Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben gehört, es fehlt an klassifizierten Hotels. Es fehlt an sprachbegabtem oder mehrsprachigem Servicepersonal. Es wurde richtigerweise kritisiert, dass kulturhistorisch wertvolle Gebäude besser einbezogen werden müssen, um eine ganzjährige bessere Auslastung der Betriebe zu gewährleisten, und dann kam da natürlich der Fachkräftemangel.
Nur, das passt natürlich nicht zusammen. Wenn Sie, Herr Holter, fordern, dass zumindest das Servicepersonal zweisprachig, dreisprachig ist, wie Sie es ansprachen, dann ist das nicht zu haben für 8,50 Euro oder 9,20 Euro. Qualifiziertes Personal werden Sie auch nicht bekommen, wenn Sie es nur für sechs oder vier oder sieben Monate beschäftigen. Die werden natürlich aussortieren, und das wird jeder machen, nach dem Prinzip: Wo habe ich eine feste, ganzjährige, langfristige Beschäftigungsmöglichkeit? Dann wird der Rest schauen, der da nicht untergekommen ist: Wo kann ich möglichst vernünftig Geld verdienen? Wo kann ich mich in der zweiten Stufe bewerben und Arbeit finden? Und das wird zwangsläufig das Personal sein, was nicht so hoch qualifiziert ist, wie es zugegebenermaßen sein müsste.
Was müsste also auf dem Gebiet passieren? Es müsste erstens passieren, dass man vernünftige Löhne zahlt, etwa 14/15 Euro Stundenlohn für einen hochqualifizierten Mann oder eine hochqualifizierte Frau zwei-/dreisprachig mit einer guten gastronomischen Ausbildung. Auf der anderen Seite ist das nur möglich, wenn natürlich auch die Auslastung in den Wintermonaten und der Nachsaison zumindest bei 50/60 Prozent liegt.
Der zweite Punkt, den wir gerne ansprechen möchten, ist, dass es im Moment die Großobjekte in MecklenburgVorpommern nicht überleben würden aufgrund ihrer Eigenkapitalstruktur, wenn mal zwei schlechte Jahre unter 40 Prozent Auslastung hier in diesem Land Realität würden. Das darf man auch nicht vergessen.
Der dritte Punkt ist: Schon vor Jahren, als wir noch Herrn Seidel als Wirtschaftsminister hatten, hatte er uns einmal mitgeteilt, dass nun Schluss sein müsse mit der Förde
rung von großen Hotels. Das ist eine ganz hervorragende Strategie, denn die Attraktivität von Mecklenburg-Vor- pommern ist unter anderem auch deswegen so groß, weil man hier nicht diese gigantischen, überfrachteten, nach Gewinnmaximierung strebenden großen Hotels an der Küste eins neben dem anderen gebaut hat.
Insofern ist das, was wir im Moment an realistischer Wirtschaftskraft in diesem Bereich haben, beachtlich und sehr schön. Das begrüßen wir. Wir freuen uns, dass gerade das Gegenteil von dem eingetreten ist, was Sie 2006 hier in diesem sogenannten Hohen Haus immer wieder angeführt haben, und zwar dass der, der die NPD wiederwählt bei der nächsten Wahl, mit einem massiven Einbruch im Tourismus zu rechnen hätte. Das Gegenteil ist der Fall, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Anscheinend finden unsere Touristen das gar nicht so schlecht, wenn eine nationale Opposition wie die NPD hier im Landtag nachhaltig vertreten ist.
(allgemeine Unruhe – Julian Barlen, SPD: Einbildung ist auch eine Bildung. – Heinz Müller, SPD: Vielleicht die, die abnehmen wollen, denn wenn man Sie sieht, vergeht einem ja der Appetit!)
