Auch die Etablierung der praxisbegleiteten Ausbildungsform ist bereits in der letzten Legislaturperiode von der CDU angeschoben und initiiert worden. Hier muss ich einfach die Frage stellen: Was hat die letzte Landesregierung tatsächlich gemacht?
- Wir machen viel. Aber der Fachkräftemangel gilt im Übrigen nicht nur für den Krippen- und KitaBereich; denn es lässt sich meiner Meinung nach schwer argumentieren, dass ein Kind bis zum sechsten Lebensjahr eine umfassende Betreuung erhält, aber in der Grundschule oder in der Sekundarstufe I dann nicht mehr. Wir werden also für den Ausbau der Kinderbetreuung bis zum 14. Lebensjahr noch große Anstrengungen unternehmen müssen, um all denjenigen Eltern, die Berufstätigkeit zu ermöglichen, die dies wollen oder dieser aus wirtschaftlichen Gründen schlichtweg nachgehen müssen.
Wenn wir sicherstellen wollen, dass unsere Kinder eine angemessene Betreuung sowohl in der Kita als auch danach in der Schule erhalten, dann muss und wird sich der Fachkräftebedarf im sozialpädagogischen Assistenzbereich und Erzieherbereich absehbar noch weiter erhöhen.
Ich finde es daher durchaus sinnvoll, dass wir uns im Bildungsausschuss mit den Fragen beschäftigen,
wie wir junge Menschen in die Sozialberufe bekommen, wie sie den Beruf weiterhin ausüben und nicht nach wenigen Jahren aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und schlechten Rahmenbedingungen in andere Bereiche abwandern. Wir müssen evaluieren, wie viele Fachkräfte in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen werden, wieviel Ersatz dafür benötigt wird. Wie werden sich die Geburtenzahlen entwickeln? Es ist eine Aufgabe, die man nicht soeben mit einem kleinen Pinselstrich erledigen kann. Wir brauchen genaue Zahlen.
Bei dieser ganzen Diskussion möchte ich eines ganz besonders herausheben: Wenn wir die im Raum stehenden Möglichkeiten wie Quer- und Seiteneinstiege diskutieren, dann müssen wir auch peinlich genau darauf achten, dass das Qualifikationsniveau in unseren Kitas nicht über Ausnahmeregelungen oder Aufweichen der Standards dauerhaft unterlaufen wird. Damit meine ich konkret, dass wir in der Übergangsphase der Kita-Reform den Einrichtungen der dänischen Minderheit hier einen besonderen Status einräumen. Dauerhaft würden wir den Kindern und ihrem Recht auf die bestmögliche Betreuung damit aber nicht gerecht.
Ich freue mich auf die Beratung im Ausschuss und bin auf das gespannt, was uns der Kreis Pinneberg vorstellt; denn er hat zum Beispiel die Finanzierung eines Stipendiums für die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung auf den Weg gebracht. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Gäste! Der Fachkräftemangel ist aller Orten das beherrschende Thema auch bei den sozialen Berufen. Nach einer Prognos-Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums fehlen bis zum Jahr 2030 etwa 200.000 Erzieher. Deshalb müssen in der Tat neue Wege beschritten werden, um den heute schon bestehenden, gravierenden Mangel zu beheben. Tatsächlich braucht es Veränderungen in der Aus- und Fortbildung von Erziehern und SPA.
Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist in der Tat die Praxisintegrierte Ausbildung, die Möglichkeit also neben der schulischen Ausbildung eine Teilzei
tanstellung bei einem Träger wahrzunehmen. Das stellt Praxisbezug her und wirkt attraktiv auf junge Leute, die trotz viel Idealismus auch überlegen müssen, wovon sie leben können. Die Idee ist tatsächlich so neu nicht mehr; bereits seit mehreren Jahren ist sie in Eigeninitiative von einigen sozialen Einrichtungen auf den Weg gebracht worden. Der Grund war schlicht der, dass die betreffenden Einrichtungen natürlich in Zusammenarbeit mit den Berufsbildungszentren vor Ort nach Möglichkeiten gesucht haben, ihren eigenen Fachkräftebedarf zu decken.
