Wir haben qualifizierte Angebote der Kinder- und Jugendhilfe. Sie müssen eine Chance haben, in einer
Wir haben für unser Modell – auch das ist eine Besonderheit – eine Mischform gewählt zwischen Freiwilligkeit und Verbindlichkeit. Freiwillig ist die Entscheidung zur Anmeldung. Wenn die Anmeldung erfolgt ist, ist die Teilnahme verpflichtend. Wir haben das getan, um die pädagogischen Vorteile einer verpflichtenden Ganztagsschule, die es ohne Zweifel gibt, nutzen zu können und trotzdem die freiwillige Entscheidung bei den Eltern hoffentlich zusammen mit den Schülerinnen und Schülern, zu lassen. Ich halte das nach wie vor für einen wegweisenden Weg. Ich halte diese Grundsatzentscheidung nach wie vor für richtig.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, natürlich kann alles Gute noch besser werden. Ich sage ausdrücklich, dies ist ein Schulentwicklungsprojekt. Ich bin mit großer Sorge erfüllt, wenn mir eine Schule sagt: Wir haben unser Konzept, daran werden wir nichts mehr ändern. Alles muss so bleiben, wie es ist. – Ich bin hoch erfreut, wenn mir eine Schule sagt: Wir haben gute Erfahrungen gemacht, aber wir haben schon die Ziele für das nächste Jahr, für die nächsten zwei Jahre, für die nächsten fünf Jahre bestimmt, weil wir uns weiterentwickeln wollen. – Das ist eine Kultur, die in den Ganztagsschulen ganz stark ausgeprägt ist und die ich mir insgesamt für das Schulsystem noch sehr viel stärker wünsche, die Offenheit für neue Entwicklungen.
Die Erfahrungen sind in der Tat positiv. Wir hatten bei Schulträgern und Schulen jeweils deutlich mehr Anträge, als wir bewilligen konnten. Wir haben eine positive Resonanz bei den Eltern. Wir haben aber auch bei den Schülerinnen und Schülern sehr schöne Aussagen, die dieses Projekt unterstützen. Das ist ein Punkt, der mir auch besonders wichtig ist. Wir haben auch eine tolle Unterstützung durch die großen gesellschaftlichen Gruppen, gerade auch durch die Rahmenvereinbarungen, die wir geschlossen haben. Die Ganztagsschule, gerade weil sie neue Wege geht, ist ein Projekt, das von der Schule, aber auch vom schulischen Umfeld getragen wird. Ich habe den Eindruck, dafür, dass wir erst seit eineinhalb Jahren sozusagen in der konkreten Umsetzung sind, haben wir einen weiten Stand der pädagogischen Konzeption erreicht.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Lassen Sie mich ein bisschen etwas aus dem Bericht vorlesen:
„Unterstützung beim Lesen, Schreiben und Rechnen“, „Diskalkulie“, „ADS“, „Umgang mit dem Computer“, „Fremdsprachen-AG“, „Spielen mit Sprache“, „Knobelaufgaben Mathe“, „Saurier“, „Römer“, „Himmelskunde“, „Stütz- und Liftkurse“, „Begabungsförderung“, „Hochbegabtenförderung“. – All diese Dinge bezeichnet mein Kollege Keller locker und vergnügt als Betreuung. Herr Keller, wenn die Definition bei Ihnen lautet „Betreuung gleich Begabungsförderung“, dann dürfen Sie weiterhin sagen, dass unsere Ganztagsschulen betreuen; denn wir wissen aus der Auswertung, dass unsere Ganztagsschulen diese wirklich hoch qualifizierten Angebote nachmittags machen. Das hat für uns mit bloßer Betreuung wahrlich gar nichts zu tun.
Die Frau Ministerin hat eben schon darauf hingewiesen. Ich darf in diesem Zusammenhang auch die Bemerkung von Herrn Wiechmann mit einer relativ großen Empörung zurückweisen, dass all diejenigen, die kein Studium zu einer Lehrkraft absolviert haben, wenn sie denn dann an der Schule tätig sind, betreuen würden. Das ist eigentlich wirklich eine Beleidigung für all diejenigen, die in diesen Projekten sind. Wenn sie dann dazwischen gerufen haben „Da schauen sie dann doch einmal nach dem Sport“, dann möchte ich doch daran erinnern, dass für uns Sport eigentlich eine ganz wesentliche Bildungsund Erziehungsleistung hat. Herr Kollege, die Europäische Union hat das nächste Jahr zum Jahr mit dem Titel „Europäisches Jahr der Erziehung durch Sport“ gemacht. Vielleicht relativieren wir dann einmal die Definition des Begriffs „Sport“.
