allem die Abhängigkeit von Lieferanten, speziell Russland. Aber eine risikolose Energieversorgung gibt es auf dieser Welt nicht.
Wer die Kernkraft ersetzen will, muss eben auch fossile Brennstoffe einsetzen. Da können wir zwischen dem Nachteil des hohen CO2-Ausstoßes von Kohlekraftwerken einerseits und dem niedrigeren CO2-Ausstoß von Gaskraftwerken bei gleichzeitigem Lieferrisiko andererseits wählen. Bei Gaskraftwerken sollten wir außerdem darauf drängen und es fördern, dass die technischen Möglichkeiten des Auffangens und Speicherns von CO2 weiterentwickelt und ausgebaut werden.
Zu den regenerativen Energien: Sie sind auch für uns ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Strategie, aber im Gegensatz zu den Grünen sind sie bei uns nicht der einzige Baustein.
Wir wollen ihren Ausbau und ihre Weiterentwicklung vorantreiben, vor allem bei der Windenergie. Dazu wollen wir selbst darüber nachdenken, die Begrenzung der Flächen für Standorte für Windkraftanlagen, die derzeit 1 % der Landesfläche beträgt, aufzugeben.
Zur Kohle: Kohlekraftwerke sind eindeutig die dreckigsten Kraftwerke. Wir wollen sie, wo immer möglich, vermeiden. Ob dies allerdings kurzfristig technisch möglich und politisch durchsetzbar ist, wenn die Versorgung mit Strom auf dem derzeitigen Niveau mit der derzeitigen Sicherheit gehalten werden soll, vermögen wir jedenfalls abschließend noch nicht zu beantworten. Auch da unterscheiden wir uns von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Wir erheben unsere Vorschläge nämlich weder zur Bibel noch tragen wir sie hier religiös vor.
Wenn neue Kohlekraftwerke aus diesen Gründen unumgänglich sein sollten, dann sollte auf jeden Fall die CO2-Abscheidung und -speicherung mit Hochdruck vorangetrieben werden. Auch da unterscheiden wir uns von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Wir wollen diese neue Technologie nämlich nicht verteufeln, sondern wir setzen auf die Möglichkeiten dieser neuen Technologie.
Weil wir so realistisch sind, dass wir die Notwendigkeit neuer Kohlekraftwerke aus Gründen der Versorgungssicherheit nicht gänzlich ausschließen können, stimmen wir dem Grundstücksverkauf in
Brunsbüttel zu. Denn wenn es einen Standort in Schleswig-Holstein gibt, an dem das Massengut Kohle mit dem geringst möglichen Aufwand - und das heißt auch möglichst emissionsarm - angeliefert werden kann, dann ist es mit Sicherheit Brunsbüttel.
Zu einem Kurzbeitrag nach § 56 Abs. 4 der Geschäftsordnung hat Herr Abgeordneter Karl-Martin Hentschel das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Geschichten mit der Steckdose und so weiter erzählen Sie uns seit 30 Jahren, darauf will ich nicht weiter eingehen.
Wir führen die Diskussion über Atomkraftwerke schon lange. Mittlerweile haben die meisten hier im Haus ihre Meinung geändert.
Wir haben jetzt die Diskussion über die Klimaproblematik. Sie wurde noch bis vor zwei Jahren von einem Großteil der Presse und auch der Politik geleugnet, nur die Wissenschaftler haben das schon seit Jahren prophezeit. Jetzt plötzlich ist es Allgemeingut. Auch da sind wir einen Schritt weiter.
Wir werden auch die Diskussion über die Kohle ganz sachlich führen. Das ist eine Sachdebatte, die können Sie auch durch noch so viele Erzählungen und Geschichten, wie Sie sie vorgetragen haben, nicht vom Tisch bekommen.
Ich schlage Folgendes vor: Laden Sie in den Ausschuss, am besten zu einer gemeinsamen Sitzung des Umwelt- und des Wirtschaftsausschusses, Gregor Czisch von der Universität Kassel ein. Er hat für den Umweltbeirat der Bundesregierung ein Szenario erarbeitet, das die regenerative Energieversorgung ganz Europas darstellt, mit großräumigen Netzen und wie der Wind auf großem Raum ausge
glichen werden kann. Er hat das mit dem heutigen Stand der Technik durchgerechnet und kam für die Zukunft auf Preise, die deutlich niedriger liegen als die heutigen. Das Ganze ist mittlerweile auf einer ganzen Reihe von Wissenschaftsforen diskutiert worden. Er hat im Januar hierzu im Landtag vorgetragen, hat das Ganze vorgestellt. Dabei waren 80 Energieexperten hier, alles Fachleute, Netztechniker von den großen Konzernen und so weiter. Es waren sich alle darin einig, dass das Szenario realistisch ist. Schauen Sie sich das einmal an und danach - schlagen wir vor - können wir die Diskussion weiterführen.
Es hat keinen Sinn, dass wir diese Fachdiskussion hier in der Kürze der Zeit im Plenarsaal führen. Ich glaube, es ist gut, wenn sich der Ausschuss damit beschäftigt.
