Ich finde bemerkenswert, dass sich hier zeigt, was die ehrenamtliche Arbeit der über 130 Mitarbeiter und die private Initiative alles schaffen kann, von dem das Land Schleswig-Holstein in großem Umfang profitiert. Ich möchte mich aus diesem Grund im Namen der FDP-Fraktion ganz herzlich bei allen Helfern für ihre Arbeit bedanken.
Ich finde es schon traurig - traurig insbesondere für diejenigen, die sich engagieren -, wenn trotz des hohen
Engagements nach wie vor eine Deckungslücke - jetzt nehmen Sie mir es nicht übel, wenn ich das in diesem Zusammenhang so sage - von lächerlichen 36.000 DM besteht. Das ist lächerlich aus der Sicht des Landeshaushalts, möglicherweise aus unserer Sicht, aber es ist für diejenigen überlebensnotwendig, die immer am Jahresende um das Fortbestehen des Kinder- und Jugendtelefons bangen müssen. Das finde ich traurig und es ermuntert vor allem die ehrenamtlichen Helfer nicht, ihre Arbeit weiter zu machen, wenn sie an jedem Jahresende fragen müssen, ob sie nächstes Jahr so weiter arbeiten können, wie sie es gern möchten. Das heißt, jedes Jahr aufs Neue müssen die Beteiligten darauf hoffen, dass ihre ehrenamtliche Tätigkeit auch honoriert wird.
Die FDP-Landtagsfraktion sieht in beiden Nottelefonen einen wichtigen und notwendigen Beitrag zur Kinder- und Jugendpolitik. Sehr geehrte Frau Ministerin Lütkes, wie ich dem Bericht entnehmen konnte dazu brauchte ich den Bericht gar nicht, das weiß ich auch so -, sehen Sie und sieht die Landesregierung das auch so. Dann frage ich mich allerdings - auch unter Berücksichtigung der Ausweitung der Beratung durch das so genannte Elterntelefon -, warum wir uns erst jetzt, und zwar auf Initiative der CDU, darüber Gedanken machen. Es war natürlich der Berichtsantrag der CDU, der dazu angestoßen hat. Ich finde, es kommt ein bisschen spät, erst wieder kurz bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist, dass wir uns grundsätzlich darüber Gedanken machen, wie wir die Arbeit des Kinder- und Jugendtelefons dauerhaft sichern können.
Frau Ministerin, ich denke, es ist richtig, was Sie gesagt haben. Es ist jetzt allerhöchste Zeit, dass gemeinsam mit den Kreisen und kreisfreien Städten ein dauerhaftes Finanzierungskonzept entwickelt wird. Ich weiß nicht, ob ich Sie beglückwünschen oder Sie bemitleiden soll, denn mit den Gesprächen in den Kreisen und kreisfreien Städten kommt sicher eine ganze Menge Arbeit auf Sie zu.
Angesichts knapper Kassen gehe ich davon aus - und ich bin davon überzeugt -, dass natürlich auch den ehrenamtlich Tätigen klar ist, dass sie keine riesigen Unterstützungsleistungen erwarten können. Nichtsdestotrotz heißt Unterstützung nach unserer Auffassung auch, dass wir ein ganz klares Signal senden, dass wir sie nicht im Regen stehen lassen, sondern dass wir wenn wir den Bericht im zuständigen Sozialausschuss debattiert haben - am Abschluss der Diskussion klarmachen, dass wir den Willen, auch den finanzpolitischen Willen - das an die Kollegen Finanzpolitiker haben, die Einrichtung dauerhaft zu sichern.
Über das Wie gibt es möglicherweise unterschiedliche Meinungen. Zum Beispiel bin ich der Meinung, dass man die Ministerin dazu ermuntern sollte, ihre Stellung dafür zu nutzen, weitere Spenden einzuwerben. Wie wir das dauerhaft sichern wollen, darüber gibt es möglicherweise im Detail unterschiedliche Auffassungen. Ich bin aber sicher, es gibt keine Differenzen darüber, dass wir eine dauerhafte Finanzierungsbasis schaffen wollen.
