Protokoll der Sitzung vom 05.06.2007

Hier wurde eben mit statistischem Material zu Elfjährigen und Älteren gearbeitet. Ich hoffe doch, dass wir den Kindern das Schwimmen beigebracht haben, bevor sie elf Jahre alt geworden sind.

(Jacques Voigtländer [SPD]: Dann müssen Sie das feststellen!)

Dass ein paar schwierige Fälle dabei sind, das wissen auch wir. - So viel zur statistischen Behandlung des Falles.

Ich habe eben die Grundschulen erwähnt. Den Grundschulen wird durch das 2006 herausgegebene Kerncurriculum Sport zusätzlich ein wesentlich größerer Spielraum eingeräumt. Festgelegt ist nur, dass Schwimmunterricht in einem Schuljahr erteilt wird.

(Glocke der Präsidentin)

Über die Anzahl der Schwimmstunden entscheiden die Schulen dann selbst. Die curricularen Vorgaben sind deshalb auch so angelegt, dass die erwarteten Lernergebnisse in zwei Dritteln der zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit erreicht werden können. Die verbleibende Unterrichtszeit steht für weitere Inhalte zur Verfügung, über die die Fachkonferenz jeder Grundschule im jeweiligen Schulcurriculum entscheiden muss.

Wichtig ist, dass von jeder Schülerin und jedem Schüler der Grundschule erwartet wird, dass sie oder er am Ende des vierten Schuljahrgangs mindestens fünf Minuten sicher in einer beliebigen Schwimmlage in tiefem Wasser schwimmen kann.

Mit dieser Schwimmfähigkeit, die ungefähr den Anforderungen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze entspricht, ist jedes Kind in der Lage, in einem öffentlichen Schwimmbad auch in tiefem Wasser jederzeit den Beckenrand zu erreichen.

Zu der Anregung, auf dem Zeugnis am Ende der Klasse 4 zu vermerken, ob der Schüler schwimmen kann oder nicht: Da bin ich offen. Es kann nicht falsch sein, das zu machen, auch für die nachfolgenden Schulformen.

Wie schon in meiner Antwort auf die Kleine Anfrage seinerzeit angekündigt,

(Glocke der Präsidentin)

werde ich dieses verbindliche Lernergebnis im Übrigen durch die Schulinspektion abfragen lassen und insofern künftig eine verlässliche Aussage über die Schwimmfähigkeit der Schülerinnen und Schüler des vierten Jahrgangs erhalten - neben dem möglichen Zeugniseintrag. Eine darüber hinausgehende detaillierte Erhebung an allen 1 850 Grundschulen des Landes hilft dann wohl nicht weiter.

Herr Minister, gestatten Sie eine Frage der Abgeordneten Korter?

Ich möchte im Zusammenhang vortragen. - Hinzu kommt, dass von uns allen gewünschte Eigenverantwortliche Schulen für sinnlosen Verwaltungsaufwand wenig Verständnis aufbringen.

Für die jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort können Sie die Landesregierung nicht in Haftung nehmen. Es sind flexible Lösungen auf kommunaler Ebene erforderlich, für die es gute Beispiele gibt. Zu den Kommunen werde ich nachher noch einen abschließenden Satz sagen.

Es ist also ganz klar, dass sich für den Schwimmunterricht keine Verschlechterung ergeben hat. Das Gegenteil ist der Fall. Durch den größeren Spielraum der Schulen bei der Gestaltung des jeweiligen Schulcurriculums kann zukünftig jede Schule selbst entscheiden, ob sie über den verpflichtenden Teil hinaus weiteren Schwimmunterricht erteilen will. Auch der Sportunterricht im Übrigen kann ja so angelegt werden, dass man in das

Freibad oder das Hallenbad geht und dort Schwimmunterricht macht.

(Glocke der Präsidentin)

Meine Damen und Herren, das Idealziel muss sein: 100 % aller Mitbürgerinnen und Mitbürger sollten schwimmen können, natürlich auch Schülerinnen und Schüler. Schule muss einen entsprechenden Beitrag dazu leisten. Das ist gar kein Streitthema. Aber auch in diesem Bereich sollte das Thema nicht auf die Schule und den Kultusminister reduziert werden.

(Zustimmung bei der CDU)

Wenn wir erlebt haben, wo Bewegungsdefizite sind - die Fitnesslandkarte kommt ja immer wieder zu Ehren -, wo Gesundheitsdefizite sind, in welchen Regionen sich das abspielt, dann wissen wir, dass überall Handlungsbedarf besteht. Hier können wir die Elternhäuser nicht aus der Pflicht lassen. Das betrifft das Thema Bewegung; das gilt auch, wenn es darum geht, das Schwimmen beizubringen bzw. beibringen zu lassen.