Es würde Ihnen nicht schaden, Herr Müller. Wenn ich Sie so anschaue, können Sie ruhig mal so eine längere Strecke durchhalten.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir werden diesem Antrag nicht zustimmen, weil er die Komponente der vernünftigen Bezahlung und der Sozialleistungen für die Angestellten so gut wie gar nicht zum Gegenstand hat. Wir werden uns enthalten, sind dennoch der Meinung, dass dieser Bereich, dieser Wirtschaftszweig eine maßgebliche Ecksäule des Wohlstandes und der Versorgung in der Fläche besonders in den ländlichen Gebieten ist und als zukünftig entwickelbar zu sehen ist. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich will einen Satz aus dem Antrag, der Ihnen vorliegt, herausnehmen. Ich erlaube mir, ihn zu zitieren, das ist der letzte Satz der Begründung: „Deshalb ist er“ – gemeint ist der Tourismus – „in ländlichen Räumen ein zentrales Zukunftsthema mit großem Entwicklungspotenzial.“
Ich will ausdrücklich darauf hinweisen: Der Wirtschaftsminister hat gesagt, dies gilt natürlich genauso für Mecklenburg-Vorpommern insgesamt, wo ich ihm absolut zustimmen würde.
Warum sage ich das jetzt hier an dieser Stelle? Ich muss schlichtweg feststellen, dass ein bisschen was dran ist,
dass wir in der Tat uns in den letzten Jahren – na, wie sagt man das – ein bisschen daran gewöhnt haben, dass wir im Tourismus dieses Landes immer wieder gute bis sehr gute Ergebnisse erreichen. Die Zahlen wurden genannt. Es ist auch menschlich, wenn man sich dann ein kleines bisschen zurücklehnt und – ja, wie soll man es besser formulieren – sich mit der Innovation etwas zurückhält. Das ist nachzuvollziehen. Aber, ich verrate Ihnen da wahrscheinlich keine Neuigkeit, das ist im Tourismus in der Tat gefährlich. Warum? Weil dieser Bereich wie kein anderer nicht nur durch besonders harte Rahmenbedingungen zu gestalten ist, sondern sehr viel mit Emotionen zu tun hat.
Ich will sagen, einziges Thema war das Thema mit der Windenergie an der Küste, wo diskutiert wurde, wie man das sehen muss mit Windrädern in sechs Kilometern Entfernung und was weiß ich. Da kommen natürlich Argumente, die kann ich auch von Technikern verstehen, darauf achtet man nicht so, das ist doch alles Quatsch, wenn man so darüber philosophiert. Nein, wir haben es hier mit Menschen zu tun, die sehr emotional angerührt sind, und das wollen wir auch besonders herausstellen, wenn wir vom Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern reden.
Ich will jetzt nicht weiter die einzelnen Zahlen bemühen. Ich will Ihnen zwei Argumente an die Hand geben, die ich für notwendig halte, wenn man, wie das der Antrag richtigerweise sagt, auch weiterhin den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern entsprechend unterstützen muss und da insbesondere das Thema Marketing sieht. Ich möchte noch mal feststellen: Es ist weniger die Landesregierung, die hier besondere Belehrungen bräuchte, aber wir stellen fest, dass wir speziell in den Regionen doch erhebliche Diskussionen haben, wie man zum Beispiel das Marketing zukünftig finanzieren kann. Wir brauchen die Regionen – jetzt spreche ich vom Tourismusverband –, weil es ohne die nicht geht.
Erstens. Der Tourismus wird manchmal in Deutschland ein bisschen belächelt. Das gilt nicht so sehr für Mecklenburg-Vorpommern, aber in Deutschland ist das so, weil man sagt, wir brauchen die produktiven Bereiche, die industriellen. Ja, wir brauchen – und das gilt für Mecklenburg-Vorpommern nun wieder ganz besonders – industrielle Entwicklung, keine Frage. Aber der Tourismus hat eine besondere Eigenart und die darf man nicht unterschätzen. Er trägt auch dazu bei, wie industrielle Bereiche, dass Kapital von außen in dieses Land hineinfließt,
denn nur so – jetzt möchte ich das zu Ende führen, und da richte ich mich an DIE LINKE – kann man etwas tun im Bereich von Kinderarmut und all diesen Dingen, wenn es zu mehr Kapital in diesem Lande führt. Die spannende Frage ist: Wie schaffen wir es, mehr Geld für dieses Land zur Verfügung zu haben? Das ist der wichtige Punkt. Das kann der Tourismus, denn die Gästezahlen, die aus dem Lande kommen, halten sich in Grenzen. Da gibt es auch Leute, die an die Küste fahren oder von der Küste an die Seenplatte, aber das ist nicht das Typische.
