Diese Erkenntnisse sind allerdings nicht ganz neu. Die leo.-Studie stammt aus dem Jahre 2011. Bereits 2011, also in der letzten Legislaturperiode, wurde zusammen mit den Volkshochschulen und der katholischen Erwachsenenbildung eine Kampagne unter dem Stichwort „Ich will lernen“ gegen Analphabetismus in diesem Land gestartet. Der jetzige Grundbildungspakt mit der Vereinbarung über die gemeinsame Strategie zur Alphabetisierung ist die Weiterentwicklung dieses Grundbildungspaktes und wird selbstverständlich von uns begrüßt, insbesondere im Hinblick auf die Fort- und Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer.
geeignete Instrumente zur frühzeitigen Erkennung und zur Prävention - das ist die frühzeitige Erkennung - an die Hand geben. Ich plädiere sehr dafür, bei diesem Thema auch die Zusammenarbeit von Schule und Weiterbildung zu vertiefen. Wir können es uns nicht leisten, funktionale Analphabeten zurückzulassen. Wir müssen ihnen den Weg zu qualifizierter Beschäftigung wieder aufzeigen. Das geht nur über einen Ausbau der Angebote im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung.
Hinzukommen müssen Maßnahmen im Bereich das steht auch im Antrag - der Öffentlichkeitsarbeit sowie flankierende Maßnahmen im Bildungssystem, aber auch - das sage ich hier ausdrücklich - im Bereich der Sozialarbeit. Laut Volkshochschulverband werden zurzeit etwa 500 Personen jährlich erreicht. Aus Sicht des Volkshochschulverbandes ist diese Zahl etwa um 50 Prozent steigerungsfähig. Aber die Erweiterung der Bildungsangebote im Grundbildungsbereich ist natürlich immer eine Frage der Finanzierung. Wenn zusätzliche Mittel des Europäischen Sozialfonds hinzukommen, begrüßen wir das.
Aber mit Blick auf Landesmittel weise ich darauf hin, dass die Förderung nicht allein dem Bildungsressort zuzuordnen ist. Der Grundbildungspakt ist eigentlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Insofern schließe ich mich einer Forderung des Volkshochschulverbandes Saarland an, dass hierzu eine ressortübergreifende Strategie der Landesregierung einzurichten ist. Das wird der Bildungsminister sicherlich auch begrüßen. Insofern stimmen wir natürlich als GRÜNE diesem Antrag zu. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Wir kommen zur Abstimmung. Wer für die Annahme des Antrags Drucksache 15/869 ist, den bitte ich, eine Hand zu erheben. - Wer ist dagegen? - Wer enthält sich der Stimme? - Dann stelle ich fest, dass der Antrag Drucksache 15/869 einstimmig, mit den Stimmen aller Fraktionen, angenommen wurde.
Beschlussfassung über den von der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN-Landtagsfraktion eingebrachten Antrag betreffend: Einheitliches Benotungssystem an den saarländischen Schulen einführen (Drucksache 15/866)
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In der Plenarsitzung am 06. Februar dieses Jahres hatten wir bereits das Thema einheitliches Benotungssystem an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen auf der Tagesordnung. Unter dem Gesichtspunkt der Gleichwertigkeit dieser Schulformen hatten wir beantragt, dass in der Unter- und Mittelstufe des Gymnasiums anstelle der Noten 1 bis 6 der Punkteschlüssel 1 bis 15 eingeführt wird.
Bedauerlicherweise hat die Große Koalition diesem Antrag nicht zugestimmt, allerdings dafür plädiert, dass wir das im Bildungsausschuss beraten. Daraufhin hatten wir das im Bildungsausschuss als Berichterstattungspunkt des Bildungsministers beantragt. Unter diesem Tagesordnungspunkt wurde uns mitgeteilt, dass der Bildungsminister beabsichtigt, zum nächsten Schuljahr das 15-Punkte-System einzuführen. Insofern bedanke ich mich ganz herzlich, auch wenn unser Antrag in der Abstimmung nicht erfolgreich war, so aber doch im Ergebnis.
