Protokoll der Sitzung vom 11.12.2018

Zum Schluss meiner Berichterstattung bitte ich Sie namens des Ausschusses für Haushalt und Finanzen, den vorgelegten Beschlussempfehlungen zu den Gesetzentwürfen und zu den Einzelplänen Ihre Zustimmung zu erteilen.

Ich danke Ihnen herzlich fürs Zuhören.

(Beifall)

Vielen Dank, Herr Kollege Wenzel, für Ihren Bericht.

Wir beginnen jetzt mit den Haushaltsberatungen für das Jahr 2019 mit

Tagesordnungspunkt 31: Haushaltsberatungen 2019 - Allgemeinpolitische Debatte

Die Redezeiten entnehmen Sie bitte der Ihnen vorliegenden Tagesordnung. Der Ältestenrat ist davon ausgegangen, dass die Landesregierung in diesem Beratungsteil eine Redezeit von 17 Minuten nicht überschreitet.

Ich erteile nun das Wort für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Frau Fraktionsvorsitzender Anja Piel. Bitte!

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist schön, heute mal den Anfang zu machen, aber auch ein bisschen schade. Ich ahne ja schon, was von den regierungstragenden Fraktionen folgen wird. Wie oft wird die Kollegin Modder dem Herrn Ministerpräsidenten für diesen Haushalt danken?

(Zurufe von Wiard Siebels [SPD] und Johanne Modder [SPD])

- Wir zählen das mit.

Wie oft wird der Kollege Toepffer die „gute Arbeit“ von Herrn Dr. Althusmann und seinem Finanzminister Hilbers hervorheben?

(Starker Beifall bei der CDU - Dirk Toepffer [CDU]: Gute Anregung! Wir nehmen das mal auf! - Helge Limburg [GRÜNE] - zur CDU -: Ihr klatscht jetzt, weil ihr nachher nicht mehr klat- schen könnt! - Unruhe)

- Ich finde, Sie sind in Ihrer neuen Rolle großartig angekommen.

Einen Moment, bitte, Frau Kollegin! - Jetzt wieder etwas Ruhe und Ihre Aufmerksamkeit!

Sie haben einen leichten Hang zur Selbstverzwergung, würde ich sagen.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der FDP)

Wie oft wird bei der heutigen Debatte das Wort „Königsrecht“ fallen? Es heißt ja so schön: „Der Haushalt ist das Königsrecht des Parlaments.“ Aber dieses Wort, meine Lieben, steht leider in keinem Zusammenhang mehr zu dem, was in diesem Hause tatsächlich Einzug gehalten hat. Ihr Parlament wird doch ständig übergangen!

Und regen Sie sich an dieser Stelle nicht auf, Frau Modder, Herr Toepffer! Es ist ja schließlich Ihr Job, die Fraktionen zusammenzuhalten und die nötigen Stimmen zusammenzukratzen,

(Jörg Hillmer [CDU]: Das kennen wir ja von früher!)

auch dann, wenn die Landesregierung mal wieder mit irgendwelchen unausgegorenen Dingen durch dieses Parlament reitet. Die Unzufriedenheit in Ihren Reihen war in den letzten Wochen - auch in den Zeitungsberichten - förmlich mit den Händen zu greifen. Ich beneide Sie beide wahrlich nicht um Ihren Job.

Zurück zum Königsrecht. Seit Neuestem weht in Niedersachsen ja wieder ein etwas muffiger royaler Wind. Wir hatten eigentlich mal gehofft, dass der mit Wulff ausgezogen wäre. Aber das hat sich ein bisschen geändert.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Herr Weil, Sie standen lange im Ruf eines nüchternen Kämmerers und bedachten Sozialdemokraten. Jetzt gefallen Sie sich auf einmal als Retter der plötzlich verarmten Welfen. Das ist ein bisschen - so scheint es mir in den letzten Tagen - wie mit der alten Dame, der man über die Straße helfen will, die aber gar nicht über die Straße gehen will.