Der Kernpunkt - das ist das Problem bei dem Szenario - ist die Frage: Kann Schleswig-Holstein von der Quantität her regenerativ versorgt werden? Nach den Berechnungen der letzten Woche, Überschlagsberechnungen, die nur auf den Daten der EU und des Ministers basierten, kommen wir auf etwa 210 % Versorgung im Jahr 2020, allein die regenerative Stromversorgung in Schleswig-Holstein. Das ist kein quantitatives Problem. Wir haben sogar die Möglichkeit, große Teile von Hamburg mitzuversorgen.
Das eigentliche Problem ist, was wir mit den Schwankungen machen. Darauf hat der Minister richtig hingewiesen. Können wir die Schwankungen ausgleichen oder nicht? - Um die Schwankungen auszugleichen, ist die großräumige Vernetzung entscheidend. Das heißt, die Szenarien kommen alle zu dem Ergebnis: Das Entscheidende ist ein Hochspannungsgleichstromnetz in Europa, das es erlaubt, über 1.000 km hinaus Netzspannungen auszugleichen. Das ist der spannende Punkt bei der regenerativen Energieversorgung der Zukunft. Darüber sollten wir auch reden.
Zum Schluss noch einmal etwas zur Wirtschaftspolitik: Wir hören seit Langem, dass die Grünen ein Problem für die Wirtschaft sind. Ich sage Ihnen: Es ist umgekehrt. Die Wirtschaftszweige, die in den letzten Jahren am stärksten gewachsen sind, waren die Umwelttechnik, die regenerativen Technologien, die neuen Energietechniken und die Haussanierungs- und Energieeinsparungstechnologien. Roland Berger hat vorausgesagt, dass im Jahr 2020 die Umwelttechnologien für Deutschland für den Export bedeutsamer sein werden - auch für die Ar
beitsplätze - als die Autoindustrie und die Maschinenbauindustrie, die heute die Last der gesamten deutschen Wirtschaft tragen.
- Herr Kubicki, ich glaube, man sollte sich mit solchen Argumenten zumindest auseinandersetzen, auch wenn sie noch so sehr dazwischenschreien.
Zu einem weiteren Kurzbeitrag nach § 56 Abs. 4 der Geschäftsordnung hat Herr Abgeordneter Konrad Nabel das Wort.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir waren in der Debatte schon einmal ein bisschen weiter und weniger aufgeregt. Vielleicht hat sich das heute auch daran entzündet, dass der Kollege Matthiessen verkannt hat, dass wir hier ein Mikrofon haben.
Ich finde, wir sollten die Debatte wieder ein bisschen runterfahren und uns vielleicht wieder auf einen anderen Weg begeben. Eine Zeit lang haben wir in den vergangenen Jahren sehr ideologisch diskutiert, jetzt wird das wieder ein bisschen aufgekocht. Ich finde das gar nicht gut. Zusätzlich machen wir jetzt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Kronzeugen: der eine den, der andere den. Gleichzeitig wissen wir, dass wir, dass die Wissenschaftler beim IPCC zumindest am Ende, bei der Zusammenfassung der Diskussion, alle gemeinsam wieder an einem Strang ziehen. Das sollten wir auch tun.
rung auf die Elektrizitätsproduktion, denn der Klimawandel und der CO2-Ausstoß wird nicht allein durch Stromkraftwerke produziert, sondern durch viele Faktoren. Dazu gehört der Verkehr, dazu gehört die Raumheizung, die Prozesswärme und was weiß ich nicht noch alles. Deshalb muss man auch bei der Kohle etwas differenzierter argumentieren. Sagen wir einmal, ich baue drei Blockheizkraftwerke mit zusammen 1.000 MW - das könnte man sich vielleicht in Ballungsgebieten vorstellen -, dann ersetze ich damit nicht nur alte Kohletechnologie oder andere, zum Beispiel Kernkraft, sondern gleichzeitig Raumheizung.
Ich muss dann bilanzieren, was dabei am Ende rauskommt. Dann komme ich zu einer ganz anderen CO2-Bilanz und auch zu einer anderen Bewertung dessen, was ein Kohlekraftwerk an CO2 emittiert. Wenn ich ein modernes Kohlekraftwerk - wie es dem Minister vorschwebt - mit 46 % Wirkungsgrad habe, hat das einen Ausstoß von x. Wenn ich ein modernes Kohlekraftwerk in Kraft-WärmeKopplung habe, wo gleichzeitig Hauswärme und sonstige Heizungen ersetzt werden, komme ich auf einen Wirkungsgrad von 80 % plus. Dann ist dieser Faktor x halbiert. Darauf kommt es an.
Insofern sind wir eindeutig dafür, moderne Kohlekraftwerke in Kraft-Wärme-Kopplung weiter auszubauen.
Dass gerade an dieser Stelle in der Stadt Kiel ein Riesen-Kraftwerk - ich sage das einmal etwas übertrieben -, ein Monster-Kraftwerk gebaut wird, wo diese Stadt wie auch andere schleswig-holsteinische Städte ein vorbildliches Wärmekonzept umsetzt, ist völlig widersinnig. Man könnte genauso gut drei, vier oder fünf kleinere Kraftwerke bauen.