Ich frage die Landesregierung: Welche Schulleistungsergebnisse weist die PISA-Studie für Gesamtschulen im Vergleich zu den Schulformen des gegliederten Schulwesens aus, und welche anderen Vergleichsstudien gibt es?
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Bertholdes-Sandrock, PISA macht nicht unbedingt Schulstrukturbeleuchtungen. Aber die PISA-Ergebnisse halten uns natürlich einen Spiegel vor. Wer die Berichte analysieren wollte, konnte das auch. Bei PISA 2000 und PISA 2003 war das Kompetenzspektrum der Gesamtschulen zumindest in Deutschland und somit auch in Niedersachsen zwischen denjenigen der Hauptschulen und der Realschulen angesiedelt, auch unter Berücksichtigung der Oberstufen-, also Gymnasialabsolventen.
In Hamburg wurde vor Jahren eine sogenannte LAU-Studie durchgeführt. Dabei wurden Leistungsquerschnitte ermittelt. Dort hat sich ergeben, dass der Abiturient des 13. Jahrganges des integrativen Schulsystems, also der Gesamtschule, gegenüber dem Abiturienten des gegliederten Gymnasialbereichs einen Leistungsrückstand von zwei Jahren hat. Das war eine objektive Wahrnehmung.
Dem wurde in der niedersächsischen Schulstruktur Rechnung getragen. Demnächst ist in Niedersachsen an Gymnasien das Abitur nach Klasse 12 möglich, während an den IGSen das Abitur nach 13 Jahren bevorzugt wird.
Herr Minister, die Mündliche Anfrage der Kolleginnen und Kollegen der SPD bezieht sich auf den Elternwillen. Draußen im Lande versuchen Kolleginnen und Kollegen der SPD immer wieder, den Eltern zu suggerieren, mit ihrem Einheitsschulkonzept sei Entscheidungsfreiheit möglich. Deshalb frage ich die Landesregierung: Können denn insbesondere bei zurückgehenden Schülerzahlen Einheitsschulen und gegliedertes Schulwesen im Flächenland Niedersachsen parallel vorgehalten werden?
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Körtner, diese Frage lässt sich unabhängig davon beantworten, ob die Schülerzahlen steigen oder zurückgehen. Zumindest in einem Flächenland wie Niedersachsen - die meisten deutschen Länder sind Flächenländer; eigentlich gilt das auch für Großstadtgebiete - an jedem Standort ein Parallelsystem vorzuhalten, bei dem neben integrativen Systemen - Gesamtschulen, Einheits
schulen, wie der Terminus technicus auch immer lautet - auch das gegliederte Schulwesen mit entsprechenden inhaltlichen Angeboten frei wählbar ist, damit der Elternwille gewahrt bleibt, kann kein Staat leisten.
Ich habe beobachtet, dass in der Diskussion mancher auch hier vertretenen Gruppen die Überlegung bestand, ob Parallelsysteme angeboten werden können. Herr Jüttner, als Sie einmal einen Bildungsparteitag oder etwas Ähnliches gemacht haben, hat man auch bei Ihnen gesagt: Nur eines kann die Regelschule sein. Zwei parallele Modelle im ganzen Land kann niemand organisieren und bezahlen; dafür gibt es nicht die Lehrerschaft, nicht das Geld, nicht die Räume, und, und, und.
Ich frage die Landesregierung: Wie verträgt sich der freie Elternwille erstens mit der roten gemeinsamen Schule und zweitens mit der grünen Basisschule?
Letztendlich findet kein Elternwille mehr statt, wenn jemand meint, er wisse es besser als die Eltern und setzt sein Modell an die Stelle eines etwaigen Elternwillens. Aus seiner Sicht ist die Beglückung dann ja so optimal geglückt, dass man niemanden mehr fragen muss, ob er entscheiden möchte, was für sein Kind gut ist.
Rein praktisch gesprochen ist es andersherum tatsächlich so: Wenn in einem Land Schulstrukturen organisiert werden, die mit gemeinsamer Schule, Basisschule oder wie auch immer überschrieben sind und in den Klassen 1 bis 9 oder bis 10 eine gemeinsame Beschulung vorsehen - in welcher gut oder weniger gut gemeinten Form auch immer -, dann ist klar: Eine Artikulation des Elternwillens nach Klasse 4, wie wir ihn per Gesetz verbrieft haben, findet nicht mehr statt. Das ist völlig klar. Die Eltern sind dann nicht mehr gefordert. Dann gibt es nichts zu entscheiden, weil alle in die gleiche Schule gehen.
- Frau Kollegin, ich bin seit 1994 im Landtag, Sie auch. Ich finde, es ist eine große Innovation, dass Sie sich endlich bildungspolitisch einbringen wollen.
(Stefan Wenzel [GRÜNE]: Pflegen Sie Ihre Feindbilder weiter! Aber machen Sie endlich gute Schulpolitik! - Unru- he)
Meine Damen und Herren, es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder hören Sie dem jeweiligen Redner zu, oder wir machen eine Pause von zehn Minuten, und dann können wir uns etwas erholen, und danach machen wir weiter. - Bitte schön!
Herr Kollege Wenzel, wenn Sie von Feindbildern reden, dann muss ich sagen: Das ist nicht der Wortschatz, mit dem wir Bildungspolitik betreiben.
Sie haben am Mittwoch und heute Fragen gestellt, in denen Sie uns unterstellen, die Landesregierung sei gegen den Elternwillen usw. Diese Dinge wer
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kultusminister, Sie haben vorhin ausgeführt, zwei Schulsysteme nebeneinander seien nicht möglich. Bei jedem von uns gibt es Schulstandorte vor Ort. Deshalb frage ich die Landesregierung: Welche Auswirkungen hätte die Einführung der von der SPD favorisierten Einheitsschule bzw. der gemeinsamen Schule auf die bestehenden Standorte?
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin, die Frage ist, wie man kalkulatorisch an die Umsetzung eines solchen Modells herangeht. Allen, die ein bisschen von der Sache verstehen, ist völlig klar, dass eine gemeinsame Schule oder Einheitsschule nur mit bestimmten Größenordnungen möglich ist, und zwar unabhängig davon, wie es organisiert wird. Darüber können wir uns an anderer Stelle auch noch unterhalten.
Für Niedersachsen bedeutet das, dass zahlreiche Standorte dann nicht mehr haltbar sind. Das ist ein objektiver Tatbestand. Daran geht nichts vorbei. Das korrespondiert ein bisschen mit der Litanei der Standorte, die Herr Jüttner bzw. der SPDLandesvorstand vor einigen Monaten herausgegeben hat. Unter Aspekten der gemeinsamen Schule, aber auch vermeintlich demografischer - -
(Wolfgang Jüttner [SPD]: Nein, das war nur die Entwicklung der Haupt- schulen! Das war nicht die Entwick- lung der gemeinsamen Schule!)
- Nein, nein. Sie haben mich nicht ausreden lassen. Sie haben auch das Thema demografische Entwicklung aufgebracht.
In Ihrer Statistik haben 474 Standorte das Sternchen für „gefährdet“ oder „sehr gefährdet“. Man will sich über das demografische Problem sozusagen eine zweite Brücke bauen, um die gemeinsame Schule zu machen. Klar ist: Hunderte von Schulstandorten wird es bei der praktischen Umsetzung allein aus quantitativen und organisationstechnischen Gesichtspunkten nicht mehr geben können.