Erst einmal fehlt mir bei SPD und CDU ein klares Bekenntnis dazu, dass es auch in einer digitalen Welt die Grundlage ist, dass unsere Kinder lesen, rechnen und schreiben können.
Sorgen Sie doch einmal dafür, dass alle Viertklässler lesen, rechnen und schreiben können! Dann können die sich die Digitalisierung irgendwann komplett selbst erarbeiten. Aber werfen Sie doch keine Nebelkerzen, indem Sie sagen: Wir statten die Schulen mit digitalen Endgeräten aus, und dann wird alles besser!
Sie haben ja nicht einmal eine Antwort auf die Frage, wer diese Endgeräte in den Schulen pflegen und administrieren soll. Da müssen Sie doch einmal liefern.
Die Schulen haben doch die Sorge, das Geld überhaupt auszugeben, weil völlig unklar ist, wer sich eigentlich um die Geräte kümmert. Es kann doch nicht das Ziel der Landespolitik sein, die Schulen zwar neu auszustatten, sie aber darauf zu verweisen, es so zu machen wie bisher: dass sie einen technikaffinen Lehrer finden müssen, der nebenbei ein bisschen administriert.
Und wenn die Schule keinen findet, dann hat sie Pech gehabt. - Das ist doch kein Konzept, liebe Kollegen von der CDU und liebe Kollegen von der SPD!
Wir waren sehr erstaunt, dass hier jetzt die schnelle Umsetzung des Digitalpakts in Niedersachsen gefeiert werden soll, obwohl in der Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage der FDPFraktion deutlich geworden ist, dass Sie bis heute überhaupt keine Handhabe haben, den Anteil der Kofinanzierung tatsächlich aus dem Sondervermögen herauszunehmen.
Wir haben das Gefühl: Ohne unsere Anfrage zu diesem Thema wäre Ihnen das erst aufgefallen, wenn die Rechnungen bezahlt werden müssen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Frage ist doch: Was erreichen wir, wenn in der ersten Tranche pauschal 30 000 Euro an jede Schule gehen? Was hat es mit gleicher Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler zu tun, wenn ein Schule mit 150 Schülern 30 000 Euro bekommt und eine berufsbildenden Schule mit 2 000 Schülern ebenfalls 30 000 Euro bekommt?
Das hat doch mit einer Digitalisierungsstrategie nichts zu tun. Ich bleibe dabei: Das ist ein Verteilungsmodus, im ersten Jahr das Geld einfach mit der Gießkanne zu verteilen, weil Sie noch kein Konzept haben.
Ich erwarte, dass man jetzt nicht nur ständig diesen Digitalpakt abfeiert, der weit hinter den Möglichkeiten der Grundgesetzänderung zurückbleibt. Ich erwarte vielmehr, dass diese Landesregierung schon heute anfängt, mit den anderen Ländern und dem Bund über den Digitalpakt 2.0 zu sprechen. Wir können jetzt nicht fünf Jahre in Technik investieren und erst dann wieder anfangen zu verhandeln. Wir müssen darüber reden, wie wir dauerhaft unsere Schulen mit der Zeit gehen lassen. Wir müssen darüber reden, wie durch die Grund
gesetzänderung auch in die Fortbildung der Lehrkräfte und in die Systemadministration investiert werden kann.
Das sind die Aufgaben, vor denen wir stehen. Machen Sie sich an die Arbeit, anstatt sich für Geld vom Bund abzufeiern, das Sie einfach mit der Gießkanne verteilen! Das ist keine Digitalisierungskampagne.
Sie müssen endlich in die Strümpfe kommen. Das werden Ihnen die Verbände bei der Anhörung im nächsten Monat deutlich sagen: Sie hinken noch weiter hinter der Digitalisierung her als unsere Schulen, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Regierungsfraktionen.
- Herr Dr. Pantazis und Herr Bosse, vielleicht möchten Sie Ihre angeregte Diskussion außerhalb des Plenarsaals fortführen.
„Ein Schulträger kaufte Computer, obwohl die Schule diese nicht in Auftrag gegeben hatte. Sie befanden sich originalverpackt im Keller.
In einem anderen Fall beschaffte ein Schulträger für eine Schule ein neues Whiteboard, das allerdings nicht höhenverstellbar war. Lediglich die erste Reihe der … Schüler konnte daher dem Unterricht folgen. Für die anderen war das digitale Tafelbild nicht einsehbar.
Ein anderer Schulträger erwarb 15 Computer, die jedoch mehr als ein Jahr nicht genutzt werden konnten, weil in der Schule keine passenden Anschlüsse vorhanden waren.
Im Rahmen einer Renovierung in Klassenräumen installierte ein Schulträger falsche oder ungenügende Anschlüsse für digitale Medien.