Wir begrüßen, die Praxisintegrierte Ausbildung nun für sozialpädagogische Assistentinnen zu ermöglichen. Aber auch da hätte ein Blick ins Internet gereicht, auch das ist in einigen Regionen schon durchaus möglich.
Es ist ein guter Vorschlag, das PiA-Modell für Quereinsteiger, die Erzieher werden wollen, möglichst flächendeckend anzubieten. Aber auch hier hat die Umsetzung schon begonnen.
Was allerdings eine Frage aufwirft, ist die Unterscheidung, die die Antragsteller in ihrem Antrag zwischen Quereinstieg und regulärer Ausbildung treffen. Für erstere soll die Praxisorientierte Ausbildung ausgeweitet werden, für letztere soll es weiter bei der reinen schulischen Ausbildung bleiben. Begründet wird das mit dem Qualifizierungsniveau, das erhalten bleiben soll. In der Praxis würde das aber bedeuten, dass man in Kauf nimmt, dass Quereinsteiger durch die Praxisintegrierte Ausbildung nicht so gut qualifiziert sind, wie diejenigen, die eine reine vollzeitschulische Ausbildung durchlaufen haben.
Um die Konfusion noch größer zu machen, fordern Sie bei der schulischen Ausbildung, dass, ich zitiere, „eine stärkere Praxisorientierung dabei wünschenswert wäre.“ Das sind doch keine Gegensätze. Für mich ist klar: Starke Praxiserfahrung und das Halten eines hohen Qualitätsniveaus sind keine Gegensätze, sondern sind zwei Seiten der gleichen Medaille.
Kommen wir zu der von der SPD ins Spiel gebrachten Ausbildungsvergütung. Ja, das ist durchaus eine Überlegung wert, allerdings darf man hier nicht so naiv sein anzunehmen, dass andere Ausbildungsberufe im sozialen oder therapeutischen Bereich nicht werden nachziehen müssen. Das kann unter Umständen einen ganz unheilvollen Wettlauf auslösen, den wir so nicht brauchen können und nicht wollen.
ins Gespräch. Einzahlen sollen Ihrer Meinung nach Bund, Land, Kreise und Gemeinden. Angesichts der angespannten Kassenlage in vielen Kreisen und Gemeinden wird dies aber, wie Sie zugegeben haben, nicht auf große Begeisterung stoßen. Nur einmal in Klammern: Wir haben uns natürlich auch die Frage gestellt, warum Sie bei der Frage der Kofinanzierung die Träger komplett außen vor lassen. Auch in Ihren gerade gemachten Ausführungen haben Sie nichts dazu gesagt, warum die Träger eigentlich nicht daran beteiligt werden sollen. Immerhin geht es um deren eigenen Nachwuchs. Sie sind ja schon aktiv geworden; das heißt aber nicht, dass man sie von vornherein herauslassen sollte.
Was das Land angeht, so sind wir der Meinung, dass das Hauptaugenmerk des Landes auf der Schaffung der Ausbildungs- und Schulplätze und darauf liegen sollte, genügend Berufsschullehrer zu finden, ein Berufsschulbildungszentrum zu etablieren und eine ausreichende Unterrichtsversorgung zu gewährleisten. Das ist an sich schon eine wirkliche Herkulesaufgabe. Bevor wir an einen Fonds denken, sollten wir realisieren, dass eben nicht immer alles gleichzeitig gemacht werden kann.
Von Ihrem Antrag bleibt im Großen und Ganzen, dass er durchaus einige Vorschläge aufweist, die ohne großen Aufwand umsetzbar wären und dennoch eine große Wirkung entfalten könnten, zum Beispiel die Idee, die Dauer des obligatorischen vorbereitenden Praxisjahres zu reduzieren. Über alles Weitere können und sollten wir im Ausschuss beraten. - Ich bedanke mich ganz herzlich.
