der schönsten, der größten Landwirtschaftsausstellung, die es im norddeutschen Raum gibt. Sie können sich da sicher auch über den Leguminosenanbau und vor allem die Gesamtentwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern informieren. – Herzlichen Dank.
Der Minister hat seine Redezeit um drei Minuten überzogen. Diese Zeit steht der Opposition zur Verfügung.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn ich hier so aufgerufen werde, dann gehe ich natürlich ans Pult. Ich hatte an eine andere Reihenfolge gedacht.
Meine Damen und Herren, ich war in den drei Beiträgen ein bisschen erstaunt darüber, wie wenig Interesse es an landwirtschaftlichen Problemen und insbesondere an der Eiweißstrategie bei den Fraktionen hier gegeben hat.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Einbringung und die bisherigen Beiträge haben für den geneigten Zuhörer deutlich gemacht, dass es unbedingt eine rasche Hinwendung zu den heimischen Eiweißpflanzen
im Ackerbau unseres Landes geben muss. Auf Antrag meiner Fraktion haben wir uns am vergangenen Donnerstag im Agrarausschuss mit der Nachhaltigkeit im Anbau und in der Nutzung nachwachsender Rohstoffe beschäftigt. Der Vertreter der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Dr. Gurgel kam auf wissenschaftlicher Grundlage zu der Aussage, dass jeder Hektar im Lande, der alternativ zur gegenwärtig sehr eingeschränkten Fruchtfolge genutzt wird, von größtem Wert sei. Für diese Auflockerung der Fruchtfolgen sind die Leguminosen besonders geeignet. Darauf hat auch der Minister aufmerksam gemacht.
Es geht also nicht nur um den Ersatz von Importsoja, wie Frau Kollegin Schlupp in ihrer Pressemitteilung schrieb, sondern es geht um die Nutzung der Gratisfaktoren der Natur in ihrer Gesamtheit. Ich habe diese Gratisfaktoren ausführlich in meiner Einbringung beschrieben. Entscheidend für den Erfolg der „Wiedereinführung der Leguminosen im heimischen Ackerbau“ wird die wirtschaftliche Attraktivität dieser Fruchtart für den Landwirt sein. Hier kommt uns momentan die Verdopplung des Soja- preises am Weltmarkt entgegen. „Soja können wir uns nicht mehr leisten“, wird der Bauernverbandspräsident Rainer Tietböhl in der Presse zitiert. Rapsschrot wird von ihm als Alternative genannt.
Meine Damen und Herren, dieses Futtermittel ist aber nicht in dem Umfang vorhanden, da dafür der Rapsanbau im Lande nicht ausreicht und wir auch wieder Fruchtfolgegrenzen haben. Diese zu überschreiten, verbietet der Fachverstand. Professor Makowski sieht den Rapsanteil bei maximal 25 Prozent – nicht der Ackerfläche, sondern der rapsfähigen Ackerfläche, und auf diesem Gebiet haben wir Jahrzehnte gemeinsam gearbeitet, als sich die Arbeitsgruppe „Biogene Kraft- und Schmierstoffe“ des Bauernverbandes hier im Lande …
(Minister Dr. Till Backhaus: Gut zusammengearbeitet haben wir. – Peter Ritter, DIE LINKE: Was es nicht alles gibt!)
Wir haben gut zusammengearbeitet, das ist so. Und deswegen vertrete ich diese Auffassung in gleicher Weise, 25 Prozent dürfen nicht überschritten werden. Alles was darüber hinausgeht, stört Fruchtfolgen und führt zu schwerwiegenden Schäden, insbesondere zu einem Anstieg der Pilzkrankheiten in der Folge. Also ist Raps keine Alternative oder keine alleinige Alternative zum Importsoja. Aber Eiweißpflanzen sind eine realistische Alternative, die wir entwickeln müssen, damit sie wirtschaftlich wird. Deshalb müssen wir in der nächsten Zeit viele Schritte zugleich beschreiten, wenn diese Schritte auch anfänglich noch klein sein werden.
Das Beispiel der Blauen Lupine, was Minister Backhaus angesprochen hat, freut mich natürlich sehr. Aber die Blaue Lupine ist keine Alternative für die extrem leichten Sandstandorte. Dort brauchen wir, wie ich das in der Einbringung gesagt habe, eine Züchtung, die uns Resistenz gegen die Anthraknose bei der Gelben Lupine erbringt.
Die Weichen für die Forschung an und mit den Eiweißpflanzen müssen gestellt werden. In der Antwort auf meine Kleine Anfrage zum AgroBio Technikum Groß Lüsewitz heißt es unter anderem: „Ziel ist, dass im AgroBio Technikum Teile dieser Arbeiten“ – der Forschungsarbeiten zu
den Eiweißpflanzen – „durchgeführt werden“, so auch gestern zu lesen in der SVZ, in der Minister Backhaus zitiert wird: „Wir wollen auf dem Gebiet Forschung machen.“
Dem Bund können wir aber nicht nur die Räume im AgroBio Technikum Groß Lüsewitz anbieten, sondern wir brauchen eine eigenständige Forschung. Die Weichen für die Forschung müssen also im wahrsten Sinne des Wortes schnell gestellt werden. Wir brauchen ertragsstabile Sorten, die mittelfristig eine wirtschaftliche Alternative für den Pflanzenbau und für die Tierernährung sein können. Die Landesforschung muss neben der hoheitlichen Aufgabe der Sortenversuche beispielsweise auch an Fütterungsversuchen und Anbauversuchen arbeiten, wie das teilweise am Standort Dummerstorf schon eingeleitet ist.