(Heiterkeit und Beifall bei den GRÜ- NEN und bei der FDP)

Herr Thümler, es ist tatsächlich so, wie Sie es sagen: Die Versuchung lockte Herrn Weil auch schon unter Rot-Grün. Aber - das geht an Sie alle hier - damals hatten wir als Fraktion noch eine etwas andere Rolle. Wir hatten bei diesem Ministerpräsidenten noch eine kritische Stimme. Das können Sie sich vielleicht gar nicht mehr vorstellen; das ist schon so lange her. Bei uns hat man sich noch getraut zu sagen: „Stephan, mach mal halblang!“

(Zuruf von Jörg Hillmer [CDU])

Halblang, Herr Hillmer, macht bei Ihnen heute keiner mehr.

(Beifall bei den GRÜNEN - Dirk Toe- pffer [CDU]: Wir machen ganze Sa- chen!)

Da wird die Verantwortung für ein Schloss übernommen, ohne dass man die Kosten und die Folgekosten auch nur abgeschätzt hat. Eigentlich müsste es Ihnen ein bisschen peinlich sein, wenn Sie mal über das nachdenken, was Sie eben gesagt haben. Sie haben sich dafür Tricks einfallen lassen - Sie waren ja so stolz auf diese Gesellschaft -, die so windig sind,

(Jörg Hillmer [CDU]: Was ist an der Liemak denn windig?)

dass allein die Tricks genügt hätten, um diese schöne Marienburg von der Anhöhe zu wehen.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Die Landesregierung wollte sich am Parlament vorbei ein königliches Weihnachtsgeschenk machen. Aber wie es manchmal bei der vorweihnachtlichen Schnäppchenjagd so ist:

(Dr. Stephan Siemer [CDU]: Mehr ha- ben Sie nicht?)

- Sie haben nichts mehr in der Tasche! Ihre Taschen sind leer! Das will ich Ihnen an der Stelle mal sagen.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung bei der FDP)

Manchmal fliegt einem ein solcher Deal um die Ohren. Mal ganz ehrlich, das hätten Sie besser wissen können und besser wissen müssen! Man kauft doch Immobilien dieser Größenordnung nicht, ohne sich vorher über die Eigentumsverhältnisse zu erkundigen!

(Zustimmung bei den GRÜNEN - Dirk Toepffer [CDU]: Da guckt man ins Grundbuch!)

- Herr Toepffer, Sie sind da ein bisschen naseweis. Das hätte Ihnen in diesem Fall nicht so viel geholfen; denn das Adelsrecht ist ein bisschen schwieriger, als Sie sich das offenbar vorstellen können. Man klärt vor allen Dingen vorher - - -

(Jens Nacke [CDU]: Adelsrecht? - Dirk Toepffer [CDU]: Wo studiert man das? - Jens Nacke [CDU]: Frau Piel, kümmern Sie sich mal um die Men- schen!)

- Sie können das ja mal bei Wikipedia googeln. Damit sind Sie für den Rest der Sitzung gut beschäftigt.

(Zurufe von der CDU)

- Dann würden Sie nicht so dummes Zeug reden.

(Widerspruch bei der CDU)

- Das nehme ich gerne an.

Und erlauben Sie mir in diesem Fall auch noch einen bescheidenen Zusatz: Man guckt sich nicht nur die Kostenfolgen an, sondern man beteiligt - - -

(Ulf Thiele [CDU]: Das ist peinlich!)

- Ich weiß, dass Sie das nicht mehr interessiert. Eine Große Koalition muss ja nicht mitreden. Sie muss jetzt einfach nur ganz, ganz laut dagegen protestieren.

Man beteiligt an einer solchen Stelle das Parlament. Es ist nämlich nicht das eigene Geld von Dr. Althusmann, Stephan Weil und Björn Thümler. Es ist das Geld der Steuerzahler. Darüber lässt man ein Parlament beraten.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der FDP)