Sehr geehrte Landtagspräsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn Sie in den letzten Wochen die Berichterstattung um die Situation der Erzieherinnen und Erzieher im Land verfolgt haben, wissen Sie, dass das Fazit nicht überraschend war. Wir haben zu wenig Fachkräfte und einen Mangel an Auszubildenden. Nun ist es ja verständlicherweise vielleicht auch die Art der Berichterstattung, die abschreckend auf junge potenzielle Auszubildende wirken mag. Ein Beitrag im Fernsehen fing etwa so an: Zwei der drei Lehrjahre sind unvergütet. Reich wird man damit also nicht. Dafür aber später im Job
Denn bei dem Mangel, den wir haben, sind die Jobaussichten relativ sicher. Der Arbeitsagentur sind in Schleswig-Holstein momentan schon 589 freie Stellen für Erzieherinnen und Erzieher und 212 für SPA gemeldet. Von anderen Stellen hören wir, dass uns weit über 1.000 Fachkräfte fehlen. Ich kann trotzdem gut verstehen, dass die erwartbare Arbeitsbelastung junge Menschen davon abhält, sich frohen Mutes für diesen Weg zu entscheiden.
Nun wird sich mit der Kita-Reform, über die wir gleich noch diskutieren werden, einiges ändern. Aber die Kritik vorab war durchaus, dass die Attraktivität für den Beruf nicht unbedingt gesteigert wird. Da ist ein wichtiger Punkt natürlich die Ausbildung selbst. Deshalb finde ich es - allem vorangestellt - sehr gut, dass wir diesen Antrag vorliegen haben, der die erzieherische und sozialpädagogische Ausbildung anders aufstellen will.
Ich will das einmal Punkt für Punkt durchgehen und fange mit dem ersten Punkt an. Punkt eins wäre wirklich eine Systemveränderung für die SPA, aber keine, der wir uns grundsätzlich verschließen würden. Über Punkt zwei würden wir gern im Ausschuss weiter diskutieren - das haben alle Vorredner schon gesagt -, denn die Weiterbildung zum Erzieher und zur Erzieherin ist ein logischer Schritt für SPA und einer, den wir im Land brauchen und den es ja auch schon gibt. Aber inwieweit diese verkürzt stattfinden sollte, ob und welche Lerninhalte wegfallen können, würde ich nur ungern jetzt entscheiden.
Zu Punkt drei. Bei den 15 Schulen in SchleswigHolstein mit Ausbildungen für Kita-Berufe kommen jetzt schon Klassen nicht zustande, weil es zu wenige Bewerberinnen und Bewerber gibt. Das Problem liegt also nicht darin, dass wir zu wenig Ausbildungsplätze haben.
Während wir Punkt fünf, sechs und sieben für entweder unkritisch oder unterstützenswert halten, sind wir bei Punkt vier anderer Auffassung; denn wir finden nicht, dass das Abitur derart sozial befähigt, dass ein dreimonatiges Praktikum ein Jahr berufliche Erfahrung ersetzen kann. Im Vergleich dazu wird von Menschen mit mittlerem Schulabschluss eine mindestens zweijährige Ausbildung im sozialen Bereich als Eingangsvoraussetzung gefor
dert. Jede, die mal ein Praktikum für drei Monate absolviert hat, weiß doch, wie es ist. Diese Praktika vermitteln mal einen sehr guten, mal einen weniger guten Einblick in ein Berufsfeld. Aber sie sind zu kurz, um wirklich Erfahrung zu sammeln, gerade im sozialen Bereich. In drei Monaten lässt sich kein Entwicklungsprozess beim Kind miterleben.
