Dort ist beileibe nicht alles gut. Es gibt jede Menge ungelöster Baustellen, und zwar bestehen sie auch nicht erst seit gestern. Die Betroffenen werden dort vor Ort alleine gelassen.
Dort berichtet man durchgängig – und zwar in allen Schularten –, dass die Klassen immer heterogener werden und es aufgrund der politischen Zielsetzung möglichst umfassender Inklusion immer schwieriger wird zu unterrichten. Die entsprechenden Ressourcen dafür werden aber seitens des Landes nicht bereitgestellt.
Für uns war klar – das sehen auch alle Fachleute so –: Echte Inklusion gibt es nicht zum Nulltarif. Hier in RheinlandPfalz fährt man leider Schmalspur, und zwar auf dem Rücken der Schüler und Lehrer.
So ist es zum Beispiel Fakt – ich nenne nur ein Beispiel aus der Praxis –, die Förderstunden werden nach der Anzahl der Kinder mit Förderbedarf gemessen. Was ist aber zum Beispiel mit den Kindern mit Teilleistungsschwächen? Sie werden einfach nicht mit hineingerechnet.
Dort sagt man ganz klar, jawohl, wir haben die, es gibt noch Hochbegabte, es gibt noch weitere Auffällige. Es gibt ein Zauberwort, wie die Lehrer das nebenher machen, das heißt Binnendifferenzierung. Wissen Sie, was die Lehrer machen, wenn Sie dieses Wort sagen? Sie verdrehen die Augen,
Wir hatten auch Gespräche mit berufsbildenden Schulen. Ich habe es ehrlich gesagt nicht für möglich gehalten, was mir dort berichtet wurde. Nicht nur die bekannten Baustellen Fachlehrermangel und hoher Unterrichtsausfall an den berufsbildenden Schulen, an dieser Schulart wirken sich besonders auf die Situation, die Herausforderung mit den Flüchtlingskindern aus. Sie landen meistens im Berufsvorbereitungsjahr. Hier gibt es aber überhaupt kein Curriculum. Das muss man sich einmal vorstellen.
Es gibt auch kein Zeugnis für sie nach diesem Berufsvorbereitungsjahr. Jetzt gehen einige Schulen hin und stellen auf Eigeninitiative Bescheinigungen aus, damit diese Schüler am Schuljahresende irgendetwas in der Hand halten. Die gesamte Anschlussfähigkeit steht aber überhaupt nirgendwo. Sie ist völlig ungeklärt.
Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Es ist doch nicht so, dass die Flüchtlingskinder erst seit gestern in Rheinland-Pfalz sind. Es gibt bis heute kein Konzept hier, das erfolgreich umgesetzt werden könnte.
Nun noch einige Worte zu den Zahlen: Frau Brück, Sie reden von den 1.100 Lehrern. Das ist auch nicht seriös. Das sind die Lehrer, die jetzt wieder eingestellt wurden, nachdem sie vor den Sommerferien entlassen wurden.
An echten neuen Stellen – das ist das, was Ihre Bildungsministerin sagt und veröffentlicht hat – wurden 270 Lehrerstellen geschaffen.
So ist es. Ich habe sie aufmerksam gelesen. Wenn sie das auch haben, dann hätte ich mir eigentlich gewünscht, dass Frau Brück anders darüber berichtet.
Jetzt muss man wissen, bei 270 zusätzliche Lehrerstellen verschweigen Sie aber, dass in den vergangenen Jahren 1.500 Lehrerstellen abgebaut wurden.
Hinzu kommt, dass in diesem Jahr die Schülerzahlen um 4.000 steigen. Alleine für diese Schüler bräuchte man schon rund 200 Lehrer. Das heißt, wir haben jetzt nur noch ein Delta von 70 Lehrer, die übrig bleiben. Damit bitte ich, einmal einen Blick in die Schulrealität zu werfen.
Die Zahl der Schüler mit Sprachförderbedarf steigt. Sie wollen mehr Ganztagsschulen. Sie wollen mehr Inklusion. Es soll die Zahl der Oberstufen steigen. Das wollen Sie alles mit den 70 Lehrern machen. Also, es wird jedem klar, das kann vorne und hinten nicht funktionieren.
Frau Brück, vielleicht sage ich abschließend in der ersten Runde noch ein Wort zur Schuldenbremse. Sie haben es eben angesprochen. Es ist natürlich ganz dumm, wenn gerade jetzt eine Ministerratsvorlage bekannt wird, in der steht, dass man mit Blick auf die Schuldenbremse bis zum Jahr 2020 noch einmal 310 Lehrerstellen abbauen muss.
Ich sage Ihnen ganz klar, es ist vorprogrammiert, dass die Schulbedingungen hier in Rheinland-Pfalz schlicht und ergreifend schlechter werden und dies auf dem Rücken von Lehrern und Schülern ausgetragen wird.
(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Gestern schlecht, heute schlecht, jetzt kommt einmal eine Fachfrau!)
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Bevor ich auf den Antrag Bezug nehme, möchte ich auf meine Vorredner in einem Punkt schon einmal reagieren. Sie haben gesagt, wenn die Lehrer den Begriff der Binnendifferenzierung hören, dann verdrehen sie die Augen.
Liebe Kollegen, Sie beleidigen damit alle Lehrerinnen und Lehrer, die sich differenziert vorbereiten und die Heterogenität im Auge haben.
An Integrierten Gesamtschulen ist die Heterogenität immer vorhanden. Die Lehrer, die dort arbeiten in nicht differenzierten Fächern – das sind die meisten –, die müssen binnendifferenziert arbeiten. Ich halte es für schon sehr
Jetzt kommen wir zum Schuljahresstart. Das ist unser eigentliches Thema. Wir haben eine Steigerung von Schülerzahlen um 4.100 im Vergleich zu der amtlichen Schulstatistik, die im Herbst erhoben wurde. Das hatte zur Konsequenz, dass wir 270 Stellen mehr für das laufende Schuljahr schaffen konnten. Auch der Vertretungspool – Frau Brück hatte das schon gesagt – wird im zweiten Halbjahr aufgestockt werden, und zwar um 200 Beamtenstellen.
Bei der Verteilung der Lehrkräfte auf die Schulen fällt auf, dass die Zahlen der eingeschulten Grundschulkinder deutlich gestiegen sind, was letztlich auch auf die hohe Zahl von Flüchtlingskindern im letzten Jahr zurückzuführen ist.
Bei den Realschulen plus werden nach und nach – das wurde im Koalitionsvertrag niedergeschrieben – die didaktischen Koordinatoren eingestellt. Damit wird diese Schulart aufgewertet und entlastet, was unser ganz konkretes Anliegen ist.
Ferner zeichnet sich der Schulstart 2016/2017 dadurch aus, dass die Sprachförderung deutlich erhöht wurde, und zwar sowohl für deutsche Kinder