Protokoll der Sitzung vom 16.03.2011

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht Frau Kollegin Staudte. Bitte schön!

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich möchte auf einige Punkte eingehen, die hier genannt worden sind.

Von Herrn Thümler kam, glaube ich, vorhin die Aussage: Wir handeln jetzt mit dem Moratorium, weil wir auf die Ängste der Bevölkerung eingehen müssen. - Damit suggerieren Sie, dass das Abschalten der AKW rational nicht begründbar wäre. Das ist nicht richtig. Die Menschen haben berechtigte Ängste. Menschliches Versagen, terroristische Angriffe oder die statistischen Fehleinschätzungen, die auch in Japan passiert sind - das alles sind Gründe, warum auch in Deutschland jederzeit und in jedem AKW, egal ob alt oder neu, wieder ein GAU passieren kann.

(Zustimmung bei der LINKEN - Björn Thümler [CDU]: Was heißt denn „wie- der“?)

Außerdem möchte ich das, was Herr Wenzel in Bezug auf Krümmel gesagt hat, noch einmal unterstreichen. Herr McAllister, ich möchte wirklich an Sie appellieren, Ihren Amtskollegen in SchleswigHolstein zu unterstützen. Krümmel ist der weltweit leistungsstärkste Siedewasserreaktor. Wir haben in Japan gesehen, wie schwierig der Umgang mit Siedewasserreaktoren ist. Unterstützen Sie ihn, damit dieser Pannenreaktor abgeschaltet bleibt! Er ist zwar erst Anfang der 80er-Jahre ans Netz gegangen, aber die Baupläne stammen von 1969.

Es ist wirklich im Interesse der niedersächsischen Bevölkerung, dass dieser Reaktor abgeschaltet bleibt. Wir haben diese Woche im Kreistag - auch mit vier Stimmen der CDU-Abgeordneten - eine Resolution hierfür verabschiedet.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung von Gerd Ludwig Will [SPD])

Für die SPD-Fraktion hat sich Herr Kollege Bosse zu Wort gemeldet. Bitte schön!

Frau Präsidentin! Meine Damen, meine Herren! Sehr geehrter Herr Bäumer, sehr geehrter Herr Langspecht, ich hatte schon den Verdacht, dass ich hier noch etwas sagen muss.

(Karl-Heinrich Langspecht [CDU]: Aber nicht zur Asse!)

Wenn die Bodyguards der Atomindustrie im AsseUntersuchungsausschuss von Ideologie sprechen, Herrn Jüttner irgendwelche Schuld zuweisen und ihre Hände selbst in Unschuld waschen, dann ist dieser Beitrag von Ihnen außerordentlich peinlich an der Stelle.

(Beifall bei der SPD, bei den GRÜ- NEN und bei der LINKEN)

Wenn in den Beiträgen sowohl von Herrn Dürr als auch von Herrn Langspecht ständig von Ideologie gesprochen wird - ständig hörte ich das Wort „ideologiefrei“ -, dann entlarvt man sich irgendwann selbst. Dann meint man nämlich in der Regel immer seine eigene Ideologie und nicht die Ideologie der anderen, meine Damen, meine Herren.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Herr Dr. Hocker, hat die Zäsur von Tschernobyl 1985 nicht gereicht? Hätte man nicht schon damals umdenken müssen?

(Karl-Heinrich Langspecht [CDU]: Das war 1986!)

- Die Tschernobyl-Katastrophe war in der Tat 1986.

Das war eine Zäsur für uns. Wenige Monate später hat sich die SPD im Nürnberger Parteitagsbeschluss von der Atomwirtschaft verabschiedet. Ich frage hier an dieser Stelle ganz deutlich: Wo bleibt denn Ihr Ausstiegsbeschluss? - Auf den warten wir. Das ist doch die Realität.

