Tagesordnungspunkt 35: Erste Beratung: Internationalisierung der niedersächsischen Hochschulen voranbringen - Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen - Drs. 17/574
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass wir in Niedersachsen die Internationalisierung unserer Hochschulen voranbringen. Ich selbst durfte während meines Studiums im Rahmen des ERASMUS-Programms einen Auslandsaufenthalt in Frankreich verbringen. Vor dem Hintergrund meiner persönlichen Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, kann ich dies jedem Studenten nur empfehlen. Es geht nicht allein darum, eine Sprache zu erlernen bzw. die Sprachkompetenz in ei 1Die Antworten zu den Anfragen 2 bis 62, die nicht in der 18. Sitzung des Landtages am 27.09.2013 behandelt und daher zu Protokoll gegeben wurden, sind in der Drucksache 17/610 abgedruckt
ner anderen Sprache zu verbessern oder - wie in meinem Fall - ein anderes Rechtssystem kennenzulernen, sondern es geht auch darum, Land und Leute sowie Kultur und Lebensart eines anderen Landes kennenzulernen, und es geht um den interkulturellen Austausch.
Internationalisierung beschränkt sich aber nicht auf Auslandsaufenthalte von Studierenden und Lehrenden sowie auf den Ausbau von Kooperationen mit europäischen und außereuropäischen Hochschulen. Genauso wichtig ist die Schaffung eines internationalen Campus und die Etablierung einer Willkommenskultur an unseren Hochschulen.
Die Rahmenbedingungen an unseren Universitäten haben sich in den letzten Jahren durchgreifend verändert. Der Bologna-Prozess hat gemeinsame europäische Standards definiert. Dies erleichtert die Vergleichbarkeit und Anerkennung von Studienabschlüssen und einzelnen Modulen. Auf der anderen Seite hat Bologna aber auch zu einer Verdichtung der Lehr- und Lernprozesse geführt, was wiederum zu einer höheren Belastung der Studierenden geführt hat, was den einen oder anderen abhalten mag, Auslandsaufenthalte zu absolvieren.
Dennoch ist es so, dass die Zahl der Auslandsaufenthalte deutscher Studierender zwischen 1999 und 2009 gestiegen ist. Sie hat sich verdoppelt. 1999 kamen auf 1 000 Studierende an inländischen Hochschulen 31 deutsche Studierende an Hochschulen im Ausland. Diese Zahl betrug 2009 bereits 62.
Für diejenigen, die keinen Auslandsaufenthalt absolvieren, bietet der Ansatz der Internationalisierung zu Hause u. a. durch die Integration internationaler Bezüge ins Curriculum und die Etablierung einer Lehr- und Lernkultur, die die zunehmende Heterogenität der Studierenden berücksichtigt, die Möglichkeit, auch an unseren Hochschulen in Niedersachsen internationale und interkulturelle Kompetenzen zu erwerben.
Ich will nicht verschweigen, dass die FDP-Fraktion zum Thema Internationalisierung der niedersächsischen Hochschulen bereits vor einigen Monaten einen Antrag eingebracht hat. In dem Antrag wird das Thema Internationalisierung aber leider im Wesentlichen auf Wirtschaftsförderung reduziert. Die Lehre und der interkulturelle Austausch spielen nur am Rande eine Rolle. Auf bestehende Interna
tionalisierungsstrategien, die es in Niedersachsen schon gibt, wird nicht Bezug genommen. Es werden thematische Vorgaben gemacht, die sich nicht mit der Autonomie der Hochschulen in Einklang bringen lassen.
Es besteht sicherlich Konsens darüber, dass wir unsere Hochschulen auf dem Weg zu mehr Internationalisierung unterstützen wollen. Unsere konkreten Vorstellungen dazu, wie diese Zielsetzung umgesetzt werden kann, bringen wir mit dem vorliegenden Antrag ein. Wir konkretisieren damit das, was wir, Rot-Grün, in der Koalitionsvereinbarung zu diesem Punkt festgelegt haben.
