Protokoll der Sitzung vom 09.12.2005

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Es gab doch gerade in Celle ein Beispiel!)

Herr Minister!

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Verfahren - auch bezüglich dieses Fitnesstests - ist ausführlich mit dem Landesdatenschutzbeauftragen abgeklärt worden.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Er hat vor ein paar Tagen ausdrücklich attestiert, dass das so in Ordnung ist.

Wenn hier personenbezogene Daten einfließen, dann dient das ausschließlich dazu, dass ein Kind mit Zustimmung der Eltern seine eigenen Werte über ein Passwort abfragen kann. Fremde kommen an diese Daten nicht heran.

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Vor zwei Tagen ist in Celle genau das pas- siert!)

- Den Fall haben wir recherchiert, Herr Kollege Jüttner. Da hat eine Schule von einer anderen Schule - sagen wir einmal - den Mantel bekommen. Aber statt des Inhalts befanden sich nur weiße Blätter darin.

(Beifall bei der CDU)

Frau Korter!

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zunächst, Herr Busemann, hätten Sie aus meiner Sicht die Frage von Frau Langhans beantworten müssen, wie viel Sportunterricht ausfällt; denn zum Ausfall von Sport- und Schwimmunterricht haben wir vor zehn bis vierzehn Tagen eine Kleine Anfrage an Sie gerichtet, die noch nicht beantwortet ist.

Frau Korter, kommen Sie bitte zu Ihrer Frage.

Ich komme zu meiner Frage. - Wir hören und wir lesen in der Zeitung, dass es erhebliche Probleme bei der Eingabe der beim Fitnesstest gewonnenen Daten gibt. Deshalb frage ich, Herr Minister: Kommen die Schulen überhaupt ins Netz? Mit welchem Rücklauf rechnen Sie bei diesem Fitnesstest bis zum 12. Dezember? Was glauben Sie, wie viel

Prozent der Schulen bis dahin ihre Daten eingegeben haben werden?

(Karl-Heinz Klare [CDU]: Und was wiegt der Sportlehrer? - Gegenruf von Wolfgang Jüttner [SPD]: Vor und nach dem Test!)

Herr Minister!

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Korter, ich habe vorgestern schon gesagt, dass wir bereits 200 000 bis 300 000 Ergebnisse - es können im Zweifelsfall ein paar mehr geworden sein - gesammelt haben. Die Netze waren, weil jetzt eine Flut von Ergebnissen eingegeben wird, zeitweise überlastet. Es musste ein kurzer Stopp eingelegt werden. Ich habe signalisiert, dass wir, wenn die Tests gemacht sind und nur noch etwas Zeit gebraucht wird, um die Ergebnisse einzugeben - der Test soll ja am 12., also kommenden Montag beendet sein -, ein paar Tage dranhängen können. Aber momentan ist richtig was unterwegs.

(Beifall bei der CDU)

Frau Dr. Heinen-Kljajić!

Herr Minister, Übergewicht ist bekanntlich kein monokausales Problem. Sie haben selbst darauf hingewiesen, dass Ursache neben dem Bewegungsmangel auch die Fehlernährung ist. Nun sollte ein Gegenkonzept auch diesen Aspekt berücksichtigen. Daher frage ich Sie: Wieso wird in diesem Fitnesstest der gesamte Bereich Ernährung überhaupt nicht berücksichtigt?

(Beifall bei den GRÜNEN - Karl-Heinz Klare [CDU]: Was gab es zum Frühs- tück?)

Herr Minister!

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist ja gediegen: Auf der einen Seite wird gesagt, das alles sei nicht vernünftig und sinnhaft. Auf der anderen Seite geht es Ihnen darum, weitere Belange in dem Test zu berücksichtigen. Diese sieben Übungen haben einen guten Grund und werden auch von wissenschaftlicher Seite entsprechend kommentiert.

(Zuruf von der SPD: Auch die Rumpf- beuge?)

Über die Beweglichkeit werden ja auch das Gewicht und anderes mehr abgetestet. Das lässt Rückschlüsse auf das Ernährungsverhalten zu. Ich weiß nicht, ob Sie noch einen weiteren Test durchführen wollen, bei dem es um das Thema Ernährung und den Kenntnisstand von ernährungswissenschaftlichen Belangen geht.

Ich will Ihnen Folgendes sagen: Das Ergebnis eines solchen Tests wird den Zuständigkeitsbereich eines Schulministers übersteigen; denn es steht eine gesamtgesellschaftliche Thematik dahinter, die sozusagen schon mit dem Tag nach der Geburt beginnt. Das hat etwas mit Ernährung und mit Elternhäusern zu tun.

Für Kindertagesstätten - Sie wissen, da haben wir einen Orientierungsrahmen für Bildung und Erziehung. Das ist ein Baustein dessen, was in den Kindertagesstätten vermittelt werden soll, rund um das Thema Ernährung angelegt. Auch in den curricularen Vorgaben unserer Schulen spielt das Thema eine Rolle. Aber ich kann mir vorstellen, dass wir das noch vertiefen müssen, dass wir gemeinsam überlegen müssen, wie wir ein anderes Ernährungs- und Bewegungsverhalten bei allen Bürgern erreichen können. Es geht nicht nur um die Kinder und Jugendlichen, sondern um alle Bürger; denn dass wir da alle Probleme haben, ist unübersehbar.