(Beifall bei der SPD, bei den GRÜ- NEN und bei der LINKEN)

Mich macht Folgendes betroffen: Hunderttausende von Menschen gehen in Berlin auf die Straße. Zwischen Krümmel und Brokdorf werden Menschenketten gebildet. In Gorleben wird demonstriert. Was tut diese Bundesregierung? - Sie tut nichts, sie verharrt. Muss denn erst eine Katastrophe passieren, bevor reagiert wird? - Das ist eine falsche Politik!

(Beifall bei der SPD)

Nun ist genau das eingetreten, wovor die Oppositionsfraktionen immer gewarnt haben. Vor einer solchen Katastrophe haben wir immer gewarnt.

(Jens Nacke [CDU]: Wirklich?)

Ich möchte an dieser Stelle für alle Mitglieder hier im Haus ganz deutlich sagen: Dieser Ministerpräsident hat für die Verlängerung der Laufzeiten

gestimmt. Das muss immer wieder gesagt werden. Jetzt wird ein politischer Salto rückwärts versucht.

(Björn Thümler [CDU]: So ein Quatsch!)

Nun stehen Sie vor den Trümmern Ihrer verantwortungslosen Energiepolitik und versuchen, sich hier aus der Schlinge zu winden, meine Damen, meine Herren. Aber hier lassen wir Sie nicht heraus!

(Beifall bei der SPD)

Noch ein paar ganz kurze Worte zu dem merkwürdigen Moratorium, das rechtlich durchaus umstritten ist. Meine Damen, meine Herren, ich glaube, in diesem Moratorium ist das Maß der Taktik wesentlich größer als das Maß der Verantwortlichkeit.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD, bei den GRÜ- NEN und bei der LINKEN)

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Damit schließen wir die Aussprache zur Regierungserklärung sowie die Aussprache zu den Themen der Aktuellen Stunde.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 19 auf:

Besprechung: Zunehmende kommunale Handlungsunfähigkeit durch wegbrechende Einnahmen und steigende Ausgaben für Pflichtaufgaben - Welche Strategie verfolgt die Landesregierung in der Gemeindefinanzkommission? - Große Anfrage der Fraktion der SPD - Drs. 16/2861 - Antwort der Landesregierung - Drs. 16/3361

Nach § 45 Abs. 5 unserer Geschäftsordnung, die Sie alle kennen, wird zu Beginn der Besprechung - dies sage ich nur prophylaktisch - einer der Fragestellerinnen oder einem der Fragesteller das Wort erteilt. Alsdann erhält es die Landesregierung.

Für die Fraktion, die die Anfrage gestellt hat, liegt mir die Wortmeldung der Kollegin Frau Geuter vor.

(Unruhe)

- Wenn es etwas ruhiger geworden ist, Frau Geuter - Augenblick noch! -, haben Sie das Wort.

(Johanne Modder [SPD]: Der Minister fehlt!)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich gebe zu: Nach der Diskussion des heutigen Vormittags ist es nicht ganz einfach, jetzt nahtlos ein anderes Thema zu belegen. Ich möchte es trotzdem versuchen.

(Wilhelm Heidemann [CDU]: Ihnen wird das gelingen, Frau Geuter!)

- Danke für das Vertrauen.

Die seit Jahren angespannte Finanzlage der niedersächsischen Städte, Gemeinden und Landkreise beeinträchtigt die kommunale Handlungsfähigkeit und damit die verfassungsrechtlich garantierte Selbstverwaltung in zunehmendem Maße.

Frau Kollegin Geuter, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Modder?

Frau Modder, Sie haben das Wort.

(Hans-Werner Schwarz [FDP]: Ich glaube, der Minister kommt gleich!)

Frau Kollegin, finden Sie es nicht auch ein bisschen sonderbar, dass, wenn die Aussprache zu dieser Großen Anfrage stattfindet, sowohl der zuständige Innenminister als auch der Finanzminister nicht anwesend sind?

(Zustimmung von Frauke Heiligen- stadt [SPD])

Frau Geuter, Sie haben das Wort.

Frau Kollegin, ich habe das Verhalten der beiden Minister nicht zu bewerten.