Seit Jahrzehnten - erstmals in den 1960er-Jahren - wird seitens der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Deutschen Sportärztebundes eine flächendeckende Erhebung über die körperliche Leistungsverfassung im Kindes- und Jugendalter gefordert. Es sollte sich um eine Längsschnittuntersuchung handeln, welche die Möglichkeit ergibt, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt Beurteilungen des Leistungsverhaltens für Gleichaltrige unter vergleichbaren anthropometrischen Bedingungen durchzuführen.
Aus dieser Sicht ist es erfreulich, dass das Niedersächsische Kultusministerium die Einführung eines flächendeckenden Tests in Bezug auf Merkmale körperlicher Leistungsfähigkeit beabsichtigt. Jeder Feldtest birgt Nachteile. So können mit den vorgeschlagenen Maßnahmen keine lückenlosen Beurteilungen vorgenommen werden. Wird dieser Gesichtspunkt in der Zielsetzung berücksichtigt, stellt das niedersächsische Vorhaben einen guten Schritt in die richtige Richtung dar.
„Es sei darauf hingewiesen, dass in verschiedenen europäischen, asiatischen und amerikanischen Ländern Längsschnittstudien seit mehreren Jahrzehnten bestehen.
Herr Busemann, ich möchte darauf hinweisen, dass die Abgeordneten kurz fragen, Sie aber kurz und knackig antworten sollen. - Frau Graschtat, bitte!
Herr Busemann hat vorhin erklärt, dass die Ergebnisse des Tests Eingang in die Unterrichtswirklichkeit finden sollen. Ich würde von der Landesregierung in diesem Zusammenhang gern wissen, welchen Einfluss die Einführung der dritten Sportstunde für alle Grundschülerinnen und Grundschüler auf die Unterrichtswirklichkeit und auf die Fitness haben würde.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Warten wir die Ergebnisse doch erst einmal ab. Es geht doch sicherlich um mehr als nur um die Frage, ob der Sportunterricht in der Schule durch mehr Sportlehrer ausgeweitet werden muss oder ob es nicht geboten wäre, das ganze Bewegungsprogramm in der Schule, nach der Schule und rund um die Schule auf andere Art und Weise wie z. B. durch zusätzliche Partner - Sportvereine habe ich schon angesprochen - zu erhöhen. Ich sage Ihnen jetzt schon - ich merke aufgrund so mancher Frage, dass Sie schon ahnen, welche Ergebnisse und Dimensionen auf uns zukommen -: Würde jetzt das
Ganze darauf reduziert, dass ein Test durchgeführt worden ist und dass der Schulminister 2 000 neue Sportlehrer einstellen und eine Sportstunde obendrauf packen soll, um das Problem zu lösen, so wäre das naiv. Das Problem wird viel tiefer zu diskutieren sein.
Herr Minister! Meine Damen und Herren! Ich komme auf die Stellungnahme der Universität Osnabrück zurück und frage Sie: Wie stehen Sie zu dieser Stellungnahme, die darauf abhebt, dass die Aspekte, die von Herrn Professor Hollmann als Grundlage für ein methodisch sauberes Verfahren genannt worden sind, nicht beachtet werden, und im Fazit fordert, dass - jetzt zitiere ich - „aus Sicht der Sportwissenschaften aufgrund der verfehlten Zielsetzung und der inhaltlichen und methodischen Probleme der Fitnesstest an niedersächsischen Schulen nicht weiter durchgeführt werden sollte.“? Oder sprechen Sie auch diesen Sportwissenschaftlern den Fachverstand ab?
