Das Ende vom Lied ist: Die Gesamtschule hat sich dafür eingesetzt, dass bei diesen Schülern AO-SFVerfahren durchgeführt werden. Dabei hat sich herausgestellt: In diesen randvollen Klassen mit jeweils nur einem Lehrer und ohne jegliche sonderpädagogische Betreuung befinden sich sieben behinderte Kinder.
Sagen Sie mir bitte heute: Wie sollen die Lehrer das bewältigen? Wie erkläre ich das den Schulen, und was erklären Sie bitte den Eltern dieser Kinder, warum die Kinder nicht die Förderung bekommen, die ihnen zusteht? – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Vielen Dank, Frau Kollegin Vogt. – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht Frau Kollegin Beer.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Mit diesen Kindern stimmt etwas nicht“ – selbst wenn das jemand so gesagt haben sollte, finde ich es wirklich fahrlässig, dass Sie so etwas hier als ein Bild von Kindern transportieren. Das gehört sich so nicht! Das sage ich ganz deutlich.
Das sind wir den Kindern schuldig, nicht in dieser Art und Weise und nicht in den Schulen so zu reden.
Jetzt, im Jahr 2015 – das will ich Ihnen sagen, Herr Laschet –, haben wir dafür gesorgt, dass die Systemressourcen da sind.
Ich nenne als ein Beispiel eines aus dem Land Brandenburg. Dort sind zurzeit 75 Pilotschulen ausgestattet, die von 2012 bis 2013 …
Solche Wege gehen wir hier nicht. Wir haben diesen Prozess sorgsam angelegt. Und wesentlich ist – die Ministerin hat es gesagt, Herr Laschet –: Wir haben dafür gesorgt, dass Fortbildung in diesem Land neu aufgesetzt wird und alle Lehrer und Lehrerinnen sie in Anspruch nehmen können.
(Armin Laschet [CDU]: Zusatzbildung ersetzt keine Sozialpädagogik! Dafür haben die zehn Semester studiert!)
2.500 Stellen in der Zusatzqualifikation. Das ist das erste Mal, dass zusätzlich Studienplätze für Sonderpädagoginnen geschaffen worden sind.
Da haben Sie doch kläglich versagt. Wir haben es gemacht. Wir stellen den Hochschulen das Geld zur Verfügung. Wir stellen den Schulen über die Inklusionsfachberatung die Beratung
Meine Kinder sind im gemeinsamen Unterricht erfolgreich beschult worden. Ich habe alle Höhen und Tiefen eines gemeinsamen Prozesses schon mitgemacht. Deswegen sind wir sehr aufmerksam, was die Sorgen und Befürchtungen von Lehrern in dem Veränderungsprozess angeht. Natürlich muss man das ernst nehmen, natürlich muss man damit umgehen, aber die notwendige Unterstützung ist da. Es geht immer nach dem Prinzip von Maria Montessori: Hilf mir, es selbst zu tun. Das ist genau der Ansatz. So müssen wir arbeiten.
Und das ist genau der Fehler, liebe Kollegin Pieper, dass dieser Ansatz mit Blick auf die Doppelbesetzung so nicht funktioniert, weil dadurch immer das Bild erzeugt wird, dass die Sonderpädagoginnen die Troubleshooter im System sind, die zusätzlich dazukommen müssen.
Es funktioniert und bleibt bei gemeinsamer Unterrichtsentwicklung mit den Kompetenzen der Sonderpädagoginnen, die unverzichtbar sind und natürlich ihre Spezialkenntnisse einbringen. Aber es ist nicht immer überall zu 100 % Doppelbesetzung notwendig.
Meine Kinder haben das auch so erlebt, und sie sind im Unterricht nicht beschädigt worden, sondern es hat sich eine andere Unterrichtskultur entwickelt, in der individuelle Förderung wirklich umgesetzt worden ist. Das ist das Prinzip, auf das wir hinaus müssen. Das wollen wir weiter unterstützen, und das tun wir.
Sie haben doch die Fortbildung in den Sand gesetzt. Sie haben versucht, das Landesinstitut dichtzumachen. Anderthalb Jahre lang haben wir eine Fortbildungsbrache gehabt. Wir setzen das jetzt systematisch auf. 300 Moderatorinnen, fortgebildet, stehen den Schulen zur Verfügung.
Kollege Kaiser, ich lade Sie nach Paderborn ein. Denn da gibt es ein Beratungshaus, das die Eltern von der Frühförderung über die schulische Laufbahn begleitet, wo sie alle Expertise finden und wo auch die Laufbahnberatung stattfindet.
Das gibt es auch im Bereich der Bezirksregierung Münster. Von dort aus machen die Kreise jetzt dieses gute Modell nach.
Herr Kaiser, kommen Sie mit nach Paderborn, um sich das anzusehen, ja oder nein? Dann können Sie gute Praxis kennenlernen, und die verstetigen wir im Land.
Noch einmal: Inklusion ist kein Zustand, sondern ist ein Prozess. Wenn Sie in den Prozess nicht einsteigen wollen, weil Sie hier noch nicht einmal zuhören, um in den Prozess hineinzukommen, dann ist das Ihre Karte. Aber bitte tun Sie mir einen Gefallen: Reden Sie nicht in dieser Art von „Kindern, mit denen etwas nicht stimmt“.
Wir nehmen Lehrer ernst, wir nehmen Eltern ernst, und für uns stehen die Kinder im Zentrum. Wir gehen mit niemandem fahrlässig um.
Sie machen den Alarmismus, der die Verunsicherung weiter in das Land trägt. Sie sind heute Morgen Ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollegin Beer, grüne Betroffenheitspolitik, wie Sie sie hier an den Tag legen, wird der Dramatik der Missstände, die an den Schulen in Nordrhein-Westfalen herrschen, in keiner Weise gerecht. Das muss ich einmal ganz deutlich sagen.