Eine zweite Seite möchte ich hervorheben, die für die Landesentwicklung von besonderer Bedeutung ist. Ich
sage das immer nur denen, die manchmal so ein bisschen über den Tourismus, na ja, diskutieren. Tourismus ist, glaube ich, wie kein anderer Bereich für das Image Mecklenburg-Vorpommerns maßgebend. Ich weiß selbst, dass wir uns sehr bemüht haben – und da schließe ich alle die ein, die hier in irgendeiner Weise Verantwortung getragen haben –, dass wir uns in bestimmten Bereichen nach vorne bewegen, ob das die Landwirtschaft ist oder die industrielle, die Forschungsentwicklung, die Wissenschaftsentwicklung, alles richtig. Nur durchgehend bekannt und auch beliebt sind wir in Deutschland als das Urlaubsland. Das ist so und das werden Sie auch immer wieder erleben, dass wir diesbezüglich sehr positiv angesprochen werden. Da, meine Damen und Herren, hat der Tourismus eine ganz besondere Katalysatorfunktion. Die Chemiker hier im Raum wissen, glaube ich, was ein Katalysator ist.
Gut, dann ist das in Ordnung. Ich traue mich trotzdem, das ein kleines bisschen zu übersetzen. Ein Katalysator ist ein Mittel, was einen Prozess beschleunigt und ihn maßgeblich unterstützt, …
… und das macht der Tourismus. Sie müssen sich einmal nur einen ganz kleinen Moment vorstellen, wie dieses Land Mecklenburg-Vorpommern aussehen würde, wenn wir nicht zwölf Millionen Touristen jedes Jahr bei uns im Lande hätten. Wie wäre es dann um die Dienstleistungsbereiche bestellt? Wie wäre es um kulturelle Aktivitäten bestellt? Wie wäre es um die Infrastruktur insgesamt bestellt?
Das müssen Sie sich einmal einen Augenblick so vor Augen führen und dann, glaube ich, kann man ganz schnell erkennen, was tatsächlich Tourismus für Mecklenburg-Vorpommern bedeutet.
Nun will ich Sie gar nicht weiter belehren, aber ich erlaube mir doch noch, zwei Dinge kurz anzusprechen, die hier in der Diskussion eine Rolle spielten. Zunächst einmal, Frau Dr. Karlowski, Sie haben ein Beispiel herausgegriffen so nach dem Motto: „Wir, DIE GRÜNEN, bringen jetzt was Konkretes.“
Das Thema mit der Südbahn ist insofern nicht gut gewesen, weil die Südbahn erschließt leider Gottes die RehaKlinik in Plau nicht,
denn die Südbahn wird jetzt durch das Busangebot erschlossen. Das ist so. Also das war jetzt das falsche Beispiel.
(Andreas Butzki, SPD: Alles kennen in der Ecke, ist schwierig. – Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja, weil die Bahn nicht mehr da ist, müssen die Busse jetzt greifen. Jetzt verdrehen Sie mal nicht die Tatsachen!)
Jetzt komme ich gar nicht umhin, Herrn Pastörs auch noch mal anzusprechen. Sie haben mich so ein kleines bisschen durch die Blume gelobt.
(Unruhe und Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Zurufe von Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, und Udo Pastörs, NPD)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Seidel hat jetzt das Wort. Ich bitte Sie, doch etwas mehr Ruhe zu wahren. Man kann das hier vorne kaum noch verstehen.