Und, Herr Koplin, Sie haben vorhin „patientenorientierte Versorgung“ gesagt. Ich glaube, gerade in der Geburtshilfe – und für die möchte ich mich jetzt hier ganz starkmachen – ist es so, eine Frau, die ein Kind bekommt, ist keine Patientin, sie ist eine Gebärende, eine Schwangere. Ich denke, diese Diskussion muss auch mal unter diesem Aspekt geführt werden. Manchmal denke ich, dass jede Geburt irgendwie ein Drama ist, als wenn immer etwas ganz Schlimmes da dran ist.
Von denen reden wir aber in diesem Kontext ganz wenig. Nein, es geht immer um eine Versorgung durch Ärzte.
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Nein, das brauchen Sie nicht! Ich habe drei Kinder. – Heiterkeit bei Minister Harry Glawe)
Ich denke, dass ein Qualitätsmerkmal, die Fallzahl, nicht weiterführend ist, sondern die Frage ist doch – die wird hier leider sehr wenig diskutiert – die Eins-zu-eins
Betreuung, die immer wieder diskutiert wird. Wenn eine Klinik zum Beispiel 400 Geburten hat, aber nur zwei oder drei Hebammen, und zur gleichen Zeit entbinden Frauen, dann ist natürlich auch die Frage: Ist das ein Qualitätsmerkmal oder muss man nicht in andere Dinge investieren?
Geburtshilfe ist Daseinsvorsorge und darf eben nicht auf wenige Zentren eingedampft werden. Die pädiatrische Versorgung der Neugeborenen ist allerdings ein unverzichtbares Qualitätskriterium. Natürlich stellt sich auch für die Geburtseinrichtungen die Frage der erhöhten Haftpflicht. Denn darum ging es, darauf hat auch Herr Barlen noch mal hingewiesen, also die Frage der erhöhten Haftpflicht, die für Kliniken in die DRGs einkalkuliert werden könnte.
Für uns GRÜNE auf Bundesebene gehört das zu unseren elementaren Forderungen, eben eine Reform der DRGs. Ich glaube einfach – Frau Hesse ist ja da –, Geburtsstationen werden mit dem derzeitigen Vergütungssystem nie gewinnorientiert arbeiten.
Wir reden über die Geburtshilfe, mein lieber Herr Nieszery, es geht um die Geburtshilfe in Wolgast. Schade, dass Sie das jetzt erst mitbekommen! Vielleicht hätten Sie vorher ein wenig aufpassen müssen.
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Frau Gajek, Sie müssen doch jetzt gar nicht so giftig werden. Ich habe doch nur gefragt, zu welchem Thema Sie reden. Hier steht „Kinderstation am Standort Wolgast“.)
Es geht um die Geburtshilfe, es geht um die Kinderstation und die Gynäkologie. Ich denke, das sind komplexe Zusammenhänge.
Aber ich halte es perspektivisch, weil das DRG-System so katastrophal ist, eben für einen falschen Weg, jetzt die Station zu schließen, insbesondere – jetzt komme ich auch noch mal auf die Enquetekommission zurück – wenn gesagt wird, wir sollen neue Wege gehen. Und „Mother Hood“ ist eine Elterninitiative, die hier vor eineinhalb Wochen eine Landespressekonferenz hatte und auch Lösungsvorschläge gemacht hat.
Die sind auch unsere gewesen. Dann ist nämlich die Frage, wie man beispielsweise einen hebammengeführten Kreißsaal vielleicht hätte einführen können. Wie sieht es denn aus mit einer interdisziplinär geführten Geburtsstation, wie mit einem Eltern-Kind-Zentrum? Wie kann man dieses Krankenhaus Wolgast mit der Geriatrie, die jetzt dort ist, aber auch mit dem vorhandenen Kreißsaal und mit der Kinderstation so weiterführen, dass sich mit
Man kann doch diesen Bereich auch als Modellregion nehmen, denn es gibt durch das Krankenhausstärkungsgesetz
ja die Möglichkeit, hier etwas aufzubauen. Hier werden aber Tatsachen geschaffen, wo überhaupt nicht versucht wird, mit den Rahmenbedingungen etwas Neues einzugehen.
