Protokoll der Sitzung vom 14.03.2014

Und im Übrigen, Herr Schubert, müssen schon heute die Schulen diese Praktikumsplätze für den Praxisabschnitt selber vermitteln und haben zunehmend Probleme damit, Betriebe zu finden für den Praxiseinsatz. Insofern ist das eine ganz, ganz spannende Sache.

(Torsten Renz, CDU: Aber jetzt geht es ja um die Verlängerung.)

Ja, es ist eine ganz spannende Sache, wie das Land es einschätzt in einer Reform,

(Julian Barlen, SPD: Das haben wir ja eben dargelegt.)

wo die Ausbildungsinhalte verlängert werden sollen. – Danke schön.

Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion DIE LINKE auf Drucksache 6/2748. Wer dem Antrag zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Stimmenthaltungen? – Das ist nicht der Fall. Damit ist der Antrag der Fraktion DIE LINKE auf Drucksache 6/2748 bei Zustimmung der Fraktion DIE LINKE und Gegenstimmen der Fraktionen der SPD, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und NPD abgelehnt.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 26: Beratung des Antrages der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Absatzförderung für biologisch produzierte Lebensmittel, auf Drucksache 6/2739.

Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Absatzförderung für biologisch produzierte Lebensmittel – Drucksache 6/2739 –

Das Wort zur Begründung hat die Abgeordnete Frau Dr. Karlowski für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die Wertschöpfung in der Landwirtschaft zu erhöhen, das ist erklärtes Ziel der Landwirtschaftspolitik von Mecklenburg-Vorpommern. Gleichzeitig soll die biologische Landwirtschaft gefördert werden. Indem nun Großküchen des Landes als Teil einer regionalen Wertschöpfungskette mit ökologisch produzierten Lebensmitteln gewonnen werden, lassen sich diese beiden Ziele in idealer Weise miteinander verknüpfen.

Das Ziel einer stetig wachsenden ökologischen Anbaufläche in Mecklenburg-Vorpommern ist bei den derzeitig zu erzielenden Erzeugerpreisen für Bioprodukte ernsthaft in Gefahr. Die ersten Betriebe denken über Rückumstellungen nach, und das, obwohl die Nachfrage nach Bioprodukten aus der Region weiter steigt. Verlässliche Einkünfte sind für die Biobauern nur dann zu erzielen, wenn sie eine Marktmacht darstellen, wenn sie ihre Produkte gemeinsam verkaufen.

In unserem Antrag geht es darum, einen viel zu lange vernachlässigten Markt, nämlich den der Großküchen und Kantinen, für den Absatz von biologisch produzierten Lebensmitteln zu erschließen. Schätzungsweise werden derzeit nur etwa zwei Prozent des gesamten Umsatzes bei Biolebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung erzielt.

Immer mehr Menschen greifen bei ihrer Ernährung bewusst zu biologisch erzeugten Produkten – möglichst aus der Region, in der sie leben. Gern würden sie auch in Kantinen und Mensen ein Essen wählen, das diesen Kriterien entspricht. Leider gibt es landesweit nur wenige Großküchen, die auf regionale Biokost setzen. Einige Beispiele sind das Schulessen nach dem Vitalmenü- prinzip oder zum Beispiel hier in Schwerin die Waldorfschule. Dabei wird deutschlandweit ein Trend zu immer mehr Biokost in Kantinen deutlich, und das nicht nur bei namhaften Unternehmen wie der Lufthansa, dem Gerling-Konzern oder der Bahlsen KG, auch öffentliche Einrichtungen setzen immer öfter auf ökologische Lebensmittel.