(Beifall bei FDP und CDU sowie der Abge- ordneten Birgit Herdejürgen [SPD] und San- dra Redmann [SPD])
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zuerst einmal ein herzliches Dankeschön an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diesen Bericht erstellt haben. Für mich ist das ein Bericht, der in seiner Kürze und Sachlichkeit vorbildlich ist.
Ich möchte Ihnen nicht das vortragen, was ich mir aufgeschrieben habe, weil das schon mehrfach gesagt worden und auch in meiner Pressemitteilung nachzulesen ist.
Alle haben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ehrenamtlich tätig sind, vor allem den Jugendlichen, gedankt. Angesprochen worden ist der Dank an die Sponsoren, vor allem an die Telekom. Es ist darauf hingewiesen worden, dass wir ein hoch qualifiziertes Angebot haben. Das ist zwar oft so, wenn im ehrenamtlichen Bereich gearbeitet wird, aber hier ist die Qualität mit Supervisions- und Weiterbildungsangeboten, die verpflichtend sind, tatsächlich vorbildlich. Alle haben auch auf die Notwendigkeit dieses Angebots hingewiesen, vor allem, weil es einen präventiven Charakter hat.
Dieser präventive Charakter beinhaltet - ich glaube, dass diese These richtig ist -, dass woanders gespart werden kann. Wenn ich frage, wer die Kosten übernehmen muss, muss ich deshalb prüfen, wer von dem Angebot profitiert. Wenn durch dieses präventive Angebot Jugendhilfemaßnahmen eingespart werden können, dann entlastet das eindeutig die Kommunen und nur die Kommunen. Deshalb stehen auf jeden Fall die Kommunen mit in der Pflicht zu finanzieren. Wenn das Angebot auch dazu führt - wie schon Herr Geerdts sagte -, dass Sozialhilfekosten eingespart werden können, dann entlastet das das Land und die Kommunen.
Insofern ist es gut und richtig, dass die Ministerin für dieses Jahr eine Möglichkeit der Finanzierung gefunden hat, nachdem das Kinder- und Jugendtelefon - der Kinderschutzbund - presseöffentlich deutlich gemacht hat, dass es in großer Not ist. Insofern waren die 60.000 DM zur Überbrückung notwendig. Das ist nicht eben einfach aus der Portokasse gezahlt worden, wie die FDP zu glauben scheint, sondern 60.000 DM sind schon eine relevante Summe aus dem Haushalt.
(Dr. Heiner Garg [FDP]: Ich habe gesagt, 36.000 DM Deckungslücke sind aus unserer Sicht vielleicht lächerlich!)
60.000 DM, die hier bezahlt werden, sind 60.000 DM, die an anderer Stelle nicht gezahlt werden können.
Es ist hier von allen darauf hingewiesen worden, dass auch das Elterntelefon ein sinnvolles und richtiges Angebot im Sinne der niedrigschwelligen Beratung von Eltern und im Sinne von präventiven, niedrigschwelligen, anonymen Angeboten ist. Deshalb ist der Weg des Ministeriums richtig, jetzt mit den kommunalen Landesverbänden zu verhandeln. Ich fordere die Kommunen auf, sich verstärkt an der Finanzierung zu beteiligen und sich für dieses Telefon verantwortlich zu fühlen. Ich könnte es mir einfacher machen und sagen, lasst doch das Land zahlen, aber ich glaube, dass die Kommunen hier in der Pflicht stehen.
Frau Herdejürgen hat auch darauf hingewiesen, dass das Argument, dass andere Bundesländer zum Teil für ähnliche Einrichtungen zahlen, nicht einfach so auf Schleswig-Holstein übertragen werden kann, weil wir in der Kinder- und Jugendhilfe sehr unterschiedliche Finanzierungsstrukturen haben. Schleswig-Holstein ist mit seinen über 80 Millionen DM Jugendhilfe, die es an die Kommunen zahlt, im Bundesvergleich vorbildlich. Das dürfen wir nicht vergessen.