Ich habe die Kommunen anzusprechen: Kann es sein, dass in den letzten Jahren mehr Schwimmbäder geschlossen als neu eröffnet wurden? Kann das eventuell etwas mit dem Gesamtproblem zu tun haben?

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Voigtländer?

Ja, bitte, weil ich Geburtstag habe.

Herr Kultusminister, macht es nicht Sinn, künftig in die Fitness-Landkarte oder durch einen Nachtrag zu ihr auch die Schwimmfähigkeit einzuarbeiten?

Das wäre durchaus eine Möglichkeit, dieses Projekt zu ergänzen. Ich glaube, über die FitnessLandkarte werden wir noch sehr oft reden, und zwar im positiven Sinne, nämlich im Hinblick auf die Erkenntnislage, die sie gebracht hat. Während das noch vor zwei Jahren nicht unproblematisch war, sind Bundesministerin Schmidt und Bundes

minister Seehofer jetzt bundesweit aktiv. Sie haben erkannt, wo Handlungsbedarf besteht und was alles gemacht werden muss. Ich finde, da haben wir im Land Niedersachsen schon etwas ganz Tolles gemacht. Lassen Sie uns gerne darauf zurückkommen!

Neben den hergebrachten Übungen, die immer vergleichbar bleiben müssen, könnten wir durchaus das Thema Schwimmtauglichkeit mit einbeziehen. Da bin ich offen.

Herr Minister, ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie Ihre Redezeit jetzt um drei Minuten überzogen haben.

Das sehe ich ein, Frau Präsidentin. - Letzter Bereich: frühkindliche Bildung. Das ist ein Bereich, den wir neu entdecken und in dem wir vieles neu entwickeln. Auch hier sollten wir das Thema Schwimmen nicht ganz aus dem Blick verlieren.

Unter dem Strich: Es besteht Handlungsbedarf allerorten. Aber machen Sie das bitte nicht allein am schulischen Sport- und Schwimmunterricht fest!

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Danke schön. - Nächste Rednerin ist Frau Ernst von der CDU-Fraktion.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Voigtländer, nach Ihrer Rede hatte ich, muss ich ehrlich gestehen, den Eindruck, Sie hätten die Schwimmflügel behalten und auch aufblasen sollen. Ihnen steht das Wasser bis zum Hals. Sonst hätten Sie hier so nicht reden können.

(Beifall bei der CDU)

Als ich diese Überschrift gelesen habe, habe ich mir wirklich Gedanken gemacht, weil das ein absolut ernstes Thema ist.

(Beifall bei der CDU)

Aber bei Ihren Ausführungen war mir nicht klar - ich weiß nicht, ob es den anderen auch so gegangen ist -, welches Ziel Sie nun verfolgen.

(Zustimmung bei der CDU)

Dieses Thema ist für unsere Kinder von äußerster Wichtigkeit. Ich denke, wir alle wissen: Schwimmen ist gerade bei Kindern die beliebteste Sportart, vor allem bei den Mädchen. Bei den Jungen kriegen wir das vielleicht auch noch hin.

(Zustimmung bei der CDU)

Aber das kann noch etwas dauern.

(Bernd Althusmann [CDU]: Bitte keine Vorurteile!)

Es ist auch die gesündeste Sportart. Wir alle wissen, dass der Schwimmunterricht auf eine einfache, spielerische Art einen wichtigen und umfassenden Beitrag zur Entwicklung der Kinder leistet. Er fördert sowohl koordinative und psychische als auch physische Fähigkeiten. Und natürlich schützt gute Schwimmfähigkeit Kinder und auch Erwachsene vor Ertrinkungsunfällen.

Ein weiterer Punkt ist ganz wichtig: Kindern und Jugendlichen, die nicht schwimmen können, bleibt der Zugang zu wertvollen Lebensbereichen verschlossen.

(Zustimmung bei der CDU)

Den Besuch von Schwimmbädern, z. B. den Urlaub an der See oder an Seen, Wassersport jeglicher Art können Nichtschwimmer nämlich nur eingeschränkt genießen. Denn die Sicherheit zum Schwimmen fehlt ihnen. Das ist außerordentlich bedauerlich.

Schwimmen gehört also zu einem bewegungsaktiven und damit auch zu einem äußerst gesunden Lebensstil. Neben den Techniken, die die Kinder lernen - deshalb ist der Schwimmunterricht an den Schulen so wichtig -, gibt es auch eine ganz starke pädagogische und integrative Funktion innerhalb des Klassenverbandes, die hier gefördert wird.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Ich denke, wir sind da einer Meinung. Die Tatsache, dass in etwa ein Drittel aller Kinder unter 14 Jahren nicht schwimmen kann, ist das Erschreckende und Bedenkliche. Darauf sollten wir achtgeben. Denn das ist einfach nicht hinnehmbar.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)