Nach dem ersten Schritt, der aus unserer Sicht ein erfolgreicher war, wollen wir mit unserem heutigen Antrag einen weiteren Schritt zu einer einheitlichen Bewertungssystematik an den saarländischen Schulen gehen mit dem Ziel, dass auch die anderen Schulformen, die Grundschulen, die beruflichen Schulen und die Förderschulen, in diese Benotungssystematik einbezogen werden. Hierzu greife ich jetzt einmal die Argumentation der Kolleginnen Kolb und Rink aus der Februar-Sitzung auf. Damals haben Sie gesagt, dass man die Diskussion über ein solches Punktesystem nicht verkürzt führen sollte. Wörtlich haben Sie gesagt, Frau Kolb: „Auch die beruflichen Schulen sollen in die Diskussion einbezogen werden.“
Frau Rink hat in jener Plenarsitzung gesagt: „Wenn wir uns mit einem einheitlichen Benotungssystem befassen, schauen wir uns doch bitte alle Schulformen an. Einer Vereinheitlichung des Benotungssystems versperren wir uns nicht, aber wir sollten es wesentlich breiter und weiter fassen und uns intensiv im Ausschuss damit auseinandersetzen.“ Genau in diese Richtung geht heute unser Antrag: erstens Überweisung an den zuständigen Ausschuss, zweitens als Ziel eine Vereinheitlichung des Benotungssystems und drittens das Ganze bis zum Schuljahr 2015/2016 nach dem Motto „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“. Ich weise allerdings ausdrücklich darauf hin, dass die Diskussion über das Notensystem natürlich nicht geführt werden kann, ohne über die Notwendigkeit von Noten und den pädagogischen Stellenwert auch alternativer Benotungssysteme zu
Mir ist auch wichtig, noch mal darauf hinzuweisen, dass individuelle Bewertungen, auch Berichtszeugnisse über Lern- und Leistungsfortschritte - wie sie es sie zum Teil an Grundschulen gibt und wie sie auch an weiterführenden Schulen praktiziert werden -, unabhängig vom klassischen Benotungssystem erhalten bleiben müssen. Eigentlich sollten sie noch weiter ausgebaut werden. Allerdings - das muss man realistischerweise auch sagen - kommen wir in der Diskussion über Leistungsbewertung und Zeugnisnoten kaum an einem Punktesystem oder an Noten vorbei, weil rechtliche Fragen, Fragen der Vergleichbarkeit, der Leistungsbewertung, der Übergangs- und Abschlussberechtigungen, aber auch Erwartungshaltungen der Eltern und der Abnehmer von Schule eine Rolle spielen.
Heute geht es mir lediglich darum, die Grundschulen, die Förderschulen und die beruflichen Schulen in ein einheitliches Bewertungssystem formal einzubeziehen. In welchem Umfang dies dann geschehen kann, sollten wir im zuständigen Ausschuss beraten. Sie sollten wissen, dass es bereits eine Grundschule gibt, die nach dem 15er-Punktesystem bewertet. Das ist die Mellinschule, die dies im Rahmen des Schulversuches „Selbstständige Schule“ anwendet, Sie wissen sicherlich auch, dass es bereits an beruflichen Schulen, in den beruflichen Oberstufengymnasien, den 15-Punkte-Schlüssel gibt. Eine Gleichbehandlung von Schülerinnen und Schülern an Förderschulen, die einen Hauptschulabschluss anbieten, mit denjenigen, die an Regelschulen unterrichtet werden, ist ohnehin im Rahmen der Errichtung eines inklusiven Schulsystems meines Erachtens dringend erforderlich.
Wie weit das im Einzelnen gehen kann, sollen die Beratungen im Ausschuss unter Einbeziehung der Lehrerschaft als Betroffene, der Eltern, aber selbstverständlich auch der Interessenvertretungen zeigen. Ein einheitliches Benotungssystem an saarländischen Schulen ersetzt zwar nicht die pädagogische Diskussion über den Stellenwert von Bewertungssystemen und die Notwendigkeit weitergehender qualitativer Verbesserungen an unseren Schulen, es stellt aber durchaus einen wichtigen Beitrag dar zu mehr Vergleichbarkeit von Schülerleistungen, für mehr Gerechtigkeit im Schulsystem insgesamt.