In der Lehre muss den theoretischen und praktischen Grundlagen sowie – und das unterstreiche ich ganz dick – der Verfahrenstechnik wieder mehr Bedeutung zugemessen werden. Den Züchtern muss die intensive Befassung mit diesen Pflanzen wieder schmackhaft gemacht werden. Das geht sicher nur über eine Anschubförderung, die diese Vorleistung für einen Markt liefert, der erst wieder am Entstehen ist.
Zugleich müssen wir aber auch alle Möglichkeiten des Anbaus im Lande nutzen. Die Neuausrichtung der GAP, meine sehr verehrten Damen und Herren, mit ihrem Kernanliegen, die Landwirtschaft umweltfreundlicher zu gestalten, muss sich unbedingt diesem gesamteuropäischen Problem widmen und bessere Rahmenbedingungen für den Einsatz einheimischer Eiweißpflanzen schaffen. Ich könnte mir vorstellen, dass das sogenannte Greening für Bauern dann akzeptabler werden könnte, wenn der Anbau von Leguminosen auf den vorgesehenen sieben Prozent der Flächen möglich würde. Aber ich will ja gar nichts vorwegnehmen, welche Argumente Fachleute für oder gegen dieses Vorhaben, eine Eiweißstrategie zu entwickeln, vorbringen werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, unser Ansatz verlangt die Erarbeitung einer eigenen Strategie im Lande, damit die Spezifik des Landes Berücksichtigung findet und die Einflussnahme auf Bundes- und auf EUAktivitäten zielgerichtet erfolgen kann. Insofern ist unser Antrag konkreter und etwas weitergehend als der Aufruf der Koalition zu diesem Thema. Es war bereits vorgeschlagen worden, beide Anträge in den Ausschuss zu überweisen, sodass ich mir diesen Vorschlag dann ersparen kann. Genauso unterstützen wir den Vorschlag, die Änderungsanträge mit zur Erörterung in den Agrarausschuss zu überweisen.
Dort können wir mit Fachleuten das Für und Wider erörtern und daraus die Leitlinien für eine Eiweißstrategie des Landes entwickeln.
Ich bilde folgendes Fazit: Die Erweiterung und Förderung des Leguminosenanbaus ist also im wahrsten Sinne des Wortes sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. Ich freue mich auf die Beratungen im Agrarausschuss. – Danke sehr.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich freue mich, dass ich jetzt auch zu diesem Antrag sprechen darf. Ich bin etwas überrascht über die Reihenfolge. Aber das ist okay, das ist verabredet, das machen wir jetzt so.
wenn sich hier gleich drei Parteien mit einem Antrag zu Wort melden in der Landtagssitzung, zu einem Thema, das medial ja eigentlich nicht im Mittelpunkt steht und, wir haben es ja hier eingangs auch gesehen, offenbar nicht jeden von der Fachlichkeit her so interessiert.
Offensichtlich sehen aber drei Parteien hier Handlungsbedarf, bei diesen, wie ich finde, ökologisch wertvollen Pflanzen etwas zu tun im Bereich Züchtung, Anbau. Also SPD, CDU und LINKE haben deswegen den Antrag eingebracht und ich finde es schön, will ich auch ganz deutlich sagen in Richtung BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, dass sie jetzt auf den fahrenden Zug auch noch mit aufspringen,
Meine Damen und Herren, was macht Leguminosen so interessant? Hier ist viel gesagt worden, deswegen kann ich das ganz kurz halten. Sie sind wertvoller Eiweißlieferant im Tierfutter, bei uns die bestimmende Pflanze ist das Soja. Soja wird außer zu Forschungszwecken – das hat der Minister hier schon angedeutet, dass wir auch Forschungsanbau in Mecklenburg-Vorpommern haben, übrigens in Groß Lüsewitz – nicht angebaut. Soja wird importiert. Importiert wird Soja vor allem aus Südamerika.
Genau, das ist eines der Probleme, da werden Regenwälder abgeholzt, Herr Kokert. Genau das ist eines der Probleme.
Zweites Problem ist, dass auf Feldern, auf denen normalerweise Nahrungsmittel angebaut werden, jetzt Soja angebaut wird. Das führt dort in den Regionen dann wiederum zu Nahrungsmittelknappheit und – nicht zu vergessen, wie ich finde, ein ganz wichtiger Punkt – die indigenen Urvölker dort werden vertrieben.
