Protokoll der Sitzung vom 20.09.2018

die ein Bild des wegen Volksverhetzung verurteilten Akif Pirinçci ziert.

Wenn man den nicht zitierfähigen Quatsch durchliest, den Herr Servaty öffentlich von sich gibt, fragt man sich, warum ein Mensch mit dieser politischen Gesinnung bei Ihrer Listenaufstellung durchkommt.

(Beifall der FDP, der SPD, der CDU und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD – Glocke des Präsidenten)

Herr Junge, da kann man nur feststellen: Das war nicht so schlau.

Herr Junge, ich weiß nicht, ob Sie es merken, aber innerhalb Ihrer Fraktion wächst der Druck gegen Sie. Sie werden von hinten untergraben. Ich glaube, Sie sind Ihr Amt schneller los, als Ihnen lieb ist.

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Bleiben Sie doch mal hinter dem Pflug! – Zuruf des Abg. Dr. Timo Böhme, AfD)

Vielen Dank.

(Beifall der FDP, der SPD, der CDU und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für die Landesregierung hat Herr Staatsminister Roger Lewentz das Wort.

Verehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte nicht auf diese hilflosen Argumentationsmuster von Herrn Junge eingehen.

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Weil Sie keine Antworten haben!)

Ich zitiere heute nicht noch einmal das eindeutige Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur NPD. Sie wissen, dass ich mir dieses Urteil sehr zu eigen mache. Verfassungsfeindliche Aktivitäten werden in Rheinland-Pfalz auf keinen Fall geduldet,

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Was ist mit der KPD?)

nein, sie werden scharf verfolgt.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Das haben wir heute Morgen gehört! – Zurufe von SPD und AfD)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Altbundespräsident Joachim Gauck hat beim Empfang zum Tag des Grundgesetzes in Berlin am 23. Mai 2016 ausgesprochen, ich zitiere gerne: „Die Toleranz des demokratischen Verfassungsstaates endet dort, wo zu Hass und Gewalt aufgestachelt wird.“ Das ist vollkommen richtig.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Das war nicht die Frage!)

Lassen Sie mich zu Beginn meiner weiteren Ausführungen klar feststellen: Die Frage des Umgangs mit dem Rechtsextremismus beantwortet sich mit Blick auf diese mahnenden Worte und auf die jüngere deutsche Geschichte von selbst. Toleranz gegenüber dieser zutiefst menschenverachtenden Weltanschauung und ihren Protagonisten darf es für Demokratinnen und Demokraten nicht geben, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall im Hause)

Herr Junge, Sie haben geklatscht. Ich sage, es ist daher politisch hochgradig fahrlässig, sich inhaltlich und persönlich auch nur in der Nähe von Rechtsextremismus zu bewegen oder gar den Schulterschluss mit Rechtsextremisten zu suchen.

(Abg. Dr. Timo Böhme, AfD: Das gilt für Sie und den Linksextremismus genauso, Herr Minister! – Abg. Dr. Bernhard Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Herr Böhme, Sie sind auch rechtsradikal!)

Wissen Sie, diese dauernde heulsusenhafte Entschuldigung zum Thema „Marsch mit Pegida“, die kann doch hier keiner mehr hören.

(Beifall der SPD, der CDU, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Pegida ist doch nicht extremistisch! Zurufe von SPD und AfD)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wo beginnt der Extremismus? Maßstab für die Landesregierung in der Frage der Extremismusdefinition

(Abg. Michael Frisch, AfD: Ist der Innenminister!)

ist das Landesverfassungsschutzgesetz. Als extremistisch oder verfassungsfeindlich werden demnach politisch bestimmte ziel- und zweckgerichtete Verhaltensweisen beschrieben, die darauf abzielen, die freiheitlichdemokratische Grundordnung zu beseitigen oder außer Geltung zu setzen. Auf den Punkt gebracht: Extremismus ist per se die Antithese zur Demokratie.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Ja, die DKP auch!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Extremismus muss – und in meiner Verantwortung wird – daher stets im besonderen Blickfeld des Staates bleiben. Dem Verfassungsschutz kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Er hat die Aufgabe, jedwede Form des Extremismus systematisch zu beobachten und zu analysieren, sei es mit offenen oder mit verdeckten Maßnahmen.

Im Fall der sogenannten AfD werden offen zugängliche Informationen über Aktivitäten, Aussagen oder eine potenzielle Zusammenarbeit mit extremistischen Gruppierungen dahin gehend gesichtet und bewertet, ob sich – ich habe das im Innenausschuss ausgeführt – zum einen daraus Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung ergeben

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Gibt es nicht!)

und es sich zum anderen dabei nicht nur um das Verhalten Einzelner bzw. Einzelmeinungen oder -agitationen handelt, sondern um Aktivitäten, die der Partei insgesamt zuzurechnen sind.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Insgesamt zuzurechnen! – Weitere Zurufe von der AfD)

Erst wenn alle diese Punkte bejaht werden können, kann auch eine förmliche Beobachtung durch den Verfassungsschutz erfolgen.

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Die Kriterien sind nie erfüllt!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Feststellung kann zum jetzigen Zeitpunkt bezogen auf die sogenannte AfD in Rheinland-Pfalz noch nicht getroffen werden. Es gibt allerdings unbestreitbare Hinweise, die auf Kontakte zwischen einzelnen rheinland-pfälzischen AfD

Funktionären und Rechtsextremisten oder die Nähe zu rechtsextremem Gedankengut hindeuten. Wir haben dies im Innenausschuss ausführlich besprochen. Exemplarische Beispiele sind von den Vorrednern genannt worden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, mein Fazit lautet daher: Noch reden wir von einzelnen Puzzleteilen. Mehren sie sich, entsteht ein Bild. Ich darf Ihnen daher versichern, dass die Landesregierung wachsam bleiben wird; denn allein mit dem Ausschluss des Herrn Ahnemüller aus der Fraktion wird es nicht getan sein, Herr Junge.

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Sehr richtig!)

Ich glaube, wir wissen sehr genau, warum Sie ihn ausgeschlossen haben.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Wir offensichtlich auch! – Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Oder eben nicht!)

Verdichtet sich die Erkenntnislage, wird augenblicklich neu zu bewerten sein. Ich darf Ihnen versichern, dass wir weiter besonnen und mit Augenmaß vorgehen werden.

(Zuruf von der AfD)

Eine politische Einflussnahme auf den Verfassungsschutz, wie von Ihnen, Herr Junge, gerne vollmundig unterstellt,

(Abg. Martin Haller, SPD: Das ist eine Frechheit! – Zuruf des Abg. Uwe Junge, AfD)

hat es dabei nicht gegeben und wird es dabei auch nicht geben.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Du liebes bisschen! – Zuruf von der AfD: Schauen Sie mal die sogenannte SPD an!)

Vielen Dank, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall der SPD, der CDU, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat Frau Abgeordnete Schellhammer das Wort.

Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben das Erwartbare gehört: Ablenkungsmanöver und an den Haaren herbeigezogene Gegenangriffe.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Ach! – Heiterkeit und Zurufe der AfD)