Ein Letztes noch zu der Frage, wer dazu beigetragen hat, dass es in diesem Jahr eine Lösung geben wird. Ich glaube, dass wir alle dazu beigetragen haben. In
erster Linie war es der Kinderschutzbund, der gesagt hat, er sehe keinen anderen Weg mehr, der an die Öffentlichkeit gegangen ist und alle Fraktionen angesprochen hat. Das war ein wichtiger erster Schritt. Natürlich hat die Pressemitteilung der SPD - ich meine, Frau Herdejürgen war das mit einem Bericht in den „Kieler Nachrichten“ - dazu beigetragen, dass weiter diskutiert wurde. Natürlich hat die CDU mit ihrem heutigen Berichtsantrag ebenfalls dazu beigetragen, dass wir öffentlich noch einmal deutlich machen, wie notwendig dieses Angebot ist.
Natürlich hat das Ministerium erheblich dazu beigetragen, indem es gesagt hat: Unabhängig davon, was im Haushalt steht, schaufeln wir 60.000 DM frei und stellen sie in diesem Jahr zur Verfügung.
Wir haben auch dazu beigetragen. In einem Gespräch mit dem Kinderschutzbund haben wir ihn beraten. Ich habe persönlich ein bisschen gespendet.
Das alles reißt die Sache nicht raus. Ich glaube aber, dass es keinen Sinn macht, hier die Neiddebatte zu führen, sondern dass es wichtig ist, darauf hinzuweisen, dass sich das Parlament insgesamt für eine Lösung einsetzen wird, die dazu führt, dass Kinder, Jugendliche und Eltern in diesem Land eine anonyme Telefonnummer haben, wo ihnen qualifiziert geholfen wird.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Heinold, an Sie als Sponsorin von dieser Stelle aus ein herzliches Dankeschön!
Der SSW ist hier im Landtag sicherlich die Partei, die die Entwicklung im ehrenamtlichen Bereich mit größter Skepsis sieht. Die Arbeit für Minderheiten be
ruht in einem besonderen Maße auf solchen Ehrenämtern. Deshalb wissen wir nur allzu gut um die in vielen Bereichen abnehmende Bereitschaft, sich verbindlich und unentgeltlich für andere einzusetzen. Gerade weil wir sehr skeptisch sind, wenn es darum geht, soziale Hilfen auf das Fundament des Ehrenamtes zu stellen, haben wir umso größeren Respekt vor den Leistungen in diesem Bereich.
Ich muss gestehen: Als ich den Bericht gesehen und gelesen habe, hat es mir echt imponiert, dass allein die vier Kinder- und Jugendtelefone in SchleswigHolstein auf die Arbeit von 136 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beruhen. Diese Mitarbeiter haben den Telefondienst geführt, daneben Supervision gemacht und Fortbildungsveranstaltungen besucht. Voraussetzung war für diese Arbeit außerdem, dass sie eine 60-stündige Ausbildung durchlaufen, die sie auch zum größten Teil noch selbst bezahlt haben. Das finde ich enorm. Da muss man ganz ehrlich sagen: Sie beklagen den Mangel an ehrenamtlichem Engagement in allen Bereichen - aber das ist echt Klasse!
Wie wichtig diese Arbeit ist, unterstreicht das umfangreiche Zahlenmaterial des vorliegenden Berichtes. Man muss sich vorstellen, dass die Mitarbeiter dies während ihrer Arbeit auch noch mitmachen müssen, damit so eine Dokumentation vorgelegt werden kann. Das finde ich Klasse.
Die Inanspruchnahme ist enorm. Über 26.000 Gespräche im Jahr 2000 allein beim Regionaltelefon in Kiel machen deutlich, dass die Kinder- und Jugendtelefone gar nicht mehr wegzudenken sind.