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Poppe, das genau ist das Problem. Wir haben etliche Sportinstitute und andere Institute und andere Wissenschaftler, die sich in die Diskussion einbringen: zehn Professoren, zwanzig Meinungen. Wir werden das am Ende einmal miteinander abgleichen. Vielleicht werden wir denen auch einmal kundtun, was die Kollegen von den jeweils anderen konkurrierenden Universitäten dazu gesagt haben. Göttingen habe ich eben schon zum Teil erwähnt. Der Göttinger schließt mit den Worten:
„Ich gehe davon aus, dass die Zielsetzung der Fitnesslandkarte die objektive Ermittlung der Ursachen für den aktuellen Fitnesszustand der nie
dersächsischen Schülerinnen und Schüler ist und damit die Chance für eine längerfristige Verbesserung des Fitnesszustandes darstellt.“
Es gibt eben auch verlässliche Leute, die sagen: Wie es gemacht worden ist und von WIAD erprobt wird - deshalb haben wir WIAD als Partner gewinnen können -, ist es richtig. Ich möchte einfach einmal sagen: Warten wir die Ergebnisse ab.
Ich wage hier einmal folgende Prognose: Spätestens im Januar werden wir über die Ergebnisse und das dahinterstehende Problem - nicht das Verfahren oder irgendwelche Kleinigkeiten technischer Art innerhalb des Verfahrens - diskutieren. Das hat eine ganz andere Dimension.
(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Wolfgang Jüttner [SPD]: Das ist der Unterschied zwischen „gut“ und „gut gemeint“!)
Bevor ich die nächste Wortmeldung aufrufe, lese ich Ihnen die Liste der Wortmeldungen vor: Frau Polat, Herr Hagenah, Herr Harden, Herr Bode, Herr Voigtländer, Herr Schwarz, Herr Lennartz, Herr Zielke, Herr Wulf zu seiner zweiten Zusatzfrage, Frau Andretta, Herr Briese, Frau WeddigeDegenhard und Frau Langhans. - Jetzt kommt auch noch Herr Robbert dazu. - Nun ist Frau Polat mit ihrer Frage an der Reihe.
Danke, Frau Präsidentin. Herr Minister, ich möchte zwei Fragen stellen. Wir waren gerade bei den Sportwissenschaftlern der Universität Osnabrück. Sie sagten, es gibt unterschiedliche Beurteilungen durch verschiedene Sportwissenschaftler. Eines aber möchte ich feststellen. Ich glaube, darin sind sich alle - -
(Widerspruch bei der CDU und bei der FDP - David McAllister [CDU]: Wir sind das Parlament! - Bernd Althus- mann [CDU]: Augenblick! Das ent- scheiden auch wir!)
Meine Frage zielt darauf ab, dass sich alle Sportwissenschaftler darüber einig sind, dass das Alter eine wichtige Rolle spielt.
(David McAllister [CDU]: Sie liest ab! - Hans-Christian Biallas [CDU]: Fragen sind frei zu stellen!)
(Lachen bei der CDU - Bernd Althus- mann [CDU]: Wenn Sie es schon wis- sen, warum fragen Sie dann? - Weite- re Zurufe)
Warum ist der Test nicht auf die spezifischen Altersgruppen ausgerichtet? Das ist meine erste Frage.
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass ich einmal Niedersachsenmeisterin im Basketball war, möchte ich zweitens sagen:
Jedem müsste bekannt sein - das sagen auch Sportwissenschaftler -, dass Rumpfbeugen rückenschädlich sind. Wie kommt es, dass für den Fitnesstest Rumpfbeugen vorschrieben sind?
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es gibt einen guten Grundsatz - ich bitte um Nachsicht -: Wenn viele Professoren über eine bestimmte Fragestellung lange streiten, ist es gut, immer das zu tun und durchzuziehen, wovon man selbst überzeugt ist und was man selbst für richtig hält. Das Ende des Meinungsstreits der Wissenschaftler über - mit Verlaub - nur sieben ganz harmlose Übungen, die wir zum Teil schon von Turnvater Jahn her und auch aus dem eigenen Sportunterricht kennen, können wir nicht abwarten. Wir halten das nicht aus, bis der wissenschaftliche Streit beendet ist.