Protokoll der Sitzung vom 16.12.2015

Sie wollen ein Bekenntnis? Sie haben dieses Bekenntnis gerade von jeder Fraktion in diesem Hohen Hause und auch schon mehrfach in dieser Legislaturperiode bekommen.

Der Frage, wie wir wirksam einer Radikalisierung in Teilen unserer Gesellschaft entgegenwirken, begegnet der Antrag indes mit keiner Silbe.

Lassen Sie mich zum Schluss noch Folgendes feststellen: Die Grundlage für Gewalt ist auch verbale Gewalt und Hetze. Da komme ich zu Ihren außerparlamentarischen Truppenteilen von Pegida.

(Oh, oh! von der AfD)

Auch Journalisten sehen sich zunehmend einer Welle der mithin ebenfalls politisch motivierten Gewalt ausgesetzt. Grundlage dafür bildet auch eine zunehmende verbale Diffamierung der Presse, die Nährboden für Gewalt bildet. Eine Partei, deren Parteivorsitzende die Bezeichnung einer großen deutschen renommierten Tageszeitung als „linksfaschistische Propaganda“ unterstützt und dieser sogar eine Mitschuld an Angriffen auf Politiker unterstellt, hat die Glaubwürdigkeit verloren, sich mit diesem Antrag dazu aufzuschwingen, diesem Haus selbstverständliche Bekenntnisse abzuringen.

Wir werden daher diesen Antrag ablehnen.

(Beifall bei den GRÜNEN, den LINKEN, der SPD und ganz vereinzelt bei der Staatsregierung)

Herr Abg. Wurlitzer, AfD-Fraktion.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Ich möchte mich als Allererstes bei Ihnen bedanken, dass Sie dieses Bekenntnis heute abgegeben haben, und gleichzeitig feststellen, dass es bis dato noch nicht passiert ist, wie es gerade ausgeführt wurde.

Bevor ich zu meinem Redebeitrag komme, möchte ich auf einige Vorredner eingehen. Sehr geehrter Herr Kirmes, wir springen wenigstens. Sie sagen, unser Antrag sei zu kurz gesprungen. Das mag sein, aber wir springen wenigstens – was wir von Ihnen leider Gottes noch nicht sagen können.

(Beifall bei der AfD – Svend-Gunnar Kirmes, CDU: Aber wenn der Sprung ins Wasser fällt …?!)

Wenn Sie sagen, wir müssen uns noch mehr von rechts abgrenzen, dann frage ich Sie: Was können wir mehr tun, als auf Demonstrationen, die die AfD organisiert hat, mit

Plakaten herumzulaufen, auf denen draufsteht „NPD ist keine Lösung!“; dass wir Ordner dabei haben, die jegliche Transparente heraussortieren, die nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen?

(Zurufe von den LINKEN und des Staatsministers Martin Dulig)

Lassen Sie mich ausreden; wir haben Sie auch ausreden lassen.

Einmal ganz ernsthaft: Sie verlangen von uns – und das ist völlig richtig –, dass wir uns von rechts abgrenzen, und das tun wir, so gut wir können.

(Weitere Zurufe – Starke Unruhe)

Lassen Sie mich ausreden! – Wir sind hier nicht im Bund; wir sind hier in Sachsen und wir sprechen über Sachsen. Es gibt mit Sicherheit auch in den anderen Fraktionen den einen oder anderen Kandidaten, der in anderen Bundesländern nicht sehr vorteilhaft für seine Partei gesprochen hat, aber darauf möchte ich jetzt gar nicht eingehen.

Fakt ist, wir versuchen uns von rechts abzugrenzen. Wir haben ein dreistufiges Aufnahmesystem. Wir sehen zu, dass auf unseren Demonstrationen, die wir organisieren, die Redebeiträge vorher durchgesehen werden.

(Anhaltende Zurufe und starke Unruhe)

Geht’s wieder? – Wenn Sie davon sprechen, Herr Kirmes, dass die Galgen auf Pegida nicht mitgeführt werden sollen, bin ich total bei Ihnen; wir haben mit Pegida wenig zu tun an der Stelle. Aber was ist den mit den Guillotinen und den Galgen,die von anderen Seiten getragen werden? Die werden in der Presse mit einer Minute gewürdigt, wenn überhaupt – es wird immer nur auf die eine Seite geschaut.

(Valentin Lippmann, GRÜNE: Ja, natürlich, die Presse ist schuld!)

Herr Gebhardt, Sie sagen immer, wir müssen uns von rechts abgrenzen – da bin ich total bei Ihnen, absolut. Aber was ist denn mit Ihrer Abgrenzung gegen die Linksextremisten, wo ist die denn? Die sehe ich nirgendwo.

(Beifall bei der AfD und des Abg. Svend-Gunnar Kirmes, CDU)

Sie haben ein Mitglied in Ihrer Fraktion – was leider Gottes heute nicht anwesend ist –, das den jungen Herren und Damen doch relativ zugeneigt ist. Darüber spricht kein Mensch, und doch ist es so.

(Rico Gebhardt, DIE LINKE: Sie quatschen schon wieder dummes Zeug!)

Das ist überhaupt kein dummes Zeug. – Die Frau Nagel schreibt: „Haut den Bullen die Schädeldecke ein!“ Das finde ich nicht sonderlich prickelnd.

(Zuruf von den LINKEN: So ein Unsinn!)

Das ist überhaupt kein Unsinn. Immer dann, wenn es Ihnen nicht passt, ist es permanent Unsinn, wunderbar, ganz hervorragend. Aber trotzdem: Wo ist Ihre Abgrenzung gegen Linksextremismus, Herr Gebhardt? Die kann ich nicht sehen.

(Frank Kupfer, CDU: Das möchte ich auch mal wissen!)

Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Ja, bitte.

Herr Pallas, bitte.

Danke, Frau Präsidentin! – Herr Wurlitzer, Sie haben eben einen sehr harten Vorwurf in Richtung der Kollegin Nagel geäußert. Die Frage ist: Können Sie es belegen?

Gehen Sie doch auf ihren Blog bei Facebook, das ist doch ganz unproblematisch.

(Sarah Buddeberg, DIE LINKE: Jule Nagel ist nicht bei Facebook! – Weitere Zurufe)

Oder gehen Sie bei Indymedia hinein.

Wo denn jetzt – ihr Blog oder Indymedia?

So, meine Damen und Herren, können wir das bitte sortieren: eine Anfrage – eine Antwort.

Da wir gerade bei der SPD sind: Herr Homann, Ihre Frau Friedel und Herr Brangs sind an dem Tag, als Pegida ihren ersten Jahrestag hatten, gemeinsam mit den Herren und Damen vom Schwarzen Block aus Leipzig demonstrieren gegangen. Das hat Sie aber gar nicht gestört. Das war für Sie ganz unproblematisch.

(Zuruf von der SPD: Aus Leipzig?)

(Zuruf von der SPD: Geografie!)

Aus Leipzig! Rhetorik, ganz einfach.

(Zuruf von der SPD: Grammatik!)

Eines wollte ich noch zu den GRÜNEN sagen: Selbstverständlich ist Pegida nicht unsere außerparlamentarische Organisation. Ich weiß gar nicht, woher Sie das haben. Das dürften Sie aus keiner einzigen Pressemitteilung von uns haben.

Gestatten Sie noch eine Zwischenfrage?

Ja, bitte.

Ich glaube, das Mikrofon ist noch an. Sie haben Glück.

Ich mache es kurz. Im Gegensatz zu Ihnen können wir Belege nennen.