Und was für uns auch noch wichtig ist, dieses Soja, was dort angebaut wird und was zu uns geliefert wird, ist in
aller Regel gentechnisch verändertes Soja, und das ist etwas, was wir so nicht wollen. Das Besondere dieser Pflanzenart ist, sie lebt symbiotisch mit Mikroorganismen, bindet den Stickstoff aus der Luft und ist damit hervorragend geeignet als Gründünger. Das ist hier schon genannt worden, deswegen spare ich mir hier diese Dinge mal.
Wir sparen Dünger. Die Herstellung von Stickstoffdünger ist extrem teuer und verbraucht extrem viel Energie. Zum Vergleich dazu: Eine Tonne Stickstoffdünger verbraucht 1,7 Tonnen Braunkohle. Nebeneffekt des Stickstoffdüngers ist die Nitratbelastung des Bodens, des Grundwassers – alles Gründe in Zeiten des Klimawandels, über Alternativen von Kunstdünger nachzudenken, und Leguminosen sind an dieser Stelle eine Alternative.
Nun kann man ja fragen, was ist die politische Komponente an all diesen Aussagen. Schließlich befinden wir uns, wie ein netter Kollege mir neulich sagte, nicht in einem agrarwissenschaftlichen Seminar, sondern auf der politischen Ebene des Parlamentes. Das ist relativ simpel. Dazu vier Punkte:
Erstens. Wir lehnen den Einsatz gentechnisch veränderter Organismen ab. Dazu gab es hier vor Kurzem auch eine Debatte. Alle Parteien, die sich seinerzeit geäußert haben, haben sich genau in diese Richtung geäußert. Gentechnisch veränderter Sojaschrot ist momentan im Futter der Nutztiere. Mit dem Einsatz von einheimischen Eiweißpflanzen haben wir die Möglichkeit, die Gentechnik in Futtermitteln zurückzudrängen. Ich bin mir sicher, dass wir damit den Nerv vieler Verbraucherinnen und Verbraucher treffen werden.
Zweitens. Leguminosen können hier angebaut werden. Das heißt, wir können Wertschöpfungsketten bei uns belassen. Importe von Sojaschrot könnten unterbleiben. Das Vermeiden dieser Importe an sich ist klimapolitisch betrachtet schon vernünftig. Zudem können wir mit einer eigenen Eiweißpflanzenproduktion die Auswüchse, die der Sojaanbau in den Herstellungsländern mit sich bringt, ich habe das erst schon erwähnt, vielleicht ein Stück weit zurückdrängen.
Ich bin mir sicher, wenn wir die Voraussetzungen schaffen, dass sich der Leguminosenanbau bei uns wieder lohnt. Dieses Lohnen ist wichtig, darauf haben auch schon mehrere hingewiesen, weil die Bauern damit Geld verdienen können müssen. Dann werden die Landwirte diese einheimische Pflanzenart auch wieder zu schätzen wissen.
Damit komme ich zu Punkt drei: Wir werden bei der Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2014 sogenannte Greeningmaßnahmen bekommen. Das heißt, dass nach derzeitigem Stand 30 Prozent der von der EU gezahlten Direktbeihilfen für die Bauern nur dann ausgezahlt werden, wenn auf 7 Prozent der Flächen ökologische Vorrangflächen eingeführt werden. Das bedeutet, dass nach besonderen Kriterien gewirtschaftet werden muss. Der Anbau von Leguminosen gehört aus unserer Sicht dazu.
Hin und wieder ist zu lesen, und hier ist es ja auch gesagt worden, dass es sich um Stilllegungsflächen handeln würde und dass die Bauern dort nichts verdienen können. Ich sage für die Fraktion der SPD, wir sollten die Bäuerinnen und Bauern nicht weiter verunsichern. Nie
mand will wirklich, dass wir eine Stilllegung bekommen. Das macht keinen Sinn. Vor allem in Zeiten der ökologischen Klimawende macht das keinen Sinn. Wir brauchen den Acker. Wir wollen die Äcker weiterhin bewirtschaftet sehen, stimmen aber den besonderen, für die Umwelt wertvollen Anbaubedingungen auf diesen Flächen zu. Ein Beispiel dafür ist der Leguminosenanbau. Hier eröffnen sich neue Möglichkeiten, die wir als Politik begleiten sollten.
Viertens will ich erwähnen, dass wir mit dem Leguminosenanbau die Biodiversität erhöhen, denn mehr Kulturpflanzen werden auf unseren Feldern angebaut. Damit erweitern wir die Möglichkeiten der Fruchtfolgen für die Betriebe. Und was mir besonders wichtig ist, eine Reihe von Leguminosen sind für Bienen und Hummeln eine wertvolle Nahrungspflanze. Das hat ökologischen, aber auch wirtschaftlichen Wert.
Meine Damen und Herren, sollten Sie jetzt neugierig geworden sein und sollten Sie sich mal so ein Legumi- nosenfeld anschauen wollen, dann lade ich Sie herzlich in meinen Wahlkreis ein, zwischen Basedow und Malchin.