Noch einige wenige Sätze: Die Offenheit, die unsere Ganztagsschulen den Schulen selbst für ihre Schulentwicklung bieten, schwappt über auf die anderen Schulen, die auch Schulentwicklung und Profilbildung durchmachen. Ohne das Projekt „Ganztagsschulen“ wäre diese pädagogische Offenheit im Zweifelsfall in unseren Schulen nicht eingezogen, gäbe es diese Qualitätsentwicklung in Schulen nicht.
Noch etwas, was es wahrscheinlich nicht gäbe, nämlich das Bundesprogramm für Ganztagsschulen gäbe es ohne das erfolgreiche Projekt „Ganztagsschulen in Rheinland-Pfalz“ ganz bestimmt nicht. Da möchte ich ein bisschen mehr als die Bescheidenheit der Ministerin in die Debatte werfen.
Wäre nicht durch das rheinland-pfälzische Projekt „Ganztagsschule in neuer Form“ nachgewiesen worden, welch hohe Akzeptanz in der Bevölkerung Ganztagsschulprojekte haben und welch hoher Bedarf in der Bevölkerung besteht, wäre auch – dies wissen wir selbstkritisch genug – in Berlin von der Bundesregierung dieses 4-Millarden-Programm nicht aufgelegt worden. Das hat sich deutlich nach den positiven Erfahrungen in Rheinland-Pfalz entwickelt.
Noch einen Satz zu den heterogenen Gruppen: Lieber Herr Kollege Keller, ich lade Sie hiermit offiziell ein. Begleiten Sie mich zur Martinus-Schule in Mainz. Diese Schule hat sich dem Modellprojekt, das in BadenWürttemberg gestartet wurde, angeschlossen,
altersgemischte Grundschulklassen zu entwickeln. Heterogener können Schulklassen gar nicht sein. Schule für alle, auch noch altersgemischt, findet in Mainz in der Martinus-Schule statt. Begleiten Sie mich. Schauen Sie sich an, wie Arbeit mit heterogenen Gruppen erfolgreich sein kann.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Noch einmal zu dem Investitionsprogramm des Bundes: Das haben wir gelobt. Die Landesregierung kann froh sein, dass es gekommen ist,
weil an fast jeder Schule bauliche Maßnahmen notwendig sind. Das hat eine Umfrage der Lehrerverbände ergeben.
Ohne diese Bundesmittel hätten einige Ganztagsschulen nach einem Jahr ihren Betrieb schon eingestellt, weil es räumlich nicht mehr gegangen wäre.
Gescheitert wären bereits auch einige Schulen, wenn es nicht das übergroße Engagement vieler Schulleitungen und Lehrer gegeben hätte.
Ohne die vielen engagierten Lehrerinnen und Lehrer wäre das zum Teil gescheitert. Deswegen ein herzliches
Dankeschön an sie, aber auch an die in der Regel kommunalen Schulträger, die trotz schwierigster Haushaltssituation sich zur Mitfinanzierung bereit erklärt haben.
Aber es gibt weitere Probleme. Darüber reden Sie aber nicht. Das ist die Ganztagsschulwirklichkeit, dass einige Schulen bereits für den zweiten Jahrgang, also für das laufende Schuljahr, mit rückläufigen Anmeldezahlen zu kämpfen hatten. Davon hört man nichts.
Warum war dies so? Sagen Sie einmal etwas dazu. Es gibt trotz Verpflichtung für ein Jahr eine beträchtliche Anzahl von Ganztagsschulabbrechern, möglicherweise mit guten Gründen. Aber warum sagen Sie dazu nichts? Die Schulen halten sich bedeckt, weil es nicht sein darf, was in der Tat leider aus verschiedenen Gründen doch oft der Fall ist. Aber diese Schönrederei, machen Sie die weiter. Uns ist die Sache viel zu ernst. Wir beschäftigen uns mit den Inhalten, nicht nur, wie Sie, mit den Zahlen.
Sie starren auf die magische Zahl 300, und für Sie ist anscheinend Masse, also das Äußere, entscheidender als Klasse, nämlich der Inhalt.
Wenn Sie sagen, es ist eine bildungspolitische Maßnahme, dann versetzen Sie die Schulen in die Lage, dass sie vor allem auch bildungspolitisch tätig sein können. Zurzeit ist das nicht der Fall.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Kollege Keller, Ihr Dank an die Lehrerinnen und Lehrer kommt etwas merkwürdig rüber, wenn Sie danach direkt wieder anfangen, das, was dort in den Schulen von den Lehrerinnen und Lehrern, denen Sie gerade dankten, geleistet wurde, in der Qualität zu bemängeln.