Ein Beispiel ist das Krankenhaus in Herdecke, in dem seit Jahren ausschließlich mit regionalen und Bioprodukten gekocht wird, und das so gut, dass auch umliegende Schulen, Kindergärten und Altenheime beliefert werden und viele Menschen aus der Umgebung zu den Stammgästen des Hauses zählen. Das Essen ist etwas teurer als in Kantinen ohne Bioprodukte, allerdings ist die Nachfrage ungebrochen hoch,

(Zuruf von Tilo Gundlack, SPD)

was auch damit zusammenhängt, dass es einfach gut schmeckt, denn selbstverständlich werden keine fertigen Soßen, Gewürzmischungen oder Ähnliches verwendet. Hier wird aber deutlich, man kann daher auch nicht einfach dazu auffordern, auf regionale Biolebensmittel umzusteigen, es gehört schon eine logistische Vorarbeit dazu. Zum einen müssen die Mitarbeiter der Großküchen geschult werden, da beispielsweise deutlich mehr frische Lebensmittel verwendet werden,

(Zurufe von Egbert Liskow, CDU, und Michael Andrejewski, NPD)

zum anderen ist ein kostengünstiger Einkauf vor allem dann möglich, wenn unmittelbar mit den Lieferanten verhandelt wird.

(Tilo Gundlack, SPD: Das ist doch albern. – Egbert Liskow, CDU: Ökologisch heißt doch nicht automatisch „bio“.)

Besonders der Zusammenschluss mehrerer Großküchen, die als Abnehmer mit Produzenten verhandeln können, auf der einen Seite und der Zusammenschluss von Anbietern, die ihre Produkte gemeinsam direkt vermarkten, auf der anderen Seite bieten hier eine Chance für Synergieeffekte. Die Großküchen könnten zu einem günstigen Preis kaufen, der dann aber auch ohne Zwischenhändler an die Produzenten fließt.

Daher halten wir eine fachliche Begleitung für eine erfolgreiche Umsetzung des Ziels, mehr Biolebensmittel in Großküchen einzusetzen, für sehr wichtig. Insbesondere die Vernetzung von regionalen Anbietern, aber auch von Großküchen, wird durch eine professionelle Unterstützung von außen entscheidend erleichtert.

(Michael Andrejewski, NPD: Jeden Tag Veggieday.)

Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern den Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern e. V. Dieser hat mit dem Projekt „VitalMenü“ bereits gezeigt, dass eine Umstellung auch in Kitas und Schulen erfolgreich verlaufen kann. Diese Erfahrungen sollten nun genutzt werden, um auch andere Großküchen bei einer Umstellung zu mehr ökologisch produzierten Lebensmitteln zu unterstützen.

Allerdings wünschen wir uns dabei eine deutlich bessere Unterstützung bei der Vernetzung der Akteure. Es reicht in den meisten Fällen einfach nicht aus zu sagen, okay, ihr wollt Bioprodukte aus der Region, hier ist ein Ordner mit Adressen, die wir für euch herausgesucht haben, setzt euch miteinander in Verbindung. Denn so sieht momentan die Reaktion des Agrarmarketing e. V. aus, wenn sich eine Großküche für das Projekt „VitalMenü“ interessiert.

(Zuruf von Wolfgang Waldmüller, CDU)

Wenn man aber ernsthaft den Anbau von Biolebensmitteln fördern will, muss man bei der Erschließung der Märkte helfen, muss dafür Sorge tragen, dass auch entsprechende Erlöse erzielt werden können.

(Zuruf von Beate Schlupp, CDU)

Dabei denke ich an Lieferverträge mit Großküchen, die auch und gerade für kleinere Ökobetriebe eine sichere Einnahmemöglichkeit bieten.

(Michael Andrejewski, NPD: Paradies der Ökozwerge.)

Ich denke aber auch an die Erhöhung der Wertschöpfung, indem die Rohstoffe für die Kantinen küchenfertig vorbereitet werden.

(Udo Pastörs, NPD: Jawohl.)

Zum Beispiel könnten das Gemüse und der Salat schon geputzt und geschnitten sein.