Die GWK hat im April 2013 einstimmig eine Strategie für die Internationalisierung der Hochschulen in Deutschland beschlossen. In der gemeinsamen Zielvorstellung heißt es unter dem Punkt „Strategische Internationalisierung der einzelnen Hochschulen“, dass Bund und Länder die Hochschulen bei der Entwicklung hochschuleigener Internationalisierungsstrategien unterstützen. Daran anknüpfend, wird die Landesregierung mit dem vorliegenden Antrag gebeten, im Rahmen des Hochschulentwicklungsvertrags eine intensivere Internationalisierung zu vereinbaren. Die meisten niedersächsischen Hochschulen verfügen bereits über hochschuleigene Internationalisierungsstrategien bzw. arbeiten an entsprechenden Konzepten. Dabei gehen sie unterschiedliche Wege. Teilweise werden die Konzepte aus den Hochschulen entwickelt, teilweise werden externe Partner konsultiert.
Eine verstärkte internationale Ausrichtung unserer Hochschulen stärkt durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen Lehre und Forschung in Niedersachsen und damit zugleich Niedersachsen zugleich als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort.
Internationalisierung darf aber nicht nur als Wirtschaftsförderung begriffen werden, sondern soll im Austausch mit internationalen Partnern insbesondere auch Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen wie den Klimawandel, den demografischen Wandel oder die zunehmende Individualisierung unserer Gesellschaft geben. Uns geht es um einen ganzheitlichen Ansatz.
Wenn ich an Internationalisierung im Hochschulbereich denke, fällt mir als gelungenes Beispiel die European Medical School Oldenburg-Groningen ein. Dieses deutsch-niederländische Projekt, das
alle hier im Haus vertretenen Parteien gemeinsam auf den Weg gebracht haben, ist mit seinem länderübergreifenden Profil einzigartig in Europa und sicherlich ein Vorzeigeprojekt bzw. zeigt Wege auf, wohin Internationalisierung gehen kann.
Die Zusammenarbeit unserer Hochschulen mit internationalen Partnern ermöglicht nicht nur den Austausch von Wissen und Erfahrungen, sondern steht auch für interkulturellen Dialog und Austausch. Es geht darum, Internationalisierung als komplexen und ganzheitlichen Prozess zu verstehen, der interkulturelle, internationale und globale Dimensionen in der Lehre und Forschung berücksichtigt. Dabei stehen nicht nur grenzüberschreitende Kooperationen und Auslandsaufenthalte im Fokus, sondern es geht auch um hochschulinterne Aktivitäten, wie sie sich aus dem Ansatz der Internationalisierung zu Hause ergeben.
Konkret wollen wir - selbstverständlich unter Beachtung der Hochschulautonomie - die rechtlichen Rahmenbedingungen der Internationalisierung verbessern, Studium und Lehre weiter internationalisieren, interkulturelle Lehr- und Lernkonzepte weiterentwickeln, die Internationalisierung der Curricula voranbringen, englischsprachige Lehrangebote ausweiten, Austauschprogramme mit internationalen Partnern ausbauen, mehr Studiengänge mit internationalen Abschlüssen anbieten, die Forschung durch den Ausbau internationaler Forschungskooperationen stärken, eine verstärkte Zusammenarbeit mit ausländischen Hochschulen fördern und ausländische Studierende hier in Niedersachsen durch den Ausbau von Mentorenprogrammen und weiterer Angebote unterstützen.
Dies wird zu einer weiteren Steigerung der internationalen Attraktivität des Hochschulstandorts Niedersachsen führen. Wichtig ist uns dabei insbesondere auch, dass die Studierenden im weiteren Internationalisierungsprozess unter dem Gesichtspunkt der demokratischen Hochschule eingebunden werden und dass die gesetzlichen Vorgaben zur Gleichstellung dabei umgesetzt werden.
Vielen Dank. - Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nun lassen Sie sich mal wieder zum Jagen bzw. zum Regieren tragen, und zwar von uns Liberalen.
Für Ihren Antrag haben Sie sich kaum die Mühe gemacht, etwas Eigenes zu produzieren. Wir gaben den Anstoß, und Sie haben Ihren Antrag kurzerhand an das Strategiepapier der Wissenschaftsministerkonferenz vom 12. April 2013 in Berlin angelehnt.
Auch ansonsten ist Ihr Antrag zur Internationalisierung hier im Landtag eine Überraschung. Im Ausschuss haben wir unseren Antrag beraten, übrigens sehr einvernehmlich. Nun kommt Ihr Änderungsantrag direkt ins Plenum. Den haben wir vorher gar nicht gesehen.