(Beifall bei der CDU)

Frau Rakow!

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich frage die Landesregierung, welche Qualifikation des WIAD bei der Auftragsvergabe zugrunde ge

legt worden ist, ganz besonders auch im Vergleich zu landeseigenen Instituten, wie z. B. dem der Universität Oldenburg, das sicherlich auch in der Lage gewesen wäre, diese Untersuchung mit hoher sportfachlicher Kompetenz und sehr datensicher durchzuführen, oder müssen wir jetzt mit einem weiteren Verriss rechnen wie eben gerade bei der Uni Hannover?

Herr Minister!

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin, Sie brauchen nicht mit Verrissen zu rechnen. Wenn eine solche Großuntersuchung gemacht wird, dann spielen die Kosten eine Rolle ,es spielt die Vorerfahrung ebenso eine Rolle wie die vorgegebene Datensituation, und eine Rolle spielt auch die Leistungsfähigkeit eines Instituts hinsichtlich des Umgangs mit Daten, die in großer Masse kommen. Das WIAD hat diesen Test schon erprobt, wohl in ganz Deutschland und - ich hatte es vorhin schon angedeutet - mit verschiedenen anderen Bundesländern, etwa vor sechs Jahren in Nordrhein-Westfalen auf freiwilliger Basis. Irgendwo ist mir im Hinterkopf geläufig, dass schon einmal 65 000 bis 70 000 solcher Tests gemacht worden sind. Sie haben also Vorläuferuntersuchungen gemacht, die einschlägig sind. Das heißt, es muss kein neuer Test entwickelt werden. Die Entwicklung eines neuen Tests kostet sehr viel Geld. Gestern wurde mir aus berufenem Munde gesagt: Die Entwicklung eines Tests kostet, bis er für die Massenanwendung geeignet ist, 500 bis 1 000 Euro pro Kopf. Wenn Sie die Kosten von rund 240 000 Euro für diesen Test auf rund 700 000 Schülerinnen und Schüler umlegen, dann sind es pro Schüler 30 Cent - das wird ja auch noch von Sponsoren gefördert -, die für diesen Test ausgegeben werden müssen.

Also: Das Institut hat eine erprobte Testreihe. Es hat Daten aus der Vergangenheit, sodass man die Ergebnisse, die jetzt hereinkommen, mit Vorläuferuntersuchungen vergleichen kann. Man kann einen Bundesvergleich herstellen, um zu sehen, wie die Entwicklung insgesamt gewesen ist. Das ist der entscheidende Grund dafür, sich an WIAD zu halten. Das Institut hat einen Rang, aufgrund dessen man sagen kann: Es ist unzweifelhaft, dass man denen diese Arbeit auch zutrauen kann.

(Beifall bei der CDU)

Aber ich sage: Wenn es weitere Untersuchungen geben sollte - ich ahne ja, dass so etwas kommt -, dann können sich andere in die ganze Sache einbringen.

(Beifall bei der CDU)

Herr Janßen, bitte!

Herr Busemann, Sie haben sich vorhin sehr klar - um nicht zu sagen: diffamierend über das Sportinstitut in Hannover geäußert. Vor diesem Hintergrund und vor dem Hintergrund, dass sich auch das Sportinstitut der Universität Osnabrück kritisch geäußert hat, frage ich Sie, ob Sie auch dort ausgebildete Lehrkräfte für den niedersächsischen Schuldienst für nicht geeignet halten.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Herr Minister!

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Jetzt geht es auf dünnes Eis!)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe niemanden diffamiert.

(Widerspruch bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Aber aus der vorgestern geführten Debatte heraus und weil sich die Freunde des Hannoveraner Sportinstituts so herausgehängt haben, habe ich meine Meinung einmal in die Richtung artikuliert.

(Unruhe bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Wie gesagt, wir werden uns den Sportunterricht da angucken. Aber es spielt auch eine gewisse Eifersüchtelei eine Rolle. Verschiedene Sportinstitute Gott sei es geklagt: zehn Professoren, zwanzig Meinungen. Aber das ist ja auch eine gewisse Bestätigung dafür, mit wie viel Interesse man diesem Test begegnet.

Um vielleicht den Meinungsstreit unter den Sportinstituten, zwischen den Sportpädagogen und den Sportmedizinern etwas zu schlichten, will ich Ihnen sagen: Wenn einer aus der Szene in Deutschland bzw. in der Welt geachtet ist, dann ist es der Universitätsprofessor Dr. med. Dr. h. c. Wildor Hollmann, Deutsche Sporthochschule Köln, vielen bekannt aus Fernsehsendungen usw.

(Unruhe - Glocke der Präsidentin)

Er hat verfolgt, wie wir das hier in Niedersachsen diskutieren. Gestern schickte er mir eine Mail, in der er zu dem ganzen Thema Folgendes sagte - ich zitiere ihn einmal -:

„Meine Antwort darauf lautet: