Das ist genau das, was dahintersteckt. Sie wollen nur Verbote und wollen den Lehrkräften bis ins Letzte vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben.
(Beifall bei SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Sie wissen doch gar nicht, was wir wollen! – Weitere Zurufe von der AfD)
Wenn wir uns anschauen, was die Praktikerinnen und Praktiker vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) und von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagen, dann sagen sie genau das, was wir sagen. Sie arbeiten verantwortungsvoll, sie sind ausgebildet, sie können genau auswählen, und sie können auch genau differenzieren.
Wir reden hier über ein Scheinproblem, und das offengestanden auf der Grundlage einer Studie, die Sie alle
genauso wenig kennen wie ich, denn wir alle kennen nur die Artikel. Diese Studie, die im Rahmen einer Dissertation erstellt worden ist, ist nämlich noch nicht veröffentlicht. – Und das ist die Aktuelle Debatte!
Herr Präsident! Frau Ministerin, ganz Deutschland diskutiert darüber, und Sie wundern sich, dass wir es hier zu einer Aktuellen Debatte machen, obwohl die Studie nicht veröffentlicht ist. Meine Damen und Herren, Parlamentarismus hat auch damit etwas zu tun, die Dinge zu diskutieren, die auf dem Tisch liegen, und nicht zu warten, bis dann alles eins zu eins nachgelesen werden kann.
(Beifall der CDU und des Abg. Martin Louis Schmidt, AfD – Abg. Martin Haller, SPD: Es liegt noch nicht einmal unter dem Tisch! – Weitere Zurufe von der SPD)
Dann gebe ich Ihnen noch etwas mit – Frau Brück hat es gesagt, die Ministerin auch –: Nein, wir sind nicht die Vertreter der Lehrerverbände in dem Punkt. Wir sind die Vertreter der Kinder und der Eltern, damit dort eine ordentliche Bildung gemacht wird.
Wenn Sie es ernst meinen, diese Dinge dann tatsächlich zu hinterfragen: Ja, ich biete Ihnen an, wir laden die Autorin in den Bildungsausschuss ein – zu der IQB-Studie haben wir das auch gemacht –, dann können wir im Detail diese Dinge besprechen, die Erkenntnisse diskutieren. Dann nähert man sich diesem Thema gerne auch weiter sachlich an.
Sie haben die VERA- und IQB-Studien zitiert und auf die Methodik hingewiesen, absolut richtig. Deshalb habe ich die VERA-Studien und dann die IQB-Studien hintereinandergereiht, weil dann die 3. Klasse und die Verbesserung der 4. Klasse abgelesen werden kann. Von der IQB-Studie bleibt dann eben hängen, dass nach wie vor fast ein Viertel der rheinland-pfälzischen Grundschüler nicht den Mindeststandard in der Orthografie erreichen.
Das liegt nicht nur an einer Methode – absolut richtig, habe ich auch nicht behauptet –, sondern es geht darum, dieses System Grundschule tatsächlich ordentlich aufzustellen. Das hat auch nichts mit fehlendem Vertrauen in die Lehrkräfte zu tun, sondern ich sage Ihnen, Frau Ministerin, Sie
lassen diese engagierten Lehrkräfte schlicht und ergreifend im Stich. Sie lassen sie im Stich dadurch, dass Sie keine ausreichenden Sprachförderstunden geben.
Die Große Anfrage wird es zeigen. Die Kleinen Anfragen zum Kreis Germersheim und zu Ludwigshafen zeigen es jetzt auch schon: Die Zuweisung von Sprachförderstunden ist eher
dem Zufall geschuldet als einer gewissen Systematik. Wenn man sich dann noch die Förderstunden im Bereich der behinderten Kinder anschaut, die weder ausreichend noch individuell auf das Kind abgestimmt sind, ergibt sich ein weiterer Punkt, genauso wie – grundlegend – die Unterrichtsversorgung,
die eben auch nach wie vor so zugewiesen wird, dass weiterhin struktureller Unterrichtsausfall stattfindet. Das sind die Probleme, weshalb unsere Kinder in den Grundschulen leiden und nicht richtig Lesen und Schreiben lernen, zumindest diese 25 %, über die wir reden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Brandl, ich glaube, das ging alles ein bisschen durcheinander. Sie müssen sich schon entscheiden: Entweder sind Sie Anwalt für die Eltern und Kinder oder für die Lehrkräfte. Anschließend sagen Sie, die Landesregierung lässt die Lehrkräfte im Stich. – Das stimmt doch überhaupt gar nicht. Was Sie hier betreiben, ist Realitätsverweigerung.