Internationalisierung ist übrigens aus meiner Sicht Mitwirkung der Wissenschaft auf der internationalen Bühne. Wissenschaft ist Motor für Innovation. Das haben wir gestern ganz ausführlich im Rahmen des Antrages zu Horizon 2020 besprochen; da waren wir uns alle einig.
Meine Damen und Herren, internationale Bemühungen gibt es Niedersachsen schon viele Jahre. Der Studierendenaustausch mit dem Technion in Israel läuft z. B. seit über 30 Jahren.
Unser Antrag ist übrigens besser. Er ist gar nicht so allgemein gehalten wir Ihrer. So allgemein muss ein Antrag auf Bundesebene sein. Auf Landesebene kann man sich doch nicht ernsthaft mit jeder Fakultät im Ausland im internationalen Wettbewerb messen wollen und überall sichtbar sein wollen.
Wir Liberalen haben auf gute und niedersachsenspezifische Wissenschaft abgestellt. Die hat viele Alleinstellungsmerkmale. Genau die haben wir unserem Antrag benannt. Um erfolgreich zu sein, ist es für uns doch am einfachsten, wenn wir unsere Stärken stärken, sichtbar machen und diese auf
der internationalen Bühne präsentieren. Genau das steht in unserem Antrag. Benannt sind z. B. Themen wie Mobilität und Agrarwirtschaft. Darin sind wir Niedersachsen stark. Das kann man immer wieder konzentriert nach außen darstellen. Schon das kostet Manpower und Geld.
Ergänzen Sie Ihren Antrag einfach um unsere besseren Punkte! Machen Sie Ihren Antrag erfolgreich! Ohne unsere guten Ideen wird das kaum gelingen. In diesem Fall teile ich übrigens gern. Denn das verhindert auch das von Ihnen so gerne gelebte Prinzip Gießkanne. Übernehmen Sie einfach wichtige Teile unseres Antrages! Wir waren ohnehin der Initiator. Deswegen möchte ich auch dafür sorgen, dass die Qualität optimiert wird.
Gern weise ich im Ausschuss noch einmal auf sehr wichtige Passagen hin. Ich freue mich auf die weitere Beratung.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Internationales Arbeiten und internationaler Wettbewerb haben den Fortschritt in der Wissenschaft und die Entwicklung von Zivilisationen schon früh bestimmt. Daher ist es wichtig und richtig, dass wir heute über dieses Thema sprechen.
Meine Kollegin Almuth von Below-Neufeldt hat bereits ausgeführt, dass wir vor sechs Monaten einen Antrag der FDP zu diesem Thema im Ausschuss hatten. Es gibt ja auch den besagten Beschluss der Wissenschaftsministerkonferenz. Mit Erlaubnis der Präsidentin werde ich die Überschriften der dort erwähnten neun Handlungsfelder zitieren: „Strategische Internationalisierung“, „Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen“, „Willkommenskultur“, „Etablierung eines internationalen Campus“, „Auslandsmobilität der Studierenden“, „Steigerung der internationalen Attraktivität des Hochschulstandorts Deutschland“, „Gewinnung exzellenter (Nachwuchs-)Wissenschaftler“, „Ausbau internationaler Forschungskooperationen“ und „Etablierung von Angeboten transnationaler Hochschulbildung“.
Diese neun Handlungsfelder können wir im Antrag von SPD und Grünen wort- bzw. inhaltsgleich nachlesen. Sechs Monate nach dem FDP-Antrag ist dies der erste Antrag von SPD und Grünen im Ausschuss. Was wollen uns die Regierungsfraktionen damit sagen?
Auch wir können im Internet recherchieren? Auch wir wissen, wie man ein Textverarbeitungssystem benutzt? Warum brauchen SPD und Grüne sechs Monate, um einen solchen Antrag zu erstellen, der inhaltsgleich mit den Ergebnissen der Wissenschaftsministerkonferenz ist? Warum brauchen sie so lange, um diesen Antrag zu erstellen?
Sie wollen sich offensichtlich mit aller Gewalt hinter einen fahrenden Zug werfen. Unser Kollege Jörg Hillmer hat im Ausschuss hat bereits gesagt: Liebe SPD, liebe Grüne, Sie müssen im Ausschuss fleißiger werden! - Dem ist nichts hinzuzufügen.