Insgesamt bleibt die Frage der Ausbildungsfinanzierung vielleicht die drängendste. Das SchülerBAföG ist am Einkommen der Eltern orientiert und - machen wir uns nichts vor - reicht allein nicht aus. Die Auszubildenden bleiben darauf angewiesen, nebenher arbeiten zu gehen. Sehr schwierig ist die Situation aber in den Praktikumszeiträumen, in denen Auszubildende zwar Vollzeit arbeiten und ein Nebenjob damit nicht durchführbar ist, sie aber nicht per se dafür bezahlt werden. Hier müssen dann oft die Eltern einspringen. Dass eine Erzieherausbildung ein Privileg für Bessersituierte ist, können wir uns einfach nicht leisten. Deshalb freue ich mich auf weitere Beratungen im Bildungsausschuss.
Vielen Dank. - Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Beratungen im Ausschuss sind vielleicht tatsächlich ganz hilfreich, zum Beispiel um die Frage zu betrachten: Warum muss man, wenn man das Abitur hat, bevor man eine Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher anfängt, ein Jahr in einem sozialen Beruf gearbeitet haben? Ich durfte nach dem Abitur Lehramt studieren, ohne vorher ein Jahr in einem sozialen Bereich ein Praktikum gemacht zu haben.
Man darf Arzt oder Krankenschwester werden, ohne ein Jahr nach dem Abitur ein Praktikum absolvieren zu müssen. Nur in diesem einen Bereich sagen wir: Bevor du überhaupt mit der Ausbildung startest, muss du ein Jahr lang irgendetwas anderes tun. Das ist zumindest anders als in anderen Bereichen.
Ein zweiter Punkt: Natürlich kann man die Träger an dem Fonds beteiligen. Das erhöht dann die Betriebskosten, und dann erhöht man die Betriebskostenzuschüsse. Dann können wir das Geld auch
Dass nun ausgerechnet der Zeitpunkt heute Ihr größter Kritikpunkt ist, Herr Knöfler, verwundert; denn wenn Sie eine Reform des Kita-Gesetzes beschließen, die unstrittigerweise die Bedarfe erhöht, dann ist das doch genau der Zeitpunkt, an dem man sich darüber unterhalten muss, wo man denn die Leute herkriegt.
Niemand hat geleugnet, dass es in einzelnen Teilbereichen schon gute Projekte gibt, dass es an verschiedenen Stellen im Land schon viele sinnvolle Versatzstücke gibt. Was wir gern wollen, ist eine Lösung aus einem Guss, die überall im Land anwählbar ist. Darüber wollen wir mit Ihnen ins Gespräch kommen, und diesbezüglich müssen wir gemeinsam schnell eine Lösung finden.
Wenn es darum geht, Lösungen aus einem Guss zu finden, so haben wir in Schleswig-Holstein natürlich das Problem, dass wir das Sozialministerium beteiligt haben, dass wir das Bildungsministerium beteiligt haben. Ich nehme an, auch Herr Buchholz wird beteiligt sein; denn er ist ja künftig der zuständige Minister für die Schulen, die für die Berufsausbildung zuständig sind. Und bei den ganz wichtigen Themen lässt es sich der Ministerpräsident sicherlich auch nicht nehmen mitzuwirken. Da frage ich mich: Ist meine Hoffnung, die ich in diese Gruppe setze, dann genauso groß wie bei einer KMK-Ad-hoc-Gruppe? Ich sage einfach mal: Ja, ungefähr genauso groß.
Wenn wir uns tatsächlich mit den Arbeitsbedingungen vor Ort beschäftigen, dann sollten wir die Augen nicht vor der Wirklichkeit verschließen und ernsthaft über das sprechen, was passiert. Mit den neuen Vorbereitungszeiten, die Sie jetzt im KitaGesetz festschreiben, ändert sich an ganz vielen Kindertagesstätten in Schleswig-Holstein erst einmal nichts, weil diese Zeiten da schon vorhanden sind, teilweise sogar mehr Zeiten zur Verfügung stehen. Wir reden gerade mit den Gemeinden darüber, dass sie diese Mehrzeiten dann nicht einsparen, sondern weiterhin zur Verfügung stellen.