Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Koalitionsfraktionen haben dem Landtag einen tourismuspolitischen Antrag zur Beratung vorgelegt, dies aus gutem Grunde und auch vor dem Hintergrund des aktuellen Sparkassen-Tourismusbarometers Ostdeutschland. In Mecklenburg-Vorpommern wird die touristische Wirtschaft hoch gelobt und sie durchzieht unser Bundesland in alle Richtungen. Die aktuellen Zahlen belegen, was wir alle schon lange wissen, betonen und was uns weiter zum Handeln auffordert, denn der Tourismus ist für Mecklenburg-Vorpommern ein starker und immer noch zunehmender Wirtschaftsfaktor. Allerdings profitieren nicht alle Regionen gleichmäßig von der touristischen Infrastruktur.
Den Koalitionsfraktionen ist wichtig, dass wir in der Branche künftig noch mehr über die Nachhaltigkeit der Angebote sprechen und Fragen wie gute Ausbildung und Arbeit thematisieren. Im Koalitionsvertrag haben wir verankert, dass wir die noch bestehenden Wachstumspotenziale im Tourismus weiter ausschöpfen wollen. Zu nennen sind hier unter anderem Barrierefreiheit, Lückenschluss von Radwegen, Kulturtourismus, wetterunabhängige Ferienangebote, aber auch eine ganze Reihe von sogenannten Geheimtipps abseits von Strand und Straße. Nennenswert und unabdingbar bleibt aber eine nachhaltige und faire Finanzierung des Tourismus.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, der vorliegende Antrag zielt auf den Ausbau eines nachhaltigen Ganzjahrestourismus – das ist eine große Chance für die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung in allen Regionen in Mecklenburg-Vorpommern – ab. Insbesondere ist die Landesregierung unter anderem aufgefordert, für eine intensivere Zusammenarbeit der Tourismusverbände auf regionaler Ebene zu werben, weiterhin die Entwicklung von Regionalmarken als Werbeträger zu unterstützen, bei der Aktualisierung der Tourismuskonzeptionen des Landes an der Strategie mit der Zielsetzung des Ausbaus und der Förderung des saisonal übergreifenden Tourismus festzuhalten, auf eine zielgerichtete Fördermit
All diese Dinge spielen bei der Betrachtung unseres Antrages eine zentrale Rolle. Wir wollen erneut ins Gespräch kommen, die Richtung des Tourismus mitgestalten und für die zukünftigen Herausforderungen fit machen. Als Lektüre empfehle ich hier wirklich – der Kollege Holter war ja auch bei mir in Pasewalk – das Sparkassen-Tourismusbarometer 2015.
Weiter ist auf unseren Änderungsantrag hinzuweisen. Auf der letzten Ostseeparlamentarierkonferenz wurde eine Arbeitsgruppe zum nachhaltigen Tourismus ins Leben gerufen. Diese steht unter dem Vorsitz der Präsidentin Frau Sylvia Bretschneider und hat am vergangenen Freitag zum ersten Mal getagt. Aufgrund dieser Eile haben wir diesen Änderungsantrag gestellt, auch vor dem Hintergrund, dass wir, glaube ich, von den Ostseeanrainerstaaten einiges lernen können und sie auch von uns.
Ich möchte hier nur nennen, was mich besonders bewegt. Das sind die Kinderfreundlichkeit in den skandinavischen Ländern, die kostenfreien Serviceangebote in der Hotellerie, zum Beispiel einen freien WLAN-Anschluss, und die Benutzung von bargeldlosen Zahlungsmitteln sowie die Zahlung von Mindestlöhnen. Dies sind alles Dinge, die wir unter uns und mit den anderen Staaten gut besprechen können und von denen wir uns auch, glaube ich, in der Hotellerie und Gastronomie ein Stück abschneiden können. In diesem Sinne freue ich mich auf die nun nachfolgende rege Aussprache, deren Ideen und Vorschläge. – Vielen Dank bis dahin.
Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 90 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der nachhaltige Tourismus ist eine Chance für die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern. Dieser im Antrag formulierten These wird niemand im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern widersprechen. Keine andere Wirtschaftsbranche wird in Umfragen mit dem Land so eng verknüpft. Unser Land wird mit Themen wie Erholung, Entspannung, Erlebnis, Ferien und Urlaub verbunden.
Mecklenburg-Vorpommern hat als Reiseziel ein positives Image. Die Entwicklung im Tourismus ist eine der prägnantesten Erfolgsgeschichten der Deutschen Einheit. Im vergangenen Jahr konnte unser Bundesland mit 7,3 Millionen Ankünften und 28,7 Millionen Übernachtungen einen Rekord erzielen. Vor gut 20 Jahren sah dies mit 2,7 Millionen Ankünften und 9,4 Millionen Übernachtungen noch
ganz anders aus. Der Tourismus hat also langfristig seine Wirkungen entfaltet und es ist ein wirtschaftlicher Erfolg, meine Damen und Herren.
Dauerhafter Erfolg beruht auf klugen Investitionen, Investitionen in touristische Einrichtungen oder Hotels, aber auch Investitionen in die touristische Infrastruktur, denn das Land einerseits hat natürliche Ressourcen, ausgebaute Radwege, Wasserwanderrastplätze, Strandpromenaden oder zoologische Einrichtungen, die genutzt und besucht werden. Insgesamt hat die Regierung in MecklenburgVorpommern von 1990 bis heute 1.552 touristische Infrastrukturmaßnahmen gefördert. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf 1,3 Milliarden Euro, die Förderung betrug rund 890 Millionen. In den rund 3.200 Hotels und touristischen Einrichtungen wurden mehr als 5 Milliarden Euro investiert, unterstützt mit 1,4 Milliarden Euro an Investitionsförderungen.
Diese Investitionen zahlen sich aus. Die Auslastungen der Übernachtungsstätten und hochwertigen Hotels über gut ausgestattete Ferienwohnungen und moderne Campingplätze liegen auf stabil hohem Niveau. MecklenburgVorpommern war 2014 das beliebteste innerdeutsche Reiseziel und lag damit erstmals vor Bayern. Mecklenburg-Vorpommern hat zudem besonders zufriedene Gäste und, ich denke, das ist bemerkenswert.
Meine Damen und Herren, jetzt könnte der eine oder andere fragen: Wenn man sich die Zahlen ansieht, läuft doch alles bestens, warum müssen wir uns kümmern oder uns um die weiteren Entwicklungen Sorgen machen? Experten sehen das Urlaubsland in einer Reifephase angekommen. Diese Reifephase wird nicht beliebig lange andauern. Deshalb gilt es besonders jetzt, über die weitere Entwicklung Mecklenburg-Vorpommerns als Urlaubsland nachzudenken und neue Aufgaben zu definieren. Genau dieser Aufgabe stellt sich die neue Landestourismuskonzeption.
Schwerpunkte bleiben Ausbau und Förderung des saisonal übergreifenden Tourismus. Ländliche Räume, grenzübergreifende Kooperationen, Werbung um ausländische Gäste, barrierefreier Tourismus sind Themen. Vorgeschaltet wird der konzeptionellen Erarbeitung eine Evaluierung der volkswirtschaftlichen direkten und indirekten Effekte und Beiträge des Tourismus für die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Diese Ergebnisse sollen im Sommer 2016 vorliegen.
Meine Damen und Herren, der Kapazitätsausbau im Land ist weitestgehend abgeschlossen. Weitere Ansatzpunkte sehe ich vor allen Dingen in der Saisonverlängerung, in der Steigerung der Servicequalität, in mehr Kundenorientierung und in der verstärkten Erschließung touristischer Potenziale im Binnenland, Stichwort „Internationalität“.