Erst nach dem Aufbau eines vom Schulträger beschafften, mobil einsetzbaren Notebookwagens stellte sich heraus, dass dieser nicht durch die Schultüren passte.“
Vorhin haben wir vor allem von der Regierungskoalition viel darüber gehört, was die Zukunft des digitalen Lernens uns bringen soll. Was ich dagegen zitiert habe, waren Berichte aus der Gegenwart - einer Gegenwart, die gerade einmal einen winzigen Bruchteil dessen erahnen lässt, was uns in Zukunft im Bereich der digitalen Bildung an Problemen erwartet; denn die Zahl der digitalen Schülerarbeitsplätze soll sich vervielfachen.
Und doch lassen diese Zitate, die ich übrigens aus dem Bericht des Landesrechnungshofes entnommen habe, erahnen, wie groß die Probleme sein werden, die bei der Digitalisierung der Bildung auf uns zukommen werden, wenn es nicht endlich einen konkreten und durchdachten Plan gibt; derzeit kann ich einen solchen nicht erkennen.
Stattdessen liegt uns im Ausschuss ein aufgeplusterter Schaufensterantrag vor, der zahlreiche - oder alle - einzelnen Initiativen aufzählt, die es in Niedersachsen zu diesem Themengebiet gibt. Von einer strategischen Planung, von einer Einteilung in sinnvolle Schritte - was man zuerst macht usw. -, von einer systematischen Verplanung der zur Verfügung stehenden Geldmittel, also von einer logischen Struktur keine Spur!
Bevor nämlich durchgängig mit digitalen Medien gelernt werden kann, müssen erst die Hausaufgaben gemacht werden. Zunächst einmal muss dafür die Infrastruktur bestehen. Das bedeutet: Glasfaserzugänge an allen Schulen, leistungsfähige Netzwerke in den Schulen - in jedem Raum -, ausgebildete Systemadministratoren an jeder Schule. Der Aufwand wird nämlich nach Zahl und Art der Geräte zunehmen, die Probleme mit unterschiedlicher Software ebenfalls. Und dann müssen Endgeräte vorhanden sein, seien sie von den Schulen gestellt, seien sie von den Eltern gestellt. Vermutlich wird es Mischsysteme geben. Die Verteilung von Software, der Zugriff auf eine Cloud - all das muss gegeben sein, und all das sind Voraussetzungen, die derzeit überhaupt nicht gegeben sind.
all das beherrschen, damit sie es zusammen mit den Schülern nutzen können. Die Lehrer sind in der Breite aber überhaupt nicht darauf vorbereitet - einzelne Personen vielleicht, aber die breite Mehrheit der Lehrer nicht. Diesen Umstand kann man nicht mal so eben nebenbei ändern. Das ist eine Aufgabe, die viele Euro verschlingt und dazu noch Jahre braucht.
All das in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen, benötigt also einen Plan. Einen solchen Plan auszuarbeiten, ist nicht so einfach zu erledigen. Aber damit sollte man schnellstens beginnen.
Wie gesagt: Ein ausführlicher Antrag zu diesem Thema liegt derzeit dem Kultusausschuss vor und wird bearbeitet. Dort könnten und sollten wir versuchen, aus der unsystematischen Ansammlung von Ideen und Einzelinitiativen einen Plan herauszuarbeiten.
Warum die SPD allerdings ein Thema, an dem aktuell im Ausschuss schon gearbeitet wird und das sie selbst dorthin gebracht hat, hier zum Gegenstand der Aktuellen Stunde macht, das kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Seien Sie ehrlich: Sie hatten kein anderes Thema!
Vielen Dank. - Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Lernen im digitalen Wandel zu gestalten, ist - insoweit sind wir uns vielleicht noch einig - eine der großen bildungspolitischen Herausforderungen. Wenn sich Technologien und Gesellschaft verändern, dann ist es eine logische und auch zwingende Folge, dass Schule und Bildung sich verändern müssen. Wir sind hierbei nicht erst seit dem Digitalpakt auf einem guten Weg.
Ich hatte bei den Beiträgen gerade von den Oppositionsfraktionen den Eindruck, Sie hätten zweierlei machen können: Entweder hätten Sie sich die Realität des Handelns auf ministerieller Seite angucken können, oder Sie hätten den Antrag der Regierungsfraktionen lesen können. Beides hätte verhindert, dass man hier solche Reden hält, wie man sie gehalten hat, meine Damen und Herren.
Erstens. Das Landeskonzept „Medienkompetenz in Niedersachsen - Ziellinie 2020“ dient seit drei Jahren - so lange besteht es nämlich schon - als Leitlinie für den Aufbau digitaler Kompetenzen und ist damit eine von sechs verschiedenen Säulen, die das Lernen im digitalen Wandel tragen. Darin werden vor allem Ziele im Bereich der verbindlichen Integration der Medienbildung in den Unterricht sowie die Intensivierung der Lehrkräftequalifizierung formuliert.
Ergänzend kommt die KMK-Strategie zur Bildung in der digitalen Welt hinzu, die nunmehr auch länderübergreifend verbindliche Kompetenzanforderungen für alle Schülerinnen und Schüler bis zum Ende der Sekundarstufe I formuliert.