Ich finde es dramatisch, was hier abläuft. Herr Koplin hat es gesagt, Frau Hesse ist im Frühjahr hingefahren, hat den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesagt, das bleibt so bestehen. Und wenn Sie dann sagen, wer die Menschen sind, die darüber – ich sage es mal in Anführungsstrichen – „bestimmt“ haben, dass die Geriatrie dort ist
und das Krankenhaus erhalten bleibt, dann möchte ich aus einem Schreiben vom 10.12. zitieren, nämlich aus dem Kreiskrankenhaus Wolgast, dem Team Geburtshilfe, ich zitiere: „Wenn Sie als Landesregierung der Meinung sind, für eine qualitativ hochwertige und gut erreichbare medizinische Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger (dazu gehören auch schwangere Frauen und Kinder!) einzutreten, dann tun Sie das auch und vergessen Sie nicht die Inselbewohner, Wolgaster und einen großen Teil Ostvorpommerns. Ihnen sollte ebenfalls bekannt sein, dass unser Geschäftsführer, Herr Dr. Wygold, die Interessen der Uniklinik Greifswald als Ärztlicher Direktor vertritt und ihm eine Schließung der Gyn, Geburtshilfe und Kinderstation in Wolgast sehr am Herzen liegt. Personell ist die Fortführung der Geburtshilfe und Kinderstation in Wolgast auf keinen Fall gefährdet. Auch wenn die Uniklinik Greifswald schon zwei Oberärzte abgeworben und unsere Geschäftsführung dieses Jahr bereits zwei Chefärzte der Gynäkologie entlassen beziehungsweise beurlaubt hat, weil sie für ihre Klinik eingetreten sind, stehen sofort zwei weitere Fachärzte bereit, um in unserer Klinik zu arbeiten.“
Da sind doch viele Bereiche, die bis heute nicht geklärt sind. Und wenn es einen Kaufvertrag gab, in dem es hieß, dass die Stationen erhalten bleiben, Herr Nieszery, dann ist es das Mindeste, dass wir hier zumindest für den Erhalt der Geburtsstation mit Gynäkologie inklusive Kinderstation kämpfen.
Dafür werden wir Bündnisgrüne uns einsetzen. Wie gesagt, wir machen eine namentliche Abstimmung und wir werden weiter an dem Thema „Dezentrale Geburtshilfe in Mecklenburg-Vorpommern“ dranbleiben. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte hier noch mal einige Dinge richtigstellen, weil da nur Halbwahrheiten wiedergegeben worden sind,
gerade in Richtung von Herrn Koplin. Ich weiß nicht, ob er richtig zugehört hat. Die Ministerin hat gesagt, die Krankenhausträger vor Ort waren sich einig und haben einen Kooperationsvertrag oder eine Zielvereinbarung, wie man das nennt, beantragt bei der Ministerin und haben gesagt, sie möchte dieses einmal prüfen lassen. Die Planungsbeteiligten haben sich zusammengesetzt, mehrere Varianten geprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, das, was heute präsentiert worden ist, ist das, was alle Beteiligten unterstützen.
Insofern hat nicht die Ministerin dieses gemacht, sondern Auslöser waren eigentlich die Krankenhausträger.
In dieser Zielvereinbarung oder Kooperationsvereinbarung, wie man sie auch nennen will, kam es dazu, dass der eine sich in Richtung Geriatrie weiter spezialisieren will, weil er schon eine Abteilung Geriatrie hat und diese um eine Tagesgeriatrie erweitern möchte. Gleichzeitig kamen all die Dinge, die hier schon genannt worden sind, Notfallversorgung und, und, und. AMEOS wird sich in Richtung Geburtshilfe, Gynäkologie und Pädiatrie spezialisieren. Darüber waren sich alle Beteiligten einig und insofern soll das jetzt umgesetzt werden.
Ich glaube nicht, dass man noch eine gleiche Situation hier im Land findet. Wir müssen nämlich mit einbeziehen, es gibt ja noch das Herzzentrum und das Diabeteszentrum Karlsburg. Diese befinden sich in unmittelbarer Nähe, also innerhalb von 50 Kilometern, und auch sie haben eine Kooperationsvereinbarung mit der Unimedizin.
Danke schön, Frau Präsidentin! Danke, Herr Schubert! Würden Sie uns wohl bitte mitteilen, wie Sie am 30. November im Kreistag abgestimmt haben zu dem fraktionsübergreifenden Antrag zum Erhalt beider Standorte?