möchte ich ergänzend zu dem, was Herr

Dr. Schoenenburg ausgeführt hat, deutlich machen, dass der von Ihnen vorgelegte Gesetzentwurf, insbesondere was die Zielstellung und die Inhalte anbelangt, mehr Fragen aufwirft, als er Antworten gibt. Zudem sehe ich genauso wie Herr Dr. Gillner, Leiter der Forensischen Psychiatrie in Stralsund, dass mit Ihrem Gesetzentwurf sogar Bundesrecht gebrochen wird.

Zu den Fragen: Kann allein mittels separater gesetzlicher Regelungen mehr Sicherheit, sprich die Verhinderung von Entweichungen und anderen Vorkommnissen, erreicht werden?

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)