(Tilo Gundlack, SPD: Natürlich! Klar! Wer soll das denn machen?)

Die entsprechenden Kontakte zwischen Erzeugern und Verbrauchern, also in diesem Fall den Großküchen,

(Tilo Gundlack, SPD: Sie haben doch überhaupt keine Ahnung, wie das in den Großküchen abgeht.)

herzustellen und bei der Ausarbeitung der Vertragsbedingungen zu helfen, ist aus meiner Sicht eine Aufgabe, die dem Agrarmarketing e. V. übertragen werden sollte. Hierzu ist eine entsprechende personelle und finanzielle Ausstattung des Vereins zu fördern.

(Udo Pastörs, NPD: Ach so, da wollen Sie hin!)

Ich höre immer wieder die Behauptung, die Leute würden beim Essen vor allem darauf achten, dass es ihnen schmeckt,

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

aber auch, dass es möglichst billig ist. Sicher, das mag für viele ein ausschlaggebendes Argument sein. Die Zahl derer, die sich bewusst ernähren, und derer, denen es weder egal ist, was sie und ihre Familien zu sich nehmen noch unter welchen Bedingungen das Gemüse oder das Fleisch produziert und transportiert wurden, wächst allerdings stetig. Regionale Produkte genießen bei über 50 Prozent der Bevölkerung besonderes Vertrauen.

(Tilo Gundlack, SPD: Reden wir jetzt über regionale Produkte oder über bio?)

Regionalität spielt daher bei der Auswahl der Lebens- mittel eine große Rolle, und man sollte doch zumindest die Wahl haben, wenn man in der Arbeitspause essen geht.

(Michael Andrejewski, NPD: Zwischen Rosenkohl und Blumenkohl.)

Wie erfolgreich die einzelne Kantine die Nachfrage nach den Biogerichten dann letztendlich steigern kann, hängt auch wieder von der Motivation der einzelnen Betriebe ab, und es wird sicherlich auch in den verschiedenen Einrichtungen variieren. Interessant ist, dass ein durchschnittliches Schulessen in Mecklenburg-Vorpommern zwischen 2,00 Euro und 2,50 Euro kostet. Obwohl nun aber die Vitalmenüs mit regionalen Bioprodukten bei rund 3,50 Euro liegen, wird dieses Menü unter fünf Varianten sogar überdurchschnittlich oft gewählt.

Wir halten einen Anteil von zunächst 20 Prozent an regionalen Bioprodukten für eine kalkulierbare Größe, die einerseits die Betriebe nicht überfordert,

(Tilo Gundlack, SPD: Wie kommen Sie auf 20 Prozent? Das haben Sie noch gar nicht gesagt. – Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

aber sie dennoch dazu in die Lage versetzen kann, regelmäßig entsprechende Mahlzeiten anzubieten. Wir setzen dabei ausdrücklich auf Vernetzung – Vernetzung der Großküchen untereinander, aber auch der Landwirtschaftsbetriebe, Gärtnereien, Fleischereien und Bäckereien, um echte regionale Wertschöpfungsketten zu etablieren, die dann letztendlich in eine nachhaltige regionale Entwicklung münden. Dieses Instrument wäre ein erster Schritt auf dem Weg zum Aufbau beziehungsweise zur Stärkung von regionalen Wertschöpfungsketten im Biobereich, ein erster Schritt hin zu einer regionalen Vermarktungsoffensive.

Klare verlässliche Strukturen sind für alle Beteiligten – die Großküchen auf der einen Seite

(Udo Pastörs, NPD: Transparenz.)

und die Landwirtschaftsbetriebe mit ökologischer Produktion andererseits – von zentraler Bedeutung. Und wenn wir hier von „Region“ sprechen, sollten wir hierbei eine Region vor Augen haben, die die Konsumenten in Berlin, in Hamburg und in Stettin mit den Produzentinnen und Produzenten in Mecklenburg-Vorpommern verbindet.