Der Antrag heute ist im Grunde nichts anderes als die konsequente Fortsetzung dessen, was das Bildungsministerium bereits für die Schulformen Gymnasium und Gemeinschaftsschule zum nächsten Schuljahr angekündigt hat. In dieser Konsequenz
Ich eröffne die Aussprache. - Das Wort hat nun die Abgeordnete Gisela Kolb von der SPD-Landtagsfraktion.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wir diskutieren auf Initiative der BÜNDNIS 90/GRÜNEFraktion zum zweiten Mal in diesem Jahr über das Benotungssystem an saarländischen Schulen. Für Sie, Herr Kollege Kessler, mag es ja das wichtigste und brennendste bildungspolitische Projekt sein, das es im Saarland anzupacken gilt. Diese Auffassung teile ich ausdrücklich nicht. Auch frage ich mich, Herr Kollege Kessler, warum Sie heute zum Verfechter einer Umstellung des Bewertungssystems von Ziffernnoten auf das 15-Punkte-System geworden sind. Wenn Ihnen das so außerordentlich und ungemein wichtig ist, warum haben Sie es in Ihrer Amtszeit als saarländischer Bildungsminister dann nicht umgesetzt?
Sie haben es deshalb nicht umgesetzt, weil Sie damals wohl erkannt haben, dass dies nicht die drängendste Herausforderung des saarländischen Bildungssystems ist und war. Da gibt es ganz andere Baustellen zu bearbeiten! Aber die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen.
Während die Diskussion im Februar 2014 noch unter dem Stichwort „Gleichwertigkeit von Gemeinschaftsschule und Gymnasium“ lief und wir auch durchaus hätten zustimmen können, wenn in der Begründung des Antrages nicht auch Unfug gestanden hätte, möchte die BÜNDNIS 90/DIE GRÜNENLandtagsfraktion heute das 15-Punkte-System ab dem Schuljahr 2015/2016 an allen Schulformen einführen, auch an der Grundschule. Dies von einem GRÜNEN-Abgeordneten und ehemaligen Vorsitzenden der GEW Saar zu hören, hat einen gewissen Charme. Ich finde es allerdings auch etwas irritierend. Ich empfehle Ihnen, lieber Herr Kollege, die Lektüre der GEW-Zeitschrift Ausgabe April 2014 mit dem Titelthema „Leistungsbewertung Schule ohne Noten“.
Bildungsforscher sowie Politikerinnen und Politiker vor allem aus dem grünen und dem roten Lager sehen Schulnoten kritisch. Sie sehen sie kritisch, weil die klassischen Ziffernnoten 1 bis 6 ebenso wie das 15-Punkte-System sich nicht an individuellen Lernzielen orientieren, sondern lediglich Vergleichsurteile
sind, die keinem Kind in seiner persönlichen Entwicklung weiterhelfen. Allzu oft nehmen Schulnoten die Lust am Lernen. Kompetenzbewertungen und Lernfortschritte im Grundschulalter lassen sich viel aussagekräftiger in einem Kompetenzbericht darstellen.
Individuelles Lernen verlangt auch individuelles Beurteilen. In ihrer Entwicklung unterscheiden sich Kinder zum Zeitpunkt der Einschulung in ihren erworbenen Kompetenzen und in ihrer sozio-kulturellen und ökonomischen Herkunft deutlich. Eine kindgerechte Antwort darauf wäre die Möglichkeit der individuellen Beurteilung in allen Fächern der Grundschule.
Schon heute sind die saarländischen Lehrpläne für die Grundschule kompetenzorientiert und bieten Raum, der individuell für jedes Kind genutzt werden kann. Die derzeitige Notengebung, aber auch das 15-Punkte-System setzen nach meiner Auffassung diesem kompetenzorientierten Vorgehen Grenzen. Ja, beim Thema Notengebung scheiden sich die Geister - sie scheiden sich in A- und B-Länder. Während zum Beispiel Schleswig-Holstein die Schulnoten abschaffen will, wird Bayern mit Sicherheit unbedingt daran festhalten. Bevor Sie, lieber Herr Kollege Kessler, jetzt allerdings zur Feder greifen und einen Antrag für die Plenarsitzung im Mai mit dem Ziel der Abschaffung der Schulnoten in der Grundschule zu Papier bringen, muss ich Ihnen leider mit auf den Weg geben, dass wir auch diesen Antrag wohl ablehnen würden.
