Protokoll der Sitzung vom 30.08.2012

Genauso wie Sie die bösen von Ihnen genannten Systemmedien dann immer doch noch zitieren, wenn Sie diese irgendwie in Ihrem Sinne ausnutzen können.

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Wie man es braucht.)

Selbstverständlich werden bei den Forderungen des Sportlehrerverbandes hingegen alle Passagen ignoriert, die der NPD wiederum nicht so genehm sind.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

So heißt es im Schulsportmemorandum des Verbandes zum Beispiel: „Die Leitlinien von interkultureller Verständigung, von Fairness, Respekt und Toleranz gegenüber anderen … bilden den sportpädagogischen Orientierungsrahmen.“

(Michael Andrejewski, NPD: Das hat der Politoffizier reingeschrieben.)

Ich glaube, die Idee der kulturellen Verständigung durch den Sportunterricht passt nicht ganz zu den rassistischen NPD-Wahlkampfforderungen nach ausländerfreien Schulklassen. Darum distanzieren sich selbstverständlich sowohl der Sportlehrerverband als auch der Landessportbund

(Michael Andrejewski, NPD: Na klar, sonst fliegen die alle raus.)

von der einseitigen Instrumentalisierung durch die NPD und lehnen die vermeintliche Unterstützung dieser Fraktion ab.

(Udo Pastörs, NPD: Oh, ist das jämmerlich, was Sie da ablassen. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Meine Damen und Herren, die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und auch die sportliche Leistungsfähigkeit sind ein komplexes Thema.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Die Zahl übergewichtiger Kinder bei den Schuleingangsuntersuchungen zeigt ja, dass die Ursachen häufig schon in der Zeit vor der Einschulung zu suchen sind.

(Udo Pastörs, NPD: Na bei Ihnen muss man das Stöckchen ziemlich niedrig halten.)

Eine fehlende dritte Schulstunde Sport in der 1. Klasse ist nicht die Hauptursache zunehmenden Übergewichts. Aber Schulsport ist natürlich ein, wenn auch nicht das einzige Instrument für eine Verbesserung. Dazu gehören auch gesundheitliche Aufklärung, Anreize für eine bessere Ernährung. Freiwillige Sportangebote im Verein, Sport im Wahlpflichtbereich

(Udo Pastörs, NPD: Es kommt auf das Ergebnis an.)

und in den Arbeitsgemeinschaften gehören hier natürlich ebenso dazu.

Hier gibt es gute Beispiele, erfolgreiche Ansätze,

(Udo Pastörs, NPD: An ihren Früchten wird man sie erkennen.)

aber auch ein großes Verbesserungs- und Ausbaupotenzial. Dafür setzen sich die demokratischen Fraktionen mit sicherlich unterschiedlichen Schwerpunkten ein.

(Udo Pastörs, NPD: Mit was für einem Ergebnis?)

Der Sportlehrerverband steht den demokratischen Fraktionen da zur Unterstützung zur Verfügung.

Was die demokratischen Fraktionen jedoch verhindern werden, ist ein Missbrauch

(Udo Pastörs, NPD: Jawohl!)

des Schulsports für eine völkische Idee und ein Hart-wieKruppstahl-Menschenbild.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Heiterkeit vonseiten der Fraktion der NPD – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Dieser Antrag steht mal wieder in einer ideologischen Linie

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

mit den aktuellen Lieblings-V-Waffen der NPD: Volksgesundheit, Volksverhetzung und Volkstod. Und darum lehnen wir diesen Antrag ab.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Margret Seemann, SPD: Sehr schön. – Udo Pastörs, NPD: Bravo!)

Danke.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Petereit von der NPD-Fraktion.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

Frau Berger, vielen Dank für diesen erheiternden Beitrag.

