Protokoll der Sitzung vom 01.07.2008

(Beifall bei der LINKEN)

Hier geht es nicht um hochradioaktiven Müll; dass kann ich Ihnen nachher aber noch ein bisschen genauer erklären.

Extremisten wie ich, so wurde hier gesagt, sollten sich da heraus halten. Ich würde ja nur mogeln, dass sich die Balken biegen, und wolle nur Klamauk. Gemessen an unserem heutigen Wissensstand sprach auch der zuständige Minister, Herr Sander, aus meiner Sicht relativ weit am Thema vorbei - offensichtlich aus gutem Grund. Denn er hatte wohl nicht die „Harz + Heide“-Ausstellung besucht, von der der Betreiber des Atomsumpfes Asse ja mehrfach behauptete, dort würden alle Forschungen und vor allen Dingen die Ergebnisse öffentlich dargestellt. Eine merkwürdige Art der Informationsstrategie, meine Damen und Herren!

Ansonsten schliefen das zuständige Aufsichtsamt NMU und sein Chef Sander, wie ich finde, süß vor sich hin

(Ursula Helmhold [GRÜNE]: „Süß“? Das weiß ich nicht!)

und ließen gewähren. Wer nicht sucht, der findet nicht; das ist eine Binsenweisheit. In diesem Fall ist sie kolossal zutreffend. Das Phänomen der seit 1995 überschrittenen Grenzwerte wurde dann irgendwie, irgendwo und mit irgendwem besprochen, vielleicht beim Kaffee - oder auch nicht. Es gab keinerlei Vermerke - das ist uns im Umweltausschuss klar geworden, nicht im Untersuchungsausschuss - und keinen qualifizierten Informationsweg. Diese Informationen blieben irgendwo stecken. In welchem Sumpf, meine Damen und Herren, das gilt es zu ergründen, und dafür brauchen wir einen Untersuchungsausschuss.

(Beifall bei der LINKEN - Zustimmung bei der SPD und den GRÜNEN)

Dass sich das NMU - wohlgemerkt in Vorbereitung auf unseren Antrag vom 6. Juni dieses Jahres - doch noch stärker mit der Asse beschäftigte, ist also schlichtweg unserem Antrag zu verdanken. An dieser Stelle sage ich nur: Links wirkt!

(Beifall bei der LINKEN)

Von nun an, Herr Oesterhelweg, mogelten hier ganz andere, dass sich die Balken bogen. Als Klamauk würde ich eher die Kakophonie zwischen Niedersächsischem Umweltministerium, Landesbergamt und dem Betreiber bezeichnen, nicht unseren Antrag.

(Beifall bei der LINKEN)

Herr Kollege, ich darf Sie einmal unterbrechen. Ihre Wortwahl - Sie sagten „Kakophonie“ -

(Ursula Helmhold [GRÜNE]: Doch! Das ist in Ordnung!)

war nicht in Ordnung. Ich finde auch, das ist nicht parlamentsüblich.

(Unruhe - Dr. Bernd Althusmann [CDU]: Doch! Das ist Griechisch und heißt Mehrstimmigkeit! Das ist also völlig in Ordnung! - Kreszentia Flau- ger [LINKE]: Das ist doch Griechisch! Das hat nichts mit dem zu tun, was Sie vielleicht meinen!)

- Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass das unangemessen ist. Herr Kollege, Sie dürfen fortfahren.

Herr Präsident, Kakophonie ist ein Ausdruck, den ein ehemaliger Bundeskanzler vielfach gebraucht hat.

(Ulf Thiele [CDU]: Dadurch wird es nicht besser!)

Es ist ein altgriechischer Ausdruck. Ich denke, wir können ihn verwenden. Er hat nichts mit einer braunen Masse zu tun.

(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN, der SPD und den GRÜNEN)

Ich fahre fort: Zunächst wurde uns im Umweltausschuss gesagt, die ganze Geschichte sei seit vielen Jahren bekannt.

(Karl-Heinrich Langspecht [CDU]: Ja! So ist das!)