Für die Große Koalition im Saarland ist dieses Thema geregelt. Wir haben dazu Folgendes vereinbart, ich zitiere aus dem Eckpunktepapier der Koalitionsfraktionen „Gemeinsam Lernen in der Grundschule“, Ziffer 7 „Noten“: „Das bisherige System von mündlichen und schriftlichen Beurteilungen und Ziffernnoten in der Grundschule wird beibehalten.“ Dieses Eckpunktepapier ist zugegebenermaßen und natürlich nicht Sozialdemokratie pur. In einer Koalition muss sich aber jeder der Koalitionspartner auch in der Bildungspolitik wiederfinden. Wir führen keinen Glaubenskrieg. Unser gemeinsamer Leitgedanke ist das Wohl des Kindes und seine bestmögliche Förderung. Abschließend gilt der Satz von Willy Brandt: „Politik besteht immer aus Kompromissen. Aber Kompromisse mit Sozialdemokraten sind die besseren.“
Vielen Dank, Frau Abgeordnete. - Das Wort hat die Abgeordnete Jasmin Maurer von der PIRATENFraktion.
Vielen Dank, Frau Präsidentin! Meine lieben Damen und Herren Abgeordnete! Wir haben das Thema so ähnlich schon einmal im Februar in der Plenarsitzung gehabt. Damals ging es um das einheitliche Benotungssystem von Gymnasien. Damals waren wir uns einig, dass es im Ausschuss diskutiert werden muss. Darüber hinaus kam vor allem vonseiten der SPD, dass man darüber nachdenken muss, das einheitliche Benotungssystem an weiteren Schulen anzudenken, nämlich den beruflichen Schulen, den Förderschulen und eventuell auch den Grundschulen.
Nein, in der Fahrschule nicht, Herr Kollege. - Im Bildungsausschuss haben wir erfahren, dass das vereinheitlichte Notensystem bereits auf dem Weg ist. Das hat uns doch gefreut. Was mich allerdings gewundert hat, ist, dass es vorher nicht zu einer Anhörung im Ausschuss kam. So hätte man die Bedenken des Philologenverbandes einbeziehen können.
Nichtsdestotrotz haben wir das Thema noch einmal in der Plenarsitzung. Es wundert mich, in den Äußerungen meiner Vorrednerin zu hören, dass sich die Meinung zum einheitlichen Benotungssystem seit Februar doch so weit geändert hat. Im Februar hieß es noch, man muss darüber nachdenken, das an allen Schulen einzusetzen. Auf einmal heißt es, jetzt wollen wir es doch nicht mehr. Entschuldigung, das finde ich ein kleines bisschen widersprüchlich.
Ich möchte noch auf die Tatsache zu sprechen kommen, dass Bewertungssysteme in Form einer schriftlichen Beurteilung den Ziffernnoten vorzuziehen seien. Frau Präsidentin, mit Ihrer Erlaubnis möchte ich eine kleine Passage aus dem Antrag der GRÜNEN zitieren: „Die zusätzlichen besonderen Regelungen der Leistungsbeurteilung in Form der Erstellung eines individuellen Berichtes über den Leistungs- und Lernfortschritt (...) bleiben durch die Umstellung des Benotungssystems unberührt.“ Auch da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Die schriftliche Beurteilung fällt nicht weg. Sie würde unberührt bleiben. Insofern kann ich Ihre Kritik nicht ganz nachvollziehen, Frau Kollegin.
Ich möchte noch auf den Antrag eingehen. Es ist im Antrag die Rede davon, dass das 15-Punkte-System auch in Grundschulen und Förderschulen Anwendung finden soll. Man kann sich natürlich Gedanken darüber machen, ob es sinnvoll ist, bereits in der Grundschule das verhältnismäßig kompliziertere System der 15 Punkte einzuführen, wenn die Kinder