(Udo Pastörs, NPD: Ja. – Zuruf von Johannes Saalfeld, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich möchte gleich zu Beginn ein wenig auf Sie eingehen. Also wir schämen uns natürlich nicht für unser Wahlprogramm, wie Sie es nennen, das war ein Standpunkteprogramm. Sie hätten uns ja einfach eine E-Mail schreiben können, dann hätten wir Ihnen das gerne geschickt, was wir natürlich auch jedem anderen hier anbieten.

(Ulrike Berger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Ich habe es ja bekommen. Ich habe daraus zitiert. – Zuruf von Johannes Saalfeld, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Hervorragend.

In der vergangenen Legislaturperiode hatten wir 18 Anträge zum Thema Bildung. Und allein – da waren auch Sie hier anwesend – die Forderung nach dem bundeseinheitlichen Bildungssystem,

(Ulrike Berger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Es ging um den Antrag zum Schulunterricht.)

die haben Sie auch nicht erwähnt. Aber da müssen Sie ein bisschen aufpassen, dann klappt das auch.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Die Diskussion um die dritte Schulsportstunde für alle Jahrgangsstufen im Land gibt es im Land, das laut seinen Werbestrategen und Regierungsgewaltigen stets und ständig guttun soll, nicht erst seit heute.

Auf der Seite des Landessportbundes MecklenburgVorpommern findet sich eine Resolution zum Schulsport vom 10. September 1998, worin gefordert wird, dass „für alle Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen … wöchentlich drei Stunden“ Schulsportunterricht zu gewährleisten seien. Im Protokoll des Aktionsbündnisses Schulsport vom 25. Juni 2007 heißt es dann schon einschränkend, die dritte Sportstunde hat die besten Chancen in der Ganztagsschule.

Während in den anderen Schulformen die Stundentafel bereits voll ausgeschöpft ist, sind hier im Rahmen des ganztägigen Bildungsangebotes Zeitbudgets für zusätzliche Bewegungsangebote vorhanden. Dr. Gröbe vom Sportlehrerverband e. V. bekräftigte hingegen die Forderung, für alle Schülerinnen und Schüler die dritte Sportstunde durchzusetzen.

Im August 2008 mahnte das Aktionsbündnis Schulsport erneut die dritte Schulsportstunde an, wobei schon damals gefordert wurde, den Anteil des fachfremd erteilten Unterrichts vor allem im Grund- und Hauptschulbereich zu reduzieren.

Auch der Landeselternrat schaltete sich in die Debatte ein. Seine Forderungen waren zumindest zum damaligen Zeitpunkt identisch mit denen des Sportlehrerverbandes und des Aktionsbündnisses. Zusätzlich verlangte der Elternrat mindestens eine Stunde Spiel- und Bewegungsangebote täglich für alle Schüler, die im Unterricht oder in Pausen einzubringen seien.

Tatsächlich kann es als wissenschaftlich erwiesen gel- ten, dass mehr Schulsport zu einer größeren Leistungsfähigkeit der Kinder im Hinblick auf den gesamten Unterricht führt. Dies bewies bereits vor Jahren eine Versuchsreihe einer Kardiologin der Uniklinik Leipzig. Schon nach einem Jahr waren die Leistungen der Schüler messbar besser.

Das gilt natürlich auch für Mecklenburg-Vorpommern, das auch hinsichtlich der körperlichen Fitness der Kinder und Jugendlichen keine Insel der Glückseligen ist. So meldete sich im Frühjahr 2010 der Leichtathletikverband Mecklenburg-Vorpommern zu Wort. Der Sportunterricht an zahlreichen Schulen des Landes gebe Anlass zur Sorge. Die Nachwuchsgewinnung der Vereine gestalte sich wegen der körperlichen Defizite bei Kindern und Jugendlichen immer schwieriger.

(Udo Pastörs, NPD: Tja.)

In offiziellen Verlautbarungen hingegen wird die Zusammenarbeit von Schulen und Vereinen über den grünen Klee gelobt. Am derzeitigen System kann also etwas nicht stimmen. Einmal mehr zeigt sich, wie richtig wir mit unserer Forderung nach mehr Schulsport liegen.