Wenige Tage später hieß es dann schlichtweg, das sei dem Umweltministerium erst seit einer Woche bekannt. Der Chef der Atomaufsicht ging auf Tauchstation und ließ seinen „frischen“ Staatssekretär im Atomnebel stochern, sodass dieser nach zehn Tagen im Amt in meinen Augen schon zehn Jahre gealtert war.

Herr Minister, ich zitiere einmal, und zwar wieder aus der Broschüre der Landesregierung mit dem Titel „Umweltgerechter Wohlstand für Generationen“, wie Sie Ihre eigenen Aufgaben definiert haben. Ich empfehle Ihnen übrigens eine Rückrufaktion, weil sie uns zu viele Steilvorlagen bietet. Wir werden noch oft darauf zurückkommen.

(Heiterkeit bei der LINKEN)

In dieser Broschüre schreiben Sie Folgendes:

„Ein weiterhin beständiges Höchstmaß an Sicherheit für alle kerntechnischen Einrichtungen in Niedersachsen zu gewährleisten;

Vorsorge zu treffen, damit radioaktive Stoffe nicht unkontrolliert oder in unzulässiger Menge frei gesetzt werden;

einen Beitrag dazu zu leisten, dass radioaktive Abfälle sicher entsorgt werden;“

Maßnahmen dazu:

„Die Landesregierung wird die Wirksamkeit der atomrechtlichen Aufsicht kontinuierlich überprüfen.“

Herzlichen Glückwunsch dazu!

(Kreszentia Flauger [LINKE]: Davon sehen wir nichts!)

Zum Schluss will ich noch ausführen: Wer sich unseren Antrag vom 6. Juni genau anguckt, wird feststellen, dass er weitgehend umgesetzt worden ist. Zum einen sind wir relativ nah an Forderung 1, „das bislang verfolgte Schließungskonzept als untauglich zurückzuweisen und unverzüglich in die Entwicklung eines tauglichen Konzepts zu verlangen“. Forderung 2, „die Verfüllung und Flutung des Tiefenaufschlusses zu stoppen“, ist umgesetzt. Auch die Forderung, „keine weiteren Genehmigungen über das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie erteilen zu lassen“, ist umgesetzt. Angeblich ist auch Forderung 3, „dass nur noch Arbeiten in der Asse durchgeführt werden, die der unmittelbaren Gefahrenabwehr dienen“, umgesetzt.

(Beifall bei der LINKEN)

Und jetzt, Herr Kollege, müssen Sie den Schluss Ihrer Rede umsetzen.

Ja, das setze ich jetzt um. - Hier werden wir sehr genau hinschauen, ob das so ist.

Meine Damen und Herren, ich hätte mir wirklich nicht träumen lassen, dass ein Antrag der Linken fast vollständig umgesetzt worden ist, bevor er beschlossen ist.

Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN)

Ich erteile dem Abgeordneten Försterling von der FDP-Fraktion das Wort.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

(Ursula Helmhold [GRÜNE]: „Die As- se ist sicher!“)

Ich bin schon einigermaßen entsetzt über den Auftritt beider Vertreter der Linkspartei hier.

(Kreszentia Flauger [LINKE]: Entsetzt sind wir auch!)

Ich muss ganz ehrlich sagen: Diese mediale Selbstprostitution, die Sie hier in diesem Haus betrieben haben,

(Lachen und Widerspruch bei der SPD, bei den GRÜNEN und bei der LINKEN - Kreszentia Flauger [LINKE]: Was ist denn das für ein Ausdruck für Aufklärung?)

Herr Kollege, ich darf unterbrechen. Ich würde doch bei dieser Wortwahl vorsichtig sein. Ich bitte, das zu korrigieren.

Diese mediale Selbstdarstellung ist dem Thema in keiner Art und Weise gerecht geworden.

(Beifall bei der FDP und Zustimmung bei der CDU - Detlef Tanke [SPD]: Wie der FDP-Besuch in der Asse!)