Wenn Sie sich immer wieder auf diese eine Methode – „Schreiben nach Gehör“, „Lesen durch Schreiben“ – kaprizieren, dann muss man fragen, wo eigentlich das gesamtpolitische Bildungskonzept der CDU ist. Noch einmal: In 14 von 960 Grundschulen
wird im Anfangsunterricht ganz zu Beginn überwiegend diese Methode eingesetzt. An allen Grundschulen wird ein Methodenmix eingesetzt. Die Lehrkräfte entscheiden selbstständig, welche Methode sie einsetzen, was für die jeweiligen Kinder gut ist, nach welchen Methoden am besten in der jeweiligen Klasse für das jeweilige Kind Lesen und Schreiben gelernt werden kann.
Das ist dann vielleicht auch der Unterschied zwischen Opposition und regierungstragenden Fraktionen. Wir sind die Anwälte für alle, nicht nur für Eltern und Kinder – selbstverständlich auch für die – aber wir sind auch verantwortlich für unsere gut ausgebildeten und engagierten Lehrkräfte. Wir wollen eben nicht, dass deren Arbeit diskreditiert wird, weil sie sehr engagiert
(Beifall bei SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abg. Michael Frisch, AfD: Als ob die Lehrer Ihre Bildungspolitik verstehen würden!)
und fachlich und methodisch kompetent sind und genau wissen, was sie in den Klassen machen. Deshalb wollen wir die Lehrkräfte unterstützen.
Die Ministerin hat gesagt, dass es in ganz vielen Punkten ganz viele Herausforderungen gibt, die wir angehen, und wir auch nicht nachlassen in der Bildungspolitik, eben stetig besser zu werden mit den unterschiedlichen Methoden in der Lese- und Rechtschreibförderung, mit dem Grundwortschatz, mit „Lesen macht stark“, mit Lesepaten, dem LESESOMMER, der Förderung in Ganztagsschulen und vielem, vielem anderem mehr. Deshalb muss man den Ursachen schon viel tiefer auf den Grund gehen.
Rahmenbedingungen, die wir den Schulen auch geben müssen. Lassen Sie uns also diejenigen unterstützen, die diese engagierte Arbeit tun, und das machen wir mit der Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz, und dabei werden wir auch nicht weiter nachlassen.
(Beifall bei SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Thomas Roth, FDP – Abg. Johannes Zehfuß, CDU: Thema leider verfehlt!)
Sehr verehrtes Präsidium, sehr verehrte Kolleginnen! Sehr verehrte Staatsministerin, Sie haben sich eben gegen den Begriff „Experimente“ gewehrt, aber wir haben eine Lehrmethode in den Grundschulbereich eingeführt ohne empirische und wissenschaftliche Vorarbeit, ohne Studien, sondern die Personen, die das vertreten haben, sind Gurus, so würde ich sie einmal nennen, linke Gurus,
die eine unübersichtliche akademische Laufbahn aufzuweisen haben. Es ist ein Experiment, wenn Sie jetzt Studien fordern; Sie hätten sie am Anfang fordern müssen.
Ich sage Ihnen noch etwas: Um das Ganze zu reparieren, werden Sie an irgendeiner Stelle wieder auf das Diktat zurückgreifen müssen.
Selbstverständlich, das werden wir sehen. Ich frage mich schon, wie viele Studien es noch bedarf, damit die Landesregierung ihre ideologischen Scheuklappen ablegt