Mecklenburg-Vorpommern hat mit knapp einer Million Übernachtungen von ausländischen Gästen noch erheblichen Nachholbedarf. Wir werben intensiv um Gäste aus den Quellenmärkten Skandinaviens, der Niederlande, Österreichs und der Schweiz. Wir haben noch einmal das Marketing für die wichtigen Quellengebiete im Süden Europas vor Kurzem aufgestockt, zum einen, um Mecklenburg-Vorpommern erkennbarer zu machen und die Aufmerksamkeit gerade der Alpenregion und des Mittel
meeres in Richtung Ostsee, gewissermaßen von den Bergen zur Seenplatte zu lenken, zum anderen, um darüber zu informieren, dass es gar nicht so weit ist und nicht unbedingt dazu führt, dass Mecklenburg-Vorpom- mern nicht erreicht werden kann. „Ostsee grüßt Alpen“ ist ein wichtiger Slogan.
Wir müssen für diese Gäste erreichbar und internationaler werden. Dies gilt nicht nur für die touristischen Zentren der Küste, dies gilt genauso für die Reisegebiete im Binnenland. Es gilt für die verkehrliche Erreichbarkeit genauso wie für die digitale. Wir brauchen gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte, um die Erfolgsgeschichte der Branche fortzusetzen. Dafür wünsche ich mir weiterhin, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen den Branchenvertretern und der Landesregierung gelebt wird.
Der nachhaltige Tourismus ist eine Chance für die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern, vor allem auch im ländlichen Raum. Auch dieser These wird kaum widersprochen werden. Doch ich muss auch warnen: Touristische Entwicklung kann zur Lösung vieler Probleme beitragen, sie kann aber nicht alle Schwierigkeiten beseitigen.
Meine Damen und Herren, einige Weichen sehe ich bereits richtig gestellt. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern agiert Mecklenburg-Vorpommern in der Weise, dass die touristischen Marketingorganisationen Tourismusverband und Landurlaub kooperieren. Die Vermarktung des Landurlaub-Angebotes ist bereits im Marketing des Tourismusverbandes integriert. Auch durch diese enge Zusammenarbeit konnte das Projekt LandArt die gewünschten Wirkungen erzielen. Als Erweiterung des vorangegangenen Ansatzes von LandArt arbeiten jetzt vor allen Dingen die Kooperationsnetzwerke. ErlebnisLandwirtschaft, regionale Produkte, Reiten und Fahren, kulturelles Erbe im ländlichen Raum, Brauchtum, Romantik, Aktivitäten in der Natur, Wandern und Angeln seien hier genannt.
Meine Damen und Herren, Projekte wie LandArt und die drei neuen Kooperationsnetzwerke im ländlichen Tourismus haben weiter dazu beigetragen, dass Professionalität und Wirtschaftlichkeit eingezogen sind. Das Mecklenburger ParkLand, der Riether Winkel, die Lewitz, Feldberg, die Ferieninsel Ummanz, der Vogelpark Recknitztal seien hier nur stichwortartig genannt.
Meine Damen und Herren, es ist gelungen, mit diesen Beispielen auch touristische Initiativen zu vertiefen, sie bekannter zu machen und sie natürlich auch zu vermarkten. Was sie eint, sind die Initiative und das Engagement von Unternehmen, Vereinen, Einwohnern und anderen Interessenvertretern, die, wie wir alle wissen, zusammenarbeiten müssen. Die Innovationskraft der touristischen Anbieter, das hat die Verleihung des Tourismuspreises kürzlich wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, ist im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern vorhanden. Von den vier deutschlandweit Ausgezeichneten kamen zwei aus Mecklenburg-Vorpommern. Das Postel in Rostock und Fitness-Schuppen in Karls Erdbeerhof seien hier genannt. Zusammenwachsen...
Zusammen Wachsen wird weiter ein Ziel für die touristische Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern sein. Damit das weiter nachhaltig geschieht, bedarf es neben der klugen Konzeption auch verträglicher Vorhaben, wirtschaftlich, sozial und ökologisch. – Vielen Dank, meine Damen und Herren.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Als Erstes möchte ich mich beim Minister für Wirtschaft, Tourismus und Bau bedanken,
Ja, und da will ich sagen, das hat er gemacht. Ich habe die Einladung angenommen und wir haben beim grünen Tee auch über Tourismus gesprochen. Deswegen gehört das zum Thema. Also herzlichen Dank für die Einladung.