Protokoll der Sitzung vom 14.06.2018

(Vizepräsidentin Annabell Krämer)

Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage des Abgeordneten Schaffer?

Bitte schön.

(Zuruf SPD: Die wollen keine Fakten!)

Die 3+2-Regelung ist ein gutes Thema: Die Regelungen haben nicht in dem Umfang gegriffen, wie wir uns das alle vielleicht gewünscht hätten.

Warum nicht? - Gegenfrage.

- Das kann ich Ihnen nicht genau -

- Das müssen Sie wissen.

- Wenn Sie sich über dieses Thema unterhalten wollen - insbesondere mit mir -, dann müssen Sie wissen, warum nicht.

(Beifall SPD, CDU, FDP, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SSW - Volker Schnurrbusch [AfD]: Das ist eine Zwischenfrage!)

- Darf ich bitte meine Frage formulieren?

(Zurufe)

Ich möchte an dieser Stelle einfach noch einmal darauf hinweisen, dass wir offensichtlich Möglichkeiten haben, deutschen Boden legal zu betreten, und dass das Asylrecht weiterhin kein rechtlicher Grundsatz dafür sein kann, dieses Land zu betreten, um hier zu arbeiten. - Danke.

(Beifall AfD)

- Sie können überhaupt nicht rechtmäßig hierher nach Deutschland kommen und Asyl beantragen. Das geht auf einem legalen Weg gar nicht, weil Sie mit einem Hubschrauber vom Himmel fallen

(Volker Schnurrbusch [AfD]: Frankfurter Flughafen!)

und dann sagen müssten: Ich bin vom Himmel gefallen und beantrage jetzt hier Asyl. - Denn bei jedem Übergang - also bei jedem Flüchtling, der zu uns nach Deutschland kommt - handelt es sich schon um einen illegalen Grenzübertritt;

(Volker Schnurrbusch [AfD]: So ist es! Das sind unsere Worte!)

der Flüchtling kommt ja ohne Einreiseerlaubnis.

(Volker Schnurrbusch [AfD]: Jetzt zitiert sie die AfD! - Zuruf Jan Marcus Rossa [FDP])

- Herr Rossa, das ist so. Wir haben bisher keine legalen Einreisemöglichkeiten. Es gibt das Resettlement-Programm, das Relocation-Programm, aber Sie können mir doch nicht sagen, dass sich ein Flüchtling im Libanon jetzt meldet und sagt: Hey! Moin, Jungs! Ich möchte gern nach Artikel 16 GG Asyl beantragen, und ich flieg da jetzt mal rüber. Das funktioniert nicht.

(Volker Schnurrbusch [AfD]: Das ist ein Dreiminutenbeitrag! Oder was ist das? Ich habe das Gefühl, Sie reden 5 Minuten!)

Das heißt, Sie müssen erstmal illegal in dieses Land kommen, um dann Asyl beantragen zu können.

(Sandra Redmann [SPD]: Zu viele Fakten für die!)

- Zu viele Fakten. Okay. - Dass die 3+2-Regelung nicht funktioniert - wenn ich noch Ihre Frage beantworten darf -, liegt daran, dass einige Bundesländer gar nicht wollen, dass sie funktioniert. Fragen Sie mal in Bayern nach, wie restriktiv die damit umgehen.

(Volker Schnurrbusch [AfD]: Ja, sie haben es auch auszubaden!)

Das heißt, man muss sich das Recht, das jetzt schon besteht, teilweise erklagen, oder es müssen Erlasse ergehen. Das hat zum Beispiel Innenminister Grote im letzten Sommer gemacht, nachdem er an die Ausländerbehörden ein Schreiben geschickt hatte was nicht geholfen hat -, er hat dann noch einmal per Erlass hinterhergeschickt: Leute, es gibt dieses Gesetz, haltet es bitte ein und berücksichtigt das bitte mal! - Das sind die Gründe, warum die 3+2Regelung nicht so funktioniert, wie wir uns das vorstellen.

Reden Sie mal mit der IHK, zum Beispiel in Flensburg oder hier in Kiel, darüber, wie sehr sie sich dafür einsetzt, dass diese Regelung greift. Es gibt genügend Leute, die sie in Anspruch nehmen wollen, aber Schwierigkeiten in der Umsetzung haben. Da müssen wir ran. Warum funktioniert es nicht? Nicht, weil nicht genügend Menschen da sind, die es machen wollen; nicht, weil es nicht genügend Betriebe gibt, die es machen wollen, sondern weil es an der Umsetzung hapert.

(Volker Schnurrbusch [AfD]: Ist das ein Dreiminutenbeitrag?)

Das ist ein Unterschied. Das lassen Sie in der Diskussion immer weg.

(Beifall SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SSW - Volker Schnurrbusch [AfD]: Bayern hat andere Erfahrungen gemacht!)

Der Fraktionsführer der AfD hat eine Sitzungsunterbrechung und eine Einberufung des Ältestenrates wegen einer vermeintlichen unparlamentarischen Äußerung eines Abgeordneten beantragt. - Wird dem zugestimmt oder erhebt sich Widerspruch?

(Zurufe: Widerspruch! - Weitere Zurufe)

Dann stelle ich das zur Abstimmung.

(Jörg Nobis [AfD]: Ja, ich möchte erst ein- mal die - -)

- Das können wir in der Ältestenratssitzung machen.

(Zuruf SPD: Um welche Äußerung geht es denn?)

Oder ist eine Erläuterung des Abgeordneten Nobis erwünscht?

(Zurufe: Ja! - Nein, von Ihnen!)

- Es geht um eine vermeintliche unparlamentarische Äußerung des Fraktionsführers der SPD.

(Unruhe)

(Jörg Nobis [AfD]: Ich glaube, dass ich das kurz begründen kann. Das Recht hat sich gestern Herrn Arp auch herausgenommen. Ich habe den Zwischenruf vernommen - - - Birte Pauls [SPD]: Es hat Ihnen niemand das Wort erteilt! - Weitere Zurufe)

- Herr Nobis, ich möchte Ihnen bitte erst das Wort erteilen. Aber zunächst erteile ich der Abgeordneten Dr. Marret Bohn das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ich würde höflich darum bitten, dass im Präsidium kurz geklärt wird, welche Konsequenzen üblicherweise zu ziehen sind, falls es denn einen Zwischenruf gegeben haben sollte, der nicht parlamentarisch ist. Falls das von Ihnen so beschlossen wird, dann wird das auch dieses Mal so gehandhabt. Dann hat sich mit großer Wahrscheinlichkeit der Wunsch nach einer außerordentlichen Ältestenratssitzung auch erledigt.

(Vereinzelter Beifall CDU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP - Hans-Jörn Arp [CDU]: Genau!)

Herr Nobis, ich erteile Ihnen dann noch das Wort zur Erläuterung.

Ich habe konkret den Zwischenruf vom Kollegen Herrn Dr. Stegner während des Dreiminutenbeitrags meines Kollegen Herrn Schaffer vernommen: „Sagen Sie, haben Sie sie noch alle!“. Ich glaube, das ist ziemlich unparlamentarisch. Das verbitten wir uns.

(Birte Pauls [SPD]: Und das kommt von Ih- nen! - Weitere Zurufe SPD)

- Nein, das kommt nicht von uns, Frau Pauls.

Also, wenn das Präsidium diesen Zwischenruf vernommen hätte, hätte es sicherlich eine Mahnung beziehungsweise eine Rüge gegeben. Das war jetzt nicht der Fall.